Sie reden über Skifahren, Germknödel, Kaiserspritzer, obwohl sie aus zwei verschiedenen Welten kommen, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Er, das Arbeiterkind, das in Rotterdam selbst zu arbeiten gelernt hat, sie, die Aristokratin, die einem ganzen Volk dienen muss. Der sechsundzwanzigjährige Österreicher ist so schüchtern und zurückhaltend, dass die ältere Niederländerin die Gesprächsinitiative ergreifen muss. Sie erkundigt sich, ob ihm seine neue Heimat denn gefalle und ob sich seine Familie auch wohlfühle. Er kann nur stockend Auskunft geben. Es ist nicht nur die Nervosität, sondern auch die fehlenden Sprachkenntnisse, die ihm einen Strich durch die Rechnung machen. Einzig die Verabschiedung gelingt galant – so wie es das Protokoll verlangt. Monate später wird Franz Hasil erst realisieren, welche Ehre ihm da im Frühsommer 1970 zuteilgeworden ist. Nicht er, sondern Königin Juliana persönlich, hat um eine Audienz gebeten. Sie wollte den Wiener kennenlernen, der nach ihr auf den zweiten Platz der bekanntesten Menschen in Holland gewählt worden war. Eine reife Leistung für einen Österreicher, schließlich sind die Erinnerungen an die deutsche Besatzungszeit damals noch so lebendig, dass Hasil zu Beginn seiner Zeit bei Feyenoord Probleme hatte, das Stadion zu finden, da die hiesige Bevölkerung dem Fahrer eines Autos mit Gelsenkirchener Kennzeichen die Mithilfe verweigert. Im Mai 1970 liegt ihm und seinen Teamkollegen dann fast das ganze Land zu Füßen: Feyenoord wird Meister, Europacupsieger, Weltpokalsieger.
Erinnerungen aus dieser Zeit verfolgen Franz Hasil noch Jahrzehnte lang. Nach einem TV-Bericht im holländischen Fernsehen klappern zahlreiche Urlauber aus dem Flachland während ihres Wien-Besuches seine Tabaktrafik in der Salesianergasse ab, um mit dem Herrn Chef einige Worte zu wechseln. „Früher hat man für ein Auslands-Engagement richtig gut sein müssen.“, kann er seinen hohen Stellenwert gut einschätzen. 2009 ging Franz Hasil in Pension, das Geschäft läuft heute noch auf seinen Namen.
Ein Wiener aus Schwechat
„Franz Hasil – Eine Wiener Fußballgeschichte“, lautet der Titel seiner Biografie. Dabei ist der einstige Offensivspieler eigentlich nur ein geborener Wiener, aufgewachsen ist Franz Hasil nämlich auf dem Gutshof Aichhof in Schwechat. Der Vater ist während der Schlacht um Stalingrad 1941 nur knapp dem Tode entronnen: Durch einen Nierenschuss schwer verletzt, ernährte er sich tagelang nur von frischgefallenem Schnee, bis er in ein Lazarett gebracht wurde. Das Schwechater Gut bewirtschaften mehrere Familien zusammen. Franz Senior ist von früh bis spät als Landarbeiter auf den Beinen. Mutter Hermine kümmert sich um den Haushalt und die drei Söhne, die in großem Abstand zur Welt kommen: 1938 wird Ernst, 1950 Nesthäkchen Johann geboren. Dazwischen kommt am 28. Juli 1944 das Fußballwunderkind zur Welt. Am Aichhof gibt es an die dreißig Knaben, die nachmittags dem Fetzenlaberl nachjagen. Franz ist von Anfang an der Beste. Seinen scharfen Schuss bewundert man später sowohl bei Rapid, Feyenoord als auch beim Kärntner Polizei SV in der Unterliga Ost. Schon als Siebenjähriger erreicht er mit beiden Beinen nahezu die gleiche Schusskraft und Präzision.
