In dieser Serie gehen wir auf einzelne Weltklassetalente ein, die auf dem Sprung standen – und ihn nicht schafften. Zumeist waren es persönliche Tragödien, Verletzungen oder einfach die Umstände ihrer Karriere: zur falschen Zeit am falschen Ort kann manchmal schmerzhaft wahr sein.
Wir lassen die Karrieren dieser Akteure Revue passieren, spekulieren über die mögliche Auswirkung ihres fehlenden Durchbruchs in der Geschichte des Fußballs und ein kleines „was wäre, wenn…?“ darf natürlich auch nicht fehlen. Immerhin besitzt für solche Spieler nahezu jeder Fußballfan noch eine schöne Erinnerung und jene fragende Wehmut, welche Erinnerungen man nicht alles verpasst hat.
In diesem Teil widmen wir uns …
Dragan Stojkovic
Die jugoslawische Nationalmannschaft der späten 80er und frühen 90er galt als kommendes Weltklasseteam. Für viele Fans der Nachfolgeländer ist es gar der einzig rationale Grund, wieso sie den Zerfall des Vielvölkerstaates betrauern. Das große jugoslawische Team gab es aber nie, die einzelnen Superstars sollten sich in den Nachfolgestaaten und natürlich im europäischen Klubfußball einen Namen machen.
Dejan Savicevic und Zvonimir Boban wurden bei AC Mailand zu Weltklassespielern, Robert Prosinecki war 1995 der bestbezahlte Fußballer der Welt und spielte bei Barcelona und Real Madrid, ebenso wie Davor Suker, Predrag Mijatovic und kurzzeitig auch Robert Jarni. Doch der wohl talentierteste von ihnen blieb letztlich der Unbekannteste.
Der falsche Wechsel
Von 1986 bis 1990 spielte Dragan Stojkovic bei Roter Stern Belgrad. Es war eine goldene Generation des Vereins, welcher kurz nach Stojkovics gar ohne den großen Spielgestalter den Meisterpokal (alias Champions League) gewinnen konnte. Der Startschuss für diese Mission fiel 1986, als der legendäre Dragan Dzajic Präsident des Vereins wurde und den Verein mit intelligenten Verpflichtungen innerhalb von fünf Jahren zur besten Mannschaft Europas machen wollte.
Schon in der Folgesaison kamen sie ins Viertelfinale. Strippenzieher: Der 22-jährige Stojkovic, der im Sommer zuvor von Radnicki Nis gekommen war. Dort hatte er sich den Ruf als talentiertester Fußballer des Landes erworben, hielt den Verein teilweise alleine in der Liga und war bereits mit 16 Jahren Stammspieler auf der strategisch enorm wichtigen Zehner-Position. 1988 und 1989 gewann er trotz großer Konkurrenz und seines noch jungen Alters die Wahl zum Fußballer des Jahres in Jugoslawien.
Doch 1990 verließ Stojkovic mit nur 25 Jahren seinen Heimatverein. Interesse gab es aus England, Spanien und Italien – doch „Piksi“, wie sein Spitzname in Anlehnung an eine Fernsehserie lautete, wechselte aufgrund von Problemen mit der Vertragsunterschrift in Italien nach Frankreich. Bei Olympique Marseille, die ebenfalls in den frühen 90ern in der Champions League zweimal ins Finale kamen und einmal gewannen, sollte er der Star vor Spielern wie Deschamps und Desailly werden.
Aber Stojkovic konnte sein Potenzial nie wirklich entfalten. In drei Jahren bei Marseille sollte er letztlich auf nur 28 Einsätze kommen, weil er nahezu durchgehend verletzt war. Wenn er einigermaßen fit war, war er allerdings Stammspieler. Nichtsdestotrotz sollte er 1994 nach seinem Abgang aus Marseille für viele als verschwendetes Talent gelten. Nicht so für die Fans von Olympique, die ihn 2010 anlässlich des 110. Geburtstags des Vereins in die Traumelf ihrer Mannschaft wählten. Dennoch: Mit nur 29 Jahren und von den zahlreichen Verletzungen körperlich mitgenommen ging das größte Mittefeldtalent Europas der späten 80er nach Japan.
