Schweden erteilt dem Video Assistant Referee (VAR) eine Absage. Nach Fanprotesten und einer Abstimmung unter den schwedischen Klubs und Regionalverbänden, wird die geplante Einführung des umstrittenen Videobeweises abgeblasen.
Der Präsident des schwedischen Fußballverbands, Fredrik Reinfeldt, bestätigte, dass der VAR in den schwedischen Wettbewerben nicht zum Einsatz kommen wird, nachdem er das System zuvor als „unsere Zukunft“ bezeichnet hatte.
„Demokratische Regeln sind uns wichtig“
Reinfeldt, einst schwedischer Ministerpräsident, sagte gegenüber der schwedischen Tageszeitung Aftonbladet, dass mehr als die Hälfte der 32 Profimannschaften den VAR ablehnen: „Wenn ich richtig gezählt habe, haben 18 Eliteklubs und zwei Bezirke erklärt, dass sie gegen die Einführung des VAR sind. Wir respektieren das.“ Weiters erklärte er: „Ich stehe dazu, die demokratischen Regeln des Spiels zu respektieren.“
Liga-Generalsekretär Johan Lindvall betonte: „Schweden ist derzeit das einzige Land unter den 30 höchstrangigen Ligen Europas, das sich gegen die Einführung von VAR entschieden hat. Die Tatsache, dass wir so entschieden haben, ist weitgehend auf unser demokratisches Modell zurückzuführen. Wir sind stolz auf unsere Klubdemokratie und wir müssen sie schützen.“
Fanproteste und Sanctus durch die UEFA
Letztes Jahr hatte die Einführung des VAR in Norwegen Proteste von mehr als 70 Fangruppen ausgelöst. Daraufhin kam es auch in Schweden zu Protesten der Fans, nachdem bekannt wurde, dass die VAR-Einführung geplant ist.
Die schwedische Liga hielt im Zuge der Abstimmung auch Rücksprache mit der UEFA, die bestätigte, dass die Schweden den VAR in ihren nationalen Bewerben nicht durchsetzen müssen, wenn sie das nicht wollen. Anders dürfte es hingegen bei Europacup-Partien mit schwedischer Beteiligung aussehen. Wie exakt dies gelöst werden würde, steht laut den schwedischen Verantwortlichen noch nicht fest.
Fans zeigen sich erfreut
Bei den Fans stößt die Ablehnung des VAR größtenteils auf Zustimmung. Ein schwedischer Fan im Onlineforum „Reddit“ erklärte beispielsweise, dass die Grundvoraussetzungen für den VAR in Schweden kaum gegeben sind: „Das System ist noch sehr neu und wird sich wahrscheinlich verbessern, aber der VAR, den wir in den großen Ligen sehen, ist nicht der VAR, den wir in Schweden bekommen würden. Mit schlechteren Kamerawinkeln, weniger Geld usw. Die Leute hier sind nicht sehr begeistert, etwas zu bekommen, das nicht einwandfrei funktioniert und wir würden auch eine noch schlechtere Version davon bekommen. Also haben sich die Leute zusammengetan, um ihre Vereine dazu zu bringen, gegen die Einführung des VAR zu arbeiten.“
Ein anderer Fan kommentierte die VAR-Ablehnung nicht frei von Zynismus: „Lustigerweise ist einer der größten Kritikpunkte der schwedischen Fans die miserable Qualität der Schiedsrichter. Und trotzdem entschieden sie sich gegen den VAR.“
Ein weiterer Fan ortet die Probleme mit dem VAR primär auf der menschlichen Seite bzw. im Zusammenspiel zwischen Mensch und Technik: „Das Problem mit dem VAR ist rein menschlicher Natur. Solange wir Schiedsrichter haben, die den VAR hassen, wie die Engländer, die ganz offen gesagt haben, dass sie VAR in der Premier League nicht wollen, wird er mehr schaden als nutzen. Ich bin der Meinung, dass es für den richtigen Einsatz des VAR ein völlig anderes Trainingsprogramm und Kurse für VAR-Operatoren geben sollte. Die Aufgaben eines regulären Schiedsrichters und eines VAR-Schiedsrichters sind grundverschieden und wenn man Schiedsrichter einsetzt, die den VAR nicht richtig einsetzen können oder ihn sogar nicht mögen, wird die Umsetzung natürlich schlecht.“
Wiederum ein anderer Fan sieht den VAR nur für Abseitsentscheidungen sinnvoll: „Der VAR ist nur für Abseitsstellungen nützlich. Die Technologie sollte so weiterentwickelt werden, dass ein Abseits halbautomatisch innerhalb von zehn Sekunden angezeigt werden kann. Dann sollte man den VAR für Fouls abschaffen, da er das Problem der Ungereimtheiten nachweislich nicht gelöst hat (und die Dinge wohl eher verschlimmert hat), was die Fans natürlich verärgert.“
Wird es Nachahmer geben?
Die Schweden öffneten mit dieser Entscheidung natürlich die Büchse der Pandora. In weiterer Folge werden sich aber noch einige Fragen stellen. Etwa, ob die Entscheidung der Mitgliedervereine (und damit auch der Fans) eine langfristige ist, oder ob sie gekippt wird, falls sich das „System VAR“ in den nächsten Jahren doch noch deutlich verbessert.
Und auch die Frage nach etwaigen Nachahmern wird eine interessante sein. Aufgrund der Entemotionalisierung, die der VAR dem Fußball zweifellos bringt, ist das Gros der Fans gegen das System. Somit ist es gut denkbar, dass nach der schwedischen Entscheidung auch andere Länder nachziehen und den VAR wieder etwas lauter in Frage stellen bzw. sogar abschaffen werden.
Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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