Im sechsten Teil dieser Serie betrachten wir einen Kicker, der in den letzten sechs Jahren auf drei verschiedenen Kontinenten tätig war. Die Rede ist... Ungewöhnliche Karrieren (6) – Lee Nguyen

Im sechsten Teil dieser Serie betrachten wir einen Kicker, der in den letzten sechs Jahren auf drei verschiedenen Kontinenten tätig war. Die Rede ist von Lee Nguyen, einem 25-jährigen Mittelfeldspieler, der sowohl die US-amerikanische, als auch die vietnamesische Staatsbürgerschaft besitzt und momentan für New England Revolution in der MLS spielt. Lee Nguyen kehrte erst dieses Jahr von einer sechsjährigen Reise in die USA zurück.

Lee Nguyen kam als Sohn vietnamesischer Auswanderer am 07. Oktober 1986 in Texas auf die Welt und wuchs in Dallas auf, wo er in seiner Jugend für den Dallas Texans Soccer Club spielte. Er gewann zahlreiche Jugendturniere mit seiner Mannschaft und hatte einige Anfragen aus der MLS, entschied sich aber zunächst für die Fußballmannschaft der Indiana University Bloomington zu spielen, da er damit spekulierte, einen Universitätsabschluss neben seiner Fußballerkarriere zu machen. Seine Darbietungen für sein neues Team waren absolut überragend, der Mittelfeldspieler, der am liebsten am Flügel seinen Gegenspielern davonläuft, erzielte fünf Treffer und steuerte zwölf Assists bei.

Ein Turnier öffnet Türen nach Europa

2005 fand die U-20-Fußball-Weltmeisterschaft in den Niederlanden statt und Lee Nguyen war ein fixer Bestandteil des US-amerikanischen Teams. Seine Mannschaft absolvierte ein hervorragendes Turnier und setzte sich in der Gruppenphase überraschend gegen Argentinien (1:0), Deutschland (0:0) und Ägypten (1:0) als Gruppensieger durch. Leider setzte es im Achtelfinale eine 1:3-Niederlage gegen Italien, aber die starken Leistungen der Mannschaft und von Nguyen fielen einigen Top-Vereinen auf. Schließlich unterschrieb er bei PSV Eindhoven, weil Guus Hiddink ihn unbedingt haben und aufbauen wollte.

Niederlande, Dänemark und Vietnam

Bereits im Jahr 2006 debütierte der Flügelspieler für seinen neuen Verein, allerdings sollte es bei diesem einen Spiel bleiben, weil Hiddink den Verein verließ und Nachfolger Ronald Koeman auf andere Spieler setzte. Nguyen wechselte nach Dänemark zum Randers FC, für den er insgesamt 22 Mal auflief. Er bekam ein Angebot aus der Heimat seiner Eltern und beschloss sich auf das Abenteuer Vietnam einzulassen.

Star in Vietnam  

Für seinen neuen Klub Hoàng Anh Gia Lai erzielte er gleich in seinem ersten Spiel gegen Saigon United einen Hattrick, dank dem seine Mannschaft 3:2 gewann. Auch seine restliche Saison verlief mehr als ordentlich. Er erzielte neun Treffer in der Liga, vier Tore im Cup und zeichnete sich für 16 Assists verantwortlich. Da der Verein eine Kooperation mit Arsenal FC einging, durfte er im Sommer 2009 mit dem Premier-League-Verein trainieren.  Lee Nguyen wechselte innerhalb der vietnamesischen Liga zu Becamex Binh Duong, dem reichsten Klub des Landes, der deshalb auch „Chelsea of Vietnam“ genannt wird. Leider verletzte er sich bei seinem neuen Klub und konnte deshalb nicht die in ihn gesetzten hohen Erwartungen erfüllen. Lee war der mit Abstand bestbezahlte Spieler seines Landes und wenn er auf die Straße ging wurde er wie ein Popstar von Autogrammjägern belagert. Hiddink hat in Asien seit der Fußballweltmeisterschaft 2002 (vierter Platz mit Südkorea) einen hervorragenden Ruf und Nguyen genoss hohes Ansehen, da er unter ihm bei PSV trainieren durfte.

MLS holt ihn zurück

Obwohl Lee Nguyen in Vietnam mehr verdiente, nahm er ein Angebot der MLS an, die ihn gerne in ihre Liga zurückholen wollte. Nguyen wollte gerne wieder für das US-amerikanische Nationalteam spielen und er wusste, dass er als Spieler in der vietnamesischen Liga wohl kaum einberufen werden würde. Er unterschrieb bei der MLS einen Vertrag bis 2015, die Entscheidung für welchen Klub er spielen sollte fiel per Lotterie-Los. Er wurde den Vancouver Whitecaps zugelost, die ihn jedoch an New England Revolution abgaben. Sein jetziger Trainer Jay Heaps kennt seinen neuen Schützling schon aus der Zeit vor seinem Europa- und Asien-Abenteuer und schätzt seine Unberechenbarkeit in Eins-gegen-Eins-Situationen. Durch Körpertäuschungen schafft es Lee Nguyen seinen Gegenspieler aus dem Gleichgewicht zu bringen, sodass er dann an ihm vorbeiziehen kann. Nguyen spielt seit März 2012 für  New England Revolution und kam bisher in 22 Spielen zum Einsatz, in denen er vier Treffer erzielte. Zwei Tore und einen Assist erzielte er ausgerechnet gegen die Vancouver Whitecaps, den Verein, der ihn nicht haben wollte. Nach dieser Partie wurde er zum Spieler der Woche gewählt. Es scheint wohl nur eine Frage der Zeit zu sein, bis der dreifache Nationalspieler zum ersten Mal seit 2007 wieder ins Team einberufen wird.

Wir wünschen dem sympathischen Weltenbummler alles Gute für seine weitere Karriere.

Zwei Treffer und ein Assist = Spieler der Woche

Stefan Karger, www.abseits.at

Stefan Karger

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