In den 50ern ist Nachwuchsförderung unbekannt. Erst mit fast elf Jahren spielt Franz Hasil zum ersten Mal im Verein Fußball. Grundlagenausdauer hat er sich beim Toben im Wald und auf den Feldern, das Durchsetzungsvermögen auf dem Hof, wenn er nicht nur gegen sechs Kinderbeine, sondern auch inmitten der Hühnerschar dribbeln muss, geholt. Beim SV Schwechat spielt er mit vier Jahre älteren Burschen zusammen und muss sich behaupten. Gegen die Rapid-Jugend macht er drei Tore und begeistert so Robert Körner: „Den Hasil, den müssen wir zu uns holen!“ Franz willigt ein. Seinem Klassenvorstand in der Hauptschule, dem Dr. Wenzel, hat er schon lange vorher mitgeteilt, dass er Profi-Fußballer werden will. Profi und Fußballnationalspieler.
Bus Nr. 72, Bus Nr. 71, Bim. An die zwei Stunden dauert die Fahrt von Schwechat zum Training nach Hütteldorf. Abends muss der kleine „Has“, wie er aufgrund der vielen Franze im grün-weißen Nachwuchs gerufen wird, noch eine dreiviertel Stunde zu Fuß Richtung Schwadorf zu seinem Wohnhaus gehen. Bei unwirtlichen Verhältnissen übernachtet er deshalb immer öfter bei einem Schulfreund. Die Eltern zeigen wenig Interesse an seiner Laufbahn, legen ihm aber auch keine Steine in den Weg. Als Siebzehnjähriger überspringt er die letzte Jugendmannschaft und gibt sein Kampfmannschaftsdebüt. Sektionsleiter Binder sieht in dem Niederösterreicher den Nachfolger Hanappis: Zuckerpässe in die Spitze, couragiertes Attackieren, gefährliche Weitschüsse zeichnen sein Spiel aus. Hanappi überlässt seinem Protegé nach und nach die rechte Außenbahn und rückt in die Mitte vor. Rapid verschafft dem jungen Hasil eine Wohnung nahe der Geschäftsstelle und eine Lehrstelle als Versicherungskaufmann, die der Schwechater jedoch bald wieder abbricht. Er befindet sich auf steilem Weg nach oben und es scheint als könne ihn nichts stoppen, bis er als Halbwüchsiger von einem Auto angefahren wird. Diagnose: Beckenbruch. Die so sicher geglaubte Karriere hängt plötzlich an einem seidenen Faden, doch Franz Hasil gibt nicht auf: Er kämpft sich zurück und trägt wie durch ein Wunder keine Folgeschäden davon. Ab seinem neunzehnten Lebensjahr ist er bei Rapid und im Nationalteam gesetzt. Hasil ist fester Bestandteil einer Rapid-Mannschaft, die 1964, 1967 und 1968 Meister wird. Dazwischen stehen zwei knappe zweite Plätze und der Cupsieg 1968. Ganz Wien schwärmt von seiner eleganten Ballführung und seinen deftigen Tacklings. Die Vereinsführung ist jedoch nicht ganz so euphorisch. Sie fordert mehr Einsatz und Härte von Hasil gegen sich selbst. Bei Rapid darf man nicht nur sechzig Minuten lang alles geben und dann eine halbe Stunde lustlos durch die Gegend eiern. Hasil ist schlampig: Einmal Weltklasse und dann wieder ein lauer Freizeitkicker. Sein notorisches Zuspätkommen bringt Trainer Vytlacil regelmäßig auf die Palme. Es ist diese Eigenschaft und nicht mangelndes Talent, die dazu führen wird, dass Franz Hasil nur sprichwörtliche fünf Minuten Ruhm zu teil werden und er heute ein vergessener Champion ist.
