Pressestimmen: Das schreiben die schwedischen Zeitungen vor dem Länderspiel gegen Österreich
Weitere Länder 8.September.2015 Stefan Karger 0
Das österreichische Nationalteam kann heute Abend ohne großen Druck das Auswärtsspiel gegen Schweden antreten. Nach dem 1:0-Sieg gegen Moldawien benötigt Marcel Kollers Truppe nur noch einen Punkt aus den verbleibenden drei Spielen, der aber nicht unbedingt heute Abend geholt werden muss, auch wenn es natürlich schön wäre, wenn sich die Mannschaft ungeschlagen für die Europameisterschaft in Frankreich qualifiziert. Bei den Gastgebern sieht die Lage ein wenig anders aus, denn nach der 1:0-Niederlage gegen Russland ist der zweite Gruppenplatz in Gefahr und die Kritik an Erik Hamrens System wurde laut. Wir sehen uns die schwedischen Pressestimmen vor dem heutigen Länderspiel an.
aftonbladet.se:
Es ist möglich den Aufstieg zu verpassen und dennoch Sympathien zu sammeln. Es geht aber nicht, dass man immer die erste Halbzeit gegen die wichtigsten Konkurrenten verschläft und dann die Schuld von sich weist und sagt, dass man nicht mit ihnen mithalten kann. Kein anderes Top-Team in Europa geht so schwach in die Spiele wie Schweden….
Es gibt nichts zu beschwichtigen nach der ersten Halbzeit in Moskau, denn das war sicherlich keine Ausnahme, sondern nur das jüngste Beispiel einer Serie, die inzwischen erschreckend lange andauert. Nur einmal haben wir in letzter Zeit das erste Tor der Partie gemacht und das war damals gegen die bereits qualifizierten Deutschen, die in dieser Partie wohl noch stark nach Glühwein gerochen haben. Einmal gab es ein 0:0-Unentschieden, in allen anderen neun Spielen wickelten wir das erste Tor in ein blau-gelbes Packpapier der Passivität ein. 0:1 gegen Deutschland nach acht Minuten, 0:1 gegen Österreich nach sieben Minuten, 0:1 gegen Russland nach zehn Minuten – und so weiter…
Ein großer Teil dieses Problems ist sicherlich auf mentaler Ebene zu finden. Fußballer stehen immer unter hohem Druck, aber eine klare Struktur, ein klarer Plan, sollte ihnen helfen. Aber egal wie sehr ich mich bemühe, egal wie ich versuche diese klare Struktur zu finden – ich kann es nicht. Schweden begann nie wie eine Rakete, auch schon mit den Trainern vor Erik Hamren. Die schwedische Nationalmannschaft begann auch gegen Russland vorsichtig, aber diese Vorsicht war anders und wirkte wie gelähmt – weil es keinen klar formulierten Plan gab….
Wir schaffen es zur Europameisterschaft? Wir schlagen Österreich? Ich weiß es nicht, Fußball ist ein sehr komplexer Sport und es reichen keine Berechnungen mit einem Geodreieck, um vorauszusehen, wie man einzelne Spiele umdrehen kann. Aber ich bin zutiefst davon überzeugt, dass die Mannschaft in der Lage gewesen wäre, diese Gruppe zu bewältigen. Nur durch unsere Fehlstarts in die Partien graben wir uns unsere eigene Grube.
Wir stehen drei Spieltage vor dem Ende der Gruppe. Aber es zählt nur das jetzt und hier. Und wenn wir jetzt wirklich alles versuchen, aber es nur wegen einer Fehlentscheidung, oder einfach nur wegen dem höllisch guten Alaba es dann doch nicht schaffen, dann gibt es wahrscheinlich noch Raum für Sympathie und Nachsichtigkeit. Aber wenn wir zum zehnten Mal einen Fehlstart hinlegen, wenn wir wieder erst anfangen zu spielen, wenn der Gegner in Führung ist, dann weiß ich wirklich nicht, was ich mit meiner ganzen aufgestauten Frustration machen soll. In diesem Fall bestrafen wir uns selbst mit unserer eigenen Dummheit.
expressen.se:
Kim Källström ist nicht nur ein großer Mann. Die kurze und improvisierte Rede, die er gestern bei der Pressekonferenz ablieferte, war absolut brillant. Ich wollte ihn danach umarmen. Aber Kim Källström hat auch 118 Länderspiele für die Schweden bestritten und ist wohl der beste Experte, wenn es darum geht, brenzlige Situationen zu entschärfen. Lesen sie sich vorsichtig seine Worte durch, vielleicht finden sie dadurch ein wenig Trost in diesem Drama….
Die Kritik an Trainer Hamren war lange zumindest leise wahrnehmbar und erreichte nach dem feigen Spiel gegen Russland einen neuen Höchststand. Das neue passive 4-5-1-System muss umgestellt werden, in etwas das in der Vergangenheit Erfolg brachte, was eine 4-4-2-Formation bedeutet. Die Karriere, viel Prestige, Arbeitsplätze, Millionen Euro und nicht zuletzt die EM-Endrunde steht heute auf dem Spiel. Dann muss es doch Samt in Erik Hamrens Ohren sein, wenn er Kim Källströms Schlussworte hört:
„Wir fühlen uns gut gerüstet, wir haben das schon einmal gemacht.“
Ich fühle mich dadurch wenigstens ein wenig besser.
Denke ich zumindest.
dn.se:
Erik Hamréns Österreich-Spion Reine Almqvist hat das Team seit der Qualifikation in Brasilien vor drei Jahren regelmäßig verfolgt. Almqvist glaubt, dass die Mannschaft als Kollektiv besser geworden ist, verglichen mit dem Team von 2012. Aber manche Schwächen, die man vor drei Jahren sah, findet man noch heute:
Die Flügelspieler tragen zum Glück nur einen kleinen Beitrag zum Defensivspiel bei.
Die Abwehrreihe kann die Ordnung verlieren, wenn sie unter Druck gerät.
Die Spieler können in Stresssituationen dazu übergehen mehr individuelle Situationen zu suchen und aufs Kollektiv vergessen.
Die Stärken von Österreich:
Sie haben mehrere starke Offensivspieler, die sich gegen den Gegner in Eins-gegen-Eins-Situationen durchsetzen können.
Sie spielen seit zwei Qualifikationen mit fast demselben Team, ohne einen Generationswechsel durchlaufen zu haben. Coach Marcel Koller verwendet seit längerer Zeit die gleiche Startformation
Stefan Karger, www.abseits.at
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