Der tschetschenische Xamax-Präsident Bulat Tschagajew hat es geschafft! Nichteinreichung wichtiger Dokumente, ausbleibende Zahlung von Löhnen und Verdacht auf Dokumentenbetrug – dies ergibt einen Lizenzentzug... Lizenzentzug für Xamax Neuchatel: Diese Kicker sind ablösefrei zu haben!

Der tschetschenische Xamax-Präsident Bulat Tschagajew hat es geschafft! Nichteinreichung wichtiger Dokumente, ausbleibende Zahlung von Löhnen und Verdacht auf Dokumentenbetrug – dies ergibt einen Lizenzentzug und damit die Auflösung des Spielbetriebs bei Xamax Neuchatel. Einerseits ist das die Rettung für den zweiten Chaosklub aus Sion, andererseits ergeben sich interessante Gelegenheiten auf dem Transfermarkt.

Punktetechnisch stand Xamax Neuchatel nicht schlecht da – das Team von Trainer Victor Muñoz steht zur Winterpause auf dem fünften Rang der Tabelle und hat nur fünf Punkte Rückstand auf den Tabellenzweiten aus Luzern. Das Team, das aus zwölf Schweizern und fünfzehn Legionären besteht, hatte sich bereits berechtigte Hoffnungen auf einen Europacupplatz gemacht, was in Neuchatel seit zwei Jahrzehnten eine Seltenheit ist. Stattdessen wurden nun jedoch alle Spieler freigestellt…

Wohin wechselt Kalu Uche?

Die wohl heißeste Transferaktie, die nun kostenlos zu haben ist, ist der nigerianische Angreifer Kalu Uche. Der 29-Jährige kickte lange Zeit für den spanischen Nachzügler Almería, davor für Wisla Krakau, Bordeaux und die B-Elf von Espanyol Barcelona. In der laufenden Ligasaison, seiner ersten für den Schweizer Pleiteklub, erzielte er sechs Treffer in 14 Spielen und zählt damit zu den besten Torschützen der Super League. Im nigerianischen Nationalteam spielt er ebenfalls weiterhin eine Rolle – nun wird das Wettbieten um den explosiven und durchschlagskräftigen Angreifer beginnen.

Valencia-Urgestein als Chance für österreichische Klubs?

Der Abwehrchef der Schweizer war bisher der Spanier David Navarro, ein Valencia-Urgestein, der zu Beginn der Saison 2011/12 nach Neuchatel übersiedelte. Der 31-Jährige hat fast 150 Spiele in der Primera División auf dem Buckel und wäre auch in Österreich bei den meisten Klubs als Leistungsträger zu bezeichnen. Nach diesem unrühmlichen Schweiz-Abenteuer ist es jedoch unwahrscheinlich, dass er nicht nach Spanien zurückkehrt. Heißer werden die Telefonleitungen in viele verschiedene Nationen jedoch wegen Mickael Facchinetti laufen. Der 20-jährige Linksverteidiger, der jedoch auch häufig im Mittelfeld zum Einsatz kommt, setzte sich 2010 bei Xamax durch und erregte mit engagierten Leistungen durchaus Aufsehen. Wie alle anderen Spieler des Klubs kann auch er sich jetzt stressfrei um einen neuen Verein umsehen, ohne auf eventuelle Ablösemodalitäten achten zu müssen.

Ex-Sporting-Verteidiger ablösefrei

Ebenfalls zu einem Objekt der Begierde zahlreicher Klubs wird der enorm laufstarke Linksfuß Marinho Martins Mocana, genannt Paito, werden. Der 170cm große Abwehrspieler wurde in Mosambik geboren und besitzt zudem einen portugiesischen Pass – in jungen Jahren stand er kurz vor dem Durchbruch in der ersten Elf von Sporting Lissabon. Über Umwege in Portugal (Vitória Guimaraes, Sporting Braga) und der Schweiz (Sion) wechselte er im Sommer 2010 zu Xamax, wo er auf Anhieb Stammspieler wurde.

Abgänger der „La Masia“ zu haben!

Im Mittelfeld ist der Weg zu einem Toptransfer nun vor allem für den Spanier Victor Sanchez frei. Der 24-Jährige trug bei Xamax Neuchatel die Rückennummer 10 und durchlief die berühmte Fußballschule des FC Barcelona „La Masia“. In der Saison 2008/09 bestritt er sogar zwölf Pflichtspiele für die aktuell beste Mannschaft der Welt, wurde danach jedoch an Xerez und Getafe verliehen. Seit dieser Saison spielt er in der Schweiz und überzeugte durch technische Beschlagenheit und taktische Stärke. Gegen Ende der Herbstsaison gehörte der zweifache Saisontorschütze zu den absoluten Leistungsträgern im Team.

Der 27-jährige Ángel Arizmendi spielte für Atletico Madrid, Racing Santander, Deportivo La Coruña, Valencia, Real Saragossa und Getafe – und machte 2007 sogar eine Partie für das spanische Nationalteam. Für Xamax Neuchatel erzielte er in der laufenden Saison, in der er hauptsächlich auf dem rechten Flügel eingesetzt wurde, vier Tore – allerdings gehört er Getafe und war nur an die Schweizer verliehen. Anfang des Monats wurde sein Leihvertrag gekündigt und ihm wurde mangelnde Fitness unterstellt – in Wahrheit konnte der Verein sein Gehalt nicht mehr bezahlen und suchte nach einem Kündigungsgrund. Genau das gleiche geschah mit übrigens auch mit dem 19-jährigen Haris Seferovic, einem vielversprechender Stürmer und aktuellem U21-Teamspieler der Schweiz. Einen Tag vor dem Trainingslager musste auch er seine Koffer packen. der Stürmer gehört AC Fiorentino und wurde nun an US Lecce verliehen.

Skurril: Sion als erstes Auffangbecken

Einige der besten Kicker verließen jedoch bereits das sinkende Schiff: Rechtsverteidiger Stéphane Besle aus Frankreich ist mit seiner siebenjährigen Erfahrung einer der längstdienenden Kicker beim Chaosverein und wechselte vor wenigen Wochen zum FC Metz in die Ligue 2. Der in Serbien geborene Schweizer U21-Teamspieler Vullnet Basha wechselte ebenfalls vor wenigen Wochen zum FC Sion – ein mutiger Wechsel, wenn man bedenkt, dass auch der FC Sion und sein Präsident Christian Constantin im Kreuzfeuer der nationalen Kritik stehen. Der klassische Sechser Sébastien Wüthrich, ebenfalls erst 21 Jahre alt und Schweizer Juniorenteamspieler, machte es ihm gleich. Die größten Nachwuchshoffnungen schnappte also ein Exzentriker dem anderen weg…

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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