Im Westen nichts Neues: Ein Blick auf die Primeira Liga in Portugal
Weitere Länder 12.Oktober.2016 Ral 0
Wie ist die derzeitige sportliche Lage in Portugals höchster Fußball-Liga? Welche Mannschaften spielen um den Meistertitel, wer muss um den Abstieg fürchten? Welche Teams überraschten bisher positiv, wer blieb hinter den Erwartungen zurück?
Wie schlagen sich die Top-Teams?
In Portugal nichts Neues. So ungefähr könnte man die aktuelle Tabellen-Situation in der Liga NOS beschreiben. Rekordmeister Benfica Lissabon ist auf dem besten Wege zum vierten Titel in Folge. Obwohl mit Renato Sanches und Nicolas Gaitan zum wiederholten Male die besten Spieler abgegeben werden musste, stehen die Adler mit drei Punkten Vorsprung auf Verfolger FC Porto auf dem ersten Tabellenplatz. Der Königstransfer in der vergangenen Transferperiode, Rafa Silva, kam verletzungsbedingt erst zu zwei Einsätzen. Nichtsdestotrotz ist Benfica die torgefährlichste und auch defensivstärkste Mannschaft bisher. Die Abwehr um Torhüter-Opa Julio Cesar, Nelsinho, Victor Lindelöf, Lisandro Lopez und Alejandro Grimaldo ließ erst vier Gegentore zu. Offensiv überzeugte vor allem Pizzi mit jeweils zwei Toren und Vorlagen, sowie der Grieche Kostas Mitroglou, der schon drei Treffer erzielt und damit bester Torjäger von Benfica ist. Neben diesen beiden zeichnet sich der 35-malige Meister zu Saisonbeginn durch eine hohe Unberechenbarkeit im Angriff aus: die 17 Saisontore wurden insgesamt von 10 verschiedenen Schützen erzielt. Zudem schießt die Mannschaft im Schnitt 7,6 Mal pro Spiel auf das gegnerische Tor: Ligaspitze. Benfica ist obendrein als einziges Team noch ungeschlagen.
Auch der Tabellenzweite FC Porto verfügt über ein regelrechtes Bollwerk in der Abwehr. Unter dem neuen Trainer Nuno Espirito Santos kassierte die Defensive, genau wie Benfica, erst vier Gegentore. Der Angriff ist geprägt von den beiden Supertalenten Andre Silva und Diogo Jota. Eigengewächs Silva erzielte bereits fünf Tore, während die 19-jährige Leihgabe von Atletico Madrid dreimal einnetzte. Porto erlaubt sich zwar die drittmeisten Tackles pro Partie, ist aber trotzdem einer der fairsten Mannschaften der Liga. Unter Espirito Santos setzt Porto eigentlich auf Ballbesitzfußball und kurze Pässe, schlägt aber pro Spiel auch die zweitmeisten Flanken der Liga und spielt von den drei Topteams – neben Porto, Benfica und Sporting Lissabon – mit Abstand die größte Anzahl an langen Bällen.
Nach dem Abgang der Supestars Joao Mario und Islam Slimani, sprangen offensiv bisher Bas Dost und der erst 21-jährige Gelson Martins in die Bresche. Martins erzielte zwei Tore und gab zudem schon drei Vorlagen, während der Neuzugang vom VfL Wolfsburg viermal erfolgreich war. Mit Sebastian Coates hat Sporting zudem den torgefährlichsten Verteidiger (drei Treffer) in den eigenen Reihen. Offensiv läuft es bei Sporting zu Beginn der Saison bereits sehr gut. Mit 16 Saisontoren stellt man den zweitbesten Angriff in der Primeira Liga. In Sachen Ballbesitz und Passquote führt das Team von Trainer Jorge Jesus die Liga sogar an. Defensiv liegt bei neun Gegentoren in sieben Spielen für ein Spitzenteam aber noch einiges im Argen. Obwohl die Abwehr im Schnitt nur sieben Schüsse des Gegners zulässt, offenbarten Coates und Co. beispielsweise bei den recht hohen Niederlagen gegen Braga (3:4) und bei Rio Ave (1:3) noch einige Schwächen. Vor allem die Tatsache, dass man pro Spiel über 20 Mal den Ball an den Gegner abgeben muss, dürfte dem Tabellendritten zu denken geben.
