Neues aus der Gambrinus Liga: Baroš und Fenin zurück in der Heimat
Weitere Länder 13.März.2013 Max Teubner 0
Auch in Tschechien rollt seit nun mehr drei Wochen wieder das runde Leder. Daher ist es an der Zeit ein Auge auf die Topteams und ihre namhaften Winterneuzugänge zu werfen. Doch nicht nur Viktoria Pilsen und Sparta Prag konnten sich verstärken, auch die beiden kriselnden Kultklubs Slavia Prag und Baník Ostrava schlugen auf dem Transfermarkt zu.
An der Tabellenspitze hat sich nach der Winterpause nicht viel geändert. Die Liga wird weiterhin von einem Vierergespann angeführt, zu dem Viktoria Pilsen, Sparta Prag, Sigma Olomouc und der FK Jablonec gehören.
Aderlass bei Jablonec
Während Pilsen und Sparta sich in der Wintertransferperiode mit neuen Spielern eindeckten, war vor allem Jablonec der große Leidtragende, der gleich zwei Topleute an die Konkurrenz abtreten musste. David Lafata, seines Zeichens Führender der Torschützenliste mit 15 Treffern, folgte dem Lockruf Vítězslav Lavičkas nach Prag, wo der 31-Jährige, für den Sparta 800.000 Euro an Jablonec überwies, einen Vertrag über dreieinhalb Jahre unterzeichnete. Ein weiterer schmerzhafter Abgang war der Wechsel von Jan Kovařík zu Viktoria Pilsen. Der 24-jährige linke offensive Mittelfeldspieler, der bei Jablonec zusammen mit Lafata immer wieder für Gefahr vor dem gegnerischen Tor sorgte, unterschrieb bei den Westböhmen einen Vertrag bis Sommer 2016. Trotz dieser Abgänge ist umso erstaunlicher, dass der FK Jablonec weiter im Spitzenquartett vertreten ist. Das neue Jahr begann zwar mit einer 0:1-Derbyniederlage beim Meister Slovan Liberec, doch fand Jablonec schnell wieder in die Spur. Am 18. Spieltag schlug man zuhause Aufsteiger Brno mit 2:0 und eine Woche darauf konnte man im Letná Stadion von Sparta einen Punkt entführen. Dennoch ging Jablonec aus diesem Spiel mit gemischten Gefühlen, da nach einer 2:0-Führung durchaus mehr möglich gewesen wäre, als nur ein 2:2. Zudem fiel der Ausgleich für Sparta durch Tomáš Zápotočný erst in der letzten Spielminute. Falls Jablonec die schwerwiegenden Abgänge weiter über die komplette Saison kompensieren kann, ist es ihnen zuzutrauen Platz 3 und somit die Europa League Qualifikation zu erreichen.
Fenin und Skacel zu Slavia Prag
Ein Kommen und Gehen ist auch bei Slavia Prag zu verzeichnen. Da, nach dem Derbysieg über Sparta, der Herbst katastrophal endete, sah man sich gezwungen vor allem in der schwachen Offensive nachzurüsten. Der in der Hinrunde noch gesetzte Stürmer Nr.1, Milan Škoda, traf in 16 Spielen lediglich dreimal. Abhilfe im Sturm soll ein alter Bekannter aus der Gambrinus Liga schaffen. Das ehemalige Riesentalent Martin Fenin verlässt Energie Cottbus und versucht in seiner Heimat einen Neuanfang zu starten. Sein Vertrag bei Slavia, der über zweieinhalb Jahre läuft, ist laut Medienberichten jedoch stark leistungsgebunden. Ein weiterer namhafter Neuzugang ist Rudi Skácel. Der offensive Mittelfeldspieler und Ex-Nationalspieler, der schon zweimal für Slavia aktiv war, kehrt nach langjährigem Engagement in Schottland zurück nach Prag. Seine Erfahrung soll mithelfen, sich von den Abstiegsplätzen zu entfernen und wieder das gesicherte Mittelfeld zu erreichen. Zudem verpflichtete Slavia Marcel Gecov. Der Mittelfeldspieler, der aus Belgien von AA Gent an die Moldau wechselt, wird, ebenso wie Fenin, für zweieinhalb Jahre an den Verein gebunden. Allerdings fehlt den Pragern ihr Leistungsträger und Publikumsliebling der Vorrunde, Martin Latka, der sich Fortuna Düsseldorf angeschlossen hat. Der Slowake Milan Bortel soll nun die Lücke in der Innenverteidigung schließen. Der 25-Jährige kommt vom slowakischen Überraschungsteam Zlaté Moravce und hat vorerst einen Vertrag bis zum Sommer 2013.
