Heute um 17:00 Uhr beginnt die 31. Auflage der Afrikameisterschaft mit dem Eröffnungsspiel zwischen dem Gastgeber Gabun und Guinea-Bissau, welches sich zum ersten Mal überhaupt qualifizieren konnte. Am 5. Februar steht dann der neue Gewinner fest. Dieses Mal bietet sich neben dem Kontinentaltitel der besondere Anreiz, beim Confederations Cup im Juni in einer Gruppe mit Südamerikameister Chile, Ozeanienmeister Neuseeland und Weltmeister Deutschland zu spielen. Beim Blick auf die Kader wird der große Einfluss Europas deutlich.
Wie bei jedem Kontinentalturnier besteht der Kader eines jeden Teams aus 23 Spielern, wobei davon drei Torhüter sein müssen. Zunächst wird die Legionärsanzahl in den Aufgeboten betrachtet:
Anders als bei der letztjährigen EM oder Copa América finden sich bis auf zwei Ausnahmen in jeder Auswahl durchgehend sehr viele Spieler im Ausland. Dieses ist damit zu erklären, dass in den Nationalteams nun einmal die besten Spieler eines Landes spielen und die talentiertesten afrikanischen Talente schon früh in ihrer Karriere nach Europa wechseln. Außerdem versucht jeder, der ein bisschen etwas kann, nach Europa zu kommen, da dort bekanntlich das im Vergleich zu Afrika viel höhere Gehalt lockt und natürlich das fußballerische Niveau höher ist.
Tunesien und Ägypten haben einige sehr starke Teams (Al-Ahly, El Zamalek, Esperance Sportive de Tunis, Etoile Sportive du Sahel und Club Africain), die auch regelmäßig weit in der afrikanischen Champions League kommen, sodass bei diesen beiden Ländern die wenigsten Spieler im Ausland spielen. Mit der Elfenbeinküste, Ghana und Kamerun finden sich die traditionell bei nahezu jeder Weltmeisterschaft vertretenen Nationen sehr weit vorne, was deren hohe Qualität erklärt.
Hier sticht natürlich ganz eindeutig Frankreich heraus. Aufgrund der Kolonialgeschichte ist dies nicht verwunderlich. In 22 afrikanischen Staaten wird Französisch als offizielle Sprache angesehen. Besonders verbreitet ist sie in Nord-, West- und Zentralafrika. Insgesamt schätzt man die Zahl der Sprecher auf dem afrikanischen Kontinent auf ca. 115 Millionen. Die Spieler können sich dann auf französischem Boden leicht integrieren, was besonders bei jungen Spielern wichtig ist. Dazu muss erwähnt werden, dass diese 57 Spieler von 37 verschiedenen Klubs abgestellt werden, aber nur von 18 aus der höchsten Spielklasse. Bordeaux und Nantes sind die einzigen beiden Klubs aus der Ligue 1 ohne Abstellung. Man sieht also, dass viele Spielern bei unterklassigen Klubs unter Vertrag sind.
In England findet sich ein ähnliches Phänomen. Die 36 Spielern entstammen 22 verschiedenen Klubs, wovon 13 aus der Premier League kommen. Selbst in den unteren Klassen kann man dort noch gut verdienen. In Spanien sind die 18 Spieler von 16 verschiedenen Klubs, von denen nur acht in der Primera División spielen.
Der hohe Wert von Portugal erklärt sich hauptsächlich durch die frühere portugiesische Kolonie Guinea-Bissau, aus deren Kader 13 Spieler ihrem Beruf in Portugal nachgehen. Überdies ergibt sich der hohe Wert Belgiens (16) wegen der Sprache. Wie bereits oben erwähnt, haben Ägypten (16) und Tunesien (16) starke Klubs, wodurch sich dort eine große Anzahl afrikanischer Fußballer findet. Auffällig ist Südafrika (13), weil das Land nicht unter den Teilnehmern ist. Dazu ist festzuhalten, dass Südafrika zu dem am weitesten entwickelten Wirtschaftsraum des Kontinents zählt und die Liga neben den erwähnten Ligen aus Ägypten und Tunesien führend ist. Deshalb zieht sie auch viele Spieler anderer afrikanischer Länder an.
Zur besseren Darstellung wurden hier nur die Klubs mit mindestens drei Teilnehmern aufgeführt. Neben den erwähnten Al-Ahly, El Zamalek, Esperance, Sportive de Tunis, Etoile Sportive du Sahel und Club Africain stellt auch TP Mazembe vergleichsweise viele Spieler ab (6), aber dieser Klub aus der DR Kongo zählt auch zu den Topklubs des Kontinents, gewann 2015 die afrikanische Champions League und liegt in der aktuellen afrikanischen Klubrangliste auf dem zweiten Platz. Ansonsten ist die Verteilung sehr ausgeglichen, sodass bis auf Lille und Angers kein europäischer Klub sehr stark unter dem Turnier leiden muss. Bei der letztjährigen Copa América Centenario gab es beispielsweise viel mehr Klubs mit vier und fünf Abstellungen.
Trotz der Tatsache, dass es ein afrikanisches Turnier ist, stellt Europa die meisten Spieler. Das ist zwar weniger als bei der EM (98 Prozent), aber mehr als bei der Copa América Centenario (41 Prozent). Für afrikanische Fußballer ist Europa der Sehnsuchtsort, wo das Versprechen auf die große Karriere wartet. Andere Kontinente scheinen wenig vielversprechend, z.B. als Sprungbrett nach Europa, sind doch Südamerika (CONMEBOL) und Ozeanien (OFC) gar nicht vertreten sowie Asien (AFC) und Nord- und Mittelamerika (CONCACAF) nur marginal.
Gleichzeitig ist aufgrund der Wichtigkeit Europas das häufige Klagen europäischer Funktionäre über den Termin mitten in der Saison zu verstehen. Immer wieder gibt es Forderungen, das Turnier in den Sommer zu verlegen und die Häufigkeit der Austragung zu reduzieren, weil es alle zwei Jahre stattfindet und nicht wie Europa- und Südamerikameisterschaft nur alle vier Jahre.
Alle Analysen wurden mit dem Stand der Kader vom 8. Jänner 2017 durchgeführt. Eventuell kann es aufgrund von Verletzungen später noch zu Änderungen kommen.
Christoph Trompeter, abseits.at
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Christoph Trompeter
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