Anstoßzeitenanalyse zur Schweizer Super League 2015/16
Weitere Länder 1.Juni.2016 Christoph Trompeter 0
Viele Fans regen sich über die Anstoßzeiten ihres Lieblingsteams auf, ohne wirklich einen Vergleich zu allen anderen Klubs zu haben. Diese Serie untersucht die Anstoßzeiten in verschiedenen europäischen Ligen. Nach Deutschland, Österreich, Spanien, Italien und Frankreich wird mit der Schweiz das letzte verbliebene deutschsprachige Land betrachtet.
Der Regelspieltag in der Schweizer Super League sieht folgendermaßen aus:
- Samstag: je ein Spiel um 17:45 und um 20:00
- Sonntag: zwei Spiele um 13:45 und ein Spiel um 16:00, das live im Free-TV auf SRF2 gezeigt wird
Es gab fünf englische Wochen, die keine Berücksichtigung fanden. Außerdem waren am vor- und drittletzten Spieltag alle Spiele zeitgleich um 16 Uhr, sodass diese ebenfalls keine Beachtung bekamen. Zum besseren Verständnis kann man die Klubs in drei Bereiche einteilen.
Hohes Zuschaueraufkommen (+16.000): Basel und Young Boys
Mittleres Zuschauereinkommen (zwischen 8000 und 13.000): St. Gallen, Luzern, FC Zürich und Sion
Niedriges Zuschaueraufkommen (-6500): Grasshoppers, Thun, Lugano und Vaduz
Dazu sei noch angemerkt, dass die Grasshoppers immer noch der Rekordmeister sind und viele Fans nicht ins Stadion gehen, weil die Grasshoppers seit dem Abriss des Hardturms ohne Heimat sind und viele den Letzigrund ablehnen. Zudem kommt noch hinzu, dass der Letzigrund eigentlich ein Leichtathletikstadion mit Laufbahn ist und es somit nicht gerade attraktiv erscheint, ins Stadion zu gehen. Der letztgenannte Punkt ist auch der Grund für den relativ niedrigen Zuschauerschnitt des FC Zürich. Man kann also nicht nur vom Zuschauerschnitt auf die Beliebtheit der Klubs und damit der Ansetzungsthematik schließen. Des Weiteren muss noch der große Unterschied zwischen Basel und den Young Boys hervorgehoben werden, denn der ist beträchtlich. Basel hatte im Schnitt 28.597, die Young Boys dagegen „nur“ 16.938 Zuschauer.
Beim Betrachten der Samstagstermine muss bedacht werden, dass Basel und Sion in der Europa League waren. Basel kam bis ins Achtel- und Sion bis ins Sechzehntelfinale, sodass sie für zehn bzw. acht Samstagstermine gar nicht infrage kamen. Es ist ganz klar zu erkennen, dass die Klubs mit höherem Zuschauerschnitt viel öfter zur späten Anstoßzeit spielten und die mit geringem Fananhang in der Wertung der frühen Partien vorne liegen. Dies ist auch folgerichtig, denn später schauen natürlich mehr Leute im Fernsehen zu und außerdem geht man damit fast dem Topspiel der Premier League und Bundesliga, die in der Schweiz viel Beachtung findet, aus dem Weg. Lediglich mit den unattraktiven Spielen der Ligue 1 kommt es zu einer kompletten und mit dem Topspiel der Serie A zu einer Überschneidung von 30 Minuten. Diese beiden Ligen müssen aufgrund der französisch- und italienischsprachigen Teile der Schweiz immer bedacht werden. Weiterhin ist meist eines der Topteams der Ligue 1 am Samstag um 17 Uhr im Einsatz, sodass man nicht einen großen Klub durch die 17:45-Uhr-Anstoßzeit damit kollidieren lassen will.
Da das Spiel am Sonntag um 16 Uhr im Free-TV auf SRF2 gezeigt wird, liegen erwartungsgemäß die Großklubs vorne, allen voran natürlich Basel und die Young Boys. Die drei Klubs mit dem niedrigsten Zuschauerschnitt, Vaduz, Lugano und Thun, sind folgerichtig auf den letzten Plätzen. Generell finden parallel oder rundherum zum 16-Uhr-Termin in den für die Schweizer wichtigen Ligen eher unattraktive Spiele statt. Die Anstoßzeit ist also gut gewählt. Um 13:45 Uhr, der einzigen Anstoßzeit mit zwei parallelen Spielen, sind die kleinen Klubs am häufigsten gefordert. Dies ist aufgrund der Parallelität und der für Fußballfans eher unbeliebten frühen Anstoßzeit nicht verwunderlich. Auch um diese Anstoßzeit herum hat man in Serie A, Ligue 1 und Premier League nicht absolute Topspiele als Konkurrenz und auch nicht eine vollständige Überschneidung.
Abschließend betrachtet sind die Uhrzeiten in der Schweiz, zumindest für die Fernsehzuschauer, in Bedacht der für viele Schweizer wichtigen Ligen, Bundesliga, Serie A und Ligue 1, gut gewählt. Auch mit der Primera División und Premier League gibt es nicht allzu große Parallelitäten und wenn dann meistens nur mit eher unattraktivem Partien. Die Fans, die ins Stadion gehen, würden natürlich frühere Spiele an Samstagen bevorzugen, aber da geht die Liga wohl lieber der deutschen Bundesliga, die wie gesagt, sehr wichtig ist, aus dem Weg.
Christoph Trompeter
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