Jedes Jahr exportiert Südamerika zahlreiche Spieler in alle Welt, wobei Talente den nächsten Schritt eher in Europa machen. Den umgekehrten Weg gingen nun zwei... Muniain und Depay: Zwei europäische Stars wechseln nach Südamerika

Jedes Jahr exportiert Südamerika zahlreiche Spieler in alle Welt, wobei Talente den nächsten Schritt eher in Europa machen. Den umgekehrten Weg gingen nun zwei Stars, die jahrelang in Europas Top-Ligen unterwegs waren und nun in Argentinien bzw. Brasilien unterkommen. Als vertragslose Spieler wurden für sie keine Ablösen fällig.

Iker Muniain nach Argentinien

Mit Iker Muniain ist der argentinische Fußball um einen Top-Spieler reicher geworden. Der 31-Jährige Offensivspieler verbrachte seine ganze bisherige Karriere beim spanischen Erstligisten Athletic Bilbao, wo er in 15 Saisons exakt 560 Einsätze sammelte und damit zum Spieler mit den zweitmeisten Einsätzen für den baskischen Traditionsklub wurde. Dabei sprangen auch zwei Superpokale sowie zuletzt zum krönenden Abschluss die Copa del Rey raus.

Nach der abgelaufenen Saison verließ Muniain seinen Herzensklub und sucht nun eine neue Herausforderung in Argentinien. Dass er ausgerechnet in das Land des dreifachen Weltmeisters wechselt, ist kein Zufall. Bereits 2012 gab er in einem Interview seine Vorliebe zu Traditionsklub River Plate bekannt und unterstützte den Klub als Fan beim Copa Libertadores Finale 2018, welches in Madrid ausgetragen wurde. Trotz seiner Leidenschaft zum argentinischen Fußball und des Traumes der River-Fans auf einen Wechsel kam der Wechsel aus regeltechnischen Gründen nicht zustande. Diese Situation machte sich ein anderer der argentinischen Cinco Grandes (der fünf großen Traditionsklubs) zunutze.

So ist es nun San Lorenzo, das sich die Dienste des Basken sicherte. Nachdem er sich das Angebot des Klubs anhörte und sich eine kurze Bedenkzeit in seiner Heimat nahm, entschied er sich für den Wechsel. Der zweifache spanische Nationalspieler absolvierte bereits den Medizincheck und unterschreibt einen Vertrag bis zum Ende des Jahres 2025.

Er ist nicht der erste Baske von San Lorenzo. In den Annalen von El Ciclón (Spitzname von San Lorenzo) steht der Name Isidro Lángara. Der Stürmer wechselte 1939 nach Argentinien und schoss sich mit insgesamt 110 Toren in 121 Partien in die Geschichtsbücher des Klubs. Bereits bei seinem Debüt gelang ihm ein Viererpack zum 4:2-Sieg gegen River Plate, am Ende der Saison 1939/40 wurde er Torschützenkönig.

San Lorenzo erinnert an Isidro Lángara:

Memphis Depay nach Brasilien

Etwas überraschender kam jedoch der Wechsel des niederländischen Nationalspielers Memphis Depay. Nach einer Karriere, die PSV Eindhoven, Olympique Lyon, Manchester United, den FC Barcelona und Atlético Madrid beinhaltete, verlässt der 30-jährige Angreifer Europa und wechselt nach Brasilien.

Mit dem Ende der abgelaufenen Saison lief der Vertrag von Memphis Depay bei Atlético Madrid aus, Angebote anderer europäischer Erstligisten sowie aus dem arabischen Raum und Mexiko lehnte er zugunsten des brasilianischen Traditionsklubs Corinthians aus Sao Paulo ab. Aktuell befindet sich O Timao, so ihr Spitzname, auf Platz 17 in der Liga, womit man Stand jetzt absteigen würde und wandelt auch finanziell nicht auf den allerbesten Beinen. Für Memphis hingegen wird man in den zweieinhalb Jahren, für die er unterschrieben hat, in Summe etwa 70 Millionen Reias, (ca. 11,3 Millionen Euro) hinblättern. Davon bezahlt ein Glücksspielsponsor jedoch etwa vier Fünftel, der Rest fließt aus der Vereinskasse an den Niederländer.

Mit Memphis Depay hat man in Sao Paulo einen wahren Hochkaräter hinzugewonnen, ist er mit 46 Toren schließlich der zweitbeste Torschütze in der Geschichte der niederländischen Nationalmannschaft. In der brasilianischen Liga ist er jedoch nicht der erste Niederländer. Der mehrfache Champions-League-Gewinner Clarence Seedorf ließ seine Karriere von 2012 bis 2013 bei Botafogo ausklingen.

Andere Stars in Südamerika

Zweifelsohne sind Argentinien und Brasilien die interessantesten Fußballländer in Südamerika. In Argentinien tummeln sich aktuell viele südamerikanische Rückkehrer, die in Europa Karriere machten. Allein bei den beiden Schwergewichten Boca Juniors und River Plate tummelt sich viel europäische Spitzenerfahrung. Es seien Sergio Romero, Marcos Rojo, Edinson Cavani, Gary Medel sowie die vor wenigen Wochen zurückgekehrten Weltmeister Germán Pezzella und Marcos Acuña genannt.

Die Rückkehr in die heimische Liga ist für viele Brasilianer nach Stationen in Europa gang und gäbe. Mit Philippe Coutinho, Lucas Moura, Fernandinho, Thiago Silva und Rafinha sei nur eine Auswahl genannt. Der Brasileirao lockt gelegentlich auch außeramerikanische Legionäre an.

So ist Yannick Bolasie vielen Fans der Premier League ein Begriff. Für Crystal Palace und Everton zauberte er und lieferte in der abgelaufenen Saison sogar noch ein Intermezzo bei Swansea City in der Championship ab. Im März 2024 sicherte sich der brasilianische Aufsteiger Criciúma aus der gleichnamigen Großstadt die Dienste des 35-Jährigen, der bisher mit sechs Toren und drei Vorlagen das Vertrauen zurückgeben konnte. Auch in den sozialen Netzwerken bringt er sich in das Ligageschehen ein, was ihm einige Sympathiepunkte einbringt.

Mit Dimitri Payet ist auch ein zweiter Ex-Premier-League-Spieler dabei. In England erinnert man sich an seinen Traumfreistoß gegen Crystal Palace, den Großteil seiner Karriere verbrachte er allerdings bei Olympique Marseille. Bereits vor einem Jahr gelang Vasco da Gama dann der Coup und Payet kam ablösefrei nach Rio de Janeiro. Seit seiner Ankunft absolvierte er 43 Partien, wobei er zehn Tore vorlegte und vierfach selbst traf. Eine befriedigende Statistik, die durch 16 Assist-Assists (Pass vor der Vorlage) allerdings deutlich aufbessert wird.

Nun werden beide Ligen mit Spielern aus Europas höchsten Spielebenen in Form von Iker Muniain und Memphis Depay verstärkt, die aus der Perspektive der Fans allemal eine Bereicherung für den heimischen Fußball sind.

Tim Bosnjak, abseits.at

Tim Bosnjak