Austria Wien trifft am zweiten Spieltag in der Europa-League-Gruppenphase auf den schwedischen Vertreter Malmö FF. Im ersten Teil dieser Gegnerinfo befassen wir uns unter... Der größte schwedische Verein aller Zeiten (?) – Austria-Gegner Malmö FF unter der Lupe!

Austria Wien trifft am zweiten Spieltag in der Europa-League-Gruppenphase auf den schwedischen Vertreter Malmö FF. Im ersten Teil dieser Gegnerinfo befassen wir uns unter anderem mit der Geschichte des Vereins, dem neuen Stadion und der aktuellen Fanproblematik.

Name: Malmö FF
Voller Name: Malmö Fotbollförening
Gegründet: 24.Februar 1910
Alter: 101 Jahre
Vereinsfarben: Blau-Weiß
Stadion: Swedbank Stadion
Fassungsvermögen: 24.000 (international: 21.000)
Präsident:  Håkan Jeppsso
Trainer: Rikard Norling
Homepage: http://www.mff.se/
Email-Kontakt: [email protected]

Erfolge:
16x schwedischer Meister: 1944, 1949, 1950, 1951, 1953, 1965, 1967, 1970, 1971, 1974, 1975, 1977, 1986, 1988, 2004, 2010
14x schwedischer Pokalsieger: 1944, 1946, 1947, 1951, 1953, 1967, 1973, 1974, 1975, 1977, 1980, 1984, 1986, 1989
1x Finale im Europapokal der Landesmeister (1979)

DIE GRÜNDUNG DES VEREINS

Im Jahr 1909 schloss sich der Fußballverein Bollklubben Idrott (kurz: BK Idrott) an IFK Malmö, den ältesten Fußballklub der Stadt, an. Die neuen Spieler zerstritten sich jedoch rasch mit den alteingesessenen Mitgliedern und lösten den Zusammenschluss wieder auf. Sie gründeten am 24. Februar 1910 einen neuen Verein, den sie Malmö FF nannten. Damals ahnte noch niemand, dass aus diesem Klub später einmal der erfolgreichste Fußballklub Schwedens werden sollte. IFK Malmö war in den ersten Jahrzehnten der größte Rivale des Vereins, spielt aber mittlerweile nur noch in der vierthöchsten schwedischen Spielklasse und ist in der Bedeutungslosigkeit versunken.

STANDING IN SCHWEDEN

Im Jahr 1924 löste die Allsvenskan die Svenska Serien als höchste Spielklasse in Schweden ab. Malmö FF war bei der Gründung noch nicht dabei, qualifizierte sich aber sieben Jahre später für die höchste Spielklasse. Der Verein wurde zwar kurz vom Spielbetrieb ausgeschlossen, da er sich nicht an die Amateur-Bestimmungen hielt, kämpfte sich aber im Jahr 1936 zurück und hielt sich bis 1999 in der Allsvenskan.

Den ersten Meistertitel gewann Malmö FF im Jahr 1944. Im vorletzten Spiel besiegte der Verein vor 36.000 Zuschauern AIK Solna in der vorletzten Runde und fegte anschließend Hamstad BK mit 7:0 vom Platz. Zwischen 1949 und 1953 gewann der Klub viermal die Meisterschaft und blieb in 49 Meisterschaftspartien ungeschlagen, wobei der Verein aus Malmö 23 Spiele in Folge gewinnen konnte. Ähnlich eindrucksvoll dominierte der Malmö FF den schwedischen Fußball in den 70er-Jahren, in denen der Klub fünf Meistertitel und vier nationale Pokale gewann. Der englische Trainer Bobby Houghton, der bis vor kurzem noch Nationaltrainer Indiens war, prägte den Verein in diesem Zeitraum stark und es ist unumstritten, dass seine innovativen Trainingsmethoden, seine Spielauffassung und sein taktisches Verständnis den schwedischen Fußball in dieser Zeit enorm weiterentwickelt haben.

Die Nachfolger Bobby Houghtons konnten zunächst nicht an die Erfolge anschließen, bis abermals ein Engländer das Kommando übernahm und den Verein von einem Meistertitel zum anderen führte. Roy Hodgson perfektionierte die von Bobby Houghton eingeführte Raumdeckung und stellte einen eindrucksvollen Punkteschnitt auf, den er in seiner langen Trainerkarriere bei keinem anderen Verein erreichen konnte. Von 110 Meisterschaftsspielen gewann er 68 Partien, spielte 28 Mal Unentschieden und musste nur 14 Mal als Verlierer vom Platz gehen.

