Clément Grenier – die heißeste Transferaktie von Olympique Lyon
Weitere Länder 13.Januar.2014 Shahin Bazani 0
Nach einem guten Saisonstart befindet sich Olympique Lyon im Ligabetrieb in einer Findungsphase, der Glanz vergangener Tage scheint verflogen und die Konkurrenz wird nicht schwächer. Ein Mann ragt jedoch als Strippenzieher im Mittelfeld heraus: Der von Arsenal und Liverpool umworbene Clément Grenier. In diesem Artikel soll seine Spielweise durchleuchtet werden.
Der Standardexperte und Vorlagengeber
Schon auf den ersten Blick ist Grenier ein richtig guter Fußballer: Er fällt vor allem durch präzise Standards und atemberaubende Freistoßtore aus weiter Entfernung auf – auch seine Weitschüsse sind gefürchtet. Bislang konnte Grenier in der laufenden Saison, hauptsächlich dadurch, acht Scorerpunkte für sich verbuchen. Abgesehen davon hat er eine enorme Ausdauer und scheint auch in den Schlussminuten einer Partie mit demselben Einsatz vorzugehen, wie zu Beginn eines Spieles. Dennoch definiert sich der 22-jährige Franzose eher über seine Qualitäten ohne Ball.
Im Angriffsdrittel reißt Grenier viele Lücken in der gegnerischen Abwehrformation. Durch präzise und kluge Tiefensprints öffnet er seinen Mitspielern häufig Räume – besonders für die Flügelspieler ist das von Vorteil.
Die zweikampfscheue Pressingmaschine?
Bei gegnerischem Ballbesitz ist zu beobachten, dass Grenier nicht wild oder überstürzt agiert, sondern seine vielleicht größte Stärke ausspielt: die Antizipation. Gerät der Spielaufbau der gegnerischen Mannschaft in seine Nähe, „liest“ er die Situation und handelt dann konsequent. So merkt Grenier schnell, wenn der Gegner sich verspielt hat und in Ballnähe plötzlich in Unterzahl ist und reagiert überfallsartig, indem er zu aggressivem Pressing ansetzt. Was aussieht wie eine unruhige oder unausgeglichene Spielweise ist in Wirklichkeit pure Aufmerksamkeit gepaart mit Reaktionsschnelligkeit.
Der Verbindungsspieler
In der Regel spielt Grenier bei Lyon auf der Acht oder Zehn als balancegebendes und verbindendes Element, vor allem im Spielaufbau. So lässt er sich gelegentlich sogar neben den nominellen Sechser (meist Maxime Gonalons) fallen und dient ihm als Anspielstation. Häufig ist das bei Spielverlagerungen nach außen zu beobachten.
Läuft das Spiel dann über die Flügel, rochiert Grenier sehr intelligent dorthin. Eine große Stärke hierbei ist sein Timing: Er bewegt sich so abrupt und unerwartet zum Flügel, dass er den Ball verarbeitet und bereits weitergespielt hat, bevor der Gegner gedanklich reagieren kann. Auch hier kommt seine Übersicht zum Tragen, da er genau sieht, ob er gebraucht wird oder nicht und dann blitzschnell handeln kann.
Der Antizipationsspezialist
Durch seine zentrale Position und seine spielerische Intelligenz ist Grenier fast schon dazu prädestiniert, das Spiel in Sekundenbruchteilen analysieren zu können. Dadurch kann er die Erfolgsaussichten eines Angriffes sehr gut einschätzen und entscheidet dann, ob er sich einschalten soll. Man kann häufig beobachten, dass er sich dazu entschließt seine Position beizubehalten und nicht den Angriff zu unterstützen, da er die Ballverluste vorhersieht und sich gedanklich auf die defensive Stabilität zur Wiedereroberung konzentriert. Einerseits kann man argumentieren, dass dadurch eine Vielzahl an Chancen abhandenkommt, andererseits bietet Grenier so keine gefährlichen Lücken an.
Die überraschende Quote
Sieht man sich die Statistiken an, stellt man fest, dass sich Grenier mit einer Passquote von 77,5% für einen Mittelfeldspieler im durchschnittlichen bis unterdurchschnittlichen Bereich bewegt. Dabei muss man jedoch beachten, dass er neben vielen Weiterleitungen und Ablagen oft zu gefährlichen Pässen durch die Schnittstellen ansetzt. Daher ist es nur logisch, dass nicht jeder Pass ankommt. Dennoch ist Grenier in seiner Entscheidungsfindung am Ball, besonders bei hohem Tempo etwas unsauber. Trotz technischer Stärke weist er immer wieder Schwankungen bei seiner Ballbehandlung auf und wäre als Nadelspieler eher suboptimal.
Wie geht es weiter?
Greniers Fähigkeiten blieben nicht unentdeckt und haben ihm unter Didier Deschamps bisher drei Einsätze in der Nationalmannschaft eingebracht. 2014 könnte er als Perspektivspieler nach Brasilien mitgenommen werden, allerdings ist die Konkurrenz mit Leuten wie Pogba, Cabaye, Nasri, Matuidi, Capoue, Guilavogui, Kondogbia, Mavuba oder Sissoko nicht gerade klein. Einen vorzeitigen Vereinswechsel im Winter hat er ausgeschlossen, dennoch wäre er für die Gunners und aufgrund seiner Spielweise vor allem für die Reds eine enorme Bereicherung.
Shahin Bazani, abseits.at
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