Den Rückrundenstart hatte sich Slavia sicherlich anders vorgestellt. Im ersten Spiel nach der Winterpause verlor man gegen Sigma Olomouc mit 1:2, obwohl Marcel Gecov Slavia früh in Führung brachte. Auch am Spieltag darauf kam es nicht zum erhofften Heimsieg gegen Mladá Boleslav, weshalb Slavia den Abstiegsplätzen bedrohlich nahe kam. Am 19. Spieltag konnte man jedoch endlich den ersten Dreier im neuen Jahr, durch einen 1:0-Auswärtssieg in Brno, einfahren. Mit diesem Sieg springt Slavia nun wieder auf Platz 10 und kann die nächsten Wochen etwas beruhigter angehen.
Milan Baroš nach Ostrava
Den aufsehenerregendsten Transfer des Winters tätigte Baník Ostrava. Der finanziell schwer angeschlagene Kultverein aus Nordmähren holt seinen „verlorenen Sohn“ zurück. Milan Baroš, der Baník im Jahr 2000 verlassen hatte, um seine Karriere bei europäischen Topklubs fortzusetzen, unterschreibt in Ostrava einen Vertrag bis Sommer 2014. Bei einem entsprechenden Angebot kann der 31-Jährige den Verein bereits zum Sommer diesen Jahres wieder verlassen. Das Besondere an Baroš’ Engagement ist, dass er seinen gesamten Lohn der Jugendarbeit von Baník Ostrava stiftet. Durch diesen Transfer hoffen Fans und Verantwortliche das Thema Abstieg sobald wie möglich ad acta zu legen. Der Auftakt in die Rückrunde war zumindest schon einmal vielversprechend. Gegen den Abstiegskandidaten Dynamo České Budějovice gab es zu Beginn der Rückrunde zwar nur ein mageres 0:0, doch schon beim Auswärtsspiel bei Tabellenführer Viktoria Pilsen konnte man überzeugen. Die Mannschaft stand in der Defensive kompakt und konterte immer wieder über Baroš, der Baník schon in Hälfte eins in Führung hätte bringen können. Der Führungstreffer fiel schließlich in Halbzeit zwei, ebenfalls durch einen wunderbaren Konter, den der Serbe Vladan Milosavljev abschloss. Viktoria Pilsen begann daraufhin den Druck auf das Tor der Gäste zu erhöhen und kam nach einer Ecke kurz vor Schluss noch zum Ausgleich durch Václav Procházka. Baník konnte dennoch mit einem Punkt aus Pilsen erhobenen Hauptes die Rückreise antreten und mit diesem neu gewonnenen Selbstvertrauen schlug man eine Woche später Hradec Kralové zu Hause mit 3:0. Alle drei Treffer gingen auf das Konto von Milan Baroš. Mit ihm sollte Baník in der Rückrunde einen einstelligen Tabellenplatz erreichen, doch das Ziel muss sein, auch in der Post-Baroš-Ära ein schlagkräftiges Team auf die Beine zu stellen.
