FC Zlaté Moravce – Effektiv wie die SV Ried
Weitere Länder 26.Dezember.2011 Stefan Karger 0
Kein Titelanwärter der österreichischen Bundesliga kann heuer so richtig zufrieden in die Winterpause gehen. Red Bull Salzburg machte wieder einmal erschreckend wenig aus dem finanziellen Vorteil gegenüber den anderen Klubs, aber auch Tabellenführer Rapid Wien weiß, dass mit einer konstanten Hinrunde ein größerer Vorsprung auf die anderen Vereine durchaus möglich gewesen wäre. Austria Wien und Sturm Graz werden sich ebenfalls mehr erwartet haben. Nur die SV Ried machte wieder einmal alles richtig.
Neben Admira Wacker war die SV Ried die absolute Überraschung der bisherigen Saison, denn der Verein schaffte es wieder einmal durch effektive Arbeit und einem starken Trainer ganz oben mitzuspielen. Aber auch in anderen Ligen gelingt es „kleinen“ Vereinen hie und da die Favoriten zu ärgern. Wenn man einen Blick auf die slowakische Liga wirft, dann kann man erstaunliche Parallelen zu unserer heimischen Meisterschaft erkennen. An der Tabellenspitze ist alles knapp beisammen und auch dort mischt ein Verein, der über geringe finanzielle Möglichkeiten verfügt, dank eines hervorragenden Trainers bei den großen Klubs kräftig mit.
Die ersten fünf Mannschaften trennen drei Punkte
In der slowakischen Meisterschaft gelang es keinem Verein sich von der Spitze zu lösen, sodass nach 18 absolvierten Runden die ersten fünf Mannschaften innerhalb von drei Punkten zusammenliegen. MSK Zilina ist Tabellenführer mit 33 Punkten, gefolgt von Slovan Bratislava und Spartak Trnava, die beide einen Punkt Rückstand haben. Der FK Senica liegt mit 31 Punkten an der vierten Stelle, einen Platz und einen Punkt vor dem FC Zlaté Moravce.
Die Geschichte des jungen Vereins
In Zlaté Moravce leben etwa 13.000 Einwohner, die vor zehn Jahren keine slowakische Krone darauf verwettet hätten, dass in dieser Stadt ein ansehnlicher und erfolgreicher Erstligafußball gespielt werden würde. Der Fußballverein FC Zlaté Moravce wurde erst im Jahr 1995 gegründet und stieg neun Jahre später in die zweithöchste Spielklasse auf. Die Saison 2006/07 werden die Fans des Klubs nicht so schnell vergessen, denn der Klub gewann einerseits den slowakischen Pokal, schaffte aber andererseits auch den Aufstieg in die oberste Spielklasse. Durch den Pokalsieg qualifizierte sich der Verein für den UEFA-Pokal und besiegte in der ersten Runde den kasachischen Vertreter FK Almaty. Danach trafen die Slowaken auf Zenit St. Petersburg, den Verein, der in dieser Saison den Bewerb für sich entscheiden konnte. Die Russen ließen den UEFA-Pokal-Debütanten keine Chance und der FC Zlaté Moravce schied mit einem Gesamtscore von 0:5 aus.
Anlaufschwierigkeiten in der Corgoň liga
Auch in der slowakischen Meisterschaft erwiesen sich die meisten Konkurrenten als eine Nummer zu groß. In der ersten Saison hatte der Klub nach 33 Spieltagen nur 25 Punkte am Konto und eine negative Tordifferenz von 44 Treffern. Nur der AS Trencin war noch schlechter und rettete den FC Zlaté Moravce vor dem Abstieg. Im der darauffolgenden Saison stieg der Klub jedoch mit 12 Punkten Rückstand auf den rettenden elften Tabellenplatz ab. Der Verein schaffte aber sofort den Wiederaufstieg und sorgte in der Saison 2010/11 für positive Schlagzeilen. Statt um den Abstieg spielte der Klub um die internationalen Plätze mit und landete schlussendlich mit 48 Punkten nach 33 Spieltagen auf dem fünften Platz.
FC Zlaté Moravce wird immer besser
Während in der letzten Saison der Rückstand auf den Spitzenreiter Slovan Bratislava am Ende doch deutliche 20 Punkte betrug, ließ sich der Klub heuer nicht so leicht abschütteln. Nach 18 Spieltagen fehlen auf den ersten Tabellenplatz nur drei Punkte und die gesamte Mannschaft fiebert schon dem Auftaktspiel der Rückrunde entgegen. Der Klub empfängt am 25.02. 2012 nämlich den Spitzenreiter MSK Zilina.
Hauptverantwortlich für die jüngsten Erfolge ist der 46-jährige Slowake Juraj Jarábek, der 2009 das Traineramt übernahm. Seitdem führte er den Verein zurück in die oberste Spielklasse und etablierte ihn im vorderen Tabellendrittel. Nach seiner aktiven Karriere war er zunächst Assistent bei Spartak Trnava und trainierte danach unter anderem den MFK Ružomberok. Eine geordnete Defensive und Disziplin sind dem Trainer sehr wichtig. Juraj Jarábek gilt zudem als großer Taktiker, der seine Mannschaft immer wieder perfekt auf den Gegner einstellen kann und auch nicht davor zurückscheut sein Spielsystem dem jeweiligen Kontrahent anzupassen. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit bis Jarábek Angebote von slowakischen Spitzenvereinen, oder aus dem Ausland erhalten wird. Er ist auf alle Fälle ein Trainer, den man im Blickfeld behalten sollte.
Die Mannschaft des FC Zlaté Moravce
Trainer Jarábek entschied sich in letzter Zeit immer häufiger für ein 4-1-4-1-System, wobei seine Mannschaft taktisch flexibel ist und auch eine 4-4-2- bzw. eine 4-2-3-1-Formation ohne Probleme spielen kann. In der Mannschaft befinden sich lediglich zwei (günstige) Legionäre, die momentan jedoch keine Rolle im Team spielen. Besonders im Defensivbereich hat die Mannschaft einige verlässliche Akteure. Interessant sind die beiden Außenverteidiger Chren und Pavlenda, die wohl auch bei einigen österreichischen Bundesligisten Stammspieler wären. Der 29-jährige Tormann Martin Kuciak befindet sich seit 18 Monaten in einer starken Form und ist einer der Gründe, weshalb die Mannschaft erst 16 Gegentore erhielt. Es gibt keinen Spieler der in der Offensive herausragt. Die bisher 20 Treffer sind gleichmäßig auf mehrere Spieler aufgeteilt – kein einziger Kicker traf öfter als drei Mal. Dass ein Knipser im Sturm fehlt, ist momentan das größte Manko in der Mannschaft, wobei der Verein finanziell hier keine großen Sprünge machen kann und will. Der Klub setzt auf Kontinuität und hat noch zahlreiche Spieler im Kader, die den Wiederaufstieg in die erste Liga bewerkstelligt haben. Von den Stammspielern, die wir auch gleich auf dem Taktikboard sehen werden, sind lediglich Stürmer Andrej Hodek und der 19-jährige Mittelfeldspieler Jakub Paur vergangenen Sommer neu zum Team dazugekommen. Paur ist ebenfalls ein Spieler, von dem man in Zukunft noch einiges hören könnte. Der slowakische U21-Nationalspieler konnte allerdings nur auf Leihbasis von MSK Zilina verpflichtet werden.
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Stefan Karger, www.abseits.at
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