Rauchen oder Trinken, wie damals in Mannschaften üblich, behindern ihn nicht seine Leistung abzurufen. Auch dem Glücksspiel verfällt Hasil erst während seiner Zeit in Kärnten. Doch schon bei Rapid beginnen seine troubles mit dem schnöden Mammon: Der Verein verschafft ihm zwei Tankstellen, die er gemeinsam mit seiner Frau und seinem jüngeren Bruder führt. Der Fußballer versteht nichts von Buchhaltung, verwechselt Umsatz mit Gewinn und gibt Geld aus, das er noch nicht hat. Seine Frau hat Franz Hasil wenige Monate nach seinem Nationalteamdebüt am 27. Oktober 1963 kennengelernt. Vier Monate später sind sie verheiratet. Im Oktober 1964 wird Hasil zum ersten Mal Vater. Es ist eine Lebensliebe, die bis heute anhält. „Richten Sie sich darauf ein, viel allein zu sein.“, rät Bimbo Binder Ingeborg Hasil, als sie noch Walach heißt und ihren Verlobten von einem Auswärtsspiel abholt. „Glauben Sie nicht, dass sie ihr Leben an einem einzigen Ort verbringen werden.“, sagt er noch. Fünf Jahre später ist es soweit: 1968 wechselt Franz Hasil für 500.000 D-Mark zu Schalke 04. Bei den Blau-Weißen gibt es mit „Kucki“ Wieser und Edi Frühwirth eine lange und fruchtbare Tradition von Österreichern. Angebote aus New York oder Südamerika musste Hasil zuvor ablehnen, da er das vom ÖFB geforderte Alterslimit für Auslandstransfers noch nicht erreicht hat. Als das unnötige Gebot endlich fällt, passiert sein Wechsel nach Gelsenkirchen mehr oder weniger zufällig: Schalke, die eigentlich Max Schmid vom Wiener SK verpflichten wollen, beherzigen den Geheimtipp von Vienna-Legende Karl Decker: Der Has, der kann was.
Doch das dichtverbaute Ruhrgebiet, wo sich Zeche an Zeche reiht und die Menschen nur Maloche und Fußball kennen, ist nicht nach Franz Hasil Geschmack. Bald nach seiner Ankunft hat er Sehnsucht nach dem gemütlichen Wien mit seinen vielen Grünoasen. Er vermisst auch seine Rolle bei Rapid, wo er in 131 Pflichtspielen vor allem als Vorbereiter glänzen konnte, denn die Schalker haben andere Pläne für ihn. Trainer Brocker und sein Nachfolger Gutendorf sehen in dem Österreicher einen Mittelstürmer. Hasil möchte weiterhin als Spielmacher aufgestellt werden: „Vorne sind nicht meine Stärken. Ich will nicht mit dem Rücken zum Tor stehen.“ Trotzdem trifft er anfangs. Im DFB-Pokalfinale scheitert Schalke nur knapp an Bayern München. Obwohl er erst wenige Monate in Deutschland ist, wird der Niederösterreicher immer unzufriedener. Seine Übersicht und Spielintelligenz verkümmern im Angriff, der Trainer merkt, dass Hasil nur mehr lustlos trainiert. Im Februar 1969 stattet ihm ein Landsmann Besuch ab: „Ich hole nur einen Spieler neu dazu und das bist du!“ Ernst Happel eröffnet dem „Has“ die gewünschte Fluchtgelegenheit. Dicke königsblaue Schecks können den Schwechater nicht zum Bleiben bewegen. Er will zu Feyenoord, das damals sein Heimstadion regelmäßig mit 60.000 Zuschauern füllt. Ernst Happel hat es sich in den Kopf gesetzt mit seiner Taktik aus den Rotterdamern den besten europäischen Fußballverein zu machen.
