Miodrag Belodedici ist weltweit der einzige Spieler, der mit zwei osteuropäischen Vereinen den Europapokal der Landesmeister gewinnen konnte. Zwischen diesen Erfolgen musste er um seine Freiheit zittern, da er vom ehemaligen rumänischen Diktator Nicolae Ceaușescu zu zehn Jahren Haft verurteilt wurde.
Kennst du die Auftragskarten des Gesellschaftsspiels „Risiko“? „Befreie 18 Länder deiner Wahl und besetze jedes Land mit mindestens zwei Armeen“. Wenn Miodrag Belodedici bei seiner Geburt eine Auftragskarte bekommen hätte, dann wäre auf ihr wohl folgendes gestanden: „Gewinne zwei Mal den Europapokal der Landesmeister und fange dir zwischen den beiden Titeln eine zehnjährige Haftstrafe ein.“ Hört sich unmöglich an, aber der rumänische Libero hat es tatsächlich geschafft.
DER BEGINN EINER EINZIGARTIGEN KARRIERE
Miodrag Belodedici wurde 1964 in Rumänien nahe der serbischen Grenze geboren und war seit seiner frühesten Kindheit ein großer Fan von Roter Stern Belgrad. Belodedici machte seine ersten Schritte bei Minerul Moldova Nouă und wurde als 14-jähriger von Luceafărul Bukarest verpflichtet, einem Verein der vom rumänischen Fußballverband geführt wurde. Luceafărul Bukarest versammelte die besten Nachwuchsspieler des Landes bei sich und gab ihnen eine solide Ausbildung. Die aussichtsreichsten Spieler wurden anschließend von Steaua Bukarest verpflichtet. Auch Belodedici ging zu dem 23-fachen rumänischen Meister und gewann zwischen 1982 und 1988 sechs Mal die rumänische Meisterschaft. In der Saison 1985/86 gewann Belodedici das erste Mal den Europapokal der Landesmeister. Am 07.Mai 1986 bezwang Steaua Bukarest den FC Barcelona im Elfmeterschießen, nachdem es zuvor in 120 Minuten keinen einzigen Treffer gab. Steaua-Torhüter Helmuth Duckadam hielt im Elfmeterschießen alle vier Versuche der Katalanen und avancierte so zum großen Helden von Sevilla.
STEAUA BUKARESTS ROLLE UNTER CEAUCESCU
Bis heute streiten sich rumänische Experten darüber, ob und wie viele rumänische Meisterschaftsspiele in diesem Zeitraum von der Ceaușescu-Familie gekauft wurden. Unbestritten ist jedoch, dass die besten Spieler des Landes zu Steaua Bukarest gelotst wurden, indem man ihnen ranghohe Posten nach der aktiven Karriere im Staatsdienst versprach. Miodrag Belodedici wusste, dass das kommunistische Regime den Spielern einen Wechsel in das Ausland verbot. Der technisch starke Libero suchte trotzdem mehrmals vergeblich um eine Ausnahmegenehmigung an. Die meisten rumänischen Fans mussten ebenfalls auf das Spiel in Sevilla verzichten, denn nur 200 ausgewählte Anhänger durften die Mannschaft begleiten. Obwohl diese Fans auf Schritt und Tritt von der Securitate, dem rumänischen Geheimdienst, bewacht wurden, kehrten bloß 150 nach Rumänien zurück, da dem Rest der Fans die Flucht gelang. Auch Belodedici beschloss das Land zu verlassen und flüchtete nach Jugoslawien.
ALLES, NUR NICHT PARTIZAN
Belodedici entschied sich für Jugoslawien und gegen Italien, da er unbedingt für seinen Lieblingsklub Roter Stern Belgrad auflaufen wollte. Während er in seiner Heimat in Abwesenheit wegen Verrats zu zehn Jahren Haft verurteilt wurde, setzte er sich mit Roter Stern Belgrad in Verbindung. Diese verloren jedoch gerade das Derby gegen Partizan Belgrad und kein einziger Verantwortlicher nahm sich Zeit für seine Anfrage. Ein serbischer Freund Belodedicis hatte gute Kontakte zu Partizan Belgrad, doch für den Lokalrivalen wollte der Rumäne auf keinen Fall spielen. Er blieb stur und irgendwann erkannten die Funktionäre von Roter Stern Belgrad endlich, dass ein Weltklassespieler vor ihren Türen stand. Belodedici erzählte in einem Interview, dass er sechs Mal seine Geschichte erzählen musste, bis der Roter-Stern-Belgrad-Präsident ihm glaubte, dass er einer der Europapokalgewinner von Steaua Bukarest sei.
BELODEDICI SCHREIBT GESCHICHTE
Nachdem er seinen neuen Vertrag unterschrieb sperrte ihn die UEFA für ein Jahr, da er den Vertrag bei Steaua Bukarest nicht erfüllte. Bei dieser Entscheidung kann man sich nur auf den Kopf greifen, denn Spieler, die vor einem menschenverachtenden Regime flüchten, sollte man beschützen, nicht bestrafen. Nach der Sperre wurde Belodedici mit Roter Stern Belgrad drei Mal jugoslawischer Meister und gewann 1991 zum zweiten Mal den Europapokal der Landesmeister. Die Entscheidung fiel abermals im Elfmeterschießen, in dem Olympique Marseille mit 5:3 bezwungen wurde. Die Torschützenkönige des Bewerbs hießen übrigens Jean-Pierre Papin und Peter Pacult mit jeweils sechs Treffern.
