Quo vadis, Slavia Prag?
Weitere Länder 2.Juni.2013 Max Teubner 0
Der letzte Spieltag der tschechischen Gambrinus Liga steht vor der Tür und wieder einmal findet der Kampf um die Meisterschaft und um die Europapokalplätze ohne den Prager Traditionsverein SK Slavia statt. Doch statt Trübsal zu blasen herrscht im Prager Stadtteil Vršovice, trotz des enttäuschenden siebten Tabellenplatzes, purer Optimismus. Grund dafür ist die makellose Bilanz von vier Siegen aus vier Spielen (bei einer Tordifferenz von 12:1) des neuen Trainers Michal Petrouš, der das Amt von Petr Rada übernommen hat. Darunter auch ein 1:0-Auswärtssieg beim Klassenprimus Viktoria Pilsen.
Guter Start – schwacher Herbst – durchschnittlicher Frühling
Zu Beginn der Saison sah es noch so aus, als ob Slavia nach drei enttäuschenden Spielzeiten endlich wieder um die Europapokalplätze mitspielen könnte. Grund für diese Euphorie war vor allem der 1:0-Derbysieg im heimischen Eden-Stadion über den verhassten Stadtrivalen Sparta. In den restlichen sechs Spielen bis zur Winterpause konnte man allerdings nur noch vier weitere Punkte sammeln, wodurch Slavia wieder ins Tabellenmittelfeld rutschte. Das Frühjahr begann, trotz des Abgangs von Leistungsträger Martin Latka zu Fortuna Düsseldorf, wiederum nicht schlecht, als man sich nach einer Niederlage in Olmütz gegen Brünn und Liberec durchsetzen konnte und einen Punkt gegen Mladá Boleslav erkämpfte. Doch die gute Stimmung wich schnell einer gewissen Tristesse, da es der Mannschaft nicht gelang Dreier gegen die sog. „Kleinen“ einzufahren. Auf Unentschieden gegen den FK Teplice und Dukla folgte ein katastrophaler Auftritt im großen Prager Derby bei Sparta Prag (1:3), als man sich die ersten beiden Gegentore mehr oder minder selbst in die eigenen Maschen legte. Doch erst der schwächste Saisonauftritt in Příbram, als man beim Team von Ex-Coach František Straka mit 0:2 verlor und sich nicht eine einzige Torchance erspielte, brachte das Fass zum Überlaufen. „Rada Raus“-Sprechchöre waren durch die gesamte böhmische Kleinstadt zu vernehmen, die fest in rot-weißer Hand war. Damit war die Dukla-Legende auf der Trainerbank Slavias endgültig gescheitert.
Michal Petrouš als Interimslösung bis Saisonende
Um die Saison zu einem vernünftigen Abschluss zu bringen, wurde Jugendtrainer Michal Petrouš zum wiederholten Male Interimscoach des A-Teams. Mit diesem Trainerwechsel ging ein Ruck durch die Mannschaft, da sie von nun an befreit aufspielte. Der FK Jablonec wurde mit 5:1 nach Hause geschickt, Tabellenführer Pilsen musste eine bittere 0:1-Heimpleite einstecken, obwohl man 70 Minuten lang in Überzahl spielte und auch die beiden Absteiger Dynamo České Budějovice und FC Hradec Králové sahen gegen Slavia kein Land (Anm.: jeweils 3:0). Daher werden nun die Stimmen laut, Petrouš dauerhaft als Cheftrainer zu binden. Die Vereinsführung gab jedoch bekannt, dass erst nach Saisonende Verhandlung bezüglich des Trainerpostens aufgenommen werden. Allzu schlechte Karten sollte Michal Petrouš hierbei allerdings nicht haben, da sich auch die Mannschaft klar zu ihrem Trainer bekennt und Kapitän Karol Kisel seinen Vertrag sicher nicht zufällig erst nach Petroušs Amtsantritt um ein weiteres Jahr verlängerte.
Ausblick auf die kommende Saison
Sollte sich die Vereinsführung nicht komplett gegen Fans und Mannschaft stellen wollen, wird Michal Petrouš auch in der kommenden Saison auf der Slavia-Bank platz nehmen. Wäre dies der Fall, so würde endlich wieder ein eingefleischter „Slavist“ Coach der „Rot-Weißen“ sein. Die beiden Projekte mit Straka (eingefleischter Spartaner) und Rada (Spielerlegende bei Dukla Prag) können demnach als gescheitert betrachtet werden, weswegen die Slavia Fans eine Integrationsfigur auf der Trainerbank bitter nötig haben. Falls es, trotz der finanziellen Schwierigkeiten möglich ist, den Kader im Sturmzentrum, sowie in der Innenverteidigung zu verstärken, kann Slavia sicherlich nächstes Jahr die Saison unter den Top-5 beenden und mit etwas Glück auch eine Europapokalteilnahme anpeilen.
Max Teubner, abseits.at
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Max Teubner
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