In den 90er-Jahren konnte der Verein nicht mehr an die bisherigen Erfolge anschließen und gewann kein einziges Mal die Meisterschaft. Im Jahr 1999 erreichte der Klub den Tiefpunkt, als er in die zweithöchste Spielklasse abstieg. Der Verein stieg zwei Jahre später wieder in die Allsvenskan auf, auch weil die Schweden mit Zlatan Ibrahimovic eines der größten Talente weltweit in ihren Reihen hatten. Ibrahimovic verdankt seine Karriere den damaligen Vereinsfunktionären, die ihn überredeten Fußballprofi zu werden, obwohl der launische Weltklassespieler mit 15 Jahren lieber an den Docks arbeiten wollte, um schnelles Geld zu verdienen.

Der schwedische Trainer Tom Prahl führte die Mannschaft im Jahr 2004 endlich wieder ganz nach oben und die Fans durften sich über den ersten Meisterschaftsgewinn nach 16 Jahren freuen. Zum 100-jährigen Jubiläum im Jahr 2010 wiederholte der Verein diesen Erfolg. Die aktuelle Saison, die in einer Ganzjahresmeisterschaft ausgetragen wird, verläuft bisher allerdings sehr enttäuschend, denn Malmö FF befindet sich mit 21 Punkten Rückstand auf Tabellenführer Helsingborgs IF nur an der siebenten Stelle und wird aller Voraussicht nach nächstes Jahr nicht international vertreten sein. Eine große Enttäuschung für den Klub, der erst vor einem Jahr von der schwedischen Fußballzeitschrift „Offside“ zum „größten schwedischen Verein aller Zeiten“ gewählt wurde.

STANDING IN EUROPA

In der Saison 1978/79 feierten die Schweden mit dem Einzug ins Finale des Europapokals der Landesmeister ihren bisher größten Erfolg auf internationaler Ebene. Diese Sensation ermöglichte der englische Trainer Bobby Houghton, der die Raumdeckung nach Schweden brachte und die Mannschaft international konkurrenzfähig machte.

Auf dem Weg ins Finale besiegte Malmö FF zunächst den AS Monaco, Dynamo Kiew und Wisla Krakau. Im Semifinale trafen die Schweden dann auf Austria Wien. Im Hinspiel trennten sich die beiden Mannschaften im Wiener Praterstadion vor 67.000 Zuschauern mit 0:0. Das Rückspiel konnten die Schweden bei winterlichen Bedingungen mit 1:0 für sich entscheiden. Der jetzige Austria-Trainer Karl Daxbacher stand bei beiden Spielen in der Startaufstellung. Mit ihm in der Mannschaft spielten unter anderem Herbert Prohaska, Walter Schachner, Thomas Parits, Robert Sara, Erich Obermayer, Felix Gasselich und Ernst Baumeister. Auch das anschließende Finale verlief mit österreichischer Beteiligung, da Schiedsrichter Erich Linemayr das Spiel leiten durfte. Der Österreicher brachte den Schweden kein Glück, denn Malmö FF verlor vor 57.000 Zuschauern gegen Nottingham Forest mit 1:0.

Als schwedischer Meister stieg der Verein heuer in der zweiten Runde der Champions-League-Qualifikation ein, wo die Schweden zunächst den färöische Fußballverein HB Tórshavn besiegten. Anschließend warf Malmö FF ein wenig überraschend die Rangers mit einem Gesamtscore von 2:1 aus dem Bewerb. In den Play-off-Spielen schieden die Schweden trotz eines 2:0-Heimsiegs gegen Dinamo Zagreb aus, da das erste Spiel in Kroatien mit 4:1 verloren ging.