Sparta Prag holt neue Offensivkräfte
Bei Sparta Prag wurde vor allem in der Offensive nachgerüstet, was bei den Hauptstädtern ein Luxusproblem zur Folge hat. Zu den drei Stürmern Václav Kadlec, Bekim Balaj und Leo Kweuke stoßen nun auch noch David Lafata und Roman Bednář hinzu. Die beiden Neuzugänge konnten zum Rückrundenstart bereits auf sich aufmerksam machen. Beim 4:0-Heimsieg gegen Slovacko steuerte Bednář gleich einen Treffer bei und Lafata schoss Sparta bei Dynamo České Budějovice zu einem 2:0-Auswärtssieg. Nach dem 2:2 gegen Jablonec beträgt der Rückstand auf Pilsen drei Punkte, weshalb der Meistertitel für Sparta noch in greifbarer Nähe ist. In der Europa League schied die Truppe von Vítězslav Lavička unglücklich gegen den letztjährigen Champions League Sieger, den FC Chelsea aus. In Prag gewannen die Engländer mit 1:0, doch nach einem Treffer von Lafata in der 17. Minute im Rückspiel sah es lange so aus, als würde Sparta die Verlängerung erzwingen können. Eden Hazard machte Sparta allerdings, mit seinem Treffer in der Nachspielzeit, einen Strich durch die Rechnung. Nun kann Sparta seinen Fokus auf den Meistertitel legen, auf den die erfolgsverwöhnten Hauptstädter nun schon seit 2010 warten. Um endlich wieder den Meisterpokal in die Höhe stemmen zu können, wurde auch für das defensive Mittelfeld ein wichtiger Transfer getätigt. Der 23-jährige Lukáš Vácha, der in Tschechien als großes Talent gilt, wechselte für rund eine Million Euro vom Meister Slovan Liberec zu Sparta. Mit ihm wird der Konkurrenzdruck im Mittelfeld erhöht, da sich vor allem Mario Holek in der Hinrunde nicht gerade in Topform präsentierte.
Pilsen verpflichtet zwei Toptalente
Viktoria Pilsen konnte, im Gegensatz zum Titelrivalen aus Prag, nach den beiden Galaauftritten gegen den SSC Neapel das Achtelfinale der Europa League erreichen. Auch in der Liga läuft es gut für die Westböhmen, die mit sieben Punkten aus drei Spielen, trotz Doppelbelastung, einen guten Rückrundenstart erwischten. Einen großen Anteil daran haben auch die beiden Neuzugänge Jan Kovařík und Stanislav Tecl. Kovařík, der für 900.000 Euro von Jablonec zu Pilsen transferiert wurde, hat sich bereits in den ersten Spielen der Rückrunde einen Stammplatz im Team von Pavel Vrba erkämpft und durch sein Tor im Heimspiel gegen Neapel auch gleich die Sympathien der Zuschauer gewonnen. Zehn Saisontore stehen bereits für Stanislav Tecl zu Buche. Diese erzielte der tschechische U21-Nationalspieler allerdings noch für Aufsteiger Vysočina Jihlava. In der Europa League konnte Tecl dennoch bereits als Joker stechen. Sowohl im Hinspiel in Neapel, als auch im Rückspiel erzielte er jeweils einen Treffer und stellte seine Klasse auch auf internationalem Parkett unter Beweis. Gegen Fenerbahce setzte es jedoch im Achtelfinalhinspiel zu Hause eine 0:1-Niederlage, die die Truppe aus der tschechischen Bierhauptstadt am kommenden Donnerstag beim Geisterspiel in Istanbul korrigieren muss – zuzutrauen ist es der spielstarken Mannschaft allemal. Sollte es mit dem Viertelfinaleinzug nichts werden, so kann die diesjährige Europa League Saison dennoch als voller Erfolg angesehen werden, der die Kasse der Pilsener ordentlich klingeln lässt, wodurch auch im Sommer mit namhaften Transfers gerechnet werden kann.
Titelkampf zwischen Pilsen und Sparta Prag
In der Gambrinus Liga wird es auf Kurz oder Lang wohl auf einen Zweikampf zwischen Viktoria Pilsen und Sparta Prag um den Titel hinauslaufen, während sich der FK Jablonec, Sigma Olomouc und vielleicht auch noch Mladá Boleslav mit Neuzugang David Jarolím, um den dritten Platz streiten werden.
Max Teubner, abseits.at
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