In den nächsten Monaten werden wir alle japanischen Erstligisten in alphabetischer Reihenfolge vorstellen. Ich beginne mit Albirex Niigata. Im ersten Teil über diesen Verein... Das Team von Albirex Niigata – Ein Verein im Zeichen des Schwans (2)

Japan - FlaggeIn den nächsten Monaten werden wir alle japanischen Erstligisten in alphabetischer Reihenfolge vorstellen. Ich beginne mit Albirex Niigata. Im ersten Teil über diesen Verein werden die Geschichte und Besonderheiten beschrieben um den Lesern und Leserinnen ein Gefühl dafür zu geben, welche Rolle der Verein in der japanischen Fußballwelt spielt. Im zweiten Teil gehen wir auf den Kader und das Spielsystem ein. Hierbei legen wir besonderen Wert darauf, Talente zu erwähnen, die möglicherweise in den nächsten Jahren nach Europa wechseln könnten.

Spielsystem

Albirex Niigata agiert in einem 4-4-2 System, mit zwei tief stehenden Sechsern. Die Mannschaft ist eingespielt, wird kaum rotiert und sticht besonders durch die geringe Anzahl an Gegentoren heraus.

Torwart

Im Tor steht mit Tatsuya Morita seit Anfang des Jahres ein erst 23 Jähriger Schlussmann, der diese Saison in 14 Spielen erst 12 Tore kassierte. Morita wechselte 2009 zum damaligen Zweitligisten Kyoto Sanga, wo er sich jedoch in den folgenden Jahren nie gegen den Stammtorwart Yuichi Mizutani durchsetzen konnte. Einzig am Ende der Saison 2010 konnte er aufgrund einer Verletzung seines Konkurrenten 13 Spiele bestreiten und so als 20-Jähriger in der J. League 2 debütieren. Da sich aber nach der Rückkehr von Mizutani nichts an der Situation änderte, wurde er schließlich 2012 an den Ligakonkurrenten Kataller Toyama verliehen. Dort schaffte er es auf Anhieb zum Stammtorwart und konnte in 1 ½ Jahren 61 Spiele für den erst 2006 gegründeten Verein bestreiten. Nach Ablauf der Leihe wechselte er schließlich zu Beginn dieser Saison nach Niigata, wo er den zu Gamba Osaka abgewanderten Masaaki Higashiguchi ersetzen soll.

Zweiter Torwart ist mit Takaya Kurokawa ein sehr erfahrener Spieler, der 2004, als Spieler von Shimizu S-Pulse seinen Karrierehöhepunkt hatte, als er für das japanische Olympianationalteam nominiert wurde. Kurokawa war jedoch die meiste Zeit seiner Karriere nur Ersatzkeeper und brachte es seit dem Jahr 2000 auf insgesamt 70 Erstligaspiele. Als dritter Torwart agiert der 21-jährige Yasuhiro Watanabe, der 2011 aus der eigenen Jugend hochgezogen wurde und lange Zeit aufgrund einer Schulterverletzung pausieren musste. Er bestritt noch kein Spiel für Albirex.

Innenverteidiger

Die Innenverteidigung wird durch den Mannschaftskapitän Kentaro Oi und den in Neuseeland geborenen Michael Fitzgerald gestellt. Einzig als Fitzgerald verletzungsbedingt pausieren musste, setzte der Trainer Kazunari Ono ein, welcher sowohl als Innenverteidiger, als auch als Außenverteidiger als Backup dient.

Oi stammt aus der Jugend von Jubilo Iwata und wechselte 2012 nach Niigata, wo er seit Jahren Stammspieler ist. Fitzgerald zog 2005 als 15-Jähriger nach Japan, wo er die Seiritsu Gakuen High School absolvierte und danach 2008 von Albirex verpflichtet wurde. Er wurde Jahr für Jahr verliehen und steigerte sich mit den Aufgaben. So kam er über das Japan Soccer College (Hokushinetsu Football League/4. Liga), Zweigen Kanazawa (Japan Football League/3. Liga) und V-Varen Nagasaki (Japan Football League & J. League 2/3. & 2. Liga) schließlich zurück zu Albirex und ist seit 2013 ein fester Bestandteil der Mannschaft. Einer der Gründe dafür ist, dass er seitdem er die japanische Staatsbürgerschaft besitzt keinen begehrten Ausländerplatz mehr wegnimmt.

