Die starbesetzte Mannschaft des New York City FC trat in Columbus, Ohio gegen die Crew an, deren Spielanalyst Adin Osmanbasic auch ein Star ist,... Taktikanalyse: Spektakel bei Columbus Crew gegen den New York City FC

Andrea Pirlo Italien_abseits.atDie starbesetzte Mannschaft des New York City FC trat in Columbus, Ohio gegen die Crew an, deren Spielanalyst Adin Osmanbasic auch ein Star ist, nur eben in der Taktikcommunity. Er ist Autor bei spielverlagerung.com, dem englischen Part des bekannten Taktik-Blogs aus Deutschland. Diese beiden Mannschaften gehören zu den wenigen Teams der Liga, die das Ballbesitzspiel als bevorzugtes Mittel in der Offensive verwenden, weshalb wir das Duell der Eastern Conference für euch analysiert haben.

Prinzipielle Ausrichtungen

Im Ballbesitz wird aus dem nominellen 4-2-3-1 von Columbus ein 3-4-3 mit eingerückten Flügelstürmern und breiten Außenverteidigern. Denn Sechser Will Trapp kippte meist zwischen die zwei Innenverteidiger ab, welche sehr breit auffächerten.

Durch Vertikalpässe auf die eingerückten Flügelspieler versuchte man sich mit darauf folgenden Ablagen auf die vorderlaufenden Außenverteidiger frei zu spielen, was auch recht gut funktionierte. Auch durch den mitspielenden Torwart Clark hatte man einen Spieler mehr im Aufbau und konnte sich so einige Male frei spielen und NYC nach hinten drücken.

Um Torchancen zu generieren arbeitete man vor allem über die Flügel und versuchte aus den Halbräumen heraus diese anzuspielen, wo dann meist die Außenverteidiger Hereingaben brachten, welche in den ersten 15 Minuten auch zu einigen Tormöglichkeiten für die Gastgeber führte.

Im Pressing formierte sich die Crew in einem 4-4-2-Mittelfeldpressing, wobei man bei gewissen Triggern, wie zum Beispiel einem Rückpass, weit aufrückte und versuchte den Ball früh in der gegnerischen Hälfte zu erobern, wobei man dies mithilfe von ballnahen situativen Mannorientierungen zu schaffen versuchte. Hierbei versuchte man immer wieder zwar Passwege zu Pirlo prinzipiell zuzulassen, dies sollte jedoch eine Falle sein, um dann aggressiv den Italiener unter Druck zu setzen. Dies gelang jedoch nur teilweise, der ehemalige Weltmeister und Champions League Sieger konnte meist gerade noch so genug Platz vorfinden um seine überlegene Klasse auszuspielen. Zwar agierte man im Pressing immer sehr kompakt und konnte gut Druck ausüben, die Qualität von Lampard und Pirlo machte dies jedoch ungemein schwer, sodass sich NYCFC immer wieder dennoch nach vorne spielen konnte, meist durch sehr schnell gespielte Seitenwechsel durch Pirlo, teilweise mit dem ersten Kontakt.

Pirlos Bewegungen sind oft sehr subtil, jedoch wirksam. Er ist ein sehr schwierig zu kontrollierender Spieler und kann oft trotz großer Bedrängnis Pässe finden.

Im Aufbau arbeitete City viel mit Pirlo, er war der deutliche Zielspieler in der ersten Phase des Ballbesitzes. Dies war Columbus auch bewusst, aufgrund von fehlender Intensität im Anlaufen fand man selten den richtigen Weg um den Italiener aus dem Spiel zu nehmen. Um Pirlo frei zu spielen fächerten die New Yorker Innenverteidiger breit auf und zirkulierten mit Hilfe von Torwart Taylor den Ball langsam, bis man einen Weg zu Pirlo fand. Dies tat man auch durch Pässe auf die Außenverteidiger, die zum Weltstar prallen ließen. Nominell trat man zwar im 4-3-3 an, dies wandelte sich jedoch meist in ein 2-4-3-1 im Aufbau, da Pirlo und Lampard gemeinsam im Zentrum die Schaltzentralen gaben.

Eine der bevorzugten Arten Pirlo zu finden.

Das Pressing vom NYCFC gestaltete sich meist in einem 4-2-3-1/4-3-2-1-Hybrid. Man presste recht hoch, tat dies jedoch ohne viel Intensität und vertikaler Kompaktheit, sodass Columbus immer wieder den ersten Pressingwall überspielen konnte. Man agierte prinzipiell recht mannorientiert, was immer wieder Räume auch hinter der Abwehr offenbarte, die Crews Zehner Higuaín immer wieder mit guten Pässen nutzte. Das Herausrücken der Innenverteidiger war oft nicht gut balanciert, ebenso im defensiven Mittelfeld ließ man sich einfach auseinander ziehen.

Die Crew mit deutlichen Vorteilen

Columbus ist zwar vorletzter in der Eastern Conference, sie waren jedoch mindestens gleich auf mit dem Tabellenführenden New York City. Durch gut strukturiertes Ballbesitzspiel  konnte man das hohe Pressing der New Yorker immer wieder ausspielen und sich im Mittelfeld festsetzen. Jedoch fehlte dann, wenn man im Zwischenlinienraum angelangt war, manchmal die richtige Körperposition bei der Annahme, sodass man die angedachten Pässe in die Tiefe auf die aufrückenden Außenverteidiger nicht immer spielen und leichter angepresst werden konnte. De Gastgeber waren jedoch deutlich zwingender was die Torchancen anging und man hätte nach 20 Minuten durchaus schon führen können, bei den Hereingaben fehlte noch die letzte Präzision, sodass die Crew ihre Möglichkeiten nicht optimal nutzen konnte.

