Die Schweizer haben mit ihrer Jugendentwicklung und auch mit der allgemeinen Entwicklung des Fußballs die österreichischen „Erfolge“ mehr als überflügelt. Seit Jahren entwickelt sich... „Die Talente der ‚Nati‘ – Toptalente des Schweizer Fußballs“

Die Schweizer haben mit ihrer Jugendentwicklung und auch mit der allgemeinen Entwicklung des Fußballs die österreichischen „Erfolge“ mehr als überflügelt. Seit Jahren entwickelt sich der Fußball in unserem Nachbarland prächtig, sowohl auf Länderspielebene als auch auf dem internationalen Parkett der Champions League. Auch in der Saison 2011/2012 machen die Schweizer wieder einmal deutlich, dass wir ihnen gegenüber noch viel nachzuholen haben. Bei der U-21 Europameisterschaft im Juni zum Beispiel erreicht eine erfrischende und technisch exzellente Schweizer Jugendmannschaft den zweiten Platz. Ein knappes halbes Jahr später wirft der FC Basel, Schweizer Meister der Jahre 2008, 2010 und 2011, das hoch favorisierte United aus Manchester aus der Champions League. In einem hochdramatischen Spiel zeigten einige Talente, warum sie in diesem Bericht erwähnt werden sollten.

Xherdan Shaqiri

In den letzten Monaten wurde der Name Shaqiri immer wieder in den Medien erwähnt, er war in fast jeder namhaften Fußballzeitschrift zu lesen. Xherdan Shaqiri, seines Zeichens 20-jähriges Toptalent des FC Basel, wurde von quasi jeder Topadresse Europas gejagt. Shaqiri hat zwar noch einen Vertrag bis 2014, dürfte jedoch noch in dieser Woche beim FC Bayern München unterschreiben. Schon vor über einem Jahr wurde der Youngster mit dem FC Liverpool oder dem Hamburger SV in Verbindung gebracht, verrückt machen ließ er sich dadurch jedoch nie. Shaqiri ist nicht der Typ der abhebt, sondern ein bodenständiger Flügelspieler mit atemberaubender Technik. Der Shootingstar ist zwar gelernter Linksfuß, besitzt allerdings auch im rechten Fuß gewisse Stärken und kann dadurch auf beiden Flanken problemlos eingesetzt werden. Seinen ganz großen Auftritt hatte Shaqiri wohl gegen Manchester United, als er beim 2:1 seines FC Basels beide Tore vorbereitete. Apropos Manchester United, die „Red Devils“ waren ebenfalls schon an Shaqiri interessiert und dürften sich an jenem Abend, als sie vom FC Basel (oder besser FC Shaqiri?) aus der Champions League geschossen wurden, kräftig geärgert haben. Auch bei den U-21 Europameisterschaften im Juni 2011 hat Shaqiri groß aufgespielt und wurde sogar ins All-Star-Team der UEFA gewählt.

Stärken: Zu den Stärken von Shaqiri zählen definitiv seine exzellente Technik, seine Laufarbeit und sein starkes Flankenspiel. Zusätzlich kommt Shaqiri natürlich seine Beidfüßigkeit zu Gute. Der schnelle Shootingstar kann optional auch im offensiven Mittelfeld aufgeboten werden, seine wahre Stärke liegt aber mit Sicherheit auf den Flanken.

Schwächen: Bei Shaqiri ist es sehr schwer, Schwächen zu orten. Er selbst sieht seinen rechten Fuß als Schwäche, da er ihn „oft nur zum Stehen“ benutze. Natürlich muss ein junger Spieler wie Xherdan Shaqiri noch konstant werden und kann sich auf allen Ebenen noch verbessern.

Admir Mehmedi

Der aus Mazedonien stammende Stürmer Admir Mehmedi steht seit 6. Jänner 2011 beim ukrainischen Topklub FK Dynamo Kiew unter Vertrag. Mehmedi kam aus der Schweizer Liga, genauer vom FC Zürich, zu den Ukrainern. Der 20-jährige Rechtsfuß spielte seit 2007 im Profikader der Züricher, wobei er in 84 Spielen zu 19 Torerfolgen kam. Natürlich spielte auch Mehmedi bei den U-21 Europameisterschaften für die Auswahl der Eidgenossen, wobei er mit 3 Toren der Topscorer der Schweizer war. Vor allem im Halbfinale ragte er aus der Mannschaft heraus, als er in der 114. Minute das Tor zum 1:0 Endstand gegen Tschechien erzielte. Unter Ottmar Hitzfeld kam der junge Stürmer schon zu 7 Einsätzen im Dress des Nationalteams, allerdings gelang ihm noch kein Treffer.

