Der brasilianische Fußball wird vor allem von zwei Metropolen geprägt, São Paulo und Rio de Janeiro. Sie sind die geschichtsträchtigsten Fußballstädte des Landes und... Der Amazonas FC im Porträt

Der brasilianische Fußball wird vor allem von zwei Metropolen geprägt, São Paulo und Rio de Janeiro. Sie sind die geschichtsträchtigsten Fußballstädte des Landes und haben zahlreiche nationale und internationale Trophäen vorzuweisen. So sicherte sich Palmeiras 2023 in einer spektakulären Aufholjagd die Meisterschaft am letzten Spieltag, während Fluminense mit einer einzigartigen Spielweise für Furore sorgte und die Copa Libertadores, das südamerikanische Äquivalent zur Champions League, gewann.

Jenseits des Ruhms aber, weit im Landesinneren, verspricht der Fußball deutlich weniger Glanz. Noch nie hat ein Verein aus dem Bundesstaat Amazonas die Meisterschaft gewonnen und die Erfolge außerhalb der Staatsmeisterschaft sind als eher bescheiden zu bezeichnen. In den unteren Profiligen Brasiliens nimmt ein Klub allerdings seit einigen Jahren ein Momentum auf und ist auf dem Weg in die Série A. Das ist die Geschichte des Amazonas FC.

Das runde Leder in Amazonas

Als fußballerisches Zentrum von Brasiliens größtem Bundesstaat gilt seine Hauptstadt Manaus, die über zwei Millionen Menschen beherbergt und als Herzen des brasilianischen Regenwaldes gilt. Aus historischer Perspektive fällt die Ankunft des Fußballs in das Ende des 19. Jahrhunderts, einer Zeit, in der Manaus aufgrund von Produktion und Handel von Kautschuk einen großen wirtschaftlichen Aufschwung erlebte. Die Stadt modernisierte sich und wuchs stetig an, wodurch man den Status als Handelsstadt erlangte und viele Museen, Parks und viele weitere kulturelle Sehenswürdigkeiten, darunter beispielsweise das bekannte Teatro Amazonas, errichtet wurden, die bis heute das Bild der Stadt prägen.

Der erste Sportklub wurde, wie zur damaligen Zeit üblich, von Engländern gegründet. Nach lediglich fünf Jahren stellte der Sport Club Amazonense seine Aktivitäten im Jahre 1902 jedoch wieder ein. Die ersten beiden Fußballvereine kamen 1906 mit dem Racing Club Amazonense und 1907 mit dem Sport Foot-ball Club Manáos, die sich die ersten Duelle im Amazonasgebiet lieferten. Fortan wurde der Fußball immer beliebter unter den Einwohnern Manaus‘ und ein erster Wettbewerb wurde im Jahre 1914 von der „Liga Amazonense do Foot-ball“ ausgetragen. Dieses Turnier konnte der Manaos Athletic Club für sich entscheiden.

Während die Professionalisierung im erfolgreicheren Südosten Brasiliens bereits in den 1920er-Jahren erfolgte, hinkte man in Amazonas vier Dekaden hinterher und führte erst 1964 den bezahlten Fußball ein, wobei bereits davor Gelder unter der Hand flossen. Zwei Jahre später beschloss man die Gründung eines Verbandes zur besseren Verwaltung der Fußballangelegenheiten, wodurch man die Federação Amazonense do Futebol (FAF) ins Leben rief. Dennoch konnte man sich seitdem nicht als bedeutendes Gegengewicht zu den Giganten aus Rio de Janeiro, São Paulo und weiteren Bundesstaaten, die lange Zeit als „Clube dos 13“ (Klub der 13) die Liga dominierten, etablieren, obwohl einige Vereine aus Amazonas immer wieder in den vier Profiligen teilnahmen.

Abseits des Verbandsfußball ist Manaus aber auch noch für einen anderen Fußballwettbewerb bekannt, den sogenannten Peladão. Es ist das größte Amateurturnier Brasiliens und wird bereits seit über 50 Jahren von der größten Zeitung des Bundesstaates A Crítica organisiert. Das Besondere dabei ist, dass es sowohl ein Fußballturnier als auch ein Schönheitswettbewerb ist. Von den bis zu 1000 Teilnehmern schickt jede Mannschaft auch eine Schönheitskönigin in den Bewerb, durch die ein Team sogar trotz eines sportlichen Ausscheidens weiter teilnehmen darf.

Als historisch größter Profiklub des östlichen Bundesstaates gilt Nacional Futebol Clube, kurz Nacional, die in insgesamt 16 Saison in der brasilianischen Série A mitwirkten. Mittlerweile kämpft das Team jedoch um die Qualifikation zur Série D, der niedrigsten Profiliga, und gewann zuletzt 2015 den Campeonato Amazonense. Während dem sportlichen Niedergangs Nacionals kamen andere Klubs hervor, darunter ihr Rivale Fast Clube, der Manaus Futebol Clube oder seit 2019 der Amazonas FC, der als junger und hungriger Klub den Weg in den brasilianischen Top-Fußball sucht.

Die Gründung des Amazonas FC

Gegen Ende der 2010er-Jahre befand sich der Fußball in Amazonas in einer Krise.

Nacionals Abstiegssaison 1986 war die bisher letzte Spielzeit eines Vereins aus dem nordwestlichen Bundesstaat in der ersten Liga und nach 2006 war auch kein Zweitligist dort beheimatet. In dieses Machtvakuum stieß der Manaus Futebol Clube. Der Gavião do Norte (Habicht des Nordens) wurde im Jahre 2013 von Nacionals Luis Mitoso, der dort das Amt des Präsidenten und anschließend des Vize-Präsidenten bekleidete, und seinem Sportdirektor Giovanni Silva gegründet. Im ersten Vereinsjahr gelang dem neuen Klub in Manaus der Aufstieg in die höchste Liga des Bundesstaates auf und konnte diese bisher sechsmal erringen, zuletzt 2024.

Vier Jahre nach Mitoso und Silva fand sich eine beinahe identische Konstellation an der Gründung eines neuen Vereins in Manaus wieder, die ihren Vorgängern Konkurrenz machen wollte. Ein neues Projekt ging unter der Leitung des Geschäftsmannes Wesley Couto, dem ehemaligen Präsidenten von Nacional Roberto Peggy und dem ehemaligen Sportdirektor von Rio Negro Willian Abreu in Manaus an den Start. So äußerte sich Peggy: „Wir [Peggy, Couto und Abreu] beschlossen, dass es an der Zeit war, wirklich professionellen Fußball zu spielen und gründeten Amazonas [FC] zusammen mit 20 Personen.“ Während Wesley Couto Vereinspräsident ist, dienen Peggy und Abreu auf der Führungsebene. Nach einer Planungsphase von zwei Jahren rief man den Amazonas FC schlussendlich am 23. Mai 2019 ins Leben und siedelte sich im Osten der Stadt an, wo es zuvor noch keinen Klub gab und dadurch schnell eine Fangemeinschaft aufgebaut werden konnte. Als Stadion nutzt man dabei das Estádio Municipal Carlos Zamith, eine bereits davor von mehreren Vereinen genutzte Stätte, spielt aber auch in der für die Weltmeisterschaft 2014 gebauten Arena do Amazônia. Passend zum Jaguar als Vereinsmaskottchen wählte man Gelb und Schwarz als Spielfarben.

