Out of the Ashes – Wie Fußballmannschaften nach Tragödien zurückkehrten
Weitere Länder 16.Februar.2017 Martin Wallentich 0
Rund zwei Monate nach dem tragischen Fußballabsturz der Mannschaft von Chapecoense bestritt der Verein seine ersten Spiele nach dem verheerenden Flugzeugabsturz. So unerklärlich und tragisch Schicksalsschläge auch sein mögen – Beispiele aus der Vergangenheit haben bewiesen, dass die Hoffnung auf bessere Zeiten auch nach den größten Unglücken weiterlebt.
Chapecoense 2016
Auf dem Weg zum Finalspiel der Copa Sudamericana kamen beim Absturz kurz vor dem Erreichen des Zielflughafens 71 der 77 Passagiere am 28. November 2016 ums Leben. Die ganze Welt trauerte um die brasilianische Fußballmannschaft, die anstatt des größten Erfolges ihre größte Tragödie ereilte. Der geplante Finalgegner Atletico Nacional verzichtete folglich auf den Titel, sodass die Mannschaft aus Brasilien zum Sieger des Wettbewerbs erklärt wurde. Die überlebenden Spieler des Teams Neto, Alan Ruschel und Follmann nahmen schließlich bei einer emotionalen Übergabe den Pokal entgegen.
Auch wenn die Trauer noch nicht überwunden ist, steigt Chapecoense mit neuen Spielern in das Fußballjahr 2017 ein. Rund zwei Monate nach dem Unglück siegte die neugeformte Mannschaft erstmals wieder, als man Inter de Lages in der Regionalmeisterschaft des Bundesstaates Santa Caterina mit 2:1 schlug. Neuzugänge wie der Ex-West-Ham-Stürmer Wellington Paulista und der ehemalige Europa-Legionär Tulio de Melo sollen ab sofort gemeinsam mit einigen jungen Talenten für neue Hoffnungen und zukünftige Erfolge sorgen, unter anderem ist auch die Teilnahme an der Serie A-Saison 2017 geplant. Auch wenn angekündigte Unterstützungen von Ronaldinho, Juan Riquelme und Eidur Gudjohnsen (noch) nicht umgesetzt wurden, soll Spiel für Spiel die positive Seite des Fußballs nach Chapeco zurückkehren.
Sinnbild für das Aufarbeiten der Tragödie ist die Ankündigung des überlebenden Verteidigers Neto wieder Fußball spielen zu wollen. Neue Träume sollen die Trauer in Brasilien endgültig besiegen, die Rückkehr zum fußballerischen Alltag soll auch die Angehörigen der Verstorbenen und Anhänger des Vereins moralisch aufbauen.
AC Turin 1949
Am 4. Mai 1949 verunglückte der Großteil der Mannschaft des AC Turin auf dem Weg von Lissabon nach Turin, als die Maschine bei schlechten Sichtbedingungen mit der Basilika von Superga kollidierte. Alle 31 Insassen kamen dabei ums Leben.
Die damalige Mannschaft des AC Turin galt zu der Zeit als die beste Mannschaft Italiens. Die als „Grande Torino“ bekannte Elf gewann die Meisterschaft fünf Mal in Folge und stellte die Mehrheit der italienischen Nationalteamspieler. In den nächsten Jahren erholte sich der Verein nur schwer von den Verlusten renommierter Spieler wie jene Guglielmo Gabetto und Valentino Mazzola, welche jeweils Torschützenkönige in den Meisterjahren wurden.
Doch zur Saison 1975/76 konnte 27 Jahre nach dem Unglück wieder die Meisterschaft bejubelt werden – bis heute zum letzten Mal, als die Mannschaft um Claudio Sala mit zwei Punkten Vorsprung auf Stadtrivalen Juventus jubeln durfte. Zusätzlich holte man seit damals immerhin dreimal den Pokal, zuletzt 1993. Mittlerweile hat sich die Mannschaft als FC Turin nach Abstiegen erneut in der Serie A etabliert, aktuell ist man Tabellenneunter. Dafür, dass die glorreiche Mannschaft der 40er-Jahre dennoch nicht in Vergessenheit gerät, dafür sorgen neben den von ihnen errungenen Erfolgen auch der Stadionname: Die Heimspiele der Turiner finden im Stadio Olimpico Grande Torino statt.