DAS STADION

Seit zwei Jahren trägt der Verein seine Heimspiele im neuen Swedbank Stadion aus, das über 18.000 Sitz- und 6.000 Stehplätze verfügt. Die Gesamtkosten für dieses Projekt betrugen im Endeffekt 695 Millionen schwedische Kronen, also ungefähr 75 Millionen Euro. Zu Beginn rechnete der Verein lediglich mit 399 Millionen SEK, doch es stellte sich schon bald nach Baubeginn heraus, dass die Kosten dramatisch unterschätzt wurden. Der Verein verkaufte die Namensrechte des Stadions für zehn Jahre an die Swedbank. Unternehmen wie Carlsberg bekamen die Möglichkeit die Namen der Tribünen zu erwerben. Die Austria-Fans werden auf der E-on-Tribüne Platz nehmen.

FANPROBLEMATIK

Aufgrund der enttäuschenden Leistungen in der aktuellen Saison brannten bei einigen Malmö-Anhängern die Sicherungen durch, sodass gleich zwei Heimspiele vorzeitig abgepfiffen werden mussten. Am 10. Spieltag explodierte neben Helsingborg-Torhüter Pär Hansson ein Feuerwerkskörper. Während Hansson benommen auf dem Boden kniete, wurde er beinahe von einem Malmö-Fan attackiert, der jedoch gerade noch von Sicherheitsbeamten überwältigt werden konnte. Neun Spieltage später brach Schiedsrichter Martin Hansson das Malmö-Heimspiel gegen Djurgården ab, nachdem abermals Knallkörper auf das Spielfeld flogen. Der schwedische Fußballverband erteilte daraufhin die Weisung, beim Einsatz von Pyrotechnik auf den Tribünen das Spiel sofort zu unterbrechen.

DIE STADT MALMÖ

Nach Stockholm und Göteborg ist die 300.000-Einwohner-Stadt-Malmö die drittgrößte Stadt Schwedens. Malmö liegt im Süden des Landes und ist nur 26 Kilometer von Kopenhagen entfernt. Die Stadt verfügt über einen eigenen Strand, allerdings sollten Ende September nur Hartgesottene ins Wasser gehen. Das Zentrum der Stadt ist klein, aber sehr gemütlich, verfügt über zahlreiche idyllische Gassen, die für den Verkehr gesperrt sind. Besonders der kleine Marktplatz (Lilla Torg) lädt zum Verweilen ein und kann mit seinen alten Häusern beeindrucken. In diesem Stadtteil bekommt man auch gutes Essen, wobei man in Restaurants mit mindestens sechs Euro für ein Bier rechnen muss.

DIE TRANSFERPOLITIK DER LETZTEN JAHRE

Malmö FF gilt zwar als der reichste Verein Schwedens, ist aber nicht dafür bekannt, für spektakuläre Transfers tief in die Tasche zu greifen. Der Verein erreichte im letzten Jahrzehnt in den meisten Spielzeiten eine positive Transferbilanz und verpflichtet im Falle eines Abgangs neue Spieler meist um einen Bruchteil der erlösten Summe. Im Jahr 2005 verkaufte Malmö FF den Stürmer Markus Rosenberg um 5,3 Millionen Euro an Ajax Amsterdam und verpflichtet als Ersatz Jesper Beck um eine Million. Nur ein Jahr später verließ der brasilianische Offensivspieler Afonso Alves um 4.5 Millionen den Verein – Malmö FF verpflichtete Ola Toivonen um eine Million Euro. Zwei Saisonen später bezahlte PSV Eindhoven vier Millionen Euro für Toivonen, worauf die Schweden um eine Million Euro Wilton Figueiredo kauften.

Eine Ausnahme zu dieser Regel war die Verpflichtung des schwedischen Stürmers Mathias Ranégie, der in der laufenden Saison 18 Tore für BK Häcken erzielte. Der 1.96m große Mittelstürmer traf in den bisherigen fünf Meisterschaftsspielen für Malmö drei Mal und soll die Torflaute im Sturm des Meisters beenden. Ebenfalls erst seit August in der Mannschaft ist der schwedische U21-Nationalspieler Miiko Albornoz, der sowohl im linken Mittelfeld, als auch auf der linken Abwehrseite spielen kann. Im Gegenzug verließ im Sommer der rechte Mittelfeldspieler Guillermo Molins den Verein. RSC Anderlecht zahlte 500.000€ für den Mittelfeldspieler, der in der vergangenen Meistersaison sieben Treffer erzielte.

Im zweiten Teil der Gegnerinfo nehmen wir den Kader und das Spielsystem der Schweden unter die Lupe.

Stefan Karger, www.abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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