Die Debütsaison – Campeonato Amazonense Segunda Divisão 2019

Zur Einstiegssaison in der zweiten Liga des Campeonato Amazonense, das auch unter dem Namen Barezão bekannt ist, verpflichtete man einige Spieler, die bereits mehrere regionale Vereine durchliefen, darunter beispielsweise Ivanilson, Spitzname Jackie Chan, aber mit Daivison war auch ein Stürmer dabei, der bei América de Natal und Bragantino bereits Erfahrungen in der zweithöchsten nationalen Liga sammeln konnte. Als Trainer konnte man den Ex-Profi Lecheva, der mit Paysandu in der Série A spielte, für das Projekt gewinnen.

Die zweite Liga des Barezão bestand lediglich aus fünf Mannschaften, wobei man nur einmal gegen jedes andere Team spielte, bis die zwei besten Klubs ein Finale abhielten. Im ersten Match der Vereinsgeschichte auswärts gegen Tarumã, das aufgrund eines Bienenschwarms an einem der Tore um eine Stunde verzögert werden musste, gingen die Jaguare als Sieger hervor. Es war kein anderer als Daivison, der mit einem starken Linksschuss für das erste Tor der neuen Mannschaft sorgte. Doch der Abend gehörte vor allem Ivanilson alias Jackie Chan. Denn er erzwang nicht nur ein Eigentor des gegnerischen Verteidigers, sondern machte mit einem präzisen Schuss in die rechte untere Torecke auch gleich den Deckel drauf.

Das erste Spiel des Amazonas FC. Tarumã 0:3 Amazonas FC.

Während man das Heimdebüt mit einem 0:0 gegen Cliper abschloß, wiederholte man am dritten Spieltag gegen São Raimundo das Ergebnis von Tarumã. Zum Abschluss der Liga wurde Holanda mit 6:1 vom Platz gefegt, wobei Daivisions Hattrick ihn zum Mann des Spiels machten. Somit ging man mit zehn Punkten aus vier Spielen in das Finale, wo man erneut auf São Raimundo traf, die nur gegen die Jaguare, wie die Mannschaft auch genannt wird, verloren.

Bereits nach zehn Minuten köpfte Daivison sein Team in Führung, die die Nummer sieben Emerson Bacas noch in der ersten Halbzeit ausbaute. Im zweiten Spielabschnitt war es zuerst São Raimundo, die wieder an die Aurinegros (die Goldschwarzen) herankamen, aber in der letzten Szene machte Dioguinho alles klar und krönte Amazonas zum Meister.

Der Pandemie-Abbruch

Zur neuen Saison verstärkte man sich vor allem defensiv, wobei der erfahrene Totti, der zum damaligen Zeitpunkt bereits vier Staatsmeisterschaften vorweisen konnte, die bekannteste Neuverpflichtung war. Doch auch offensiv kam im Namen von Maikon Leite ein hochqualitativer Spieler hinzu, der unter anderem über 100 Spiele in der brasilianischen Série A vorzuweisen hat und Teil des legendären Santos-Teams mit Neymar war, welches 2011 die Copa Libertadores gewann. Zusätzlich dazu verlängerten die beiden Goalgetter Jackie Chan und Daividson ihre Verträge.

Wie bereits in der zweiten Liga konnte man mit einem Sieg beim Turnierdebüt aufwarten. Entscheidend war der Elfmeter von Maikon Leite, der zum 2:1 führte. Nach einem Remis gegen Nacional gewann man vier der fünf verbleibenden Duelle. Einzig der Manaus FC konnte den Jaguaren noch einen Punkt abknöpfen und das Finale des ersten Saisondurchgangs sogar mit 4:1 für sich entscheiden. Im zweiten Abschnitt des Barezão kam es nur zur drei Spielen, wobei Amazonas zwei gewann und ein Unentschieden holte, bis das Turnier aufgrund der COVID-Pandemie pausiert werden musste.

Während der Unterbrechung feierte man das einjährige Bestehen des Klubs und war auch mit dem Prozess zufrieden, den der Klub durchmachte. Dazu meinte Fußballdirektor Lissandro Beval: „[…] Wir glauben an die Kraft des Planens und daran, dass die Meisterschaft [2019] das Ergebnis der Arbeit von Profis ist, die von Tag zu Tag arbeiten.“ Zudem gab es auch einige Abgänge und Neuzugänge zu verzeichnen. So wechselten Maikon Leite nach Angola und Jackie Chan zum Stadtrivalen Manaus FC, während Roberto Peggy die Führungsebene verließ. Ebenso ersetzte man den zum Fast Clube abgewanderten Lecheva mit dem erfahrenen Ruy Scarpino und holte noch einige weitere Spieler für die neue Saison, wovon der Ex-Flamengo-Kicker Ibson der bekannteste war.

Nachdem das Turnier aufgrund der Pandemie nicht weitergespielt werden konnte, versuchte die FAF eine Lösung für dieses Problem zu finden und veranstaltete eine Sitzung mit Vertretern der teilnehmenden Klubs. Dabei kam man zu keinem Ergebnis, wodurch sich ein Rechtsstreit zwischen der FAF und den Vereinen entwickelte und man vorerst keine Einigung zu einer Fortsetzung oder einem Abbruch des Turnieres fand. Erst im Dezember 2020 befand das brasilianische Sportgericht STJD, dass alle bisherigen Spiele nichtig waren und man das Turnier neu austragen müsse. Und so ging der Barezão 2020 im Februar 2021 erneut an den Start.

Die neuen Amazonasmeisterschaft entwickelte sich für die Aurinegros zu einem Misserfolg. Zwar konnte man das Auftaktspiel gegen Nacional mit 2:1 gewinnen, verlor aber die nächsten beiden Spiele und schied somit in der ersten Phase aus, wodurch Trainer Ruy Scarpino den Verein verlassen musste. Tragischerweise wurde dieser kurz danach aufgrund von Atembeschwerden in ein Krankenhaus eingeliefert werden und verstarb nur wenige Tage später aufgrund von Covid-19.

Qualifikation für die Série D

Um sich sportlich wieder zu stabilisieren, holte man Lecheva zurück und verstärkte sich unter anderem mit Marion, der ebenfalls Série A-Erfahrung vorzuweisen hat. Vor dem Auftaktspiel nahmen die Jaguare noch gemeinsam Abschied von Scarpino, indem sie in schwarzer Spielgarnitur aufliefen und ihn gemeinsam mit den Gegner Princesa do Solimões mit einem Banner ehrten, auf dem zu lesen war: „Ruy Scarpino, du wirst für immer in unserer Geschichte sein.“ Die Partie endete, genauso wie die nächste gegen Nacional, mit einer Punkteteilung.

Anschließend verstand es Lecheva, die defensiven Schwächen auszugleichen, was sich in neun Punkten aus den nächsten drei Spielen zeigte. Manaus FC zeigte sich jedoch weiterhin als unangenehmer Gegner und die Aurinegros gingen im Duell um die Tabellenführung aufgrund von Verletzungen und Platzverweisen mit 0:4 unter. Nach einem weiteren Unentschieden und einem Sieg wurde man zwar Zweiter, schied aber in der folgenden K.O.-Phase bereits im Viertelfinale gegen São Raimundo aus. Trotz der titellosen Saison konnte man im Osten von Manaus einen wichtigen Erfolg feiern. Dadurch dass der Stadtrivale Manaus FC bereits in der Série C vertreten war, ging der freie Platz in der Série D an den Amazonas FC, die zum ersten Mal im landesweiten Fußball in Erscheinung traten. Besonders freuen konnten sich die Spieler, denn der Barezão dauert in der Regel nur wenige Monate, wodurch viele sich nach kurzer Zeit wieder einen neuen Klub suchen müssen, um in der restlichen Zeit des Jahre über die Runden zu kommen. Nun war ein längeres Engagement in Aussicht.