Hasenschmäh
Die Architekten des Kuip, des Kübels, haben sich in London, Rom und Köln Ideen geholt um der niederländischen Spielkultur einen passenden Präsentierteller in Rotterdam zu bauen. Franz Hasil lernt hier das Fußballspielen neu. Schon bei Schalke musste er sich an das Tempo und die robusten Gegenspieler gewöhnen, in Holland geht es jetzt noch härter zur Sache. Anfangs machen ihm die Mitspieler auch abseits des Platz das Leben schwer. Ernst Happel tangiert das wenig. Er hat sechs Jahre lang bei ADO Den Haag erste Sporen als Trainer gesammelt und sich mittlerweile akklimatisiert. Happel lässt zweimal am Tag sein 4-3-3 trainieren und macht harte Konditionsübungen. Jeder muss ständig anspielbar sein, es wird gemeinsam angegriffen und gemeinsam verteidigt. Damit ihm ja keiner vorwerfen kann, Hasil wäre sein Lieblingsspieler, lässt er die Verteidiger im Training ungebremst auf den Offensiven losgehen. Sechs Monat braucht „Has“ um sich einzugewöhnen, dann begrüßt ihn das Rotterdamer Publikum mit Sprechchören: „Fran-si, Fran-si!“ Und auch in die Herzen der Mitspieler hat er sich gespielt. Hier perfektioniert er seinen „Hasenschmäh“ oder „Hasenwechsel“: Er wechselt während eines Dribblings zur Überraschung des Gegenspielers öfter das Standbein. „Der Hasil war ein gottbegnadeter Fußballer, nur hat man ihm die Einstellung beibringen müssen.“, erinnert sich der „Wödmasta“. Der beste österreichische Fußballer seiner Zeit ist Dreh- und Angelpunkt des „Goldenen Mittelfelds“ mit Willem van Hanegem und Wim Jansen. Schon nach eineinhalb Saisonen ist Franz Hasil auf dem Höhepunkt seiner Karriere angekommen: In der zweiten Runde des Europacups werfen die Holländer Titelverteidiger AC Milan aus dem Bewerb, im Finale kann man Celtic Glasgow mit 2:1 besiegen. Hasil bleibt an diesem Abend ohne Tor und ist trotzdem der beste Spieler des Endspiels. „Uitblinker“ – Champions titelt eine Tageszeitung unter einem Bild der beiden Wiener anlässlich der Siegesfeier. Ganz Holland ist freudentrunken, denn ihr Fußball ist jetzt das Maß aller Dinge in Europa. Das Flugzeug mit den Siegern kann nicht auf der Landebahn landen, da diese mit Fans vollgestopft ist. 350.000 Rot-Weiße jubeln der Mannschaft vor dem Rathaus zu. Später erkämpft man im Hinspiel des Weltpokalfinales gegen River Plate ein 2:2. Wieder glänzt der Austriaco. Er spielt wie Gerson, Revelino und Tostao zusammen, schreibt ein Journalist. Im Rückspiel muss Hasil mit einem Bluterguss am Auge nach einem Ellbogenschlag in der Halbzeit w.o. geben. Feyenoord gewinnt durch einen Weitschuss von Jupp van Daele und zementiert seinen Status als beste Klubmannschaft der Welt im Jahr ’70.
Franz Hasil wird Ehrenbürger von Rotterdam und dreißig Jahre später zum besten Legionär des 20. Jahrhunderts in den Niederlanden gewählt. „Unverkäuflich!“, blockt Happel damals gewohnt wortkarg Anfragen des AC Milan ab. Bis in den Sommer 1972 verlebt der Mittelfeldmotor als Stammkraft eine glückliche Zeit in der Hafenstadt, ehe sich wie aus dem Nichts das Blatt wendet: Der „Grantler“ verbannt seinen Landsmann plötzlich auf die Bank. Schon zuvor hat er ihm öfters die Freigabe für ÖFB-Länderspiele verweigert: „Du verdienst hier dein Geld. Du musst hier Leistung bringen!“, muss sich Hasil anhören. Jetzt spielt er gar nicht mehr. Das Heimweh beginnt zu wachsen. Die Kinder Wolfgang und Silvia sind mittlerweile schulreif, der Papa wünscht sich eine deutschsprachige Schule für sie. Franz Hasil verliert wieder einmal die Lust. Er ist kein Kämpfer, keiner, der über eine „Jetzt erst recht!“- Mentalität verfügt. Bei Gegenwind reagiert er wie ein bockiges Kind und verweigert jede Selbstkritik.
