Spanien empfängt Italien: Richtungsweisende Generalprobe für Rio
Weitere Länder 5.März.2014 Lennart Kühl 0
Am Abend des 5.3. kommt es zur Neuauflage des EM-Finals 2012 von Kiew. Spanien duelliert sich mit den Männern vom „Stiefel“, dieses Mal zum vermeintlich unwichtigen Freundschaftskick in Madrid. Wäre da nicht ein nicht unerhebliches Ereignis im Sommer dieses Jahres. Es gilt sich für die WM in Brasilien zu empfehlen. Auch als Team. Denn beide sind heiße Anwärter auf den Favoritenkreis. Wir werfen für euch einen Blick auf das Duell im Estadio Vicente Calderón und die jeweiligen Kader.
In Atléticos Heimstätte geht es für einige Spieler auch darum, sich für das große Turnier zu empfehlen. Für die Spanier geht es hierbei in der Gruppe gegen die Niederlande, Chile und Australien. Italien misst sich parallel mit England, Costa Rica und Uruguay.
Spanien: Titelsammler auf dem Weg zur nächsten Mission
Die Iberer gehen dabei wie in fast jedem Wettbewerb als Titelverteidiger ins Rennen, werden von vielen auch dieses Mal als Top-Favorit angesehen. Seit Jahren sind sie das Sinnbild des Ballbesitzspiels. Sie lassen den Gegner laufen, spielen sich die Kugel hin und her, bis ein Fehler des Gegners ausnutzbar scheint. Beim letzten Turnier ernteten sie dafür nicht wie sonst Lob, sondern sahen sich heftiger Kritik ausgesetzt. Ihr Spiel sei langweilig und auf lange Dauer ermüdend, so von zahlreichen Beobachtern gehässig konstatiert. In der Tat bildeten die Spanier in letzter Zeit immer wieder einen extrem schwer zu knackenden Block, in welchem der Ball nach Belieben zirkulierte. Die beiden Sechser Busquets und Alonso zeigten sich bis auf wenige Ausnahmen sehr zurückhaltend und auch Xavi, seines Zeichens geringfügig höher positioniert, wollte nicht mit deutlich offensiverer Spielweise glänzen. Hinzu kam der rechts befindliche Außenverteidiger Arbeloa, welcher im Gegensatz zum offensiven Alba seine Position beharrlich hielt. Im Zusammenspiel mit den Innenverteidigern entstand ein mehr oder weniger statischer Fünf-Mann-Block, welcher das eigene Tor für den Gegner kaum erreichbar werden ließ.
Spaniens Personal am Mittwoch
Doch dies wird sich wohl ein wenig ändern. Alvaro Arbeloa hat es, auch aufgrund seines derzeitigen Reservistendaseins bei Real, nicht in den 22-köpfigen Kader Del Bosques geschafft. Er könnte entweder durch Juanfran oder Azpilicueta vertreten werden. Ersterer könnte in einem persönlichen „Heimspiel“ seine früheren Erfahrungen von Einsätzen im rechten Mittelfeld, letzterer seine von Chelsea-Spielen gewohnt hohe Intensität für vergleichsweise mehr Ausflüge nach vorn nutzen. Der Verteidiger des Tabellenführers der Premier League könnte gegebenenfalls sogar links verteidigen. Innen fehlt dagegen Gerard Piqué verletzungsbedingt. Neben Stammkraft Ramos könnten Albiol oder, im Falle spannender Experimente Del Bosques, die beiden Mittelfeldmänner Busquets und Javi Martínez eine Alternative darstellen.
Eine Wahl von Busquets würde wohl im gesamten spanischen Spiel schematische Änderung hervorrufen. Die übliche, defensive Doppelsechs müsste zugunsten eines offensiveren, zuletzt beim Confed-Cup eher mäßig erfolgreich agierenden Konstrukts geopfert werden. In Anbetracht der Wichtigkeit der Partie als finale Generalprobe vor der in wenigen Monaten folgenden Kadernennung wäre ein solches Zeichen sehr überraschend und spannend. Es gilt jedoch als wahrscheinlich, dass Sergio wie üblich an der Seite von Alonso auflaufen wird. Vor diesen beiden ist Xavi, auch wenn der Routinier zuletzt wegen muskulärer Probleme mit dem ersten Training innerhalb der Auswahl aussetzen musste, gesetzt.
