In unregelmäßigen Abständen – eben immer wenn wir eine schöne Geschichte aus der großen Welt des Fußballs entdecken – liefern wir euch Storys aus der Kategorie „Fußballmärchen“. Eben die Storys, die nur der Fußball schreiben kann. Heute geht es um den jungen Brasilianer Tiago Rech.
Im komplizierten Ligensystem Brasiliens begeben wir uns heute in den Bundesstaat Rio Grande do Sul. Die beiden Großklubs aus Porto Alegre, Gremio und Internacional, bestimmen das Geschehen, zählen zu den Topteams in der brasilianischen Serie A. Aber nach unten hin gibt es zahlreiche Vereine, die im fußballverrückten Land wohl nie einen Platz an der Sonne genießen werden.
Einer dieser Klubs ist der FC Santa Cruz, auch „Galo“, also „Hahn“ genannt. Die Schwarz-Weißen wurden im Jahr 1913 gegründet und stammen aus der 130.000-Einwohner-Stadt Santa Cruz do Sul. Ernsthafte Erfolge konnte der Verein bis vor kurzem nicht einfahren. In den 40er- und 50er-Jahren gewann man mittlerweile nicht mehr existente Stadtmeisterschaften. In den 2010er-Jahren folgten zwei Siege in Stadtpokalen. Mit Betonung auf Stadt! Also: Diese eine Stadt, Santa Cruz do Sul.
Santa Cruz nimmt an der dritten Regionalliga des Bundesstaates Rio Grande do Sul teil. Um in die höchste Staatsliga aufzusteigen, bräuchte es also zwei Aufstiege. Damit wäre man aber immer noch weit entfernt vom Traum des brasilianischen Profifußballs. Die spannendste Angelegenheit ist demnach Jahr für Jahr der „Staats-Cup“, der in Rio Grande do Sul „Copa Federacao Gáucho de Futbol“, kurz „Copa FGF“ heißt. Hier nehmen auch Gremio und Internacional teil, allerdings lassen sie fast immer ihre U21 ran, um auch kleineren Klubs die Chance auf Erfolge zu geben und jungen Spielern zu Praxis zu verhelfen. Dem Sieger der Copa FGF winkt ein Startplatz in der Copa do Brasil – also im landesweiten Cup.
2012 traf der FC Santa Cruz auf eben so eine B-Elf des Großklubs Gremio. Und genau hier wurde Tiago Rech zu einer kleinen regionalen Berühmtheit: Der damals 27-Jährige war der einzige Santa-Cruz-Fan im Stadion – neben etwa 6.000 Anhängern von Gremio. In einem Interview mit einem großen brasilianischen Sportmedium erklärte er, dass er sich nicht verziehen hätte, wenn sein Team eine Übermacht wie Gremio ausgeschaltet hätte und er nicht dabei gewesen wäre. Bei ebendiesem Spiel, bei dem Santa Cruz sensationell mit 1:0 in Führung ging, dann aber doch klar mit 1:4 verlor, wurde ein Foto des jungen Tiago geschossen – mutterseelenallein, als einziger Fan von Santa Cruz, im großen Porto Alegre.
Es folgten schwierige Zeiten für den Klub, zwei Abstiege inklusive. Der Journalistikstudent Tiago Rech konnte beim Niedergang seines Teams nicht mehr zusehen und bewarb sich als Pressesprecher. Er bekam den Job – doch dabei sollte es nicht bleiben. Rech wurde schnell zum Mädchen für alles, stellte Sponsoren auf, ging Klinkenputzen und brachte seine Ideen zur Entwicklung des kleinen Klubs zu Papier. Plötzlich hatte Rech Mitstreiter in der Fanbase des Vereins, die sein Engagement zu schätzen wussten. Und so wurde Rech gefragt, ob er Präsident des Klubs werden wolle.
Gesagt, getan. Tiago Rech war plötzlich der höchste Mann bei seinem kleinen Herzensverein. Er zog seine Konzepte durch, holte die Fans wieder ins Stadion, vereinte eine Stadt hinter einem Klub. Den Preis für seine Mühen staubte der heute 35-Jährige erst vor zwei Wochen ab. Mit einem Sieg im Elfmeterschießen über Sao Jose gewann der Klub die Copa FGF – es war der erste regionale Erfolg in der 107-jährigen Klubgeschichte von „Galo“. Das erste Mal, dass der Klub etwas gewann, das über den Gewinn einer Stadtmeisterschaft hinausging.
Im kommenden Jahr wird der FC Santa Cruz also an der Copa do Brasil teilnehmen – und könnte dort gegen die Größten des brasilianischen Fußballs gelost werden. Tiago Rech wird auch dann im Stadion sein, aber sicher nicht alleine wie einst 2012 und vor allem nicht als normaler Fan, sondern als der Fan, der Präsident „seines“ Klubs wurde.
Hier das Foto des „einsamen Tiago“ im Jahr 2012 und gegenübergestellt ein Bild aus dem Dezember 2020 von Klubpräsident Tiago mit der „Copa FGF“.
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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