Die Ausnahmestellung von Fußball in den USA wird durch die Rolle der Frauen weiter untermauert. Beim Damenfußball sind die Vereinigten Staaten nämlich absolute Weltklasse. So gewannen die Amerikanerinnen 1991 die erste WM in China und wurden 1996 in ihrer Heimat Olympiasieger. Drei Jahre später siegten die Ami-Frauen bei der Heim-Weltmeisterschaftsendrunde. Das dramatische Endspiel erzielte damals die höchsten Einschaltquoten eines Fußballspiels in Amerika. Gemeinsam mit Deutschland und Norwegen gehören die US-Frauen immer zu den Topfavoritinnen jedes Turnieres. Warum ist das so?
Des einen Freud, …
Während der Collegefußball für die Major League nicht förderlich ist – siehe Teil 3 dieser Serie – hat er sich für die Frauen als großartige Talenteschmiede entpuppt. Fast alle Nationalspielerinnen kommen heute aus Collegeteams. Maßgebend für die Etablierung des Frauenfußballs war dabei – wie beim Frauenbasketball – Title IX des Federal Education Amendments von 1972. Schon im Civil Rights Act 1964 wurde festgeschrieben, dass jede Diskriminierung aufgrund des Geschlechtes unzulässig ist. Somit war klar, dass dies auch im Sport zu gelten habe. Colleges begannen nun auch Frauenbasketball und –fußball anzubieten. Die University of North Carolina mutierte rasch zum Zentrum für Damenfußball. In 19 Jahren holten die Chapel-Hill-Frauen sage und schreibe 16 Titel der NCAA Division I. Die durchschnittliche Besucherzahl betrug im Jahr 1998 2401 Zuschauer und lag somit weit über jener bei Männer-College-Fußballmatches.
Amerika ist wieder einmal anders. Julie Foudy, die an der Eliteuniversität Stanford spielte und später mit den US-Soccer-Ladies zwei Weltmeistertitel und zwei Olympiasiege holte, erklärte unverblümt: „In den USA spielt jeder Fußball. Mädchen werden dazu ermutigt. Aber wenn man ins Ausland reist, merkt man, dass das Spiel in vielen Kulturen als Männerdomäne gilt.“ Mädchen, die Fußballspielen, sind in den Staaten also etwas Alltägliches. Den Chauvinismus, den Foudy in Europa beobachten konnte, gibt es in ihrem Heimatland allerdings in einer anderen Form: Fußball gilt – wie in dieser Serie schon dargestellt wurde – gemessen an den beliebten amerikanischen Freizeitvergnügen als verweichlicht bis hin zu unmännlich. Für die restliche Welt ist der Frauen-Fußball-Boom nur ein Kuriosum oder – tragischerweise – eine Art „Blasphemie“ am göttlichen Ballspiel. Während man beispielsweise in Deutschland der WM ’99 kaum Beachtung schenkte – Vierzeiler in den Zeitungen in der Rubrik „Panorama“ oder die mitternächtliche Übertragung der zweiten Hälfte des grandiosen Finalspieles – besuchten in den USA 650.000 Menschen die Turniermatches. ABC, ESPN, ESPN2 übertrugen die Partien und erzielten bessere Zuschauerzahlen als die MLS-Spiele.
Qualität als Mittel, Qualität als Zweck
Aufgrund der fehlenden Fixierung auf Männer, gelang es den Entertainment-Spezialisten Amerikas den Fußballsport als attraktiv, feminin und sexy darzustellen. David Letterman zeigte in seiner Talkshow während des Turniers jeden Abend das Foto eines Mannschaftsmitgliedes, das (scheinbar) nur mit einem T-Shirt seiner Late Show bekleidet war. Die Defensivspielerin Brandi Chastain ließ sich nackt vor einem gigantischen Fußball für eine Zeitschrift ablichten. Chastain war es auch deren Foto – im Sport-BH – nach dem Sieg im Elfmeterschießen um die Welt ging. So mancher deutet dies als Akt der Gleichberechtigung, schließlich reißen sich auch männliche Fußballer voller Glück das Trikot vom Leib. Die Wahrheit ist wahrscheinlich banaler: Chastains BH war der Prototyp einer großen amerikanischen Sportfirma, der bald in Serienproduktion gehen sollte. Sports Illustrated ließ es sich nicht nehmen das Foto auf dem Cover zu veröffentlichen. Doch auch Time oder Newsweek berichteten über das Glanzstück der US-Frauen. Die Weltmeisterinnen wurden – unter Medienberichterstattung – ins Weiße Haus und nach Disneyland eingeladen. Das große Land nahm Anteil an ihrem Erfolg. Natürlich rochen Marketingspezialisten nicht die ganz große Kohle, dennoch gab es für viele der Weltmeisterinnen passable Werbeangebote. Sie mutierten besonders in weiblichen Sportskreisen zu Vorbildern: Briana Scurry, Torhüterin und einzige Afroamerikanerin des Teams, ebnete schwarzen Mädchen den Weg zum Fußball. Scurry, die als jüngste von neun Kindern in Minnesota geboren wurde, spielte ursprünglich Basketball und kam nach einem Umzug in einer neuen Schule zufällig zum Fußball. Sie und ihre Kameradinnen Hamm, Akers, Lilly und Venturini brachten viele Mädchen zum Vereinsfußball.
Mit dem Erfolg eines Heim-Weltmeistertitels war es leicht auf der Erfolgswelle weiter zu schwimmen: Man gehörte bereits zu den Besten und der Patriotismus allein führte zu Stolz auf diesen Erfolg. Am Höhepunkt gründete man eine Frauenliga, die das Niveau der Collegeligen weiterheben sollte. Der Traum zerplatzte jedoch 2003. Seit 2013 existiert die National Women’s Soccer League, die mit einem ähnlichen Franchise-System wie die Profiliga der Männer betrieben wird. Dennoch ist es nach wie vor schwierig eine konstante Anhängerschaft unter Frauen heranzuzüchten. Im Gegensatz zu den Männern engagieren sie sich weit weniger in Fankurven. Der Frauenfußball in den USA: Er ist international höchst erfolgreich aber kein Zuschauermagnet im Land selbst.
Marie Samstag, abseits.at
Stefan Karger
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