Das nationale Debüt

In der neuen Saison wollte man sich besser präsentieren und für die größere Aufgaben in der Sèrie D wappnen. Es mussten also Veränderungen her. Lecheva, der in die Führungsebene von Paysandu wechselte, wurde mit Rodney Gonçalves, seines Zeichens ehemaliger Co-Trainer bei Cruzeiro und Goiás, ersetzt. Zudem präsentierte man bei der Mannschaftsvorstellung 27 neue Spieler, darunter auch manche Rückkehrer, wie beispielweise Ibson, der zwischenzeitlich für Ipatinga aus Minas Gerais spielte. Im selben Atemzug verkündete der ebenfalls heimgekehrte Roberto Peggy die Umwandlung des Amazonas FC in eine SAF (Sociedade Anônima do Futebol), womit man Vorreiter im Norden Brasiliens ist. Dabei handelt es sich um ein Vereinsmodell, bei welchem der Klub ähnlich wie ein betriebswirtschaftliches Unternehmen organisiert ist und agiert. Demnach ist eine SAF an Gewinnbringung orientiert und bringt mehr steuerliche Vorteile mit sich. Mehrere Erstligisten in Brasilien stellten bereits auf dieses Modell um, darunter beispielsweise Botafogo und Cruzeiro. Roberto Peggy erklärte im Fall von Amazonas: „[…] Was der Amazonas FC machen wird, ist den Investoren eine Möglichkeit zu geben, ihr Geld zu investieren und kurz-, mittel- oder langfristig Gewinne zu erzielen.“

Mittlerweile waren es zwölf Mannschaften, die sich im Jahre 2022 um die Staatsmeisterschaft des Amazonas duellierten. Im Auftaktspiel trennten sich die Jaguare und der Debütant Manauara mit einem 1:1. Von den nächsten zwölf Punkten holte man acht, bis das Duo aus Edinho Canutama und Miliano von Princesa do Solimões mit einem klugen Freistoßtrick am sechsten Spieltag die Sieglosserie brach. Dies verunsicherte die Mannschaft, die zwischenzeitlich auf Platz acht abrutschte und sogar gegen den Absteiger Penarol verlor. Dem Trainer Rodney Gonçalves kostete das seinen Job und er musste gehen, sein Co-Trainer Zé Carlos ersetzte ihn. Die Aurinegros zeigten prompt eine Reaktion und schossen den JC FC in der nächsten Partie mit 7:0 vom Platz, wobei sechs davon bereits in Halbzeit eins erzielt wurden. Am elften und letzten Ligaspieltag holte man noch die letzten drei Punkte gegen Iranduba und stieg auf den fünften Platz, womit man für die K.O.-Phase qualifiziert war.

Vor dem anschließenden Viertelfinale stand das Ein- und Ausgehen der Spieler wieder am Programm. Gleich sechsmal schlug man auf dem Transfermarkt zu, wobei man mit dem Mittelstürmer Walter einen weiteren Spieler von früherem Top-Niveau für sich gewinnen konnte. Bei seinem Debüt verhalf der Copa Libertadores- und Europa League-Gewinner den Jaguaren zwar zum Sieg im Hinspiel über Fast, konnte jedoch auch das Ausscheiden im Rückspiel nicht verhindern.

Es folgte eine einmonatige Pause bis zur Série D, die natürlich nicht ungenutzt blieb. Neben einigen Spielern kam mit Ângelo Márcio ein Fachmann für die operative Ebene des Vereins, der bereits den Rivalen Manaus FC in die Série C führte, und mit Ex-Profi Rafael Lacerda wurde auch ein neuer Trainer eingestellt. Demgegenüber verabschiedete sich Ibson, der zum Rekordjaguar wurde und seine Zeit beim Klub als „eine weitere unglaubliche Erfahrung in meiner Karriere“ beschrieb.

Nun war es an der Zeit, die Grenzen des Bundesstaates Amazonas zu überschreiten und Gegner aus ferneren Regionen Brasiliens herauszufordern. Zum ersten Spieltag reiste man in den Westen des Landes, genauer gesagt nach Rio Branco in Acre, wo man dem dortigen Staatsmeister Humaitá gegenüberstand. Dort war Rafael Tavares an jenem Nachmittag der Goldjunge für die Goldschwarzen. Nachdem Linksverteidiger Henrique Ávila sich durch drei Gegner durchsetzte, staubte der Mittelfeldmann ab und bescherte seinem Team die ersten drei Punkte in der Série D. Jenes Erfolgserlebnis konnte man acht weitere Male wiederholen, vier weitere Zähler kamen durch Remis. Die einzige Niederlage musste man zuhause am elften Spieltag gegen Porto Velho aus Rondônia hinnehmen, womit man die Gruppenphase als bestes Team der Gruppe beendete.

Die zweite und dritte Turnierphase wurden im K.O.-System organisiert. Der Amazonas FC traf dabei zuerst auf Juventude Samas aus dem Bundesstaat Maranhão und anschließend auf Lagarto aus Sergipe. Beide Male entschieden die Jaguare das Duell in der Rückrunde, nachdem man sich in der Hinrunde jeweils mit einem Remis trennte.

Während man im Gesamtklassement nun den ersten Platz belegte, stand im Viertelfinale das Generationenduell an. Der damals 98 Jahre alte Traditionsklub Portuguesa Carioca musste den Weg zum damals drei Jahre alten Amazonas FC antreten. Das Hinspiel in Rio de Janeiro endete erneut mit einer Punkteteilung, womit alle Augen auf das Rückspiel im Estádio Municipal Carlos Zamith gerichtet waren. Der Partie war insofern mehr Bedeutung zugemessen, als dass der Gewinner einen Fixplatz in der nächstjährigen Série C innehatte, eine Liga, in die Portuguesa unbedingt wieder zurückkehren wollte. Nichtsdestotrotz dominierten die Jaguare vor ausverkauftem Haus die erste Halbzeit, in der zwei der drei Tore durch Standards zustande kamen. In Hälfte zwei verpasste man den vierten Treffer in mehreren Situationen nur um Haaresbreite, bis sich eine alte Fußballweisheit wieder bestätigte. Wenn man die Dinger vorne nicht macht, kassiert man sie hinten. Amazonas kassierte eben jenes in der 68. Minute, verstand es aber mit dem kleinen Rückschlag umzugehen. Die Nervosität kam jedoch in der Nachspielzeit. Portuguesa gelang der zweite Anschlusstreffer, aber die Aurinegros retteten den Sieg noch über die Zeit.

Amazonas steigt in die Série C auf.

Das anschließende Halbfinale gegen Pouso Alegre ging zwar verloren, aber der Aufstieg in die Série C war dennoch ein Faktum. Jener Nachmittag im August 2022 reihte sich in die historischen Tage des Amazonas FC ein, dessen Vereinsgeschichte einen Erfolg nach dem nächsten vorzuweisen hat. Doch dieser war nur ein Zwischenstopp im Höhenflug, der drei Jahre zuvor begann. Trainer Rafael Lacerda bekundete nach dem fixen Aufstieg seine Gefühle: „Jetzt kann ich sagen, dass das der beste Moment meiner Karriere ist. Ich bin sehr glücklich und ich bin ein sehr intensiver Typ, manchmal übertreibe ich ein wenig, aber so bin ich einfach.“

Barezão 2023

Dass der Amazonas FC eine immer größere Rolle im regionalen Fußball spielte, zeigte sich nicht nur auf dem Platz. Gemeinsam mit dem Manaus FC nahm man an der sogenannten Confut Nordeste teil, einer Veranstaltung, die örtliche Unternehmen und Fußballklubs näher aneinanderbringen soll, um die Kooperation zu stärken und Ideen auszutauschen. Doch auch im Klassement des brasilianischen Fußballverbandes CBF zeigte sich der Aufstieg der Jaguare. So bekundete Wesley Couto seine Zufriedenheit über den Sprung um 101 Plätze auf den 138. Rang: „Wir sind ein Klub, den es erst seit drei Jahren gibt, der jüngste, der die Série C erreicht hat. Dieser Sprung im Ranking ist der Preis für die Arbeit, die wir nicht nur auf dem Platz, sondern auch außerhalb leisten. Wir wollen uns als Institution in allen Aspekten weiterhin entwickeln.“ Der Führungsstab legte den Fokus dabei unter anderem auf den Nachwuchs und veranstaltete Talentetage für die männlichen und weiblichen Jugendmannschaften. Auch Rafael Lacerda wohnte diesen Probetrainings bei, an denen hunderte von Kickern ihr Können unter Beweis stellten.