Stärken: Eiskalt vor dem Tor und ein echter Instinktfußballer. Dies sind die größten Stärken von Admir Mehmedi. Hinzu kommt sicherlich seine Übersicht, seine Ballbehandlung oder allgemein seine Technik.

Schwächen: Der 20-Jährige hat zwei Schwächen, an welchen er noch arbeiten muss: Sein Kopfball- und sein Stellungsspiel.

Granit Xhaka

Der 19-jährige Granit Xhaka, Klubkollege von Shaqiri beim FC Basel, spielt im zentralen Mittelfeld. Sein Name ist Insidern schon lange bekannt, seit den U-17 Weltmeisterschaften 2009 in Nigeria ist er allerdings den meisten Fußballinteressierten ein Begriff. Neben dem Gewinn der U-17 Weltmeisterschaft hat der Jungstar ebenfalls schon ein U-21 Finale in den Beinen. Wie alle in diesem Bericht vorgestellten Spieler hatte auch Xhaka einen fixen Platz in der Aufstellung der eidgenössischen U-21. Natürlich gibt es auch um den 19-jährigen Linksfuß so einige Transfergerüchte: So soll neben dem HSV und der Borussia aus Mönchengladbach auch Manchester United ein Auge auf den Spielmacher geworfen haben. Allerdings konnte sich kein Verein mit dem FC Basel einigen, somit bleibt Xhaka, der laut transfermarkt.ch rund sechs Millionen Euro wert ist, den Baslern mindestens noch bis zum Sommer erhalten. Granit Xhaka debütierte ebenfalls schon in der A-Nationalmannschaft der Schweiz, bei sechs Einsätzen konnte er auch einen Torerfolg verbuchen.

Stärken: Alles was der 19-Jährige braucht, sind Bälle. Xhaka’s größte Stärken sind definitiv seine Zweikampfstärke und seine Übersicht. Auf dem Platz fordert er sofort den Ball, auch wenn er einen Gegenspieler direkt in seinem Rücken hat. Granit Xhaka besitzt außerdem die Gabe, das Kommando auf dem Platz zu übernehmen. Der Spielmacher übernimmt Verantwortung und stellt sich einem Gegner ohne Angst. Zusätzlich ist sicherlich noch seine Kopfballstärke zu nennen.

Schwächen: Verbesserungswürdig ist sicherlich sein Passspiel, oft wirkt der 1,85 m große Xhaka unkonzentriert bei Ballannahme und Abspiel.

Yann Sommer

Der 23-jährige Sommer verkörpert in der Saison 2011/2012 zum ersten Mal die Nummer Eins des FC Basel. Der Stammtorhüter der Mannschaft des U-21 Vizeeuropameisters spielt seit 2003 für den Schweizer Topklub, allerdings war es ein langer Weg vom Jugendteam, über die Leihstationen FC Vaduz und Grasshopper Club Zürich, zur A-Mannschaft der Basler. Nach seiner Rückkehr war Sommer eine Saison lang Ersatztorhüter beim Schweizer Topklub, im Juli letzten Jahres stieg er dann zum Stammtorhüter auf und bekam auch die Rückennummer 1. Bei den im vergangenen Juni stattgefundenen Europameisterschaften der U-21 konnte Sommer in fünf Spielen nur zweimal überwunden werden. Bis zum Finale gegen Spanien konnte Sommer seine weiße Weste wahren. Laut transfermarkt.ch besitzt Yann Sommer einen Marktwert von 2,5 Millionen Euro, wobei die Tendenz klar nach oben zeigt. Das einzige Problem für einen internationalen Durchbruch stellt zurzeit nur Diego Benaglio dar: Der 26-jährige Wolfsburger ist im Tor der „Nati“ gesetzt und hat für einen Torhüter sicher noch einige Jahre vor sich. Allerdings kann Yann Sommer auch diese Hürde überwältigen, wenn er an die letzten Leistungen anknüpfen kann.

Stärken: Sommer besitzt sehr gut ausgeprägte „klassische“ Torwartfähigkeiten, wie seine Sicherheit bei Flanken und Weitschüssen.

Schwächen: In punkto „Big Saves“ und Reaktionen wird er oft als noch verbesserungswürdig beschrieben, im Spiel gegen Manchester United hat er allerdings gezeigt, dass er auch auf der Linie top und reaktionsstark ist.

