Exotische Ligen und ihre Starlegionäre (5) – Katar
Weitere Länder 28.November.2012 Daniel Mandl 0
Im Rahmen einer mehrteiligen Serie präsentieren wir euch ausländische Stars und ehemalige einheimische Europalegionäre diverser so genannter exotischer Ligen. Welche Stars folgten im Herbst ihrer Karriere dem Reiz des Geldes und welche versuchten mit Wechseln in international wenig beachtete Ligen wieder einen Sprung auf die nächste Sprosse der Karriereleiter zu machen?
Rodrigo Tabata (Al-Rayyan)
Der brasilianische 10er des aktuellen Tabellenzweiten Al-Rayyan gilt als Spätzünder. In der brasilianischen Liga setzte er sich erst im Alter von 24 Jahren durch, danach setzte er über zwei Jahre lang Ausrufezeichen in der türkischen Liga, zuerst bei Gaziantepspor, dann bei Besiktas. Richtig warm wurde er mit der Türkei allerdings nie und so folgte im Winter 2010 ein Wechsel nach Katar, wo er bei Al-Rayyan aufblühte. In seiner ersten Saison traf er in elf Spielen siebenmal, 2011/12 erzielte er in 21 Spielen starke 17 Tore. Auch momentan ist Rodrigo Tabata (32) als Linksaußen einer der wichtigsten Akteure seines Teams.
Nilmar (Al-Rayyan)
Auch der 28-jährige Nilmar ist ein Kicker, der in Europa immer wieder Ansätze zeigte, den ganz großen Durchbruch aber verabsäumte. Bei Lyon floppte er bereits 2004/05, für Villarreal spielte er drei Jahre lang erfolgreich, aber auch wechselhaft. Seit September spielt Nilmar bei Al-Rayyan und stellte sich mit vier Toren in seinen ersten zwei Spielen vor. Aktuell hält der Stürmer bei sechs Toren aus neun Pflichtspielen.
Mamadou Niang (Al-Sadd)
Er war einst einer der gefürchtetsten Torjäger der französischen Liga, doch der 33-jährige Senegalese Mamadou Niang befindet sich aktuell auf dem absteigenden Ast. Für Troyes, Metz, Strasbourg, aber vor allem Olympique Marseille erzielte er mehr als 120 Pflichtspieltore, ein Gastspiel bei Fenerbahce Istanbul in der Saison 2010/11 beendete er mit 15 Toren aus 29 Spielen. Seit September 2011 spielt der einst so durchsetzungsstarke Angreifer für Al-Sadd, erzielte seitdem in 30 Pflichtspielen nur magere acht Tore.
Raúl (Al-Sadd)
Niangs Teamkollege Raúl ist bereits 35 Jahre alt, bewies jedoch in den letzten zwei Jahren bei Schalke 04, dass er noch immer auf Topniveau bestehen kann. In Gelsenkirchen genießt der 102-fache spanische Teamspieler längst Kultstatus – in Katar präsentierte er sich bisher hauptsächlich als Teamplayer und wichtige Integrationsfigur. Zwar traf er in elf Pflichtspielen erst viermal, jedoch gehen auch zahlreiche Assists auf das Konto des spätberufenen Weltenbummlers, der so wirkt, als wäre er von einem Karriereende noch meilenweit entfernt.
Pierre-Alain Frau (Al-Wakrah)
Ähnlich wie Mamadou Niang war auch der 32-jährige Pierre-Alain Frau über viele Saisonen ein verlässlicher Goalgetter in der französischen Liga. Sochaux, Lyon, Lens, PSG, Lille und Caen hießen die Stationen des Angreifers, der sich trotz zahlreicher Tore nie ins Nationalteam spielen konnte. Bei Al-Wakrah, für das er seit September spielt, hält er nun bei drei Toren aus acht Spielen.
Karim Ziani (El-Jaish)
Die Saison 2011/12 war für den quirligen offensiven Mittelfeldspieler Karim Ziani eine zum Reinschnuppern. Nach erfolglosen Engagements bei Kayserispor und Wolfsburg wechselte er in die Wüste zu El-Jaish und tat sich in seiner ersten Saison schwer Fuß zu fassen, auch wenn er alle 22 Ligaspiele mitmachte. In der neuen Saison wird’s für Ziani etwas besser und er durfte in zehn Pflichtspielen immerhin schon dreimal jubeln. Der 30-jährige Algerier ist im Mittelfeld des aktuellen Tabellenfünften gesetzt.
Pa Modou Kah (Al-Khor)
Geboren ist Pa Modou Kah in Banjul, Gambia. Allerdings ist der 32-Jährige norwegischer Staatsbürger und hat einen passiven Österreichbezug. Einerseits gibt es wohl keinen heimischen Klub, dem der defensive Mittelfeldspieler nicht schon mindestens einmal angeboten wurde, andererseits erzielte er bei Andreas Herzogs 100.Länderspiel im Hanappi-Stadion das Siegtor für Norwegen. Der langjährige Roda-Kerkrade- und Valerenga-Spieler spielt seit 1 ½ Jahren in Katar, wo er für den Qatar Sports Club und seinen aktuellen Verein Al-Khor mäßig erfolgreich und attraktiv spielt.