Vom Auslaufmodell zum Fußballgott
Sieben Jahre spielte Stojkovic bei Nagoya Grampus in Japan, 1995 wurde er Fußballer des Jahres. In der japanischen Liga war er trotz einiger bekannter ausländischer (insbesondere brasilianischer) Mit- und Gegenspieler der unumstrittene Star – wenn er denn fit war. Immer wieder begeisterte er mit Kabinettstücken, unfassbarer Spielintelligenz in der Offensive und spektakulären Toren oder Vorlagen, von denen zu Beginn auch der ehemalige Weltklassespieler Gary Lineker profitierte.
Auch sein Trainer hatte für ihn immer nur Lob übrig und nannte ihn den besten Spieler der Liga. Dieser Trainer ist kein Geringerer als Arsene Wegner, der nun den Londoner Verein Arsenal trainiert. Mit ihm konnte Dragan Stojkovic zwei Pokale gewinnen, die Meisterschaft wurde erst nach Wengers Abgang geholt – mit Stojkovic als Trainer. Der Meistertitel im Jahr 2010 sollte der bislang einzige in der Vereinsgeschichte bleiben.
2011 nannte ihn Wenger gar als idealen Nachfolger von ihm auf dem Trainerposten von Arsenal. Dies dürfte auch darin begründet sein, dass Stojkovic nicht nur einen relativ erfolgreichen, sondern auch schönen Fußball spielen lässt:
„I like to see my teams play attractive football, football that people like to see. From the first day when I became manager of Nagoya I told my players one very clear thing. I said, “I don’t know about the result, because I am not magic. What I know is that I want to see my team play beautiful football.”
This is the target and then we wait for the result. Beautiful football means being very attractive, offensive, giving enjoyment to the supporters, giving real football to the audience. We reached that target in the first year [2008], when we played some very interesting football.“
– Dragan Stojkovic im Interview bei „Inbedwithmaradona“ im Jahr 2011
Ein großer Zehner ging verloren
Die Verletzungen Stojkovics verhinderten den großen Durchbruch im Vereinsfußball. Bei der jugoslawischen Nationalmannschaft konnte er zwar immer wieder seine Genialität zeigen, unter anderem 1990, als sie im Viertelfinale nur knapp gegen Argentinien und Diego Maradona ausschieden. Bei der EM 2000 kam die serbische Nationalmannschaft mit Stojkovic ins Viertelfinale, wo man gegen die Niederlande verlor.
Letztlich sollte Stojkovic, abgesehen von der WM 1990, weltweit nur wenig Aufmerksamkeit erregen. Verletzungen verhinderten eine große Karriere, denn Stojkovic war zu jener Zeit wohl mit Michael Laudrup der vom Talent her beste Spielgestalter Europas. Stojkovic hatte alles: Er konnte als hängender Stürmer, Zehner oder Achter spielen, war antrittsschnell und wendig, wodurch er seine Fähigkeiten im Dribbling und in der Ballbehauptung extrem gut ins Spiel bringen konnte.
Diese Fähigkeiten verband er mit hoher Intelligenz und einer tollen Passtechnik, wodurch er immer wieder gefährliche Lochpässe oder lange Spielverlagerungen präzise spielen konnte. Bekannt war er auch für seine Hackenpässe, mit denen er auch Löcher in der gegnerischen Abwehr außerhalb seines Sichtfeldes bespielen konnte. Bis heute gilt er für viele als das größte Talent des jugoslawischen Fußballs von den 80ern bis heute, trotz solcher Spieler wie Dejan Savicevic und Zvonimir Boban, die in den 90ern eine deutlich größere Karriere hatten.
