Niederländische Verkaufsgenies: Rieds Gegner PSV Eindhoven und seine geniale Personalpolitik
Weitere Länder 16.August.2011 Daniel Mandl 0
Von allen österreichischen Europacup-Gegnern hat die SV Ried das härteste Los erwischt: Es geht gegen den niederländischen Traditionsklub PSV Eindhoven, dessen Visitenkarte nicht nur 21 Meistertitel beinhaltet, sondern sogar Europacupsiege, regelmäßige Teilnahmen an der Gruppenphase der UEFA Champions League und Transfereinnahmen, die für nur einen Spieler an der 30-Millionen-Marke kratzen. Hier wieder unsere Basisinfos über den Verein, ehe das große abseits.at-Mannschaftsportrait nachgereicht wird!
DATEN & FAKTEN
Name: PSV Eindhoven Kompletter Name: Eindhovense Voetbal Vereniging Philips' Sport Vereniging Nation: Niederlande Gegründet: 31.August 1913 Alter: 97 Vereinsfarben: Rot-Weiß-Schwarz Stadion: Philips-Stadion Kapazität: 35.119 Präsident: Jan Reker Trainer: Fred Rutten Erfolge: • 21 x niederländischer Meister (zuletzt 2008, von 2005 bis 2008 viermal in Folge) • 8 x niederländischer Cupsieger • 8 x niederländischer Supercupsieger • Sieger des Europapokals der Landesmeister 1988 • UEFA-Cup-Sieger 1978
All-Stars:
Torhüter: Hans van Breukelen, Heurelho Gomes
Abwehr: Eric Gerets, Ronald Koeman, Huub Stevens, Jaap Stam, Jan Heintze
Mittelfeld: Phillip Cocu, Ruud Gullit, Wim Jonk, Willy van de Kerkhof, Gheorge Popescu, Park Ji-Sung, Boudewijn Zenden
Angriff: Romário, Ronaldo, Mateja Kezman, Ruud van Nistelrooy, Arjen Robben, Luc Nilis, Dennis Rommedahl, Willy van der Kuijlen (mit 528 Spielen Rekordspieler)
Bekannte Trainer: Huub Stevens, Jan Wouters, Ronald Koeman, Guus Hiddink, Eric Gerets, Bobby Robson, Dick Advocaat, Franz “Bimbo” Binder,
STANDING IN HOLLAND
Im Jahr 1913 als Werksverein von Philips gegründet, avancierte PSV Eindhoven recht bald zu einem der besten und prestigeträchtigsten Vereinen Hollands. Der erste Meistertitel gelang dem Team 1926, die stärkste Phase der Vereinsgeschichte durchlebte der Klub in der Zeit von 2000 bis 2008, wo man innerhalb von neun Saisonen siebenmal Meister werden konnte. Auch Mitte der Siebziger und Ende der Achtziger war das Team in der heimischen Liga dominant.
PSV Eindhoven ist vor allem für seine guten Scoutingkonzepte bekannt, die es immer wieder ermöglichen starke, junge Spieler aus Südamerika oder auch Asien nach Holland zu lodsen, die danach ausgebildet und teuer weiterverkauft werden. So holte der Klub etwa Romário und Ronaldo und verkaufte sie jeweils um Rekordsummen nach Spanien.
In der letzten Saison – 2010/11 – verpasste das Team völlig unnötig den Meistertitel. Bis drei Runden vor Schluss befand sich das Team auf einem der Plätze 1 oder 2, danach ließ man Twente und Ajax Amsterdam davonziehen, wurde nur Dritter. Aus den letzten sechs Ligaspielen holte das Team nur acht Punkte, während der spätere Meister Ajax Amsterdam in dieser Phase 18 Punkte einheimste. In der elften Runde der Eredivisie-Saison 2010/11 gelang PSV ein historischer Sieg: Der nicht gerade befreundete Klub Feyenoord Rotterdam wurde im Philips-Stadion mit einem 10:0 bis auf die Knochen gedemütigt. Die Offensivpower des Teams war in der Saison 2010/11 allgemein der größte Trumpf: In 15 von 34 Spielen erzielte PSV drei Tore oder mehr. Die Tordifferenz am Ende der Saison betrug 79:34, der Meistertitel wurde aber durch zu viele Remis in Auswärtsspielen (8-6-3) vergeigt.
STANDING IN EUROPA
PSV Eindhoven gewann 1988 den Vorläufer der UEFA Champions League und zehn Jahre zuvor den UEFA-Cup. Zudem ist das Team von Trainer Fred Rutten Stammgast in der Champions League. In den letzten beiden Saisonen spielte das Team in der Europa League, nachdem man zuvor achtmal in Folge an der Königsklasse teilnahm. In diesen acht Jahren kam das Team viermal ins Viertelfinale des UEFA-Cups, nachdem man in seiner Champions League Gruppe Dritter wurde und sich für den weiteren Turnierverlauf des zweiten europäischen Bewerbs qualifizierte. 2004/05 gelang jedoch der größte Erfolg der jüngeren Vereinsgeschichte, als man sich für das Halbfinale der Champions League qualifizierte und nur aufgrund der Auswärtstorregel gegen den AC Milan ausschied. Auf dem Weg dorthin hatte PSV aber eine überraschend leichte Auslosung, bezwang in der Gruppe Panathinaikos und Rosenborg, holte gegen Arsenal aus zwei Spielen nur einen Punkt. In der K.O.-Phase setzte sich das Team dann gegen den AS Monaco und Olympique Lyon durch, ehe gegen Milan Endstation war. Die besten Torschützen des Teams inklusive Qualifikation (in der man sich damals gegen Roter Stern Belgrad durchsetzte) waren Philipp Cocu, Park Ji-Sung und Jan Vennegoor of Hesselink. Zwei Jahre später scheiterte das Team im Champions League Viertelfinale am FC Liverpool.
