No pain, no gain. No sweet, without sweat. No cross, no crown. Ohne Fleiß, kein Preis. Das ehemalige portugiesische Wunderkind Fábio Paím ist der... C.D. Primeiro de Augusto statt Chelsea F.C. – Die verpatzte Karriere des Fábio Paím

No pain, no gain. No sweet, without sweat. No cross, no crown. Ohne Fleiß, kein Preis. Das ehemalige portugiesische Wunderkind Fábio Paím ist der bester Beweis dafür, dass ein Fußballer von Talent alleine nicht leben kann.

Die Trainerlegende Valeriy Lobanovskiy sagte einmal, dass sich ein exzellenter Spieler aus einem Prozent Talent und 99 Prozent harter Arbeit zusammensetzt. Diese Aussage mag zwar ein wenig übertrieben sein, der Karriereverlauf des Portugiesen Fábio Paím zeigt jedoch, dass man mit Talent alleine heutzutage in der Fußballwelt nicht mehr bestehen kann.

BESSER ALS CRISTIANO RONALDO

Fast genau drei Jahre nachdem Cristiano Ronaldo in Funchal auf die Welt kam, wurde in Estoril ein Junge geboren, der mehr Talent besaß, als der Weltfußballer des Jahres 2008. Fábio Paím wuchs in einer gut behüteten Familie auf und spielte bereits als kleiner Junge mit Freunden auf einem nahe liegenden Asphaltplatz. Als er acht Jahre alt war fiel Paím bei einem Jugendturnier Sporting-Lissabon-Scouts auf, da er nicht vom Ball zu trennen war und die anderen Kinder nach Belieben ausspielte. Er trainierte ab diesem Zeitpunkt in der Sporting-Akademie mit und hob sich auch dort von seinen jungen Mitspieler deutlich ab. Der spanische Fußballtrainer Vicente del Bosque sagte über ihn, dass er der talentierteste Jugendspieler war, den er jemals sah. Danach fügte er noch hinzu, dass dies auch Cristiano Ronaldo einschließt.

LOB VON RONALDO UND EIN UNMORALISCHES ANGEBOT

Ronaldo selbst sah den jungen Spieler ebenfalls öfters beim Training, da sie damals im gleichen Verein, allerdings natürlich in verschiedenen Nachwuchsmannschaften spielten. Der dreifache Premier-League-Sieger sagte in einem Interview zur Presse: „Wenn ihr denkt, dass ich gut bin, dann müsst ihr erst einmal Fábio Paím spielen sehen.“

Als Paím 14 Jahre alt wurde bekamen seine Eltern eine Einladung vom französischen Fußballverband. Der Familie wurde ein Haus in Frankreich, sowie finanzielle Unterstützung angeboten, in der Hoffnung, dass Fábio eines Tages ein waschechter Franzose wird und die Équipe Tricolore von einem Sieg zum anderen führt. Fábios Familie lehnte das Angebot ab und der Junge wurde kurze Zeit darauf ins portugiesische U16-Nationalteam eingeladen.

PROFIVERTRAG TROTZ SCHLECHTER VORZEICHEN

Paím genoss den Hype um ihn herum und fühlte sich mit 15 Jahren als der kommende Fußballstar Portugals. Er entwickelte Starallüren, kam regelmäßig zu spät zum Training und ließ sich gehen. Aufgrund des großen Talents legte ihm Sporting im Jahr 2007 einen Profivertrag vor, obwohl einige Vereinsfunktionäre bereits Zweifel hatten, ob der Junge reif genug für den Profifußball sei. Die Angst ein Jahrhunderttalent nicht langfristig zu binden überwiegte jedoch schlussendlich. Die Vereinsverantwortlichen entschieden, dass Fábio bei kleinen Vereinen in unteren Ligen Spielpraxis sammeln sollte. Doch selbst dort setzte sich der Mittelfeldspieler nicht durch und verscherzte es sich mit den Trainern, sodass er in zwei Jahren an drei verschieden Klubs verliehen wurde.

EIN GASTPIEL BEI CHELSEA F.C.

Im Jahr 2008 kam überraschender Weise ein Leihgeschäft mit Chelsea F.C. zu Stande. Der portugiesische Trainer Luiz Felipe Scolari kannte Paíms Karriereverlauf und hoffte, dass er den Jungen wieder auf den rechten Weg bringen würde. Die beiden portugiesischen Chelsea-Legionäre José Bosingwa und Ricardo Carvalho sollten den Trainer bei diesem Vorhaben unterstützen und Paíms Einstellung zum Fußball verändern. Alle Maßnahmen halfen nichts, denn Paím flog immer wieder auf eigene Faust nach Lissabon zurück, um mit seinen Freunden ausgedehnte Shopping-Touren zu veranstalten. Obwohl er sportlich noch nichts erreichte, gab Paím innerhalb eines Jahres 300.000€ für Autos, Gewand und Partys aus.

VON ENGLAND NACH ANGOLA

Als sein Vertrag bei Sporting auslief stand er ohne Verein da und wechselte schließlich in die dritte portugiesische Liga zu S.C.U. Torreense. Erst jetzt erkannte Paím den Ernst der Lage, denn bei seinem neuen Verein saß er zumeist nur auf der Ersatzbank und verdiente 1000€ im Monat. Er legte Sonderschichten mit einem privaten Trainer ein, konnte aber die konditionellen Defizite nicht aufholen und absolvierte nur drei Einsätze. Nach dieser Saison bekam er ein ungewöhnliches Angebot aus Angola: C.D. Primeiro de Agosto lud ihn auf ein Probetraining ein und gab ihm anschließend einen Zweijahresvertrag. Der Verein, der in Angolas Hauptstadt Luanda spielt, wird vom portugiesischen Trainer Carlos Manuel betreut und hat außer Paím vier weitere Legionäre aus Portugal im Kader. Sollte sich Paím durchsetzen, dann könnte er sogar die angolanische Staatsbürgerschaft erhalten und Nationalspieler werden.

Bleibt nur zu hoffen, dass in Luanda die Versuchungen abseits des Platzes kleiner sind, als in Lissabon, sodass der 23-jährige rechte Mittelfeldspieler doch noch die Kurve bekommt und seine Gabe nutzt. Denn inzwischen müsste selbst Fábio Paím eingesehen haben, dass man von Talent alleine nicht leben kann.

Stefan Karger, www.abseits.at

Stefan Karger

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