Ebenso fleißig plante man bei der ersten Mannschaft. Neben einigen Transfers, darunter dem Abgang von Walter, konnte man viele Spieler halten. So verlängerten beispielsweise Trainer Lacerda und Ruan, dem der entscheidende Treffer zum Aufstieg zuzuschreiben ist, ihre Verträge. Indes ging auch die Saisonvorbereitung los, die man als Trainingslager in Pernambuco im Nordosten Brasiliens abhielt. In drei Wochen arbeitete man an physischen, technischen, taktischen und mentalen Aspekten bis man am 24. Jänner, fünf Tage vor Saisonbeginn, zurückkehrte.

Frank Bernardo aus dem Vereinsvorstand erkannte zurecht, dass es „eine der schwersten [Saisons] der letzten Jahre sein [wird].“ So verloren die Jaguare zum Saisonauftakt mit 0:2 zuhause gegen Manauara. Das sollte jedoch die einzige Niederlage in der Gruppenphase bleiben. Lacerdas Mannen überzeugten fortan mit Sieg nach Sieg und gewannen die nächsten vier Spiele mit einer Tordifferenz von 14:0, wovon der 7:0-Sieg gegen Iranduba das Highlight war. Im Klassiker gegen Traditionsklub Nacional musste man sich mit einem 1:1 zufriedengeben. Nichtsdestotrotz erholten sich die Jaguare und gewannen die letzten beiden Partien, darunter das Derby gegen den Gavião do Norte, mit 1:0.

Der Amazonas FC stand so gut da, wie noch nie zuvor. Die Gruppenphase beendete man mit der besten Defensive und der zweitbesten Offensive auf Platz eins, einem Ranking, welches man zuletzt im abgebrochenen Turnier von 2020 innehatte. Doch auf diesen Lorbeeren durfte man sich nicht ausruhen, denn in der K.O.-Phase wartete schon Operário. Die waren nominell die schlechteste Mannschaft des Turniers, durften aber aufgrund der Suspendierung durch Spielmanipulation von Iranduba weiterspielen.

Zwar unterschätzen die Goldschwarzen die Gefahr, die von Operário ausging, nicht, konnten diese jedoch erfolgreich eindämmen und qualifizierten sich mit einem Gesamtscore von 4:1 für das Halbfinale. Dort wartete schon ein härterer Brocken. Erneut stand man Nacional gegenüber, die eine von zwei Mannschaften war, gegen die man zuvor nicht gewinnen konnte. Das Hinspiel in der für die Weltmeisterschaft 2014 gebauten Arena da Amazônia fing ausgeglichen an, keine der beiden Mannschaften erzielte ein Tor in Halbzeit eins. Anschließend übernahm Amazonas nach einer schnellen Kombination die Führung, die sie zu zehnt über die Zeit retten konnten. Mit einem Bein stand man im Finale des Campeonato Amazonense und war damit dem Titel so nahe wie noch nie zuvor, doch Trainer Lacerda warnte vor Übermut: „Es ist nichts garantiert. […] Der Vorsprung ist minimal, so minimal, dass ich ihn in Wahrheit nicht mal als Vorsprung sehe.“

Das Rückspiel versprach nicht weniger Aufregung. Amazonas wurde über einen Freistoß gefährlich, hatte aber wenig später Glück, als ein Foul im Strafraum nicht als Elfmeter ausgelegt wurde. Die größte Chance der Jaguare, ein Eins-gegen-eins in der 60. Minute, blieb ungenutzt, während man ein Gegentor ebenfalls vereiteln konnte. Das 0:0 reichte für die Finalteilnahme und die beiden bisher wichtigsten Spiele der Vereinsgeschichte.

Der Gegner der beiden Finalpartien war kein geringerer als Manauara, die einzige Mannschaft, die Amazonas in der Gruppenphase besiegen konnte. Diese wurden Zweiter in der Gruppenphase und setzten sich anschließend gegen Rio Negro und Princesa de Solimões durch, bevor es zum Showdown kam. Doch das Hinspiel war kein großer fußballerischer Leckerbissen. Wenige Minuten vor Schluss der ersten Halbzeit hatten beide Teams ihre erste Chance, wobei Manauara gefährlicher wurde. Die Aurinegros verpassten in der 55. Minute nur knapp die Führung, nachdem Luan seinen Schuss links am Tor vorbei setzte. Doch auch den Kickern von Manauara fehlte das Zielwasser, wodurch alle Hoffnungen auf eine Entscheidung auf das Rückspiel vertagt werden mussten.

Dieser war der 23. April 2023. Der wichtigste Tag in der jungen Geschichte des Amazonas FC war gekommen und die 107. Ausgabe des Campeonato Amazonense sollte im Estádio Municipal Carlos Zamith entschieden werden. Die passenden Vorbereitungen traf der Verband allemal. So kam zum einen der VAR zum Einsatz und zum anderen ehrte man die Geschichte der einheimischen Völker, von denen Künstler die Trophäe und Medaillen gestalten durften. Doch nun lag es an den Mannschaften, darum zu kämpfen.

Bereits in der siebten Minute war der Ball im Netz, nachdem Amazonas-Verteidiger Alison den Ball ins Tor köpfte. Leider befand er sich dabei aber im Abseits, was man mit dem Videoschiedsrichter bestätigen konnte. Beide Teams arbeiteten sich anschließend nicht viele Chancen heraus, Manauaras gefährlichster Moment war ein Fernschuss in der 38. Minute von Luiz Renan, der aber ebenfalls zu nichts führte. Dem Tor kamen sie 16 Minuten nach Wiederanpfiff näher als Iury Tanque mit seinem Fallrückzieher, dem der Amazonas-Torhüter Fabian Volpi nur hinterher schauen konnte, die Querlatte traf. Zwei Minuten später ergab sich gleich eine Doppelchance, die Manauara ebenfalls keinen Treffer beschwerte. Aus dieser Druckphase der Gäste konnten die Jaguare kaum besser hervorkommen. Schlüsselspieler Rafael Tavares näherte sich dem gegnerischen Tor über dem rechten Flügel an, spielte auf Ruan, der den Ball von der Grundlinie in die Mitte auf Luan legte, wodurch dieser aus nur vier Metern verwandelte. 1:0 für Amazonas. Manauara war erpicht auf eine Antwort, doch fand bis auf einen Freistoßversuch in der 92. Minute keine nennenswerte Chance mehr vor.

