Cerezo Osaka – Von Traktormotoren bis zur Kirschblüte (1)
Weitere Länder 14.August.2014 Andreas Mejavsek 0
In diesem Teil der Reihe beschäftigen wir uns mit dem Traditionsverein Cerezo Osaka. Der Verein ist als große Talentschmiede bekannt und brachte schon zahlreiche Stars, wie Shinji Kagawa oder Hiroshi Kiyotake, hervor. Wie immer widmen wir uns im ersten Teil der Geschichte und den Besonderheiten um den Lesern und Leserinnen ein Gefühl dafür zu geben, welche Rolle dieser Verein in der japanischen Fußballwelt spielt. Im zweiten Teil gehen wir dann auf den Kader und das Spielsystem ein. Hierbei legen wir besonders Wert darauf Talente zu erwähnen, die möglicherweise in den nächsten Jahren nach Europa wechseln könnten.
Steckbrief
Voller Name: Cerezo Osaka
Gegründet: 1957
Vereinsfarben: Rosa-Blau
Stadion: Kincho Stadium / Nagai Stadium
Fassungsvermögen: 20.500 / 47.816
Präsident: Masao Okano
Trainer: Marco Pezzaiuoli
Erfolge
4x Meister der höchsten Spielklasse (Japan Soccer League – 1971, 1974, 1975, 1980)
1x Meister der zweithöchsten Spielklasse (Japan Football League – 1994)
3x Gewinner des japanischen Pokals (Emperor’s Cup – 1968, 1970, 1974)
3x Gewinner des japanischen Ligapokals (Japan Soccer League Cup – 1973, 1983, 1984)
Anfänge und erste Blütezeit
Der Verein wurde 1957 unter dem Namen Yanmar Diesel, als Werksteam der Firma Yanmar gegründet. Yanmar ist ein auf Maschinenbau spezialisiertes Unternehmen, welches besonders im Bereich der Agrartechnik weltweit operiert. Die Mannschaft orientierte sich damals am FC Liverpool, weswegen die Trikots rot gestaltet wurden. Acht Jahre nach der Gründung, konnte man 1965 erstmals am Ligabetrieb der höchsten Spielklasse Japans teilnehmen und nur drei Jahre später holte man mit dem Emperors Cup auch schon den ersten Titel.
Speziell in den 70er Jahren war Yanmar eine führende Kraft im japanischen Fußball. Man gewann zwischen 1970 und 1980 viermal die Meisterschaft und zweimal den Emperors Cup. Zu dieser Zeit spielten ein paar der besten Fußballer Japans für Yanmar, allen voran Jahrhundertstürmer Kunishige Kamamoto. Doch mit der Meisterschaft 1980 begann der sportliche Abstieg des Teams. In den folgenden Jahren stürzte der Verein ins Mittelfeld der Liga ab und prompt, als die Ideen zur Gründung der J. League kamen, gab es auch erstmals den Abstieg aus der ersten Spielklasse. Somit war einer der damals erfolgreichsten Vereine Japans kein Gründungsmitglied der J. League.
Umstrukturierung und Erfolge der Jugendarbeit
Man beschloss 1993 die Neugründung unter dem Namen Cerezo Osaka. Cerezo ist Spanisch und bedeutet Kirschblüte, weswegen auch die Vereinsfarben auf Rosa geändert wurden. Die Kirschblüte ist eine besondere Attraktion der Stadt und lockt jährlich im Frühling tausende Touristen nach Osaka. 1994 wurde der Verein auf Anhieb Meister der zweiten Liga und stieg in die J. League auf. Cerezo konnte jedoch nie wieder an die erfolgreichen Zeiten anschießen und zeigte schwankende Leistungen. Im Abstand von ein bis zwei Jahren landete man immer entweder unter den ersten 6, oder spielte gegen den Abstieg. 2001 und 2006 musste man sogar den Gang in die zweite Liga antreten. Außerdem hat der Verein den Ruf als ewiger Zweiter. Bei beiden Aufstiegen, 2002 und 2009, holte man nur den zweiten Platz und in mehreren Pokalfinalen ging man als Verlierer vom Platz. Seit 1974 verlor der Verein 6 Pokalfinalis.
Bekannt ist der Verein für seine hervorragende Jugendarbeit. Während die meisten Vereine ihre Spieler erst spät von diversen High Schools und Universitäten verpflichten, spielen viele Fußballer bei Cerezo noch ein paar Jahre in der eigenen Jugend bevor sie hochgezogen werden. In den letzten Jahren musste man jährlich Talente wie Shinji Kagawa (Borussia Dortmund/Deutschland), Takashi Inui (VfL Bochum/Deutschland), Hiroshi Kiyotake (1. FC Nürnberg/Deutschland), Bo-Kyung Kim (Cardiff City/Wales) oder neuerdings Yoichiro Kakitani (FC Basel/Schweiz) abgeben. Diese Abgänge machen es schwer einen Kader langfristig aufzubauen und auch aktuell stehen einige Spieler im Kader, die in den nächsten Jahren den Schritt nach Europa wagen könnten.
Kurioses und Wissenswertes
Cerezo Osaka trägt seine Heimspiele in zwei verschiedenen Stadien aus. Die meisten Spiele werden im Kincho Stadium ausgetragen, welches jedoch nur Platz für knapp 20.000 Zuschauer bietet. Bei wichtigen und daher besser besuchten Spielen weicht man daher ins nahe gelegene Nagai Stadium aus, welches mehr als doppelt so viele Zuschauer fassen kann. Allerdings sind viele Kritiker der Meinung, Cerezo weicht zu oft in das Nagai Stadium aus, und spielt dadurch oft bei schlechterer Stimmung in einem halbleeren Stadion, obwohl man auch einen prallvollen Hexenkessel haben könnte. Cerezo ist nicht wirklich für seine große Fanbase bekannt, schafft aber trotzdem in guten Zeiten einen durchschnittlichen Zuschauerschnitt von 25.000 Zusehern.
Der große Rivale von Cerezo ist Gamba Osaka (Osaka Derby). Gamba stammt eigentlich aus Suita, was jedoch ein Vorort von Osaka ist. Durch diese Tatsache bezeichnen die Fans Cerezo als den einzigen großen Verein Osakas. Da der Verein eine erfolgreichere Vergangenheit als Gamba hat, schmerzt es besonders, dass der Rivale J. League-Gründungsmitglied war, während man selbst den Abstieg verkraften musste. Eine weitere, kleinere Rivalität besteht zu Vissel Kobe und Kyoto Sanga (Kansai Derby).
Andreas Mejavsek, www.abseits.at
Andreas Mejavsek
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