Die Auswahl Guyanas liegt zwei Spiele vor Schluss der CONCACAF-Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2014 auf dem ersten Tabellenplatz der Gruppe B. Ein Sieg aus... Stärker dank Facebook – Die Nationalmannschaft Guyanas im Höhenflug

Die Auswahl Guyanas liegt zwei Spiele vor Schluss der CONCACAF-Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2014 auf dem ersten Tabellenplatz der Gruppe B. Ein Sieg aus zwei Spielen gegen den Gruppenfavoriten Trinidad und Tobago würde reichen, um die dritte Qualifikationsrunde zu erreichen. Den jüngste Erfolg verdankt die Nationalmannschaft auch der Plattform Facebook.

Guyana liegt zwar in Südamerika, ist aber so wie Suriname und Französisch-Guayana CONCACAF-Mitglied, weshalb das Land auch in diesem Verband die Qualifikationsspiele für die Weltmeisterschaft 2014 bestreitet. Guyana stieg in der zweiten Qualifikationsrunde ein und führt nun nach vier von sechs Spielen die Gruppe B vor dem haushohen Favoriten Trinidad und Tobago mit einem Punkt Vorsprung an. Am 11. und am 15. November treffen diese beiden Mannschaften zu den letzten beiden Spielen aufeinander. Sollte Guyana einen Sieg davontragen, dann würde das Land zum ersten Mal an der dritten Qualifikationsrunde teilnehmen dürfen, in der die ersten sechs gesetzten Mannschaften (USA, Mexiko, Honduras, Jamaika, Costa Rica und Kuba) in die Qualifikation einsteigen und zusammen mit den sechs Gruppensiegern der zweiten Qualifikationsrunde drei Vierergruppen bilden. Die beiden Gruppenbesten steigen anschließend in die letzte Runde auf, die in einer Sechsergruppe ausgespielt wird. Die ersten drei Teams qualifizieren sich fix für die Weltmeisterschaft, der Gruppenvierte spielt gegen den Sieger der Ozeanien-Qualifikation.

NEUE SPIELER DANK FACEBOOK

Der 27-jährige Kapitän der guyanischen Nationalmannschaft heißt Chris Nurse und verdient sein Geld momentan bei den Carolina RailHawks in der North American Soccer League. Der in London geborene Mittelfeldspieler spielte einige Saisonen im englischen Unterhaus, bevor er in die NASL wechselte. Neben seiner Sportkarriere studierte er am University College in Birmingham und nutzte seine Kontakte bei den Fußballvereinen, um Geld für die Krebsforschung aufzutreiben. Dabei erkannte er, dass das Internet und die sozialen Netzwerke ein wichtiges Werkzeug sind, um derartige Aktionen publik zu machen.

Nach Absprache mit dem Fußballverband machte er sich auf die Suche nach Fußballern mit guyanischen Vorfahren und fand schließlich die Brüder Carl und Leon Cort. Die Mutter der beiden Spieler stammt aus Guyana und obwohl die beiden seit ihrer Kindheit nicht mehr in dem südamerikanischen Land waren, beschlossen sie das Abenteuer anzunehmen und die Nationalmannschaft zu verstärken. Leon Cort, der momentan leihweise bei Charlton Athletic F.C. in der Football League One spielt, absolvierte schon seine ersten beiden Länderspiele und zeigte, dass er eine große Verstärkung für das Nationalteam ist. Sein Bruder Carl löste seinen Vertrag bei Brentford Anfang des Jahres wegen einer Verletzung auf und hält sich derzeit bei AFC Wimbledon fit. Carl wird aller Voraussicht nach gegen Trinidad und Tobago sein Debüt im Nationalteam geben, was der Mannschaft einen kleinen zusätzlich psychologischen Vorteil geben könnte. Carl sagte, dass einige seiner englischen Mannschaftskollegen seine Entscheidung, für den Exoten Guyana zu spielen, skeptisch betrachteten. Er ist sich allerdings sicher, dass sämtliche kritische Stimmen verstummen werden, wenn sich die Mannschaft erst für die nächste Runde qualifiziert.

EIN ERFOLGREICHER TRAINER UND EIN KORRUPTER PRÄSIDENT

Der Nationaltrainer Jamaal Shabazz verbesserte zwischen 2005 und 2009 kontinuierlich das Nationalteam und schaffte es sogar 14 Monate ohne Niederlage zu bleiben. Er wollte ebenfalls die Strukturen im heimischen Fußballverband auf Vordermann bringen, zerstritt sich aber mit dem exzentrischen Präsidenten Colin Klass. Klass vergraulte zu dieser Zeit auch einige starke Spieler aus dem Nationalteam, da er der Mannschaft etwa verbot zu einem Auswärtsspiel nach Suriname zu fliegen. Stattdessen musste sich das Team auf abenteuerliche Art und Weise durch den Dschungel durchkämpfen. Diese Überlandsexpedition sollte die Spieler zusammenschweißen, bewirkte jedoch das Gegenteil, weshalb Trainer Shabazz entnervt das Handtuch warf.

Sein Nachfolger Wayne Dover war nicht ganz so erfolgreich und wurde in dem Moment abgesetzt, als Verbandspräsident Colin Klass aufgrund nachweisbarer Korruption von der FIFA entmachtet wurde. Klass steckte sich die Subventionen in die eigenen Taschen, weshalb er sich vermutlich auch die Flugtickets nach Suriname sparen wollte. Statt Fußballplätze zu bauen unterschlug er Fördergelder in der Höhe von 800.000 Dollar. Nach seiner Absetzung übernahm wieder Jamaal Shabazz das Ruder und brachte das Team auf Erfolgskurs. Da nun auch die Strukturen im Verband ohne Colin Klass verbessert werden können, besteht die Möglichkeit, dass schon bald neue Spieler an ihre Vorfahren aus Guyana erinnert werden und ein abenteuerliches Angebot bekommen. Kapitän Chris Nurse ist jedenfalls weiterhin auf der Suche nach geeigneten Kandidaten im Internet – und Auswärtsspiele auf den Bermudas und den Bahamas sind wohl nicht die schlechtesten Argumente, um potentielle Nationalspieler von diesem Angebot zu überzeugen.

Stefan Karger, www.abseits.at

Stefan Karger

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