Ebola und der Afrika-Cup: Marokkos Rückzieher ist Äquatorialguineas Chance (?)
Weitere Länder 19.November.2014 Markus Bariszlovich 0
Als am 29. Jänner 2011 im Rahmen des afrikanischen Super Cups Marokko als Gastgeber des Afrikacups 2015 ausgewählt wurde konnte man nicht ahnen, dass mehr als vier Jahre später alles anders sein würde. Im Dezember 2013 starb ein zweijähriges Kind in Guinea namens Emile Ouamouno an Ebola. Das Virus grassierte unbemerkt, weil Erkrankte mit Krankheiten fehldiagnostiziert wurden, die in der Gegend häufiger anzutreffen sind. Die darauffolgende Epidemie führte zum Tode von tausenden Menschen in Westafrika. Weitaus weniger wichtig als diese Todesfälle ist da der anstehende Afrikacup in Marokko, jedoch überschlugen sich in den letzten Wochen diesbezüglich die Ereignisse.
Qualifikationsspiele in Gefahr
Beleuchten wir jedoch zuerst die Qualifikationsspiele für dieses Turnier. Das Spiel zwischen der Elfenbeinküste und Sierra Leone am 6. September stand durch den Ausbruch von Ebola im Gastgeberland unter keinem guten Stern. Die Regierung der Elfenbeinküste untersagte alle internationalen Sportveranstaltungen im Land und belegte Bürger aus Sierra Leone mit einem Einreiseverbot um die Verbreitung des Virus einzudämmen. Nur auf Druck des afrikanischen Verbandes (CAF), welcher mit der Disqualifikation der Elfenbeinküste drohte, kam es zu dann doch zu diesem Qualifikationsspiel in Gruppe D. Einige Wochen davor musste sich Sierra Leone in der ersten Runde mit den Seychellen messen. Die Seychellen fackelten nicht lange und zogen sich, bevor die Mannschaft aus Sierra Leone zum Rückspiel eintreffen konnte, aus dem Afrikacup zurück.
Dies ist jedoch nicht das einzige Spiel bei dem es Probleme gab. Die Mannschaft des Kongo äußerte Bedenken, ob denn ihr Qualifikationsspiel in Nigeria nicht auf neutralem Boden stattfinden solle. Guinea und Sierra Leone wurden von der CAF aufgefordert ihre Heimspiele auf neutralem Boden auszutragen. Sierra Leone spielte daher sechs Auswärtsspiele, da ihre Heimspiele in den Ländern der Gegner ausgetragen werden. Guinea verlegte seine Heimspiele nach Casablanca in Marokko. Trotz Bedenken mehrerer afrikanischer Mannschaften sind dies die einzigen Spielortverlegungen.
All diese Ereignisse und die bis jetzt nicht gestoppte Epidemie in Westafrika stimmte das Gastgeberland des Afrikacups 2015 skeptisch. Marokko will sich natürlich davor schützen, dass Reisende aus den betroffen Ländern Spieler des Turniers besuchen und das Virus möglicherweise nach Marokko einführen. Die Veranstalter schlugen daraufhin eine Verlegung des Turniers auf 2016 vor. Dem afrikanischen Verband schmeckte dies überhaupt nicht, entzog dem nordafrikanischen Land das Turnier und kürte, nach extensiver Suche, Äquatorialguinea zum neuen Gastgeber. Marokko wurde für die nächsten zwei Afrikacups ausgeschlossen. Ungeachtet dessen geht die FIFA Club-WM, ebenfalls im Jänner 2015 in Marokko, wie geplant über die Bühne.
Es ist verständlich, dass Marokko das Turnier in mitten einer Epidemie nicht austragen möchte. Der afrikanische Verband übte jedoch eine Menge Druck auf Marokko aus und zeigte sich wenig kompromissbereit. Hier werden Erinnerungen an den Afrikacup 2010 in Angola wach. Der Mannschaftsbus von Togo wurde während der Anreise in Cabinda, einer Exklave Angolas, von einer Separatistengruppe, angegriffen. Bei diesem Angriff starben drei Menschen und das Team wurde daraufhin von der eigenen Regierung zurückbeordert. Togo weigerte sich am Turnier teilzunehmen und wurde daraufhin für zwei Afrikacups ausgeschlossen und mit einer 50.000-Dollar-Geldstrafe belegt. Die Strafe wurde jedoch im selben Jahr wieder aufgehoben. Der afrikanische Verband glänzte in der ganzen Angelegenheit jedoch nicht und erntete Kritik.
Disqualifikation für 2015 logisch, 2017 jedoch nicht
Dass der afrikanische Verband Marokko ausschließen musste ist logisch. Der Qualifikationsprozess war zu weit fortgeschritten um Marokko eine Qualifikationschance geben zu können. Da man das Turnier nicht austrägt, sollte man auch nicht automatisch qualifiziert sein. Warum Marokko allerdings für 2017 ausgeschlossen ist, dafür gibt es keine passende Erklärung. Man kann es, ähnlich wie im Jahr 2010, nur als Strafe sehen. Ob man jedoch Länder bestrafen sollte, die aufgrund eines tödlichen Angriffs ihre Teilnahme verweigerten oder aus Gründen der öffentlichen Gesundheit im eigenen Land, sei dahingestellt.
