Der tote Torschütze – die Geschichte des Uruguayers Juan Hohberg
Weitere Länder 24.November.2021 Tim Bosnjak
“Some people believe football is a matter of life and death, I am very disappointed with that attitude. I can assure you it is much, much more important than that.”. Dieses bekannte Zitat stammt von Liverpool-Legende Bill Shankly. Dass Fußball in der Tat mehr als eine Angelegenheit von Leben und Tod ist, zeigt eine unfassbare Geschichte, die sich bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1954 in der Schweiz ereignete.
Wir schreiben den 30. Juni 1954. Im Stade Olympique de la Pontaise in Lausanne wird das Halbfinale der Fußball-Weltmeisterschaft ausgetragen. Auf der einen Seite steht die „Goldene Elf“, sie dominiert unter Teamchef Gusztáv Sebes seit Anfang der 50er-Jahre das Geschehen auf internationaler Ebene. In ihr finden sich Stars wie Real-Madrid-Legende Ferenc Puskás oder Barcelona-Stürmer und Torschützenkönig eben jener Weltmeisterschaft Sándor Kocsis wieder.
Auf der anderen Seite befindet sich der Titelverteidiger und zweifache Weltmeister sowie Olympia-Sieger Uruguay, der noch nie zuvor ein WM-Spiel verloren hatte. Die Aushängeschilder der „Celeste“ sind der laut der IFFHS (International Federation of Football History and Statistic) beste uruguayische Spieler aller Zeiten Juan Schiffiano und der Kapitän der Weltmeistermannschaft Obdulio Varela.
Die Ungarn gingen als Favorit in das Spiel, auch wenn Kapitän Puskás verletzungsbedingt fehlte, und erzielten in der 13. Minute den Führungstreffer. Kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit bauten sie ihre Führung auf 2:0 aus. Allerdings gelang es den Uruguayern in der Schlussphase des Spiels auszugleichen. In der 75. und 86. Minute schoss der Angreifer Juan Eduardo Hohberg ein Tor und brachte das Spiel in die Verlängerung.
Nachdem der Doppelpacker, der eigentlich in Argentinien geboren wurde und sich rechtzeitig zur Weltmeisterschaft den uruguayischen Pass zugelegt hatte, jedoch mit seinen Teamkollegen das zweite Tor zelebrierte, fiel er aufgrund eines Herzstillstandes ohnmächtig zu Boden. Ein Mitspieler versuchte, irgendeine Reaktion aus ihm hervorzubringen, doch ohne Erfolg. Sofort eilte der Physiotherapeut der Urus auf das Feld, schaffte Hohberg, der bereits klinisch tot war, außerhalb des Spielfeldes und versuchte ihn wiederzubeleben.
Nach der Verabreichung eines gefäß- und atemstimulierenden Medikaments erwachte der Stürmer von Peñarol Montevideo wieder zum Leben. So weit, so tragisch. Doch da zur damaligen Zeit noch keine Auswechslungen erlaubt waren, stand „el Verdugo“ (dt. der Henker), so sein Spitzname, vor einer Entscheidung. Entweder verlässt er das Spielfeld, wodurch seine Mannschaft als Underdog in der Verlängerung in Unterzahl ist, oder er bleibt auf dem Platz und spielt weiter. Trotz der Anweisungen des medizinischen Personals und ohne zu zögern, entschied sich Hohberg für die zweite Option. So bestritt er mit seinen Kollegen die Verlängerung. Allerdings gelang es den Charrúas nicht, die Mighty Magyars zu schlagen, da Sándor Kocsis einen Doppelpack erzielte und Ungarn somit ins Finale schoss.
Infolgedessen musste die „Celeste“ drei Tage später im Spiel um Platz drei gegen Österreich antreten, das Legenden wie Gerhard Hanappi, Ernst Happel und Ernst Ocwirk aufbieten konnte. Natürlicherweise war Juan Hohberg auch mit von der Partie und schoss den zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleichstreffer, welcher sein letzter erfolgreicher Torabschluss für seine Nationalmannschaft bleiben sollte. Die ÖFB-Elf gewann das Spiel nach einem Eigentor der Uruguayer und einem Tor von Ocwirk.
Nach der Weltmeisterschaft 1954 spielte Hohberg bis 1959 in der uruguayischen Nationalmannschaft. 1961 beendete er endgültig seine Karriere, in welcher ihm insgesamt 277 Tore gelangen. Der 1,78 Meter große Stürmer holte bei Peñarol Montevideo siebenmal den uruguayischen Meistertitel, einmal die Copa Libertadores, war zweimal Torschützenkönig in der „Campeonato Uruguayo“ und gewann als Trainer noch dreimal die peruanische Liga. Des Weiteren betreute er das Nationalteam Uruguays bei der Weltmeisterschaft 1970 sowie für die Qualifikationsspiele für desselben Turniers in Argentinien 1978.
Am 30. April 1996 starb er in Lima, wo er sich nach seiner Karriere mit seiner Familie zurückgezogen hatte, im Alter von 69 Jahren. Sein Enkelsohn ist der peruanische Flügelspieler Alejandro Hohberg, der aktuell bei Sporting Cristal in Lima unter Vertrag steht.
Tim Bosnjak, abseits.at
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