Andere Länder, gleiche Sorgen – Englands U20-Nationalmannschaft ohne Torerfolg in den Gruppenspielen
Weitere Länder 6.August.2011 Daniel Mandl 0
Der österreichische U20-Teamchef Andreas Heraf beschwerte sich vor Beginn der Weltmeisterschaft darüber, dass einige Vereine ihre jungen Talente nicht für die Weltmeisterschaft abstellen wollten. Seinem englischen Kollegen Brian Eastick ging es jedoch noch wesentlich schlechter, denn er musste gleich auf 36 Spieler verzichten. Beide Mannschaften erzielten keinen einzigen Treffer in der Gruppenphase.
Welchen Stellenwert die U20-Weltmeisterschaft in England einnimmt, kann man an der medialen Berichterstattung erkennen. Der englische Fußball-Guru Jonathan Wilson nahm die Reise nach Kolumbien zwar auf sich und berichtet vor Ort für den Guardian, die meisten anderen Medien vernachlässigen die Berichterstattung jedoch komplett und man findet die Ergebnisse des englischen U20-Nationalteams lediglich als Randnotiz in den Zeitungen.
REKORDE, AUF DIE MAN GERNE VERZICHTEN KANN
Die englische U20-Nationalmannschaft stellte einen Rekord auf, auf den sie gerne wahrscheinlich gerne verzichtet hätte. Bisher “gelang“ es noch keiner Mannschaft in allen drei Eröffnungspartien ein torloses Unentschieden zu fabrizieren. Dazu kommt, dass das englische U20-Nationalteam seit 13 Spielen auf einen Sieg bei einer Weltmeisterschaft wartet. Damit haben die jungen englischen Spieler den bisherigen Rekord von Mexiko eingestellt und wenn sie das nächste Spiel nicht gewinnen, dann sind sie alleiniger Rekordhalter.
KEIN TOR IN EINER SCHWIERIGEN GRUPPE
Während das österreichische Nationalteam mit Panama und Ägypten zwei Gegner zugelost bekam, die zumindest laut Papierform schlagbar gewesen wären, landeten die Engländer in einer unangenehmen Gruppe. Mit Nordkorea gab es nur einen krassen Außenseiter, da die beiden anderen Nationen Argentinien und Mexiko als Mitfavoriten auf den Turniersieg gelten. Beide Mannschaften sind die Bedingungen in Kolumbien gewohnt und nehmen das Turnier sehr ernst. Diesen Sommer gewann die mexikanische U17-Nationalmannschaft den Weltmeistertitel ohne einen einzigen Punkt abzugeben. Die Kollegen aus der U20-Auswahl kündigten im Vorfeld des Turniers an, diesen Erfolg wiederholen zu wollen.
MAGERES UNENTSCHIEDEN GEGEN NORDKOREA
Gleich in der ersten Partie patzten die “Three Lions“ gegen Nordkorea, da sie es nicht schafften eine deutliche optische Überlegenheit in Tore umzuwandeln. Der Star des englischen Teams Matt Phillips (Blackpool) zog im Mittelfeld die Fäden und schaffte es einige Male Mittelstürmer Saido Berahino (West Bromwich Albion) einzusetzen, der jedoch seine Chancen nicht nutzen konnte. Der 18-jährige Berahino hat in seiner Vereinskarriere noch keine Minute für eine Kampfmannschaft absolviert und wirkte alles andere als abgebrüht. Im Laufe des Spiels wurden die englischen Beine immer müder und die Favoriten schafften es nicht mehr große Chancen gegen die robusten Nordkoreaner herauszuspielen.
STEIGERUNGEN IN DEN NÄCHSTEN BEIDEN SPIELEN
In den nächsten beiden Spielen wurden die Engländer von Argentinien und Mexiko in die eigene Hälfte gedrückt und schafften es nur mit großem Einsatz und Kampf einen Torerfolg des Gegners zu verhindern. Im Gegensatz zu der Partie gegen Nordkorea müssen diese beiden Unentschieden als kleine Siege betrachtet werden, denn die Engländer gingen in beiden Spielen als Außenseiter in die Partien. Auch Teamchef Brian Eastick, der in allen drei Partien an seinem 4-4-1-1-System festhielt, bewertete die letzten beiden Punkteteilungen als große Erfolge, da sein Team auf Grund der zahlreichen Absagen komplett neu zusammengewürfelt wurde und die Vorbereitungszeit knapp war.
WAS NEHMEN DIE SPIELER AUS DIESEM TURNIER MIT?
Brian Eastick bedauert trotz der vielen Absagen nicht sich, sondern die jeweiligen jungen Talente, die bei ihren Vereinen bleiben mussten. Er meint, dass die jungen Spieler bei diesem Turnier wichtige Erfahrungen sammeln könnten, die sie später auch in ihren Vereinen einbringen würden. Eastick findet es unverständlich, dass Spieler nicht abgestellt werden, die bei ihren Vereinen keine tragende Rolle spielen, beziehungsweise sogar nur in der Amateurmannschaft auflaufen. Die Wiener Austria gab Emir Dilaver frei, obwohl sie gerade auf seiner Position mit Julian Baumgartlinger eine der wichtigsten Stützen der Mannschaft verlor. Dieses Verhalten ist sicherlich lobenswert, allerdings muss man sich nach dieser Weltmeisterschaft die ehrliche Frage stellen, ob der defensive Mittelfeldspieler viel von diesem Turnier mitnehmen kann? Während sein Verein einen Aufstiegskrimi gegen Olimpija Ljubljana für sich entschied, kam er in Kolumbien in zwei von drei Spielen auf einer Position zum Einsatz, die er bei seinem Verein voraussichtlich nie spielen wird. Trainer Andreas Heraf stellte in jedem Spiel sein System planlos um und ließ Spieler auf Positionen zum Zug kommen, die sie im Verein nie einnehmen werden. Wenn man von den Vereinen verlangt, dass sie auch in Zukunft ihre Spieler abstellen, dann sollte man zumindest einen Trainer bereitstellen, der diesen Spielern weiterhelfen kann. Andreas Heraf hat bei dieser Weltmeisterschaft spektakulär versagt, sowohl was die Einschätzung der eigenen, als auch der gegnerischen Mannschaften betrifft.
Stefan Karger, www.abseits.at
Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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