Ono hingegen stammt aus der eigenen Jugend und konnte sich die letzten 2 Saisonen durch eine Leihe bei Shonan Bellmare für einen Platz im Kader empfehlen. Dahin sind auch noch die beiden großen Talente Joo-Hoon Song (20) und Goson Sakai (18) zu finden. Goson Sakai ist der Bruder von Nationalspieler und Deutschlandlegionär Gotoku Sakai.

Außenverteidiger

Auf den beiden Außenverteidigerpositionen sind zwei junge, talentierte Spieler zu finden. Rechts spielt der 21-jährige Ken Matsubara, der erst ein Spiel in der laufenden Saison verpasste. Er begann seine Karriere in seiner Heimatstadt bei Oita Trinita, wo er seit 2010 37 Spiele bestritt. Im Januar 2013 bekam er, aufgrund seiner Leistungen, sogar die Chance, bei Fortuna Düsseldorf ein Probetraining zu absolvieren. Da jedoch Trainer Norbert Maier kein Talent, sondern einen Spieler, der der Mannschaft sofort weiterhilft, verpflichten wollte, scheiterte der Transfer. Seit dem Beginn dieser Saison spielt er nun Leihweise für Albirex.

Auf der linken Seite spielte bis vor kurzem der 22-jährige Jin-Su Kim, welcher jedoch in der Sommerpause nach Deutschland zur TSG Hoffenheim wechselte. Auch er verpasste in der Hinrunde dieser J. League Saison kaum Spiele. Einzig die letzten beiden Partien musste aufgrund einer Blessur aussetzen, die ihm auch die WM Teilnahme kostete. Er war seit 2012 Stammspieler und in 66 J. League Spielen für Albirex im Einsatz. Außerdem kann er in seinem jungen Alter auch schon auf die Erfahrung aus neun Länderspielen für Südkorea zurückgreifen. Anfangs dachte man, entweder würde der Backup Ono den Platz des abgewanderten Kim einnehmen, ober Albirex würde noch einen gestandenen Spieler neu verpflichten.

Doch stattdessen überraschte man und holte den jungen Südkoreaner Myung-Jae Lee, welcher sich in den ersten Spielen für weitere Einsätze sofort empfehlen konnte. Bis vor einem halben Jahr, war er noch in Südkorea für die Hongik University im Einsatz. Er überzeugte 2013 beim berühmten Jungendturnier von Toulon. Aus diesem Grund wurde er auch von Ulsan Hyundai mit einem Profivertrag ausgestattet und nun an Albirex ausgeliehen.

Erster Backup für die beiden ist, wie oben erwähnt, Kazunari Ono. Als Rechtsverteidiger steht auch noch der amtierende U21-Nationalspieler Naoki Kawaguchi. Der 20-Jährige gilt als großes Talent und konnte sich letzte Saison einen Stammplatz in der Verteidigung erarbeiten. Aktuell wurde er jedoch von Matsubara verdrängt und kam diese Saison nur einmal zum Einsatz, als er in der 90. Minute eingewechselt wurde. Außerdem steht auch noch der 31-jährige Shusuke Tsubouchi im Kader. Seine größte Stärke ist seine Variabilität. Er kann als Innen- und Außenverteidiger (links und rechts) eingesetzt werden, kam diese Saison aber auf noch keinen Ligaeinsatz.

Zentrale Mittelfeldspieler

Im defensiven Mittelfeld ist der Hauptakteur der Brasilianer Léo Silva. Er wechselte zu Anfang 2013 aus Brasilien nach Niigata und wurde auf Anhieb Stammspieler. Während er bisher jedoch hauptsächlich durch seine Defensivqualitäten als Sechser in Erscheinung trat, konnte er diese Saison auch offensiv seine Qualitäten zeigen. So ist er derzeit mit drei Toren einer der besten Torschützen seiner Mannschaft. Außerdem gilt er als wichtige Stütze und durfte in den Cupspielen auch schon als Kapitän auflaufen.