Mit der Europa League wurde PSV noch nicht richtig warm: 2009/10 scheiterte das Team nach überstandener Gruppenphase am Hamburger SV (0:1 a, 3:2 h). Aus den sechs Gruppenspielen holte PSV gegen CFR Cluj, FC Kopenhagen und Sparta Prag 14 Punkte. In der vergangenen Saison 2010/11 verlief die Europa League Saison etwas besser: In der Gruppenphase setzte man sich gegen Sampdoria Genua, Metalist Kharkiv und Debrecen durch, schaltete danach Lille (2:2 a, 3:1 h) und die Glasgow Rangers (0:0 h, 1:0 a) aus, flog dann aber gegen Benfica Lissabon (1:4 a, 2:2 h) im Viertelfinale aus dem Turnier.
Nicht unwesentlich für die SV Ried: Die Qualifikationsgegner der PSV Eindhoven in diesen letzten beiden Jahren: 2010/11 verlor man das Hinspiel bei Sibir Novosibirsk mit 0:1, gewann zu Hause aber locker mit 5:0. Eine Saison zuvor musste man sogar zwei Quali-Runden spielen, gab sich jedoch keine Blöße: Zuerst bezwang man mit einer B-Elf Cherno More Varna aus Bulgarien mit zwei 1:0-Siegen, danach gelangen dieselben Ergebnisse in Bestbesetzung gegen Bnei Yehuda Tel Aviv. PSV qualifizierte sich mit vier Siegen und 4:0-Tordifferenz für die Gruppenphase…
TRANSFERPOLITIK
Die eingenommenen und bezahlten Summen sind bei PSV Eindhoven schon in einer Preisklasse von internationalem Niveau. Vor der Saison 2011/12 verkaufte PSV seinen ungarischen Linksaußen Balázs Dzsudzsák, der in der vergangenen Saison 22 Pflichtspieltore für PSV erzielte, um 14 Millionen Euro an den neureichen russischen Klub Anzhi Makhachkala. Der VfB Stuttgart zahlte zudem fast zwei Millionen Euro für den mexikanischen Innenverteidiger Maza.
Auf der anderen Seite kann PSV aber mittlerweile auch seine Ligakonkurrenten leben lassen: Vor der neuen Saison kam etwa Dries Mertens vom FC Utrecht als Dzsudzsák-Ersatz, was PSV 8,5 Millionen Euro wert war. Weitere fünf Millionen zahlte PSV für Feyenoords Jungstar Georginio Wijnaldum und vier Millionen für Utrecht-Mittelfeldmann Kevin Strootman. Somit überwies PSV Eindhoven alleine in diesem Sommer 13 Millionen Euro nach Utrecht!
Die Finanzkraft des Klubs hat bereits eine Basis, man ist längst nicht mehr auf Spielerverkäufe angewiesen. Im Laufe der Saison 2010/11 investierte PSV um vier Millionen Euro in Spielertransfer als man einnahm. Die Neuverpflichtungen Lens, Marcelo, Vukovic und Berg waren PSV 12 Millionen Euro wert. Da konnte man es sich auch mal leisten, seinen ehemaligen Starspieler Ibrahim Afellay um nur drei Millionen an den FC Barcelona abzugeben.
Dzsudzsáks Wechsel zu Anzhi war der teuerste Transfer der jüngeren Vereinsgeschichte. Aber auch in vorherigen Saison verkaufte PSV einige seiner Spieler um gutes Geld: 2008/09 überwies Schalke 04 zehn Millionen für Jefferson Farfan und Tottenham Hotspur neun Millionen für Torhüter Heurelho Gomes. Eine Saison zuvor wechselte der ivorische Mittelstürmer Arouna Koné um zwölf Millionen zum FC Sevilla, nachdem er nur eine Saison zuvor um neun Millionen von Roda Kerkrade zu PSV wechselte. In der Saison 2005/06 bezahlte Manchester United über sieben Millionen Euro für die Dienste des Südkoreaners Park Ji-Sung und 2004/05 lukrierte PSV sogar 18 Millionen Euro aus dem Transfer von Arjen Robben zum FC Chelsea.
Die absoluten Top-Transfers: 2001/02 verkaufte PSV Ruud van Nistelrooy um 28,5 Millionen Euro an Manchester United. Der teuerste Neuzugang war ein Jahr zuvor der Serbe Mateja Kezman, der um 14 Millionen Euro von Partizan Belgrad kam. 1998/99 bezahlte Manchester United 17 Millionen Euro für Jaap Stam. Und 1996/97 kaufte der FC Barcelona den späteren Weltfußballer Ronaldo um 15 Millionen Euro. Romários Wechsel um 12 Millionen zum FC Barcelona (1993/94) wirkt da fast günstig.
PSV Eindhoven ist also eine Mannschaft, die größere Brötchen bäckt als alles was in Österreich mit Spielern handelt. Das Bemerkenswerteste an der Transferpolitik ist jedoch, dass man nahezu jeden Spieler, für den man eine Ablösesumme bezahlt, gewinnbringend weiterverkaufen kann. Zudem hat das Team auch großes Gespür dafür, welche Spieler von anderen Eredivisie-Klubs sich kurzfristig weiterentwickeln können, was dem Verein auch immer wieder – in Folge cleverer Investitionen – gutes Geld einbrachte.
Daniel Mandl, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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