Rene Maric, abseits.at
Rene Maric
- Besondere Tore
- Die bunte Welt des Fußballs
- Europameisterschaft
- Internationale Stars
- Argentinien
- Australien
- Belgien
- Brasilien
- Chile
- Dänemark
- Deutschland
- Andreas Brehme
- Andreas Möller
- Berti Vogts
- Christoph Daum
- Franz Beckenbauer
- Fritz Walter
- Gerd Müller
- Günther Netzer
- Helmut Rahn
- Jürgen Klinsmann
- Jürgen Klopp
- Karl-Heinz Rummenigge
- Lothar Matthäus
- Lukas Podolski
- Manuel Neuer
- Miroslav Klose
- Oliver Bierhoff
- Oliver Kahn
- Philipp Lahm
- Rudi Völler
- Sepp Maier
- Thomas Häßler
- Thomas Müller
- Thomas Tuchel
- Toni Schumacher
- Toni Turek
- Udo Lattek
- Uli Hoeneß
- Uwe Seeler
- Elfenbeinküste
- England
- Finnland
- Frankreich
- Irland
- Italien
- Alessandro Del Piero
- Alessandro Nesta
- Andrea Pirlo
- Christian Vieri
- Claudio Gentile
- Dino Zoff
- Fabio Cannavaro
- Francesco Totti
- Franco Baresi
- Gaetano Scirea
- Giacinto Facchetti
- Gianluca Vialli
- Gianluigi Buffon
- Giuseppe Bergomi
- Giuseppe Meazza
- Luigi Riva
- Marco Tardelli
- Mario Balotelli
- Paolo Maldini
- Paolo Rossi
- Roberto Baggio
- Sandro Mazzola
- Kamerun
- Kolumbien
- Liberia
- Mexiko
- Niederlande
- Nigeria
- Nordirland
- Norwegen
- Portugal
- Schottland
- Schweden
- Schweiz
- Spanien
- Ungarn
- Uruguay
- USA
- Wales
- Österreich
- Legendäre Legionäre
- Alexander Zickler
- Antonin Panenka
- Axel Lawaree
- Branko Boskovic
- Carsten Jancker
- Dejan Savicevic
- Geir Frigard
- Hamdi Salihi
- Hansi Müller
- Jan Åge Fjørtoft
- Jocelyn Blanchard
- Joey Didulica
- Jonathan Soriano
- Kevin Kampl
- Lajos Détári
- Maciej Sliwowski
- Marek Kincl
- Mario Kempes
- Mario Tokic
- Milenko Acimovic
- Nestor Gorosito
- Nikica Jelavic
- Nikola Jurčević
- Olaf Marschall
- Oliver Bierhoff
- Patrik Jezek
- Radoslaw Gilewicz
- Rene Wagner
- Roger Ljung
- Sadio Mané
- Samir Muratovic
- Sigurd Rushfeldt
- Somen Tchoyi
- Steffen Hofmann
- Szabolcs Sáfár
- Tibor Nyilasi
- Trifon Ivanov
- Valdas Ivanauskas
- Vladimir Janocko
- Zlatko Kranjcar
- Nationale Stars
- Aleksandar Dragovic
- Andi Ogris
- Andreas Herzog
- Andreas Ivanschitz
- Bruno Pezzey
- Christian Fuchs
- David Alaba
- Deni Alar
- Didi Kühbauer
- Ernst Happel
- Ernst Ocwirk
- Felix Gasselich
- Franz Wohlfahrt
- Friedl Koncilia
- Gustl Starek
- Hans Krankl
- Herbert Prohaska
- Heribert Weber
- Ivica Vastic
- Julian Baumgartlinger
- Kevin Wimmer
- Kurt Jara
- Marc Janko
- Marcel Sabitzer
- Mario Haas
- Marko Arnautovic
- Martin Harnik
- Martin Hinteregger
- Matthias Sindelar
- Michael Konsel
- Otto Konrad
- Peter Stöger
- Sebastian Prödl
- Toni Polster
- Ümit Korkmaz
- Veli Kavlak
- Walter Schachner
- Walter Zeman
- Zlatko Junuzovic
- Nationalmannschaft
- Österreichische Vereine
- Legendäre Legionäre
- Weltmeisterschaft
Keine Kommentare bisher.
Sei der/die Erste mit einem Kommentar.