Als sein Nebenmann wurde am Anfang der Saison hauptsächlich Sho Naruoka eingesetzt. Der 30-jährige Außenbahnspieler gilt als herausragender Techniker, der schwierige Spielsituationen durch seine exzellente Technik lösen kann, aber selten sein Talent in Scorerwerte umwandeln kann. Im Lauf der Saison wurde Naruoka, der seine Position in der Zentrale eher als Achter interpretierte, wieder auf den Außenbahnen aufgestellt, wodurch in der Mitte Platz für Yuki Kobayashi gemacht wurde. Er wechselte erst im Winter nach Niigata um den zu den Yokohama F. Marinos abgewanderten Yuta Mikado zu ersetzen. Außerdem konnte als Nebenmann von Léo Silva auch schon der talentierte 19-jährige Kei Koizumi auf ein bisschen Einsatzzeit kommen. Der Achter, der auch schon für die U22-Auswahl auflief, gilt als großes Talent und wurde im Winter von der renommierten Kashiwa High School verpflichten, welche durch die Kooperation mit der Ryutsu Keizai University eine der besten fußballerischen Ausbildungen des Landes darstellt. Mittlerweile eher als Randfigur in Erscheinung tritt der alternde Isao Homma, der seit Beginn seiner Karriere Albirex die Treue hält und auch eine Zeit lang als Kapitän auflief.

Flügelspieler

Die Konstante auf den Flügeln heißt Atomu Tanaka. Der 26-jährige Offensivspieler ist hauptsächlich auf den Flanken zu Hause, kann jedoch auch als Zehner eingesetzt werden. Er ist seit 2005 im Team und konnte seitdem knapp 200 Spiele für Albirex bestreiten. Auch in dieser Saison ist er eine Stammkraft und konnte in 14 Spielen zwei Tore erzielen. Im Winter war er bei Energie Cottbus aus Deutschland und Lechia Gdańsk aus Polen beim Probetraining, wurde jedoch nicht verpflichtet.

Zu Beginn der Saison hieß sein Pendant auf der anderen Seite Hideya Okamoto. Der gelernte Mittelstürmer konnte sich letzte Saison nicht gegen seine Konkurrenz im Zentrum durchsetzen und wurde deshalb zum Flügelspieler umfunktioniert. Da diese Saison jedoch auch bei seinen Vordermännern Torflaute herrschte, wurde er, ab der 8.Runde hauptsächlich als Stürmer aufgeboten. Trotzdem erzielte er diese Saison bisher nur ein Tor. Okamotos Platz wurde, wie schon erwähnt, durch Naruoka eingenommen.

Wenig Konkurenz bieten konnte dagegen Masaru Kato. Der offensive Mittelfeldspieler fühlt sich auf der Zehn am wohlsten und konnte auf dieser Position bei seiner zweijährigen Leihe nach Ehime überzeugen. Da diese Position jedoch im Spielsystem von Albirex nicht vorkommt, schafft er es nicht, Druck auf seine Konkurrenten aufzubauen und kommt nicht über die Rolle als Wechselspieler hinaus. Am Anfang der Saison stand auch ein Brasilianer namens Roger Gáucho im Kader. Im Sommer 2013 wechselte er aus Brasilien nach Niigata und hat seitdem große Anpassungsschwierigkeiten. In dieser Saison wurde er seit dem 4.Spieltag nichtmehr eingesetzt und steht seit dem 6. nichtmehr im Kader. Im Mai entschied man sich dann, seinen Vertrag aufzulösen, da er einen wichtigen Ausländerplatz belegte. Dafür schaffte es das 19-jährige Talent Kazuki Kozuka näher an den Kader und wurde auch schon zweimal eingewechselt. Zu Beginn der Sommertransferzeit wurde er jedoch an Renofa Yamaguchi verliehen.

Stürmer

Im Sturm ist Kengo Kawamata gesetzt. Der 24-Jährige galt lange Zeit als Chancentod und erzielte in seinen ersten vier Saisonen in Niigata in 29 Ligaspielen kein einziges Tor. 2012 wurde er schließlich in die 2. Liga zu Fagiano Okayama verliehen und konnte nach anfänglichen Verletzungsproblemen 18 Tore erzielen. Letzte Saison kehrte er zu Albirex zurückkehren und hatte mit 23 Toren und 9 Assists einen großen Anteil am 7. Platz seiner Mannschaft. Doch der zweitbeste Torschütze der Saison 2013 konnte seine Form leider nicht in diese Saison mitnehmen und kommt aktuell nur auf 3 Treffer in 14 Spielen. Damit ist er zwar mit Léo Silva der beste Torschütze seiner Mannschaft, bleibt jedoch trotzdem hinter den Erwartungen zurück.

