In dieser Serie gehen wir auf einzelne Weltklassetalente ein, die auf dem Sprung standen – und ihn nicht schafften. Zumeist waren es persönliche Tragödien, Verletzungen oder einfach die Umstände ihrer Karriere: zur falschen Zeit am falschen Ort kann manchmal schmerzhaft wahr sein.
Wir lassen die Karrieren dieser Akteure Revue passieren, spekulieren über die mögliche Auswirkung ihres fehlenden Durchbruchs in der Geschichte des Fußballs und ein kleines „was wäre, wenn…?“ darf natürlich auch nicht fehlen. Immerhin besitzt für solche Spieler nahezu jeder Fußballfan noch eine schöne Erinnerung und jene fragende Wehmut, welche Erinnerungen man nicht alles verpasst hat.
In diesem Teil widmen wir uns …
Hacène Lalmas
Auch wenn die Teilnahme am diesjährigen Afrika-Cup für Algerien extrem enttäuschend verlief (man schied bereits in der Gruppenphase aus), gehört das Land ohne Frage zu den besten Fußballnationen des Kontinents. In den 1950er und 1960er Jahren spielten viele algerische Fußballer erfolgreich in der französischen Liga (unter anderem Mustapha Zitouni, Rachid Mekhloufi und Ahmed Oudjani) und in den 1980er Jahren sorgte das Land bei seinen zwei WM-Teilnahmen 1982 und 1986 ebenfalls für Furore. Nachdem man 1982 durch den „Nichtangriffspakt von Gijon“ noch knapp den Einzug in die zweite Runde verpasst hatte, konnte man 2014 erstmals ein WM-Achtelfinale erreichen.
Heute spielen wieder einige Algerier in Europas Topligen, wie z.B. Yacine Brahimi bei Porto oder seine Landsleute Riyad Mahrez und Islam Slimani in England bei Leicester City. Lange Zeit war so etwas jedoch nicht möglich, da der algerische Verband bis in die 1980er Jahre seinen Spielern Engagements im Ausland untersagte. Auch Hacène Lalmas, in den 1960er Jahren der mit Abstand beste Fußballer Algeriens, kostete diese Entscheidung eine mögliche Karriere in Europa. Doch wer war dieser Lalmas überhaupt?
Hacène Lalmas wurde am 12. März 1943 in Algier geboren und schloss sich dort mit 11 Jahren OM Ruisseau (zu dieser Zeit war Algerien noch eine französische Kolonie, heute heißt der Verein OMR El Anasser) an, für deren Jugendmannschaft er bis 1960 spielte. Nachdem er zwei Jahre lang für die erste Mannschaft des Vereins aktiv gewesen war, wechselte Lalmas 1962 zu CR Belouizdad. Dort verbrachte Lalmas den Großteil seiner Karriere und wurde 1963 erstmals für die algerische Nationalmannschaft nominiert. Die folgenden Jahre sollten sowohl für Lalmas als auch für seinen Verein sehr erfolgreich verlaufen: man gewann vier algerische Meisterschaften, holte dreimal den Pokal und konnte auch den Maghreb Champions Chup (Vereinswettbewerb, an dem die Meister aus Algerien, Tunesien und Marokko teilnahmen) dreimal hintereinander gewinnen. An diesen Erfolgen hatte Hacène Lalmas, der Spielmacher seiner Mannschaft, mit zahlreichen Toren und Vorlagen einen enormen Anteil.
Spielweise
Hacène Lalmas spielte stets im zentralen offensiven Mittelfeld und zeichnete sich vor allem dadurch aus, dass er im offensiven Bereich vielfältige Stärken hatte: er war unter anderem technisch sehr stark und dadurch in der Lage, elegant durch gegnerische Abwehrreihen hindurch dribbeln zu können. Außerdem verfügte er über eine gute Übersicht und konnte mit exakten Pässen das Spiel meiner Mannschaft lenken. Seine größte Stärke war jedoch der Torabschluss: Lalmas konnte sowohl mit rechts als auch mit links schießen und war noch dazu eminent kopfballstark, sodass er insgesamt in seiner Karriere auf 150 Tore kam und somit bis heute der Rekordtorschütze der algerischen Liga ist. Seine Stärken spiegeln sich auch in seinen Spitznamen wieder: zum einen war er aufgrund seiner Eleganz und Führungsstärke als „Maestro“ bekannt, anderseits trug er aufgrund seiner Kopfballstärke auch den Spitznamen „El Kebch“ – „der Rammbock“.