City mit löchrigem Pressing

Durch ein gutes Aufbauspiel mit vielen flachen Vertikalpässen, vor allem von passstarken Innenverteidiger Parkhurst, konnten die Heimischen sich immer wieder einfach nach vorne kombinieren. Gute Folgeaktionen, meist Ablagen auf zurückfallende Achter oder aufrückende Außenverteidiger, brachten Kontinuität und Sicherheit in das Ballbesitzspiel von den Mannen aus Ohio. Dazu muss man jedoch auch sagen, dass das Pressing von NYCFC nicht immer allzu kompakt war. Vor allem im Mittelfeld zeigte man sich oft abgelenkt von den Freilaufbewegungen des Columbus‘ Mittelfeld und agierte sehr schlampig, sodass die Passwege in den Zwischenlinienraum oft leicht zu bespielen waren. Vor allem Higuaín zeigte mit klugen Bewegungen und kreativen Ideen in der Passwahl eine gute Partie.

Trotz der Überlegenheit von Columbus ging New York City kurz vor der Pause in Führung: Nach einem kurzen Engendribbling von Villa an der Strafraumgrenze wurde dieser gefoult. Den Anschließenden Freistoß konnte Torwart Clark zwar abwehren, den anschließenden Nachschuss von Lampard jedoch nicht mehr. So ging man mit 1:0 für City FC in die Pause.

New York in Halbzeit zwei intensiver

Kurz nach der Pause konnte Columbus jedoch verdient ausgleichen, Meram konnte nach Flanke von Francis einköpfen. Davor konnte man sehr einfach und ohne Druck direkt vor New York Citys Strafraum das Spiel verlagern.

Dies schien die City Spieler zu mehr Intensität motiviert zu haben, man agierte nun vor allem im Pressing deutlich konsequenter und lief schlicht und einfach mehr in hoher Intensität, was vor allem bei Mannorientierungen essentiell ist, da man ja von Haus aus einen Nachteil hat, da man auf den Gegner reagiert.
City zeigte sich jedoch im Ballbesitz verbessert, allerdings auch nur wenn man im Aufbau Lampard oder Pirlo frei spielen konnte. Columbus konnte vor allem Lampard meist gut in den Deckungsschatten stellen, wie bereits erwähnt hatte man jedoch Probleme den ehemaligen AC-Milan-Spieler zu kontrollieren, ihm wurde meist zu viel Platz gegeben. Er bewegte sich klug und meist ging es nur um einige Zentimeter, die man falsch stand um die Passwege zu ihm abzuschneiden.

Die Crew zeigt hier gute, geduldige Zirkulation und schnelle, kleinräumige Kombinationen um sich frei zu spielen.

Columbus wird vertikaler

Mit Fortlauf der Spielzeit versuchten es die Gastgeber vereinzelt öfter mit weiten Bällen, die gut eingebunden waren. Die Läufe von Kamara konnten gut gefunden werden und man brachte die Verteidigung von City immer wieder in Probleme. Durch das erhöhte Pressing von New York fand man nämlich immer mehr Räume hinter der Abwehr vor, Torwart Taylor rückte nicht immer passend mit und das Gegenpressing von den Hellblauen war ebenfalls nicht gut genug um die hohen Bälle zu verhindern, sodass die Innenverteidiger der Citizens sich einige Male entblößen ließen.

In Minute 79 ging Columbus erstmals in Führung, als man nach einem Pass in die Tiefe von Meram auf Finlay einen Elfmeter heraus holen konnte. Der Gefoulte verwandelte den Strafstoß souverän.

Diese Führung währte jedoch nur kurz, da in Minute 84 Pirlo und Villa, die zwei ehemaligen Weltmeister und Champions League Sieger, ihre Qualität zeigten. Pirlo chippte den Ball hinter die Columbus Abwehr, Villa kontrollierte den Ball perfekt und erzielte das 2:2.

Die Gastgeber versuchten nun ihren überlegenen Ballbesitz noch konsequenter und zielgerichteter zu nutzen, deutlich  mehr Durchbruchsversuche sowie ein risikoreicheres, vertikaleres Spiel war zu sehen. Aufgrund von längeren Unterbrechungen gab es ganze fünf Minuten Nachspielzeit. In Minute 92 gab es zum Ärgernis der Crew einen Handelfmeter für City, Villa verwandelte sicher vom Punkt.

In der letzten Minute der Nachspielzeit konnte Columbus noch den Ausgleich erzielen, als man nach einer Freistoßflanke einen bereits abgewehrten Kopfball im Nachschuss noch verwertete, Finlay war der viel umjubelte Torschütze.

Fazit

Die Crew kämpft schon die ganze Saison damit, dass sie Spiele dominieren und dennoch nicht die erhofften Punkte holen. Zu oft kassiert man noch den Ausgleich oder kann das entscheidende Tor selbst nicht erzielen. Auch heute bekam man teils vermeidbare Gegentore und konnte die eigene Überlegenheit nicht in eine volle Punktezahl ummünzen.

Bei New York wurde deutlich, wie viel zwei Weltmeister und Champions League Sieger ausmachen können. Vor allem der 2:2-Ausgleich entsprang zum größten Teil aus dem Genie von Villa und Pirlo.

David Goigitzer, abseits.at

David Goigitzer

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