Das entscheidende Spiel zum Staatstitel 2023

Somit war das Meisterstück geschafft. Die Schiedsrichterin Edina Alves Batista nahm den Ball in die Hand, pfiff das Spiel ab und der Meister des Barezão 2023 hieß Amazonas FC. Vier Jahre nach der Vereinsgründung gelang der bisher größte Erfolg in der jungen Klubgeschichte. Der zum besten Trainer des Turniers geehrte Rafael Lacerda sprach ein großes Lob an seine Truppe aus, war sich aber auch der angehenden Aufgaben im Rahmen der Série C bewusst: „Das ist die Krönung der großartigen Arbeit, die wir seit einem Jahr machen. […] Unsere Mannschaft ist die beste des Turniers, die beste des [Bundesstaates] Amazonas, aber nur bis morgen, denn morgen beginnt die andere Vorbereitung.“

Der gebrochene Bann

Zwischen dem Finalrückspiel des Barezão und dem Beginn der Série C lagen lediglich zehn Tage, die Jaguare hatten also nur eine kurze Verschnaufpause, bis sie wieder auf die Jagd gingen. Dafür wusste man sich zu rüsten. So verlängerte man beispielsweise den Vertrag von Stürmerschreck Thiago Spice, der mit seinen Abwehrkollegen lediglich vier Tore zuließ, und stellte ihm mit Jackson einen ehemaligen Erstligaverteidiger an die Seite. Für die Offensive konnte Amazonas mit Renatinho und Sassá zwei Angreifer, in deren Vita bereits hochklassige Ligen verzeichnet sind, in den BID, dem Transfersystem des brasilianischen Verbandes, eintragen. Ersterer kickte auf bester Ebene China und Japan, während Zweiterer bereits in der Série A und der Copa Libertadores Erfahrungen sammeln konnte, letzterer kennt die Série A bestens und traf auch bereits achtmal in der Copa Libertadores.

Die ersten Momente in der Série C warteten am 3. Mai 2023 auf die Jaguare. Mit viel Mut und Zuversicht reiste man in das über 2.900 Kilometer entfernte Brusque im südlichen Bundesstaat Santa Catarina, doch die Hausherren des gleichnamigen Vereins klopften sofort mit einem Lattenschuss in der sechsten Minute an. Während Fabian Volpi sich in dieser Szene noch auszeichnen konnte, gelang ihm eine erfolgreiche Abwehr des Freistoßes eine knappe halbe Stunde später nicht, wodurch man mit 0:1 auch in die Kabinen ging. In der zweiten Halbzeit war man um den Ausgleich bemüht, doch das Zielwasser befand sich nicht in den Trinkflaschen der Gäste und der Auftakt ging verloren.

Beim Heimdebüt gegen América de Natal drei Tage später steckte die Niederlage wohl noch etwas in den Köpfen der Jaguare, wodurch wohl der verschossene Elfmeter von Rafael Tavares gegen Ende der ersten Hälfte zu erklären ist. Der Siegeswille zeigte sich aber im zweiten Spielabschnitt in den Köpfen der Jaguare, denn Sassá sorgte eine Minute nach Wiederanpfiff mit seinem Debüttor für die Führung. Während Fabian Volpi diese bravourös verteidigte, gelang es Luan sie kurz vor Ende auszubauen und damit für die ersten drei Punkte des Amazonas FC in der Série C zu sorgen.

Von da an griffen die Rädchen der Mannschaft ineinander und die Jaguare schnappten unentwegt zu. Sechs der nächsten neun Matches endeten mit dem goldschwarzen Erfolg, während weitere drei Punkte durch drei Unentschieden eingefahren wurden. Die regelmäßigen Siege sind vor allem Sassá zu verdanken, der mit elf Treffern, darunter einem Hattrick und drei Doppelpacks, vollends aufspielte.

In der Zwischenzeit feierte man zudem das vierjährige Vereinsjubiläum, das man mit einem weitläufigen Projekt für 12.000 Nachwuchsfußballer zelebrierte, bei dem man nicht fußballerische, sondern auch soziale Aspekte in den Vordergrund stellte. Darüberhinaus konnte man sich über finanzielle Unterstützung aus zweierlei Händen freuen. Kurz nach Saisonbeginn unterzeichnete man einerseits einen Sponsoringvertrag mit einer großen lokalen Einzelhandelskette, die vor allem das Merchandising vorantrieb. Andererseits floß Geld durch den Bürgermeister von Manaus David Almeida an den Klub, welches dieser wiederum Mitarbeitern, die nicht direkt am Fußballgeschehen beteiligt sind, zugutekommen ließ.

Obwohl man sich dazu noch über einen Fünf-Punkte-Vorsprung freuen konnte, brach die Mannschaft im Schlussspurt der ersten Gruppenphase signifikant ein. Zu den 24 bereits gewonnenen Punkten kamen lediglich acht weitere hinzu, wodurch man die Gruppenphase mit 32 Zählern auf Rang drei beendete. Das von Lacerda vor der Saison ausgeprochene Ziel, sich in den obersten acht Teams zu halten, wurde dennoch erreicht, vor allem aufgrund der hohen Punkteausbeute aus den ersten elf Partien. Damit qualifizierten sich die Goldschwarzen für den zweiten Turnierabschnitt.

In der Gruppe C fand der Amazonas FC mit Paysandu SC, Volta Redonda FC und Botafogo-PB schwierige Gegner hervor, die allesamt in der vorherigen Turnierphase nicht besiegt werden konnten. So war es einerseits Paysandu, die die Erfolgsserie der Jaguare am 12. Spieltag beendeten, andererseits musste man in der Woche darauf gegen Volta Redonda mit einer herben 1:5-Klatsche die bisher größte Niederlage der Vereinsgeschichte hinnehmen, die gleichzeitig den Verlust der Tabellenführung bedeutete. Einzig gegen Botafogo spielte man Remis. Dementsprechend groß waren die Hürden, die zwischen der Mannschaft und dem Aufstieg respektive der Meisterschaft standen.

Zum Auftakt stellte sich Botafogo den Jaguaren mit einem 2:1-Heimsieg entgegen. Das anschließende Heimdebüt gegen Paysandu, welches man in der Arena da Amazônia austrug, wurde bereits von Trainer Lacerda als Schlüsselspiel betrachtet, doch auch Paysandu erkämpfte sich einen Sieg. Für Lacerda bedeutete dieser erneute Misserfolg das Ende seiner Amtszeit bei Amazonas FC, wie der Verein nach der zweiten verlorenen Partie bekannt gab. Trotz der mittelmäßigen Ergebnisse, die sich über einen längeren Zeitraum anhäuften, konnte er guten Gewissens auf seine Zeit in Manaus zurückblicken und führte den Klub in seinen 18 Monaten an der Seitenlinie zum Staatsmeistertitel von Amazonas sowie in die Série C.

Ein frischer Wind kam im Namen von Luizinho Vieira, der nach seiner Spielerkarriere bei mehreren Stationen seine Kenntnisse unter Beweis stellen und beim Manaus FC auch schon Erfahrungen im Amazonas sammeln konnte. Mit ihm als neuen Übungsleiter schöpften die Spieler mehr Optimismus und waren sich der Wichtigkeit der kommenden Aufgaben bewusst. „Diese vier Spiele sind für uns wie Finalspiele.“, betonte Mittelfeldkicker Rafael Tavares. Um auf mehr Unterstützung zu setzen, wurden dazu auch die Fans mit einem Sonderpreis von 20 Reais (etwa 3,8€) anstatt der üblichen 40 Reais (etwa 7,6€) angelockt.