Lalmas in der Nationalmannschaft
Obwohl er mit seinem Land nie an einer WM teilnahm, konnte Lalmas dennoch in der algerischen Nationalmannschaft glänzen. 1963 gehörte er zu der Mannschaft, die im ersten offiziellen Länderspiel Algeriens auflief und spielte dort mit Stars wie Zitouni und Mekhloufi, die bereits in den Jahren zuvor für die Auswahlmannschaft der FLN (algerische Unabhängigkeitsbewegung) aufgelaufen waren. Nur ein Jahr später sorgte Lalmas für Aufsehen, als ihm beim 2:2 gegen die Sowjetunion, bei der Lew Jaschin im Tor stand, per Kopf der Ausgleichstreffer zum 2:2 gelang. Auch in den kommenden Jahren gehörte Lalmas zum Stammpersonal der Algerier und nahm mit ihnen auch 1968 an der ersten Afrikameisterschaft überhaupt statt. Dort schied Algerien allerdings als Gruppendritter aus, wobei Lalmas beim 4:0 gegen Uganda ein Hattrick gelang.
Insgesamt kam Lalmas von 1963 bis 1974 auf 42 Länderspiele, in denen er 14 Tore erzielen konnte (manche Quellen geben sogar 73 Spiele und 28 Tore an), womit er bis heute Platz zehn in der ewigen Torschützenliste der algerischen Nationalmannschaft belegt.
Karriereausklang und die Zeit danach
Im Sommer 1973 verließ Lalmas nach elf Jahren CR Belouizdad und spielte fortan für NA Hussein Dey. Nach zwei Jahren wechselte er noch einmal zu IR Saha, um dort schließlich im Sommer 1976 seine aktive Karriere zu beenden. Zunächst versuchte er sein Glück als Trainer, wobei er jedoch wenig Erfolg hatte und sich deswegen ins Privatleben zurückzog.
Die Karriere von Hacène Lalmas ist definitiv eine besondere, auch wenn er das Pech hatte, einige Jahre zu früh geboren worden zu sein. Einerseits sind seine 150 Tore bis heute Ligabestwert, andererseits bekam er nie die Chance, sein Können im Ausland zu zeigen: nach der Afrikameisterschaft 1968 zeigten sowohl der RSC Anderlecht als auch Olympique Marseille Interesse an Lalmas, dem jedoch ein Auslandswechsel verboten wurde. Auch in der Nationalmannschaft begann die glorreiche Ära der Mannschaft erst einige Jahre nach Lalmas Karriereende – wer weiß, wozu Lakhdar Belloumi, Rabah Madjer und Salah Assad 1982 in der Lage gewesen wären, wenn sie noch Hacène Lalmas an ihrer Seite gehabt hätten…
Doch auch ohne WM-Teilnahme oder europäische Karriere genoss bzw. genießt Hacène Lalmas bis heute ein enormes Ansehen, dass sich auch in zahlreichen Auszeichnungen widerspiegelt: als die CAF 2007 die 50 besten afrikanischen Spieler der letzten 50 Jahre auszeichnete, landete Hacène Lalmas auf einem respektablen Platz. 1993 war ihm sogar eine noch größere Ehre zuteil geworden, als er von über 350 algerischen Trainern, Spielern und Journalisten zum besten algerischen Spieler aller Zeiten gewählt wurde.