Erik Gerets (Lekhwiya, Trainer)
Der 58-jährige Belgier Erik Gerets trainierte europaweit bereits sehr interessante Klubs, wie etwa PSV Eindhoven, Kaiserslautern, Wolfsburg, Galatasaray oder Marseille. Nachdem ein zweijähriges Engagement als marokkanischer Teamchef übel in die Hose ging, versucht er sich nun als Coach des amtierenden Meisters der Qatar Stars League, Lekhwiya. Die Erwartungshaltung war schon vor der Saison hoch und bereits nach wenigen Spielen schien das Abenteuer Katar für Erik Gerets kein langes zu sein – zum Saisonauftakt blieb man mit einer wild zusammengewürfelten Truppe mit sechs neuen Legionären hinter den Erwartungen. Der Befreiungsschlag folgte jedoch im November und Lekhwiya ist nun nach vier Siegen in Folge wieder Dritter und damit im Titelrennen.
Ismael Bangoura (Umm-Salal)
In Le Mans machte er auf sich aufmerksam, in Kiev wurde er zwischen 2007 und 2009 zum Publikumsliebling. Doch danach ging es für den heute 27-jährigen Ismael Bangoura aus Guinea nur noch bergab. Er floppte bei Rennes und Nantes, verlor mit einem Gastspiel bei Al-Nasr in den Emiraten wertvolle Zeit – und seit September kickt Bangoura in Katar für Umm-Salal. In vier Pflichtspielen traf der schnelle, athletische Stürmer einmal und aktuell ist er verletzt. Dennoch ist Bangoura einer der Spieler, denen man eine Rückkehr nach Europa früher oder später zutrauen darf, was nicht auf viele der bisher Genannten zutrifft.
Mark Bresciano (Al-Gharafa)
Geballte Routine aus der Serie A soll Al-Gharafa wieder dorthin bringen, wo es hin gehört – nämlich weiter nach oben. Dafür sorgt im Mittelfeld des im Thani Bin Jassim Stadion beheimateten Klubs der Australier Mark Bresciano, der von 1999 bis 2011 in Italien spielte und vor allem in Parma stets einer der Publikumslieblinge war. Letzte Saison spielte er in den Emiraten für Al-Nasr, heuer ist er ein wichtiger Bestandteil im Mittelfeld des aktuellen katarischen Tabellenachten.
Afonso Alves (Al-Gharafa)
2006/07 erzielte Afonso Alves 34 Tore in 31 Ligaspielen für den SC Heerenveen. Sein damaliger Teamkollege in Holland, Thomas Prager, meinte später, dass Alves der außergewöhnlichste Fußballer ist, mit dem er jemals zusammenspielte. Auch 2008 machte er noch bei Middlesbrough positiv von sich reden, doch 2009 entschied sich der mittlerweile 31-Jährige zu einem Wechsel nach Katar, der auch das Ende seiner Karriere einläuten sollte. Bei Al-Sadd „glänzte“ er mit einem katastrophalen Fitnesszustand, für Al-Rayyan traf er nur in der Saison 2011/12 so richtig (18 Spiele, 15 Tore). Aktuell spielt Afonso Alves für Al-Gharafa, erzielte jedoch in fünf Spielen noch keinen Treffer und ist seit Mitte Oktober verletzt. Schade um einen Kicker, der wesentlich mehr aus sich herausholen hätte können!
Bakary Koné (Qatar Sports Club)
Der 40-fache ivorische Teamspieler Bakary Koné zeigte ab 2003 vor allem in Frankreich auf und spielte zwei Topsaisonen für Lorient, drei gute in Nizza und zwei wechselhafte in Marseille. In Katar spielte er danach für Lekhwiya, wo er es jedoch nicht ruhig angehen ließ: Der nur 163cm große 31-Jährige gilt als einer der härtesten Arbeiter der Liga und beweist dies seit September auch bei seinem neuen Klub, dem Qatar Sports Club. Es ist zwar praktisch gesehen unwahrscheinlich, aber auch Koné ist ein Spieler, der durchaus noch einmal nach Europa zurückwechseln könnte.
Aruna Dindane (Al-Sailiya)
Sehr bald wechseln wird ein anderer ivorischer Alt-Teamspieler, denn beim aktuellen Tabellenvorletzten Al-Sailiya gefällt es Aruna Dindane definitiv nicht. Der ehemalige Anderlecht-, Lens- und Portsmouth-Legionär fand weder bei Lekhwiya, noch bei Al-Gharafa und schon gar nicht bei seinem neuen Klub in die Spur und musste in der letzten Partie gegen den Qatar Sports Club trotz seines ersten Tores für Al-Sailiya bereits nach 48 Minuten wegen akuter Rotgefährdung ausgewechselt werden.
Daniel Mandl, abseits.at
Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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