Manchester United 1958
Beim dritten Startversuch nach einer Zwischenlandung in München verunglückte am 6. Februar 1958 der Charterjet mit der Mannschaft von Manchester United an Bord. Dabei kamen 23 der 44 an Bord befindlichen Personen ums Leben, darunter mehrmalige englische Meister und Teamspieler wie Roger Byrne und Billy Whelan. Zu den schwer verletzten Überlebenden zählte neben Fußballlegende Bobby Charlton auch der Trainer des damaligen Teams, Matt Busby. In Anlehnung an ihren Coach wurde die junge Mannschaft aus Manchester in den Jahren zuvor als „Busby Babes“ bekannt und gewann zweimal in Folge die englische Meisterschaft. Zudem durfte die Mannschaft als erstes englisches Team am europäischen Fußballbewerb 1956/57 teilnehmen.
Nach dem Unglück spielte die Mannschaft unter Co-Trainer Jimmy Murphy die Saison zu Ende und erreichte dennoch das Finale des renommierten FA-Cups, in welchem sie jedoch den Bolton Wanderers mit 0:2 unterlagen. In der nächsten Saison übernahm Busby wiederum das Kommando und formte mit Neuzugängen wie George Best und Denis Law eine neue schlagfertige Truppe. In weiterer Folge gewann man 1963 den FA Cup und holte 1965 und 1967 den Meistertitel. Spitze des Erfolges war der Sieg im Europacup der Landesmeister 1968, den mit Bobby Charlton und Bill Foulkes auch zwei Überlebende des Absturzes als aktive Spieler miterlebten.
An die großen Erfolge der 50er- und 60er-Jahre folgte schließlich bekanntermaßen die Ära Ferguson mit 13 Meistertitel sowie zwei Erfolgen in der Champions League. Aktuell ist man als Langzeit-Sechster der Liga nicht ganz auf dem Level der größten Vereinszeiten.
Pachtakor Taschkent 1979
Beim Flug Richtung Minsk kollidierten am 11. August 1979 zwei Tupolew-Maschinen über dem ukrainischen Dniprodserschynsk (heutiges Kamjanske). Insgesamt 178 Personen verstarben bei dieser Tragödie, darunter die gesamte Mannschaft des damaligen Aufsteigers Pachtakor Taschkent aus der usbekischen SSR. Erst elf Jahre zuvor war man als einziger zentralasiatischer Verein im sowjetischen Cupfinale gewesen. Zwei der tödlich verunglückten Fußballer, Vladimir Fyodorv und Mikhail An, spielten sogar für das Nationalteam der UdSSR.
Nur wenige Jahre nach der Katastrophe wurde das Jahr 1982 zu einem der erfolgreichsten der Vereinsgeschichte, als die Elf um Andrej Yakubik Sechster in der stark besetzten sowjetischen Liga wurde. Nach der Unabhängigkeit Usbekistans folgten insgesamt elf Meistertitel sowie elf Siege im Cup, womit man neben Bunyodkor Taschkent der erfolgreichste Verein des Landes ist. Zusätzlich erreichte der Ligafünfte des letzten Jahres bereits zweimal das Halbfinale der AFC-Champions League.
Sambia 1993
Die sambische Fußballauswahl galt in den späten 80er und den frühen 90er Jahren als eine der besten Nationalmannschaften des südlichen Afrikas, als ihr Flugzeug am 27. April 1993 kurz nach dem Start in Gabun in den Atlantischen Ozean stürzte. Bereits zuvor kam es bei mehreren Flügen der Mannschaft zu Komplikationen. Die 30 an Bord befindlichen Personen hatten keine Überlebenschance. Fünf Jahre zuvor bei den olympischen Spielen in Seoul schlug man sensationell die italienische Mannschaft, damals wie auch beim Unglück am Bord war unter anderem der bei Lech Posen aktiv gewesene Fußballer Derby Makinka.
Trotz dieser Tragödie stellte man bereits kurz darauf eine neue Mannschaft zusammen, nicht zuletzt, da die meisten sambischen Europa-Legionäre nicht an Bord der Unglücksmaschine waren. Etwas mehr als ein Jahr später schlug man im ersten Pflichtspiel nach dem Desaster Marokko mit 2:1. 1994 sorgte Sambia für eine der größten Überraschungen in der Geschichte der Afrikameisterschaft, indem man bis ins Finale einzog, dort jedoch Nigeria unterlag. Für einen noch größeren Erfolg reichte es 2012, als Sambia erstmals den Titel der Kontinentalmeisterschaft holte – ausgerechnet in Libreville, der Hauptstadt Gabuns. Derzeit kämpft man gegen Nigeria, Kamerun und Algerien um die WM-Qualifikation, für den diesjährigen Afrika-Cup war man nicht qualifiziert.
Martin Wallentich, abseits.at
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