Vieira erreichte mit seinem Team den ersehnten Wendepunkt und schlug Volta Redonda sowohl zuhause als auch auswärts mit 2:0, wodurch die Jagure sich auf den zweiten Platz in der Gruppe vorkämpften. Entscheidend beteiligt war vor allem Sassá mit der Nummer 99, der in beiden Partien traf. Nun hatte man zwei Endspiele vor sich, zuerst auswärts gegen Paysandu und abschließend zuhause in der vollen Arena da Amazônia gegen Botafogo. Laut der Internetseite für Fußballstatistiken „Chance do Gol“ lag die Wahrscheinlichkeit des Aufstiegs nur bei 28,2%, für die Finalteilnahme sogar nur bei 9,6%. Den Aurinegros blieb nichts Anderes übrig, als sich der Herausforderung zu stellen.

Von den 50.000 Zuschauern im Estádio Olímpica do Pará, kurz Mangueirão, rechneten nur die wenigsten mit einem Sieg der Gästemannschaft. So bereiteten die Fans und Klubverantwortlichen von Paysandu bereits die Feier zum Finaleinzug vor, während in der Nacht vor dem Spiel Feuerwerkskörper vor dem Hotel der Amazonas-Spieler gezündet wurden. Vorerst schien auch alles nach Plan zu laufen, als Mario Sergio nach 25 Minuten Paysandu in Führung köpfte und ihren Gegnern zwei regelwidrige Tore aberkannt wurden. Kurz vor Ende der ersten Halbzeit zappelte das Netz jedoch erneut, Igor Bolt bestätigte das Sprichwort „alle guten Dinge sind drei.“ Nach Wiederanpfiff schien den Hausherren die nötige Durchschlagskraft zu fehlen, wodurch man zwölf Minuten nach Wiederanpfiff in Form von Sassá die Führung übernahm und sie bis zum Schluss nicht mehr abgab. Das Ergebnis schockierte die Fans in blau-weiß, Journalisten tauften das Spiel „Mangueirãço“, angelehnt an das verlorene WM-Finale von 1950, das als „Maracanaço“ bekannt ist.

Die anschließende Aufregung, die durch den Verein ging, sprang auf die ganze Stadt über. Einmal musste man 90 Minuten noch erfolgreich überstehen, dann war der größte Triumph der Vereinsgeschichte geschafft, dann würde man die Liga erreichen, die Wesley Couto bereits 2019 als Ziel ansetzte. Während sich die Tickets für das abschließende Spiel gegen Botafogo in Windeseile ausverkauften und man mit einer vollen Arena da Amazônia rechnen konnte, zeigte sich das Team zielstrebig. Trainer Luizinho Vieira betonte die Verantwortung seiner Truppe: „Es hängt einzig von unseren Bemühungen ab.“ Selbst Superstar Neymar meldete sich in einem kurzen Video und sprach dem Klub seine Glückwünsche aus. Ein Unentschieden würde bereits für den Aufstieg reichen, denn bereits als Gruppenzweiter wäre man in der Série B, doch nichts sollte den goldschwarzen Triumphzug hindern, ein Sieg sowie eine Endspielteilnahme waren das Ziel.

Vor 44.500 lautstarken Zuschauern begann das Duell. Nach einem Freistoß von Rafael Tavares in Minute zwölf herrschte das erste Mal Aufregung, denn der VAR erkannte ein Handspiel, welches dem Schiedsrichter keine andere Wahl überließ als Elfmeter zu geben. Der Argentinier Diego Torres verwandelte den Strafstoß in der 18. Spielminute und brachte das Stadion das erste Mal zum Beben. Kurz darauf setzte sich Igor Bolt nach einer kurz ausgeführten Ecke durch bis in den Strafraum, legte ab auf Rafael Tavares, der die zweite Welle der Euphorie im Stadion auslöste. Botafogo wurde nur über einen Freistoß gefährlich, der aber über das Tor gelenkt werden konnte. In Halbzeit zwei verwalteten die Jaguare das Spiel, ließen dementsprechend wenig gegnerische Möglichkeiten zu, verpassten selbst aber auch den dritten Treffer. Nichtsdestotrotz endete der Abend mit einem 2:0 für die Goldschwarzen und einer prächtigen Feuerwerksparty nach Abpfiff, die den Nachthimmel von Manaus zu einem knallenden Farbenmeer erhellte.

Der Aufstieg in die Série B war fixiert und der 1. Oktober 2023 trug sich in die Geschichtsbücher des Amazonas FC ein. Nach einer Saison in der dritten Liga setzte man den Durchmarsch fort und repräsentiert den Bundesstaat Amazonas damit zum ersten Mal in der Série B seit dem Abstieg von São Raimundo im Jahre 2006.

Doch noch hatte man nicht fertig. Das Finale um die Meisterschaft stand noch an. Der Gegner? Ausgerechnet Brusque. Es war jenes Brusque, gegen das man zu Saisonbeginn noch 0:1 verlor und das den Aurinegros das Drittligadebüt vermasselte. Noch nie zuvor gelang es einem Team aus dem Bundesstaat Amazonas einen Titel in einer der vier Topligen Brasiliens gewinnen, die Jaguare wollten diesen Bann brechen. Innenverteidiger Maycon betonte, dass dies auch als individueller Ansporn wirkte: „Jeder Spieler möchte einen brasilianischen (nationalen) Titel im Lebenslauf stehen haben.“

Ein volles Haus erwartete den Amazonas FC zum Hinspiel, der zwar auf den gelbgesperrten Rafael Tavares verzichten musste, aber wieder mit Sassá, der sein Spielverbot mittlerweile abgesessen hatte, rechnen konnte. Demgegenüber stand mit Brusque die beste Mannschaft der Liga auf dem Platz, die nach 45 Sekunden bereits den ersten Schuss aufs Tor verzeichnen konnten. Sassá zeigte anschließend gleich dreimal, wie torgefährlich er werden konnte, doch bei keinem der drei Versuche landete der Ball im Tor. Auch Brusque gelang bis zur Halbzeit kein Treffer, wodurch sich beide Teams mit einem 0:0 in die Kabinen begaben. Die Auswärtsmannschaft kam anschließend zwar besser in die zweite Hälfte, doch die Durchschlagskraft nahmen sie dabei nicht mit aus den Katakomben der Arena da Amazônia. Auf Seiten des Heimteams war es Igor Bolt, der in der 80. Spielminute die wohl größte Chance vergab, als er den Ball aus wenigen Metern am halbleeren Tor vorbeisetzt. Somit blieb es bis zum Abpfiff bei erfolglosen Möglichkeiten. Es sollte sich also alles eine Woche später im finalen Spiel der Série C-Saison 2023 entscheiden.

Erneut bestritt man also die über 2900 Kilometer nach Brusque, die man bereits vor dem Debüt auf sich nahm. Trainer Luizinho Vieira musste keine größeren Ausfälle im Team berücksichtigen und konnte dabei wieder auf Rekordspieler Rafael Tavares zählen, der seine Sperre absaß und für das bis dahin wichtigste Spiel seiner Karriere wieder zur Verfügung stand. Am 22. Oktober 2023 war es an der Zeit für den Amazonas FC, den Titel nach Hause zu bringen.

Der Anfang war aber alles andere als leicht. Bereits nach elf Minuten lagen die Jaguare durch einen Elfmeter in Rückstand, was die von Chance do Gol berechnete Chance von nur rund 20% eines Sieges in der regulären Spielzeit nicht unrealistisch scheinen ließ. Nur durch Glück münzten die Hausherren einen schnellen Konter in der 34. Minute nicht in eine 2:0-Führung um. So fanden diese den Ball nämlich kurz vor Ende des ersten Spielabschnitts im eigenen Tor wieder. Nach einem schnell ausgeführten Foulfreistoß sowie klugem Kurzpassspiel stand Diego Torres goldrichtig und überwand seinen gegnerischen Torhüter aus 16 Metern zum so wichtigen 1:1 für die Jaguare.

