In unregelmäßigen Abständen – eben immer wenn wir eine schöne Geschichte aus der großen Welt des Fußballs entdecken – liefern wir euch Storys aus... Fußballmärchen (2): Als der „Zehner“ das Platzsturm-Hündchen adoptierte

In unregelmäßigen Abständen – eben immer wenn wir eine schöne Geschichte aus der großen Welt des Fußballs entdecken – liefern wir euch Storys aus der Kategorie „Fußballmärchen“. Eben die Storys, die nur der Fußball schreiben kann. Heute geht es um den jungen Hund Cachito.

Es ist die 67. Minute des bolivianischen Erstligaduells zwischen The Strongest La Paz und Nacional Potosi – am Weihnachtsabend, dem 24. Dezember 2020. Plötzlich läuft ein junger Hund aufs Spielfeld, mit seiner Beute, einem Fußballschuh eines The Strongest Reservespielers im Maul. Der Schiedsrichter wurde zu einer kurzen Unterbrechung gezwungen, damit der Hund eingefangen werden konnte.

Das erledigte The Strongest Mittelfeldspieler Raúl Castro, 31 Jahre alt, seit bald sieben Jahren Stammspieler beim Klub aus der größten Stadt Boliviens. Der Teamspieler hob den Hund vorsichtig auf, brachte ihn zur Seitenlinie und widmete sich dann wieder seinem Spiel, bis er in der 84.Minute selbst ausgewechselt wurde. The Strongest gewann das Weihnachtsduell mit Nacional mit 3:0 und bleibt damit mittendrin im Titelrennen.

Nach dem Spiel erkundigte sich Castro nach dem Wohlergehen des Hundes. Dieser wurde offenbar nach seiner „Auswechslung“ vor das Stadion gesetzt und später im vielbefahrenen Zentrum der bolivianischen Hauptstadt von einem Auto angefahren und in ein Tierheim gebracht. Castro, der selbst keine sozialen Netzwerke wie Facebook oder Instagram nutzt, wies seine Kollegen an, dass sie sich nach dem Aufenthaltsort des Hundes erkundigen sollen. Schnell wurden auch die Fans auf das Interesse des Mittelfeldspielers am verspielten Platzstürmer aufmerksam und begannen ebenfalls zu suchen.

Tatsächlich kamen sie über einen Hostel-Besitzer in der Nähe dahinter, wo sich der kleine Pitch Invader derzeit befindet. Er ist verletzt, aber guter Dinge und Raúl Castro sagte dem Tierheim zu, den Hund zu adoptieren. Bereits drei Tage nach dem Duell mit Nacional musste Castro zum Auswärtsspiel zu Guabira, aber zuvor hinterlegte er noch eine Kaution für die Behandlung des Hundes im städtischen Tierheim.

Eine Woche später, zum Beginn des neuen Jahres, konnte Castro seinen neuen Weggefährten abholen. Er taufte ihn auf den Namen Cachito, was so viel heißt wie Hündchen und brachte ihn in sein neues Zuhause.

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen