Dass der Titelkampf in der französischen Ligue 1 eine enge Angelegenheit ist, ist eine ungewöhnliche Sache, seit Paris Saint-Germain die unzweifelhafte Vorherrschaft in der... Beinharte Ausgangslage: Drei Teams kämpfen um französischen Titel

Dass der Titelkampf in der französischen Ligue 1 eine enge Angelegenheit ist, ist eine ungewöhnliche Sache, seit Paris Saint-Germain die unzweifelhafte Vorherrschaft in der Liga übernommen hat. Doch heuer können gleich drei Teams Meister werden!

Bis zum vergangenen Wochenende wären es sogar noch vier Teams gewesen: Olympique Lyon verabschiedete sich nach einer 2:3-Heimniederlage gegen Tabellenführer Lille aus dem Titelrennen. Lyon führte dabei bis kurz vor der Pause bereits mit 2:0, aber die Leistungsträger des Tabellenführers schlugen noch einmal zu. Burak Yilmaz erzielte kurz vor der Pause noch das 1:2, der Kanadier Jonathan David glich nach einer Stunde aus. Fünf Minuten vor Schluss war es nochmal Burak Yilmaz, der einen „Big Win“ für Lille fixierte. Lyon liegt nun vier Runden vor Schluss sechs Punkte hinter dem Ersten.

Gute Mischung in Lille

Lille ist allgemein die ganz große Überraschung der laufenden Ligue 1 Saison. Die Mannschaft von Christophe Galtier hat eine gute Mischung, spielt eine absolute Top-Saison, verlor erst drei Ligaspiele. Vorne sorgen Yilmaz und David für die Tore, aber auch in der Breite ist man offensiv gut besetzt, etwa mit Yusuf Yazici und Jonathan Bamba. Das Vierermittelfeld mit Ikoné und Renato Sanches außen, sowie Soumaré und André in der Zentrale ist bestens eingespielt. Hinten hält unter anderem der 37-jährige Routinier José Fonte die Ordnung zusammen. Zudem verfügt man mit dem aus Französisch-Guayana stammenden Keeper Mike Maignan über einen der Shooting Stars der laufenden Saison.

Dank einer absoluten Top-Elf, in der dennoch das Team der Star ist, kann Lille heuer sogar den ganz Großen trotzen. Die Chance auf den dritten Meistertitel der Vereinsgeschichte, dem ersten seit zehn Jahren, ist groß. Lille liegt vier Runden vor Schluss einen Punkt vor PSG, zwei vor Monaco. Zumindest gegenüber Monaco ist auch die Tordifferenz noch positiv.

1.

Lille OSC

34

+35

73

2.

Paris Saint-Germain

34

+51

72

3.

AS Monaco

34

+33

71

4.

Olympique Lyon

34

+32

67

PSG schwächelnd und mit acht Niederlagen

Paris Saint-Germain, das weiterhin um den Champions League Titel spielt, ist indes in der Ligue 1 untypisch wechselhaft. Das Team verlor mittlerweile acht Partien, ist wohl nur noch deshalb im Titelkampf, weil man nach dem Motto „Hopp oder Drop“ nur dreimal Unentschieden spielte. Kylian Mbappé führt mit 25 Saisontoren die Schützenliste an, aber richtig überzeugend war PSG als Ganzes dennoch nicht.

Acht Wochen lang kein Monaco-Gegentor

Auch Monaco liegt nur zwei Punkte hinter Tabellenführer Lille. Die Mannschaft von Niko Kovac bestach speziell in den letzten Wochen vor allem durch ihre defensive Stabilität: Die Monegassen kassierten seit 3. März kein Gegentor! Das entspricht neun Spielen ohne Treffer des jeweiligen Gegners bzw. knapp 850 Minuten. Das letzte Mal musste Torhüter Benjamin Lecomte bei der 0:1-Niederlage in Strasbourg in Runde 28 hinter sich greifen. Auch im Cup blieb man in diesem Zeitraum dreimal ohne Gegentreffer.

Lille hat’s in der eigenen Hand

Lille hat es jedenfalls in der eigenen Hand. Mit vier Siegen aus den letzten vier Spielen, ist der Underdog Meister. Und das wirkt durchaus machbar: Am Samstag geht es zu Hause gegen den Neunten Nizza, eine Woche später auswärts zum schwierigen Spiel gegen den in toller Form aufspielenden Fünften Lens. Diese beiden Spiele werden wohl zum Schlüssel für die Galtier-Elf, denn im Finish sollten sechs Punkte aus den letzten zwei Spielen machbar sein: Es geht zu Hause gegen Rekordmeister Saint-Étienne und auswärts nach Angers, also zu zwei Klubs aus dem unbedeutenden Tabellenmittelfeld.

Ähnliches Programm für PSG, harte Brocken für Monaco

PSG hat ein sehr ähnliches Programm, hat die beiden härtesten Brocken auch an den kommenden zwei Wochenenden. Zuerst erwartet man den Fünften Lens im Prinzenpark, danach geht’s auswärts zum unangenehmen Siebten Rennes. In den letzten beiden Runden warten ebenfalls „Mittelfeld-Klubs“: Es geht zu Hause gegen Reims und auswärts nach Brest.

Monaco hat das vermeintlich schwierigste Restprogramm, muss zudem auf Umfaller der Konkurrenz hoffen. Am Sonntag steigt das Heimspiel gegen Olympique Lyon, das Monaco noch vom dritten Platz holen will. Das darauffolgende Auswärtsspiel bei Reims ist auf dem Papier das einfachste aus dem Restprogramm. In den letzten beiden Runden geht es zu Hause gegen Rennes und auswärts nach Lens.

Erst zweiter „Fremdtitel“ seit PSG-Investments?

Der französische Titelkampf, der in der jüngeren Vergangenheit aufgrund des Durchmarschs von PSG praktisch inexistent war, entwickelt sich also in den letzten vier Runden zum Nervenkrieg. Am 23. Mai wird feststehen, wer sich die Meisterschaft holt. Ist es nicht PSG, wäre das seit der großen Investmentwelle der Hauptstädter erst das zweite Mal, dass man am Ende der Saison nicht auf Platz eins steht. In der 2016/17 fing Monaco, damals noch mit dem heutigen PSG-Star Mbappé, die Pariser ab und feierte den achten Meistertitel.

Bordeaux insolvent

Auffällig ist nach dem Betrachten des Restprogramms der Titelkandidaten auch das Programm des Überraschungsfünften aus Lens. Die Rot-Gelben treffen nämlich noch auf PSG, Lille und Monaco, sowie den insolventen Krisen-Klub Bordeaux. Im Tabellenkeller geht’s auch noch relativ spannend zu. Dijon steht bereits als Absteiger fest, gegen den zweiten Abstiegs- und den Relegationsplatz spielen Nimes, Nantes, Lorient, Bordeaux und Strasbourg, wobei Bordeaux aufgrund der Insolvenz fix absteigen könnte. In dem Fall wäre nur noch der Relegationsplatz offen.

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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