Marcel Grün, abseits.at
Marcel Grün
- Besondere Tore
- Die bunte Welt des Fußballs
- Europameisterschaft
- Internationale Stars
- Argentinien
- Australien
- Belgien
- Brasilien
- Chile
- Dänemark
- Deutschland
- Andreas Brehme
- Andreas Möller
- Berti Vogts
- Christoph Daum
- Franz Beckenbauer
- Fritz Walter
- Gerd Müller
- Günther Netzer
- Helmut Rahn
- Jürgen Klinsmann
- Jürgen Klopp
- Karl-Heinz Rummenigge
- Lothar Matthäus
- Lukas Podolski
- Manuel Neuer
- Miroslav Klose
- Oliver Bierhoff
- Oliver Kahn
- Philipp Lahm
- Rudi Völler
- Sepp Maier
- Thomas Häßler
- Thomas Müller
- Thomas Tuchel
- Toni Schumacher
- Toni Turek
- Udo Lattek
- Uli Hoeneß
- Uwe Seeler
- Elfenbeinküste
- England
- Finnland
- Frankreich
- Irland
- Italien
- Alessandro Del Piero
- Alessandro Nesta
- Andrea Pirlo
- Christian Vieri
- Claudio Gentile
- Dino Zoff
- Fabio Cannavaro
- Francesco Totti
- Franco Baresi
- Gaetano Scirea
- Giacinto Facchetti
- Gianluca Vialli
- Gianluigi Buffon
- Giuseppe Bergomi
- Giuseppe Meazza
- Luigi Riva
- Marco Tardelli
- Mario Balotelli
- Paolo Maldini
- Paolo Rossi
- Roberto Baggio
- Sandro Mazzola
- Kamerun
- Kolumbien
- Liberia
- Mexiko
- Niederlande
- Nigeria
- Nordirland
- Norwegen
- Portugal
- Schottland
- Schweden
- Schweiz
- Spanien
- Ungarn
- Uruguay
- USA
- Wales
- Österreich
- Legendäre Legionäre
- Alexander Zickler
- Antonin Panenka
- Axel Lawaree
- Branko Boskovic
- Carsten Jancker
- Dejan Savicevic
- Geir Frigard
- Hamdi Salihi
- Hansi Müller
- Jan Åge Fjørtoft
- Jocelyn Blanchard
- Joey Didulica
- Jonathan Soriano
- Kevin Kampl
- Lajos Détári
- Maciej Sliwowski
- Marek Kincl
- Mario Kempes
- Mario Tokic
- Milenko Acimovic
- Nestor Gorosito
- Nikica Jelavic
- Nikola Jurčević
- Olaf Marschall
- Oliver Bierhoff
- Patrik Jezek
- Radoslaw Gilewicz
- Rene Wagner
- Roger Ljung
- Sadio Mané
- Samir Muratovic
- Sigurd Rushfeldt
- Somen Tchoyi
- Steffen Hofmann
- Szabolcs Sáfár
- Tibor Nyilasi
- Trifon Ivanov
- Valdas Ivanauskas
- Vladimir Janocko
- Zlatko Kranjcar
- Nationale Stars
- Aleksandar Dragovic
- Andi Ogris
- Andreas Herzog
- Andreas Ivanschitz
- Bruno Pezzey
- Christian Fuchs
- David Alaba
- Deni Alar
- Didi Kühbauer
- Ernst Happel
- Ernst Ocwirk
- Felix Gasselich
- Franz Wohlfahrt
- Friedl Koncilia
- Gustl Starek
- Hans Krankl
- Herbert Prohaska
- Heribert Weber
- Ivica Vastic
- Julian Baumgartlinger
- Kevin Wimmer
- Kurt Jara
- Marc Janko
- Marcel Sabitzer
- Mario Haas
- Marko Arnautovic
- Martin Harnik
- Martin Hinteregger
- Matthias Sindelar
- Michael Konsel
- Otto Konrad
- Peter Stöger
- Sebastian Prödl
- Toni Polster
- Ümit Korkmaz
- Veli Kavlak
- Walter Schachner
- Walter Zeman
- Zlatko Junuzovic
- Nationalmannschaft
- Österreichische Vereine
- Legendäre Legionäre
- Weltmeisterschaft
Keine Kommentare bisher.
Sei der/die Erste mit einem Kommentar.