Die Angst Marokkos vor Fans aus den betroffenen Gegenden Afrikas ist eine berechtigte, jedoch stehen die Qualifikationschancen dieser Länder schlecht. Sierra Leone kann die Qualifikation nicht mehr schaffen und Liberia erreichte nicht einmal die letzte Qualifikationsphase. Guinea hat jedoch noch die theoretische Chance, mit einem Sieg gegen Uganda, das Turnier zu erreichen. Mali hat ebenfalls noch Chancen auf die erfolgreiche Qualifikation. Außerdem stünde Marokko noch das Mittel eines Einreiseverbots von Personen der betroffenen Länder zu Verfügung um auf Nummer sicherzugehen.
Aus Marrakesch wird Ebebiyín
Nun wird also Äquatorialguinea das Turnier austragen. Von einer „ersten Wahl“ zu sprechen wäre jedoch verkehrt. Bevor die Wahl auf das winzige Land, dass nur 9.000m² größer ist als Niederösterreich, fiel, holte sich der afrikanische Verband angeblich unter anderem bei Ägypten, Südafrika, Angola, Ghana und Sudan einen Korb. Bereits 2012 fand in Äquatorialguinea ein Afrikacup statt. Gemeinsam mit Gabun richtete man das Turnier aus. Damals fanden die Spiele in der Hauptstadt Malabo und in Bata statt. Die beiden Städte, mit Stadien zu 15.250 bzw. 35.700 Plätzen, werden auch heuer wieder mit dabei sein. Mongomo und Ebebiyín werden ebenfalls Spiele austragen. Während in Mongomo immerhin 10.000 Zuschauer Platz finden, können in Ebebiyín nur ca. 5.000 Menschen den Spielen beiwohnen. Nur vier Stadien in beiden Profiligen Österreichs bieten weniger Platz: Nur in die Spielstätten von Grödig, Floridsdorf, Hartberg und Horn passen weniger Zuschauer als ins „Nuevo Estadio de Ebebiyín“.
Qualifikation trotz Disqualifikation
Äquatorialguinea vollbringt damit die einzigartige Leistung sich trotz vorheriger Disqualifikation erfolgreich zu qualifizieren. In der ersten Runde der Qualifikation kam es zu einem Play-Off-Duell mit Mauretanien welches mit 3:1 erfolgreich gestaltet werden konnte. In beiden Spielen setzte man einen gewissen Thierry Fidjeu-Tazemeta ein. Fidjeu ist in unseren Breiten kein Unbekannter, spielte er doch im Zeitraum von 2006 bis 2008 insgesamt 55 Spiele für Horn, Schwanenstadt und Austria Kärnten. 2012 feierte er in Österreich bei Austria Klagenfurt sein Comeback, ehe er noch einmal für zwei Jahre in Horn anheuerte und dort 42 Spiele absolvierte und dabei acht Tore erzielte. Der gebürtige Kameruner wurde zwar eingebürgert, jedoch protestierte Mauretanien gegen seinen Einsatz und der Verband Äquatorialguineas konnte keine Beweise erbringen, die es Fidjeu ermöglichen würden, offiziell für seine neue Heimat zu spielen. Daraufhin wurde das Land am 3. Juli 2014 disqualifiziert. Etwas mehr als acht Monate später war alles anders. Äquatorialguinea trägt nun alleine den Afrikacup aus und qualifiziert sich als Gastgeber automatisch.
2015 ein Desaster?
Wird Äquatorialguinea der Herausforderung gewachsen sein, 16 Teams und deren Fans abfertigen zu können? Dies bleibt abzuwarten, hatte man schon 2012 mit nur der Hälfte der Last einige Probleme. 2015 werden alle 16 Mannschaften in Äquatorialguinea spielen, in Stadien, welche verglichen mit den Stadien Marokkos oder denen anderer Afrikacup-Gastgeber, schlichtweg mies sind. Alle marokkanischen Stadien verfügten über mindestens 40.000 Plätze. Man muss schon weit in der Geschichte zurückgehen um einen Spielort des Afrikacups zu finden der ein Stadion mit weniger als 5.000 Plätzen stellte.
1965 wurde ein Spiel im damals nur 2.000 Zuschauer fassenden Stade Municipal de Bizerte in Tunesien, ausgetragen. Viel Zeit um das Stadion in Ebebiyín und die Infrastruktur im Land auszubauen gibt es nicht. Das Turnier startet im Januar. Der CAF tut sich mit dem Theater der letzten Monate rund um den Afrikacup keinen Gefallen. Marokko hat nur das getan, was viele Länder in dieser Situation tun würden. Es wird einen Grund haben warum sich kein anderes großes Land in Afrika bereiterklärte das Turnier zu veranstalten. Einzig das winzige Äquatorialguinea, welches schon 2012 kaum in der Lage war das Turnier als Co-Gastgeber auszutragen, sieht seine Chance auf wirtschaftlichen Nutzen. Man darf gespannt sein ob der kleine Staat der Herausforderung gewachsen ist. Der Ball rollt ab 17. Jänner 2015.
Markus Bariszlovich, abseits.at
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Markus Bariszlovich
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