Gesucht wird seit Jahren unter tollen Talenten ein wahrer kreativer Kopf, der ihn langfristig ersetzen kann. Thiago Alcantara vom FC Bayern könnte diese Rolle einnehmen, auch Koke gehört sicherlich zum Kreis der Anwärter, der ebenfalls leicht angeschlagene Fàbregas wäre eine nicht ganz so langfristige Lösung. Und doch wurde er schon damals nach Barcelona zurückgeholt, um in eine solche Rolle hineinzuwachsen. Die Besetzung des linken Flügels scheint mit Iniesta als Anwärter einen klaren Favoriten aufzuweisen, rechts liefern sich am ehesten Pedro und Silva, wobei letzterer sich im Vorteil wähnt, einen Zweikampf um den freien Platz.
Doch nichts ist so heiß diskutiert worden wie die letzte Stürmerfrage. Die zentrale Spitze der Spanier sorgt seit Jahren für Debatte um Debatte. Mal sollte sie gestaltend, zurückfallend (Fàbregas), mal auf Konter lauernd (Torres), mal rein antizipativ (Villa) agieren. Neuester aufgehender Stern Spaniens ist Diego Costa, welcher nach langen Querelen endlich für den Verband spielen darf. Er verfügt über eine sehr gute Physis wie Ballbehandlung und „netzt“ bei Atlético wie am Fließband. Seine Person wird mit Blick auf die WM wohl eine der interessantesten. Individuell könnte er sich hervorragend einfügen, doch an die kollektive Spielweise wird er sich gewöhnen müssen. Im Verein setzt Simeone eher auf eine Kontertaktik, speziell gegen Top-Mannschaften ziehen sich die Rojiblanco sehr weit zurück. Darauf aufbauend hat Costa bei den Angriffen vergleichsweise mehr Platz als er ihn potenziell bei der Nationalelf hätte. Es wird sehr spannend zu beobachten sein, inwieweit er seine Chance nutzt. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass David Villa sowie Fernando Torres nicht in den Kader berufen wurden. Besonders eine Nichtberücksichtigung des Nationalhelden Villa scheint bei der WM nicht wirklich vorstellbar, er gehört als Rekordtorjäger des Landes eigentlich zwingend in den Kader.
Die Squadra Azzurra drei Monate vor der Weltmeisterschaft
Entgegen der Spanier haben die Italiener bei der diesjährigen WM fast schon Wiedergutmachung zu betreiben, bedenkt man, dass sie beim letzten Turnier in Südafrika blamabel in der Gruppenphase ausschieden. Daraufhin wurde der Großteil der damaligen Altstars aussortiert, Neo-Trainer Prandelli setzte bei der folgenden EM jüngere Spieler ein und hatte prompt Erfolg. Bis auf das Finale gestalteten die Italiener ihre Partien überwiegend sehr diszipliniert und geschickt, wussten vor allem mit formativer Polyvalenz zu beeindrucken. Zeitweise verdichteten sie in Rauten-Anordnung wie gegen Deutschland geschickt das Zentrum, im ersten Spiel gegen Spanien wussten sie in anderer (3-5-2) Formation als jener, welche auch im Finale genutzt wurde, zu beeindrucken.
Prinzipiell hat sich an dieser Vielseitigkeit und dem Stammpersonal kaum etwas geändert. Mario Balotelli fehlt den Azzurri verletzt, de Rossi nach einer Tätlichkeit aus disziplinarischen Gründen. Im Hinblick auf die WM haben sich eher wenige Spieler aufgedrängt, nur Candreva von Lazio hat sich deutlich gemausert, einige Talente wie etwa Verratti zeigten bei meist Kurzeinsätzen, warum sie als vielversprechend gelten. In den letzten Jahren geht der Trend in der Nationalmannschaft eher hin zur Viererkette wie beim Confed-Cup denn zum trickreichen Kniff der Dreierkette, obwohl Italien mit Maggio und Giaccherini ideale äußere Läufer für die anspruchsvollen Positionen besäße. Vor Stammkeeper Buffon gibt es ein Gerüst aus Bonucci, Chiellini, Pirlo, Montolivo und Balotelli, welches wohl auch uneingeschränkt bei der WM zu sehen sein wird.
So könnte das Spiel aussehen
Eine derart gute Leistung wie jene im Finale von Kiew kann von den Spaniern wohl in diesem Spiel nicht erwartet werden. Dennoch werden sie höchstwahrscheinlich höher als Italien stehen und wie üblich das Spiel machen. Diese werden wohl, getreu dem Fall, dass Spanien nicht zu Gala-Form aufläuft, gewohnt gut eingestellt sein und den Iberern egal mit welchen Mitteln, ohne den eher inaktiven Individualisten Balotelli stark pressend oder eher wie üblich klug abschirmend und verschiebend, das Leben schwer machen. Dennoch werden wir nach dem Spiel im Hinblick auf die Weltmeisterschaft deutlich schlauer sein, was die Rolle beider Teams bei jener angeht.
Lennart Kühl, abseits.at
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Lennart Kühl
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