Es gibt sicher tausende Robert Fischers auf dieser Welt und einige von ihnen sind durchaus populär: Da gibt es den Schachweltmeister Robert „Bobby“ Fischer... Anekdote zum Sonntag (70) – Frischer Fisch auf Fischers Tisch

_Fußball in PortugalEs gibt sicher tausende Robert Fischers auf dieser Welt und einige von ihnen sind durchaus populär: Da gibt es den Schachweltmeister Robert „Bobby“ Fischer oder den Schweizer Schriftsteller Robert A. Fischer. In Österreich wurde ein Robert Fischer geboren, der sich später im Ausland oft „Bob“ nannte. Fischer spielte Fußball bei dem Vorläuferverein der Wiener Austria und bei deren späterem Stadtrivalen Rapid. Danach ging er auf Wanderschaft und trug sein erworbenes Wissen in die Welt hinaus. Er war einer vielen österreichischen Fußballpioniere, die noch vor dem großen Fußballboom Entwicklungshilfe leisteten.

1925 suchte Fischer das westlichste Land Europas auf: Portugal, der amtierende Europameister, das Heimatland von CR7 und „The Special One“ (mit dem diese Anekdote indirekt zu tun hat) war damals noch nicht von fátima, família e futebol bestimmt. Es gehörte vielmehr zu den Spätstartern in Sachen Ballsport. Erst 1914 wurde der erste Nationalverband gegründet, rund zehn Jahre später trat man offiziell der FIFA bei. 1935 gründeten die Portugiesen eine offizielle Staatsliga. Fischer, der Fachmann aus Wien war über Umwege nach Setúbal vermittelt worden, wo erst seit wenigen Jahren ein Klub bestand: Vitória Setúbal, gegründet im November 1910.

Fischer machte sich an der portugiesischen Küste rasch sehr beliebt: Er holte schon in der ersten Saison die Meisterschaft. Das Leben südlich von Lissabon war schön. Die Gegend malerisch, die Menschen freundlich. Dank einer ausgeprägten Fischindustrie verfügte Vitória über zahlungskräftige Sponsoren. Selbst die Heimstätte des Klubs „Estádio do Bonfim“ – das Stadion des guten Endes – wurde von ihnen finanziert. Der sportliche Erfolg machte die Mäzene glücklich und so beschenkten sie den Wiener Übungsleiter mit stapelweise Sardinendosen aus den hiesigen Fabriken. Das war ihre Art Dankbarkeit zu zeigen. In Fischers Haus stapelten sich die eingelegten Fische mittlerweile. Der Trainer labte sich solange an den kleinen Fischen bis er genug davon hatte. Er verschickte kiloweise Ölheringe in die Heimat und drückte auch jedem Besucher einige Schachteln in die Hand. Ihm war es als tropfe ihm das Öl schon aus sämtlichen Poren und bereits der Gedanken an salzigen, fetten Geschmack rief bei ihm Übelkeit hervor. Trotzdem erreichte sein Lagerbestand unheimliche Dimensionen: „Letztendlich fand ich mich an der Spitze eines Vorratslagers wieder, das mir erlaubt hätte einen Laden aufzumachen oder einen Frachter zu chartern.“ Wie er die Fischdosen wieder loswurde, hat Bob Fischer nie erzählt. Er sinnierte nur manchmal darüber, dass er bei so einem Naturalienhandel gerne in Frankreich oder Irland gelebt hätte, um als Präsente kistenweise Champagner beziehungsweise Guinness zu genießen.

Tatsächlich verließ Fischer bald Portugal um nach Belgien und anschließend nach Frankreich weiter zuziehen. Dort holte er 1931 mit dem Club Français Paris den Coupe de France. Er war der erste Österreicher, dem es gelingen sollte als Spieler oder Trainer den renommierten Titel zu gewinnen. Ihm sollten acht weitere Landsmänner folgen. Fischer arbeitete danach bei Racing Club Strasbourg, über sein weiteres Leben ist wenig bekannt. Heute ist der Trainer mitsamt seiner Verdienste leider vergessen. Schade, wenn man sieht welche beachtlichen Erfolge er einst feierte. Und was hat die Geschichte mit José Mourinho zu tun? Dessen Familie mütterlicherseits gehörte zu jenen Fabrikanten die Bob Fischer einst mit Sardinen eindeckten. Der jetzige Manchester-United-Trainer ist bis heute mit seinem Stammklub verbunden, dem er immer noch die Daumen drückt.

Marie Samstag, abseits.at

Marie Samstag

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