Aktuell spielen neben ihm entweder Okamoto, oder der 31-jährige Tatsuya Tanaka. Tanaka war lange Zeit bei den Urawa Red Diamonds und konnte auch 16 Spiele für das japanische Nationalteam absolvieren. Er ist ein eher spektakulärer Spieler, der durch seine Dribbelstärke als hängende Spitze aus der Tiefe agiert. Allerdings ist er auch schon etwas in die Jahre gekommen, und war auch noch nie dafür berühmt großartige Scorerwerte vorweisen zu können.

Zu Beginn der Saison bekam auch der talentierte Musashi Suzuki die Chance sich in der Anfangsformation zu beweisen. Der auf Jamaika geborene Stürmer, der auch auf den Flügeln einsetzbar ist, ist bekannt für seine Schnelligkeit und seinen Antritt. Er stieß vor zwei Jahren als 18-Jähriger zur Mannschaft, konnte sich seitdem regelmäßig für Kurzeinsätze empfehlen und steht im erweiterten Kreis der U21-Nationalmannschaft Japans.

In der Sommerpause versuchte man mit der Neuverpflichtung Hiroshi Ibusuki die Probleme im Sturm zu lösen. Der 23-jährige Stürmer galt lange Zeit als großes Talent und wechselte schon 2009 aus der Jugend von Kashiwa Reysol zum spanischen Zweitligisten FC Girona. In seiner ersten Saison hatte er große Anpassungsprobleme und wurde deswegen im Sommer 2010 in die 4. Liga zur zweiten Mannschaft von Real Zaragoza verliehen. Im Jahr darauf wurde er in die 3. Liga an Sabadell FC verliehen und konnte dort soweit auf sich aufmerksam machen, dass er für die zweite Mannschaft des FC Sevilla verpflichtet wurde. Dort gelang ihm der Durchbruch und er erzielte 20 Tore in 32 Spielen. Außerdem durfte er im Derby gegen Betis Sevilla in der Primera Division debütieren. Doch trotz dieses Erfolges wurde er im nächsten Jahr an Eupen in die zweite belgische Liga verliehen. Im Jahr darauf wechselte er zur zweiten Mannschaft des FC Valencia, wo er jedoch nicht mehr diese herausragenden Leistungen wie 2011-12 zeigen konnte. Nun erhofft man sich durch seine Rückkehr nach Japan, dass er wieder zu alter Stärke zurückfindet. Die Zeichen stehen nicht schlecht, da er körperlich wie geschaffen für die J. League ist. Er ist ein klassischer Mittelstürmer. Mit seinen 197cm ist er größer als die meisten Innenverteidiger Japans und kann mit seiner Kopfballstärke jedem Gegner weh tun. Seine größte Schwäche ist seine Technik, wobei er oft durch seinen Körperbau schlechter wirkt, als er eigentlich ist. Oftmals sieht er durch seinen schlaksigen Körperbau etwas tollpatschig aus. Allerdings ist ihm durchaus zuzutrauen, dass wenn er wieder Selbstvertrauen findet, er eine richtige Verstärkung ist.

Fazit

Albirex Niigata ist ein sehr defensiv ausgerichtetes Team. In den Saisonen 2011 und 2012 konnte man nur knapp dem Abstieg entgehen. Danach wurde die Defensive gut verstärkt und man konnte 2013 den sensationellen 7. Platz belegen. Das große Problem bei Niigata ist das Tore schießen. Man hat in der Offensive viele schnelle, trickreiche Spieler, die jedoch alle im Abschluss Schwächen haben. Die Hoffnungen ruhen darauf, dass Kawamata, so wie letzte Saison, das Toreschießen wieder für sich entdeckt beziehungsweise Ibusuki ihn gut ersetzen kann. Außerdem musste Albirex sich im Sommer durch den Abgang von Kim auch defensiv neu orientieren. Sollte man es in Niigata nicht schaffen, den Defensivverbund in dieser Stärke aufrecht zu erhalten, könnte es auch ganz schnell wieder, so wie 2011 und 2012 gegen den Abstieg gehen.

Wichtige Spieler

Kentaro Oi, Léo Silva, Kengo Kawamata

Größte Talente

Tatsuya Morita (23), Ken Matsubara (21), Musashi Suzuki (20), Kei Koizumi (19)

Andreas Mejavsek, abseits.at

Andreas Mejavsek

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