Jetzt war der Titel zum Greifen nahe. Es fehlte nur ein Tor. Ein Tor, das alles entscheiden könnte, das alle Spieler für immer in die Geschichte des Amazonas FC verewigen und die Krönung einer Saison mit Höhen und Tiefen bedeuten würde. Und dieses Tor kam auch. Minute 56, Außenverteidiger Patric blickt mit dem Ball am Fuß in den Strafraum. Er sieht Ítalo, der die Kugel zu Sassá weiterköpft. Dieser legt sich den Ball mit dem Oberschenkel vor, entwischt dabei den Brusque-Verteidigern und schiebt den Ball ins Tor. Der 18. Treffer der Nummer 99 sollte seinen Status als Torschützenkönig zementieren und ihn in die Geschichtsbücher des Amazonas FC und der Série C schreiben. Doch noch war das Aufeinandertreffen noch nicht durch. Sieben Minuten später bewahrte Keeper Edson Mardden die Jaguare vor dem zweiten Ausgleich der Begegnung. Was nun folgte, war eine Abwehrschlacht in Gold und Schwarz gegen einen Druck, der größer kaum hätte sein können. Brusque suchte das zweite Tor, fand sich aber schließlich nach beinahe 110 gespielten Minuten mit leeren Händen wieder.

Das Rückspiel der Série C 2023. Amazonas FC krönt sich zum Meister.

Somit war es geschafft. Der Amazonas FC krönte sich zum Meister der Série C 2023 und damit brach damit auch den Bann der nationalen Titellosigkeit der Klubs aus dem Bundesstaat Amazonas. Manche Spieler konnten nach Abpfiff kaum normal laufen, so groß war der physische, aber auch der mentale Stress, der sich über die Saison ansammelte und nun von ein auf dem anderen Moment abfiel. Sassá konnte seine Tränen im Interview nach dem Spiel in Tränen kaum zurückhalten und sprach dem Verein und seiner Familie große Dankbarkeit aus, während andere Spieler auf den Zaun vor dem Gästefansektor kletterten, um mit den Fans zu feiern.

Trainer Luizinho Vieira sprach anschließend in den höchsten Tönen von seinem Team: „Die Truppe war fantastisch, sie hat es […] verdient, zu gewinnen […].“ Überzeugt von dem Projekt entschloß sich Vieira seinen bereits unterzeichneten Vorvertrag bei Confianca aus Sergipe aufzulösen und bei den Jaguaren, mit denen er 2023 in sechs Spielen fünfmal gewann und einmal Remis spielt, zu bleiben. Die Erfolge von Lacerda und Vieira zeigten sich im nationalen Klubranking, wo man um 72 Plätze auf den 66. Rang aufstieg und die zweitbeste Mannschaft des Amazonas hinter dem Manaus FC auf Platz 52 darstellte.

Zum Abschluss des Jahres wurde die Mannschaft auf Initiative des Verbandspräsidenten Rozenha im Parlament des Bundesstaates Amazonas geehrt und nahm, wie im Vorjahr an der Confut Nordeste teil, wo man aufgrund des schnellen Aufstiegs im brasilianischen Fußball großes Interesse von neuen Sponsoren erfuhr.

Verpasste Titelchancen

Die Teilnahme an diesem Event zahlte sich aus, denn zur neuen Spielzeit konnte man mehrere neue Hauptsponsoren gewinnen. In der Saisonplanung spielten aber auch die zahlreichen Vertragsverlängerungen mit Schlüsselakteuren der Meistermannschaft von 2023 eine große Rolle, die man mit etlichen Neuverpflichtungen kombinierte. Der bekannteste Name davon ist Jô, der seinen Torriecher bereits bei Manchester City sowie mehreren Auslandsstationen und für die brasilianische Nationalmannschaft unter Beweis stellen konnte. Zudem soll auch der ehemalige PSG- und Liverpool-Verteidiger Mamadou Sakho einem Engagement bei den Jaguaren sehr nahe gewesen sein, ein Transfer ergab sich letztendlich aber nicht.

Nach einem dreiwöchigen Trainingslager, das man wie schon im Vorjahr in Pernambuco absolvierte, kehrte man auf den Rasen des Estádio Municipal Carlos Zamith zurück. Der Auftakt in der Hinrunde des Barezão 2024 hatte es mit der Neuauflage des Finales von 2023 auch gleich in sich, so forderte Manauara die Jaguare heraus und schwor Rache für die Niederlage acht Monate zuvor. Zu Spielbeginn bot sich Manauara auch direkt die erste Gelegenheit, doch Sassá war es, der das Heimteam in Führung brachte. Das goldschwarze 1:0 war jedoch von kurzer Dauer, lediglich 130 Sekunden später wurde der Kampf um die Führung erneut eröffnet. Trotz der Bemühungen von Sassá und Co. war es Manauara, welches sich in der 38. Minute behauptete und das 2:1 bis zum Spielende über die Zeit retten konnte.

Die Niederlage war nur ein kleiner Rückschlag, doch aus den beiden folgenden Spieltagen gegen Princesa do Solimões und RPE Parintins holte man nur zwei Punkte, wobei man beide Male eine Führung ausgleichen musste. In den letzten beiden Duellen der Gruppenphase verblieben die drei Punkte zweifach auf Seiten des Amazonas FC, wodurch man auf Platz eins in die Playoffs einzog.

Das Viertel- und Halbfinale veränderte sich im Vergleich zum Vorjahr nicht. Zuerst hatte man es mit Operário zu tun. In einem ausgeglichenen Aufeinandertreffen ergaben sich für beide Teams Möglichkeiten, bis sich die Begebenheiten zu Gunsten der Jaguare neigten, als Verteidiger Fabiano den Ball nach einem Freistoß die notwendige Kurve ins Tor gab. Den Weg zum Sieg ebnete Mittelfeldakteur Diego Torres mit seinem Elfmeter zum 2:0. In Halbzeit zwei stellte Jô, der am Vortag offiziell registriert wurde, sein Können unter Beweis und baute die Führung aus, auf die Sassá den Deckel zum 4:0 draufmachte.

Anschließend hörte der Gegner auf den Namen Nacional, die 42% der Staatsmeisterschaften seit Einführung des Professionalismus in Amazonas gewinnen konnten. Ihr letzter Titel lag aber schon lange zurück, während die Jaguare eine viel frischere Dynamik auf den Platz bringen. Beide Klubs boten sich eine Begegnung auf Augenhöhe, bis Amazonas das Steuer übernahm und das Ruder in der 42. Minute durch ihren Torgaranten Sassá auf ihre Seite rissen. Halbzeit zwei bot neben einem Tor für das Auswärtsteam vor allem durch eine kontroverse Elfmeterentscheidung deutlich Diskussionsstoff, doch der von Diego Torres verwandelte Strafstoß wurde nicht zurückgenommen und Amazonas stellte die Weichen auf Endspiel.

Wo im Spielbericht des Vorjahres noch Manaus stand, war mittlerweile São Raimundo zu lesen, gegen die man bereits 2019 das Finale der zweiten Liga des Barezão bestritt. Im Regen von Manaus, dem über 7000 Zuschauer trotzten, sorgte Amazonas-Angreifer William Barbio für die Führung der Jaguare, als er sich in einen Klärungsversuch des gegnerischen Verteidigers reinstellte, wodurch das runde Leder seinen Weg hinter die Torlinie fand. Fabiano verdoppelte nach Ecke per Kopf auf 2:0, wodurch er später zum Man of the Match gewählt wurde. Es folgte ein Aufbäumen von São Raimundo, das sich bis in die zweite Hälfte zog, aber auch ein Freistoß unter der Mauer brachte keinen Erfolg. Ergebniskosmetik wäre hingegen noch das 3:0 gewesen, welches Ênio auf dem Fuß lag. Die verpasste Chance änderte aber nichts am Gewinn der Taça Rio Solimões, wie der Hinrundentitel des Barezão genannt wird. Damit qualifizierte man sich gleichzeitig für das große Finale gegen den Rückrundenmeister.