Schon vor diesem sportlichen Meilenstein wurde Ceaușescu hingerichtet und Belodedicis Haftstrafe aufgehoben. Im Jahr 1992 verließ der rumänische Libero seinen Lieblingsverein Richtung Spanien, da der Balkankrieg ausbrach und er erneut flüchten musste. Erst am Ende seiner Karriere spielte er wieder in seinem Heimatland Fußball und gewann seinen letzten Titel als Spieler im Jahr 2001, als er mit Steaua Bukarest die rumänische Meisterschaft für sich entschied. Heute arbeitet Belodedici für den rumänischen Fußballverband, wo er sich um den Nachwuchs kümmert. Seine Schützlinge werden sicherlich die eine oder andere Anekdote aus seiner äußerst ungewöhnlichen Karriere zu hören bekommen.
Stefan Karger, abseits.at
Das könnte dich auch noch interessieren:
Stefan Karger
- Besondere Tore
- Die bunte Welt des Fußballs
- Europameisterschaft
- Internationale Stars
- Argentinien
- Australien
- Belgien
- Brasilien
- Chile
- Dänemark
- Deutschland
- Andreas Brehme
- Andreas Möller
- Berti Vogts
- Christoph Daum
- Franz Beckenbauer
- Fritz Walter
- Gerd Müller
- Günther Netzer
- Helmut Rahn
- Jürgen Klinsmann
- Jürgen Klopp
- Karl-Heinz Rummenigge
- Lothar Matthäus
- Lukas Podolski
- Manuel Neuer
- Miroslav Klose
- Oliver Bierhoff
- Oliver Kahn
- Philipp Lahm
- Rudi Völler
- Sepp Maier
- Thomas Häßler
- Thomas Müller
- Thomas Tuchel
- Toni Schumacher
- Toni Turek
- Udo Lattek
- Uli Hoeneß
- Uwe Seeler
- Elfenbeinküste
- England
- Finnland
- Frankreich
- Irland
- Italien
- Alessandro Del Piero
- Alessandro Nesta
- Andrea Pirlo
- Christian Vieri
- Claudio Gentile
- Dino Zoff
- Fabio Cannavaro
- Francesco Totti
- Franco Baresi
- Gaetano Scirea
- Giacinto Facchetti
- Gianluca Vialli
- Gianluigi Buffon
- Giuseppe Bergomi
- Giuseppe Meazza
- Luigi Riva
- Marco Tardelli
- Mario Balotelli
- Paolo Maldini
- Paolo Rossi
- Roberto Baggio
- Sandro Mazzola
- Kamerun
- Kolumbien
- Liberia
- Mexiko
- Niederlande
- Nigeria
- Nordirland
- Norwegen
- Portugal
- Schottland
- Schweden
- Schweiz
- Spanien
- Ungarn
- Uruguay
- USA
- Wales
- Österreich
- Legendäre Legionäre
- Alexander Zickler
- Antonin Panenka
- Axel Lawaree
- Branko Boskovic
- Carsten Jancker
- Dejan Savicevic
- Geir Frigard
- Hamdi Salihi
- Hansi Müller
- Jan Åge Fjørtoft
- Jocelyn Blanchard
- Joey Didulica
- Jonathan Soriano
- Kevin Kampl
- Lajos Détári
- Maciej Sliwowski
- Marek Kincl
- Mario Kempes
- Mario Tokic
- Milenko Acimovic
- Nestor Gorosito
- Nikica Jelavic
- Nikola Jurčević
- Olaf Marschall
- Oliver Bierhoff
- Patrik Jezek
- Radoslaw Gilewicz
- Rene Wagner
- Roger Ljung
- Sadio Mané
- Samir Muratovic
- Sigurd Rushfeldt
- Somen Tchoyi
- Steffen Hofmann
- Szabolcs Sáfár
- Tibor Nyilasi
- Trifon Ivanov
- Valdas Ivanauskas
- Vladimir Janocko
- Zlatko Kranjcar
- Nationale Stars
- Aleksandar Dragovic
- Andi Ogris
- Andreas Herzog
- Andreas Ivanschitz
- Bruno Pezzey
- Christian Fuchs
- David Alaba
- Deni Alar
- Didi Kühbauer
- Ernst Happel
- Ernst Ocwirk
- Felix Gasselich
- Franz Wohlfahrt
- Friedl Koncilia
- Gustl Starek
- Hans Krankl
- Herbert Prohaska
- Heribert Weber
- Ivica Vastic
- Julian Baumgartlinger
- Kevin Wimmer
- Kurt Jara
- Marc Janko
- Marcel Sabitzer
- Mario Haas
- Marko Arnautovic
- Martin Harnik
- Martin Hinteregger
- Matthias Sindelar
- Michael Konsel
- Otto Konrad
- Peter Stöger
- Sebastian Prödl
- Toni Polster
- Ümit Korkmaz
- Veli Kavlak
- Walter Schachner
- Walter Zeman
- Zlatko Junuzovic
- Nationalmannschaft
- Österreichische Vereine
- Legendäre Legionäre
- Weltmeisterschaft
Keine Kommentare bisher.
Sei der/die Erste mit einem Kommentar.