Transfers erklärt: Darum verließ Eric Abidal den FC Barcelona und wechselte zum AS Monaco
Weitere Länder 21.Juli.2013 Rene Maric 0
Wie schon in der vergangenen Winterpause gehen wir in dieser Rubrik auf einzelne fixe Transfers zumeist größerer Vereine ein, und beleuchten die Hintergründe und Motive. Wieso holt eine Mannschaft diesen Spieler? Wer ist dieser Spieler überhaupt? Was erwartet sich sein neuer Verein von ihm? Kann er die Erwartungen bei seinem neuen Verein erfüllen?
Diese Fragen sollen hauptsächlich beantwortet werden. Auch die taktische Perspektive soll nicht zu kurz kommen, immerhin ermöglicht ein neuer Spieler oftmals eine Vielzahl neuer Kombinationen und Synergien, die ebenfalls kurz erläutert werden sollen.
In dieser Ausgabe blicken wir auf zwei Barcelona-Stars, die in den letzten Jahren aufgrund körperlicher Probleme eine schwere Zeit in ihrer Karriere erlebten. Beide verlassen sie den FC Barcelona, mehr oder weniger unfreiwillig, und suchen bei einem kleineren Verein die Rückkehr zu alter Stärke. Im ersten Artikel blicken wir auf den Abgang Eric Abidals.
Ein kompletter Verteidiger
Es schien eigentlich die legendäre Geschichte des Eric Abidal zu werden. Nach einem Rückfall im Zuge seines Lebertumor und einer damit verbundenen Lebertransplantation schaffte er es trotzdem zurück auf den Fußballplatz, obwohl Ärzte zu jener Zeit die Wahrscheinlichkeit dafür gering einschätzten.
Doch Abidal kam zurück und zeigte überzeugende Leistungen in den wenigen Einsatzminuten, die er in der heißen Saisonendphase erhielt. Seine Rückennummer 22 wurde in diversen Foren zu „2-mal kämpfte ich gegen den Tumor, 2-mal habe ich gewonnen“ umformiert. Abidal wurde zum Helden.
Zur Überraschung vieler Culés wurde sein Vertrag jedoch nicht verlängert, obwohl er rein sportlich gesehen womöglich einen sehr guten Back-Up auf der Problemposition des Innenverteidigers dargestellt hätte. Gleichzeitig hätte er eine defensivere Option zu Jordi Alba und einen guten Ersatzspieler für jenen dargestellt. Aber eine Vertragsverlängerung wurde wohl aus einer Mischung aus sportlichen und finanziellen Gründen von den Funktionären des FC Barcelona ad acta gelegt.
Jetzt unterschrieb Eric Abidal beim AS Monaco in der französischen Liga. Für die Monegassen ist er die nächste namhafte Verpflichtung. Wo genau er eingeplant werden wird, ist aber noch fraglich. Mit Georgios Tzavellas gibt es schon einen Linksverteidiger, auf der Position des Innenverteidigers wurden mit Ricardo Carvalho und Nicolas Isimat-Mirin schon zwei weitere Optionen verpflichtet. Dazu gesellen sich Kapitän Andreas Wolf, der Italiener Andrea Raggi und Carl Medjani.
Starke Konkurrenz also – aber für einen fitten Abidal kein Problem. Als Linksverteidiger verkörperte er nach anfänglichen Problemen bei den Katalanen in der Saison 2010/11 pure Weltklasse. Defensiv war er extrem stark, kaum ein gegnerischer Angriff konnte über seine Seite fertig gespielt werden und mit seinen 186cm gab er Barca auch bei langen Bällen und Defensivstandards Stabilität. Technisch gut, intelligentes Passspiel, offensiv“ frameborder=“0″ allowfullscreen> wie defensiv mit enormer Ruhe am Ball, hervorragend in Defensivzweikämpfen und offensiv gefährlich – damit lässt sich Abidal überblicksmäßig beschreiben.