In jenem zweiten Turnierabschnitt wiederholte sich die anfängliche Sieglosigkeit der Aurinegros. Nach einem 0:0 gegen Nacional blieben die drei Punkte auf Seiten des Manaus FC, die dieselbe Anzahl an Toren schoßen. Die letzten beiden Duelle lieferten aber doch noch zwei Siege, zuerst schlug man Operário mit 3:1, folglich triumphierten die Goldschwarzen über Unidos do Alvorada mit 2:0, wobei Giovanni, der 2023 im Fluminense-Kader war, welcher die Copa Libertadores gewann, einen Treffer beisteuerte. Das anschließende Ausscheiden gegen Parintins im Viertelfinale verkörpert die bisherige Saison der Jaguare, denn der Erfolg ist ihnen zwar nicht fremd, doch in entscheidenden Momenten muss man sich oft mit der Niederlage zufriedengeben, wie anhand von zwei Beispielen zu sehen ist.

Es war der Finaltag des Campeonato Amazonense. Im Estádio Roberto Simonsen, Heimstätte des Sul América EC, machten sich der Amazonas FC und der Gavião do Norte, Manaus FC, den Titel um den diesjährigen Barezão aus. Die Truppe von Luizinho Vieira erwartete den Druck des Gegners, arbeiteten vor allem mit langen Bällen und Kontern. Das Rezept schien vorerst aufzugehen, als William Barbio in der 12. Minute für die Führung sorgte. Weiterhin bestimmten ihre Kontrahenten aber das Duell und erarbeiteten sich zahlreiche Gelegenheiten, die schließlich in einem Tor neun Minuten vor Spielende mündeten. Ohne Verlängerung sollte das Finale sofort im Elfmeterschießen entschieden werden. Während bei Manaus alle Schützen trafen, verpassten die beiden Abwehrspieler Fabiano und Patric ihre Chancen und führten die Niederlage herbei. Als persönliches Trostpflaster gilt für Fabiano, sowie Diego Torres und Sassá immerhin die Wahl in das Team des Turniers, aber die Mission Titelverteidigung scheiterte.

Das zweite Beispiel des Misserfolges zeigt sich in der Copa Verde, einem regionalen Pokalwettbewerb nördlicher und mittelwestlicher Bundesstaaten Brasiliens. Dort stieg man im Achtelfinale ein, wo man Capital aus Tocantins, die sich vorher gegen São Raimundo-RR durchsetzten, begegnete. Mit Toren von Rafael Tavares, Sassá und Boca Juniors-Leihspieler Alexis Alvariño drehte man den 0:1-Rückstand aus der 24. Minute in einen 4:1-Heimsieg und rückte in das Viertelfinale vor. Nichtsdestotrotz wurden den Goldschwarzen von Remo aus Pará größere Steine in den Weg gelegt. Obwohl man sowohl im Hinspiel als auch im Rückspiel in Führung ging, gewann man keines der beiden Matches und ließ die nächste Gelegenheit auf einen Triumph aus.

Die Gegenwart und die Zukunft

Es verbleiben dem Amazonas FC somit noch zwei von vier möglichen Titeln, die man erringen kann. Während die Jaguare sich aktuell in der Copa do Brasil in der dritten Phase befinden, in welcher die besten 20 Vereine aufeinandertreffen, steht die Série B kurz bevor. Die Vorbereitungen laufen bereits Hochtouren. So hat man sich nur zwei Tage nach dem verlorenen Finale des Campeonato Amazonense von Trainer Luizinho Vieira verabschiedet, dessen Team in 25 Spielen 15-mal gewann, sechsmal ein Unentschieden rausholte und viermal die Niederlage einstecken musste. Mit Adilson Batista, einem erfolgreichen Ex-Profi, der als Trainer unter anderem Santos, Corinthians, Cruzeiro und Vasco da Gama betreute, installierte Präsident Wesley Couto prompt einen Nachfolger. Neben einem neuen Übungsleiter herrschte auf dem Transfermarkt ein reges Treiben. Spieler mit Erfahrungen aus den obersten drei Profiligen Brasiliens verstärkten die Aurinegros, während wichtige Spieler wie Fabiano, Diego Torres, Rafael Tavares oder Sassá weiterhin Bestandteil des Klubs sind.

Ob der Amazonas FC seinen rasanten Aufstieg weiterhin fortsetzen kann, wird sich erst im Laufe der Série B-Saison zeigen. Der Sprung von der dritten in die zweite Liga ist ein ziemlich großer, auch in qualitativer Hinsicht. So beträgt der durchschnittliche Kaderwert in der Série B etwa das Achtfache der Série C, während zahlreiche Klubs um den Aufstieg in die höchste Liga kämpften. In der abgelaufenen Spielzeit wurden die vier Aufstiegsränge von insgesamt zehn verschiedenen Klubs, was der Hälfte der Teilnehmer entspricht, besetzt. Wirft man anschließend einen Blick auf die Abschlusstabelle wird deutlich wie umkämpft und hart diese Liga ist. Die Spanne zwischen den Plätzen zwei bis acht lag 2023 lediglich bei vier Punkten, wobei Vila Nova beispielsweise am letzten Spieltag von Rang vier auf Rang acht rutschte.

Demgegenüber steht mit dem Amazonas FC die Mannschaft mit dem zweitniedrigsten Kaderwert der Liga, der lediglich etwas mehr als vier Millionen Euro beträgt. In Manaus blickt man dennoch nach vorne und möchte trotz der Debütantenrolle im Aufstiegsrennen mitmischen, was Präsident Couto mit einem Budget von 70 Millionen Reais (12,5 Millionen Euro) unterstützt: „Wir machen stets Analysen über unsere zukünftigen Gegner in der Série B. […] Das Ziel des Amazonas FC ist nicht nur, in der Serie B zu spielen, sondern um einen Platz in der Série A zu kämpfen.“ Dazu auch Roberto Peggy: „Unser Platz ist die Série A. Wir sind dafür geboren.“ Zusätzlich dazu ist auch eine Verbesserung der Jugendarbeit angedacht. Dabei sprach Peggy das Ziel aus, die Hälfte der Mannschaft aus Spielern der eigenen Jugend zusammenzustellen.

Alles in allem ist der Amazonas FC ein lebhaftes Projekt, das sich abseits der großen brasilianischen Fußballbühne entwickelt. Im Amazonas existieren mit dem Manaus FC und Manauara zwei andere interessante Klubs, von denen der erste bis in die Série C aufstieg, aber sich im Jahre 2024 wieder mit der vierten Liga begnügen muss. Weitet man den Blick in die erste Spielklasse aus, findet sich mit dem Cuiabá Esporte Clube ein Klub wieder, der als Vorbild für die Jaguare agieren könnte. Cuiabá gelang ebenfalls der Aufstieg von der zweiten regionalen Liga bis in die brasilianische Série A. Letztendlich wird jedoch nur die Zeit zeigen, was aus den Ambitionen des Amazonas FC wird und ob sich in Manaus ein großer Fußballklub als Teil der Elite des brasilianischen Fußballs festsetzen kann.

Tim Bosnjak, abseits.at

Tim Bosnjak