Zu einer, gewissermaßen, vierten Macht in Portugal hat sich in den letzten Jahren Sporting Braga entwickelt. Die Mannschaft aus Nordportugal ist aktueller Pokalsieger und beendete die vergangene Saison auf dem 4. Platz – wenn auch mit 15 Punkten Rückstand auf den Dritten FC Porto. Derzeit liegt man wieder hinter dem Top-Trio auf dem 4. Rang. Im Vergleich zu den drei Topteams erzielt der Angriff von Braga relativ wenig Tore und spielt sich zu wenige Chancen heraus. Jedoch verfügt Sporting über zwei der aktuell besten Akteure der Primeira Liga: die offensiven Mittelfeldspieler Pedro Santos und Wilson Eduardo sorgten zusammen für sieben der zwölf Tore.
Die Überraschungsmannschaften
Der Aufsteiger GD Chaves steht nach den ersten sieben Spieltagen überraschend auf Platz 5 der Tabelle. Die Mannschaft aus dem Norden Portugal profitierte zwar dabei von dem bis jetzt leichten Spielplan; bis auf die Partie gegen Benfica, spielte Chaves bisher nur gegen Mannschaften aus der unteren Tabellenhälfte. Zwar hat der Aufsteiger im Schnitt nur 45 Prozent Ballbesitz, spielt die wenigsten kurzen Pässe der gesamten Liga, verfügt über eine der schlechtesten Passquoten und verübt die meisten Fouls. Die bisherigen acht Saisontore fielen aber nicht, wie man bei diesen Zahlen annehmen könnte, vorwiegend durch Standardsituationen oder Konter, sondern wurden herausgespielt. Zusätzlich kann sich der junge Trainer Jorge Simao auf eine solide Defensive verlassen.
Sonderlich überraschend ist die Platzierung von Maritimo Funchal mit Platz 9 zu Saisonstart nicht. Allemal ungewöhnlich ist jedoch die Tatsache, dass die bis dato geholten neun Punkte mit nur vier Treffern erreicht wurden.
Der Abstiegskampf
Nach dem der CD Tondela bereits in der letzten Saison kurz vor dem Abstieg stand und sich nur ganz knapp retten konnte, befindet sich die Mannschaft aus Zentralportugal auch zu Beginn dieser Spielzeit im Abstiegskampf. Derzeit steht Tondela mit fünf Punkten, sowie nur vier geschossenen Toren auf Rang 17. Keine wirklich überraschende Tatsache, gibt man mit 2,6 Schüssen pro Spiel auf das gegnerische Tor doch die wenigsten der gesamten Liga ab. Zudem begeht Tondela die drittmeisten Fouls und ist das unfairste Team der Liga.
Der FC Arouca war in der letzten Saison mit Platz 5 die positive Überraschung in der Liga NOS. In dieser Spielzeit läuft es jedoch noch nicht wirklich rund. Die Mannschaft steht mit ebenfalls nur fünf Zählern punktgleich mit Tondela auf dem 16. Rang der Tabelle. Probleme bereitet bis dahin vor allem die Offensive mit nur 5 erzielten Toren. Mit nur 3,1 Schüssen pro Spiel auf das Gehäuse des Gegners ist der Angriff in diesem Punkt einer der schwächsten der Liga. Defensiv sorgen hauptsächlich die vielen Ballverluste für graue Haare bei Trainer Lito Vidigal. Obendrein lässt man 13 Schüsse pro Spiel zu. Letzte Saison war die stabile Abwehr noch einer der Garanten für die gute Platzierung.
Ral, abseits.at
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