Abidals taktische Rolle bei den Katalanen
Zumeist wurde im Angriffsspiel ein 3-4-3 praktiziert, in welchem Abidal sich tief hielt und mit den beiden Innenverteidigern die Offensive absicherte, während sein Gegenüber Dani Alves den rechten Flügel beackerte. Abidals größte Stärke waren aber die situativen Vorstöße aus dieser Position heraus.
Oft rückte er im richtigen Moment mit der passenden Dynamik nach vorne und gab dem Spiel auch im letzten Spielfelddrittel die Breite – nicht nur im Aufbauspiel. Gelegentlich zog er gefährlich nach innen oder spielte intelligente Diagonalpässe von der Seite in den Zwischenlinienraum. Dadurch konnte er einige Male David Villa oder Andrés Iniesta effektiv ins Spiel bringen. Wurde Abidal zu Beginn seiner Zeit beim FC Barcelona noch für seine Unkonzentriertheit in der Defensive und seine Harmlosigkeit in der Offensive kritisiert, verstummten bald die Kritiker. Unter Pep Guardiola entwickelte sich Abidal zu einem der besten klassischen Außenverteidiger unserer Zeit, konnte seine taktische Variabilität unter Beweis stellen und verminderte die Anzahl seiner Fahrlässigkeitsfehler.
Bald wurde aus dem zu defensiven Außenverteidiger, den Neuzugang Adriano trotzdem nie verdrängen konnte, ein kompletter Flügelspieler. Im Aufbauspiel machte er das Spiel breit und ging nach vorne. Hatte Barcelona die erste Pressingwelle des Gegners überstanden, blieb Abidal auf dieser Höhe und ließ sich von den aufrückenden Innenverteidigern einholen.
Je nach Gegner ging er aber auch in einigen Spielen nach vorne, spielte einen offensivorientierten Außenverteidiger und befreite David Villa, der sich dann stärker in die Mitte orientieren konnte. Abidal wurde zur Allzweckwaffe und machte in einigen Spielen auch als Innenverteidiger gute Figur. Spätestens nach dem Champions-League-Sieg 2011, wo er nach seinen ersten gesundheitlichen Problemen eine fulminante Rückkehr feiern und die Trophäe als Erster in den Himmel recken durfte, wurde er zum Publikumsliebling.
Auch darum wird der Abgang Abidals enorm kritisch gesehen. Nicht nur ist es für viele Fans eine unnötige sportliche Schwächung, sondern auch ein Verstoß gegen den Ethos „més que un club“. Ein Spieler des moralischen und symbolischen Wert Abidals hätte ihrer Meinung nie abgegeben werden dürfen. Vermutlich wollte Abidal auch Spielzeit sammeln, die er bei Barcelona nach der langen Pause kaum erreicht hätte. Dann wäre der Abgang wiederum mehr als nachvollziehbar.
Monaco – die richtige Wahl
Abidal ist zwar schon 33 Jahre alt und war lange weg vom Spielbetrieb, aber seine Klasse und sein Potenzial stehen außer Frage. Bei Monaco trifft er auf die richtigen Bedingungen. Der Verein ist im Aufwind und sucht händeringend nach erfahrenen, erreichbaren und gleichzeitig hochklassigen Spielern. Ein Wechsel zu den Bayern, der laut diverser Gerüchte angeblich auch im Raum stand, hätte wohl einen Dauerbankplatz bedeutet. Im Fürstentum kann er allerdings langsam wieder zu alter Stärke und einem Stammplatz zurückkehren.
Die Konkurrenz ist zwar groß, aber gerade richtig: Wird er wieder gesund und fit, ist er ihr mehr als gewachsen. Wird er es nicht, ist seine Karriere effektiv wohl leider schon vorbei. Sein Vertrag läuft ein Jahr, in dem er beweisen kann, für wie viel es noch reicht. Wir wünschen das Beste.
Rene Maric, abseits.at
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