Ende 1972 unterschreibt er bei Austria Klagenfurt einen Vorvertrag, nachdem er sich mit Happel und einigen Mannschaftskollegen zerstritten hat. Die Kärntner wollen mithilfe eines finanzstarken Sponsors eine Mannschaft aufbauen, die um den Bundesligatitel spielen kann. Die Ambitionen entpuppen sich als Luftschlösser und Hasil spürt schnell, dass es ein schwerer Fehler war, da südliche Rotterdam zu verlassen. Drei Angebote der Niederländer lehnt er trotzig ab um mit einer Durchschnittsmannschaft auf Platz 14 zu landen. Als die Austria 1976 absteigen muss, geht Hasil zu St. Veit. Er spielt jetzt maximal vor 6000 Zuschauern, kann das Tempo nicht mehr mitgehen. Während er für den Polizei SV und Spittal spielt, arbeitet er bereits hauptberuflich im Adidas-Lager. Das Drumherum wird ihm wichtiger als der Sport: Er sitzt bis in der Früh mit Jungspatzen zusammen, die an seinen Lippen hängen, wenn er von Partien in San Siro oder der Meisterfeier mit Feyenoord erzählt. 1979 besteht Hasil zusammen mit Gustl Starek in der Sportschule Lindabrunn die Trainerprüfung des ÖFB. Zuvor spielt er sporadisch für die Vienna. Die Rückkehr nach Wien soll für ihn und seine Familie ein Neuanfang werden, hat er doch im Veldener Casino beinahe sein gesamtes Vermögen lassen. „Schuld“ daran ist Trainer Gerdi Springer: Eines Abends überredet er den Schwechater ihn zu begleiten und Hasil ist im Nu mit dem Glückspielvirus infiziert. Bei Roulette und Black Jack verliert er seine Ersparnisse. Seine Frau muss auf einem Touristenschiff und in einer Buschenschank den Unterhalt für die Familie verdienen. Bei Freunden und Verwandten wird der nötige Hausrat ausgeliehen. Zeitweise ist die Sucht so schlimm, dass Ingeborg Hasil darauf bestehen muss, dass jede Fußballgage nur ihr ausbezahlt wird: Der Franz darf keinen Groschen im Sack haben, sonst ist er sofort Richtung Spielbank unterwegs.
„I bin a Rapidler.“
Franz Hasils Karriere ist auf dem Höhepunkt plötzlich abgerissen. Als Spielertrainer mit fußballtechnischen Fähigkeiten, die kaum ein anderer hat, ist er nur mehr ein Kuriosum der unteren Ligen. Später trainiert er Parndorf, Flavia Solva, die Vienna und den Sportklub. Erfolg hat er kaum. Heute lebt das Ehepaar Hasil in einer Wohnung in der Wiener Leopoldstadt. Pension bezieht Franz aus seiner Unternehmerschaft, nicht aus den Früchten seines angelegten Fußballervermögens. Wenn er auf die Donau und das Vienna International Center blickt, wird er nicht wehmütig, obwohl ihm neben Geld auch viel Anerkennung durch die Lappen gegangen ist. Rapid fühlt er sich bis heute zugehörig, er ist Mitglied des Legendenklubs und bei vielen Heimspielen anwesend. In die Jahrhundertelf des österreichischen Rekordmeisters wurde er aber nicht gewählt, er hat es nicht einmal in die B-Mannschaft geschafft. „Es gibt so viele große Fußballer. Schon in Ordnung, dass jeder von uns mit der einen oder anderen Auszeichnung belohnt wird.“, sagt er achselzuckend. Das Gefühl etwas verpasst zu haben, bleibt aber. Magere 21 Länderspiele und ein Tritt des heute regierenden Fürsten von Monaco bei einem Promispiel sind die Meilensteine einer Karriere, die im Vergleich zu den Möglichkeiten, die Franz Hasil offenstanden, ungenügend sind. Sein legendärer Ausspruch: „Hier [bei Feyenoord, Anm.] muss ich zweimal am Tag trainieren und in jedem Spiel 90 Minuten rackern. Wenn ich in Österreich zwei gute Spiele mache, kann ich bei drei weiteren auch nichts tun.“ ist so gesehen eigentlich nicht witzig. Franz Hasil beschwichtigt: Natürlich sei diese Aussage damals ironisch gemeint gewesen. Er weiß aber selbst, dass es hauptsächlich an ihm liegt, dass sein Europapokalsieg von 1970 vergessen ist. In Rotterdam blühte der Ex-Rapidler kurzzeitig wie eine Holländische Tulpe auf. Er war mittendrin, als in den Niederlanden die beste europäische Fußballschule beheimatet war. Leider wählte er die Flucht ins gemachte Nest, als die Luft dünner wurde. Die Zeiten in denen Niederländer zwei Menschen – die Königin und den Hasil – unter tausenden wiedererkannt hätten, sind heute vorbei.
Marie Samstag, abseits.at
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