Timm Klose

Der 23-jährige Innenverteidiger wurde im Jahr 2009, als er noch in der Jugend des FC Basel spielte, vom FC Thun verpflichtet. Die Basler sahen in Klose nicht das Potential für die erste Mannschaft, der langjährige Basler und nun FC-Thun-Trainer Murat Yakin allerdings schon. In seiner ersten Saison mit Thun schaffte Klose den Aufstieg in die erste Liga, in seiner zweiten Saison war Thun das Team mit der zweitbesten Abwehr der Liga. Der damalige Stammspieler des FC Thun unterschrieb im Mai 2011 einen Dreijahresvertrag beim 1.FC Nürnberg. Auch bei den U-21 Europameisterschaften im Juni machte Klose mit starken Leistungen auf sich aufmerksam. Der Sprung vom FC Thun zum Stammspieler in der deutschen Bundesliga war allerdings kein leichter. Timm Klose durfte außerdem schon in zwei Spielen das Nationaltrikot der eidgenössischen A-Mannschaft tragen.

Stärken: Zu den Stärken des 23-Jährigen zählen sicherlich seine Übersicht und seine Zweikampfstärke. Zudem ist der Innenverteidiger sehr antrittsschnell und aufgrund seiner Größe von 1,93 m auch kopfballstark. Überdies bringt Klose das für einen Abwehrspieler extrem wichtige taktische Feingefühl mit.

Schwächen: Zu seinen Schwächen zählt definitiv die Konstanz. Klose ist zurzeit noch ein Spieler, der immer für einen Umfaller gut ist. In der Hinrunde der Bundesliga war der Innenverteidiger zum Beispiel gegen Freiburg oder gegen die Bayern maßgeblich an einigen Gegentreffern beteiligt. Spielt er aber sein Spiel souverän herunter und kann Schwächen dieser Art ausmerzen, steht einer großen Karriere nichts im Wege.

Fabian Frei

Fabian Frei verkörpert mit Shaqiri, Sommer, Xhaka oder Dragovic die neue Generation des FC Basel. Der 23-jährige Mittelfeldspieler wurde 2009 für 2 Jahre zum FC St.Gallen verliehen und spielt seit 2011 wieder beim FCB. Der Rechtsfuß zeigte diese Saison konstant gute Leistungen für die Basler und war ebenfalls Stammspieler in der erfolgreichen U-21-Auswahl. Zudem durfte Frei bereits dreimal das Teamtrikot der Schweizer A-Nationalmannschaft tragen. Aktuell wird der Mittelfeldspieler, welcher variabel links und rechts eingesetzt werden kann, mit Schalke und Borussia Mönchengladbach in Verbindung gebracht. Vor allem beim Team von Lucien Favre soll der Schweizer ganz oben auf der Wunschliste stehen.

Stärken: Fabian Freis Stärken sind seine Konstanz und seine variable Einsatzfähigkeit. Der 23-Jährige bringt (fast) immer seine Leistung, ist zudem sehr passsicher und kann auch gute Flanken schlagen. Im Defensivverhalten ist Frei ebenso stark wie in der Laufarbeit. Seine Einsatzfähigkeit erstreckt sich vom linken Mittelfeld über das offensive bis hin zum rechten Mittelfeld.

Schwächen: Seine Schwäche ist ganz einfach, dass er keine explizite Stärke hat. Fabian Frei hat alles, was es zu einem guten Fußballspieler braucht, allerdings fehlt ihm das gewisse Etwas. Seine Attribute sind alle durchschnittlich, jedoch fehlt ihm eine überdurchschnittliche Eigenschaft.

Fazit

Die Schweizer haben mit Sicherheit eine große fußballerische Zukunft vor sich. Wenn sie es schaffen, die Talente weiterzuentwickeln und die Jugendarbeit weiterhin so gut funktioniert, werden sie in einigen Jahren sicher zum erweiterten Kreis der Weltspitze gehören. Ein Xherdan Shaqiri zum Beispiel wird, so wie es aussieht, diese Woche noch beim FC Bayern München unterschreiben und auch die anderen Talente werden früher oder später in eine der Topligen Europas wechseln. Zudem muss man erwähnen, dass die hier genannten sechs Talente noch längst nicht alle sind. Spieler wie Nassim Ben Khalifa, Ricardo Rodriguez oder Philipp Koch könnten genauso in diesem Artikel stehen. Die Schweiz verfügt also über genügend Talente, nun müssen sie nur noch richtig eingesetzt und ihr Talent richtig umgesetzt werden.

Michael Prügl, www.abseits.at

Michael Prügl

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