Transfers erklärt: Deshalb wechselten Joao Moutinho, James Rodriguez und Falcao zum AS Monaco
Weitere Länder 7.Juni.2013 Rene Maric 0
Wie schon in der vergangenen Winterpausen gehen wir in dieser Rubrik auf einzelne fixe Transfers zumeist größerer Vereine ein, wo die Hintergründe und Motive beleuchtet werden. Wieso holt eine Mannschaft diesen Spieler? Wer ist dieser Spieler überhaupt? Was erwartet sich sein neuer Verein von ihm? Kann er die Erwartungen in seinem neuen Verein erfüllen?
Diese Fragen sollen hauptsächlich beantwortet werden. Auch die taktische Perspektive soll nicht zu kurz kommen, immerhin ermöglicht ein neuer Spieler oftmals eine Vielzahl neuer Kombinationen und Synergien, die ebenfalls kurz erläutert werden sollen.
In dieser Ausgabe blicken wir auf die Transfers vom AS Monaco. Bislang war die erste Elf kaum namhaft besetzt. Der ehemalige Nürnberg-Verteidiger und aktuelle Kapitän bei Monaco Andreas Wolf und Mittelstürmer und Torschützenkönig Ibrahima Touré dürften wohl die populärsten Spieler sein. Jetzt kamen drei absolute Topstars zu den Monegassen.
Joao Moutinho – der Unterschätzte
Eine wichtige Figur könnte der Portugiese Joao Moutinho werden. Dieser spielte beim FC Porto und avancierte auch in der portugiesischen Nationalmannschaft zu einem wichtigen Spieler. Beim AS Monaco könnte er den nächsten Schritt gehen – indem er dafür sorgt, dass der Verein den nächsten Schritt geht. Mounir Obbadi fehlt zum Bespiel etwas die Defensivstärke für die Achterposition, er wäre wohl als Zehner besser aufgehoben. Delvin Ndinga ist eher ein klassischerer Sechser, der sich vorrangig um die Defensive kümmert, ähnlich wie Gary Coulibaly und Stephen Dumont.
Einzig Nampalys Mendy entspricht dem Profil eines offensiv- wie defensivstarken Achters, allerdings ist er nicht so stark wie Moutinho. Dieser bringt nämlich ein verbessertes Stellungsspiel in der Defensive, mehr Passgenauigkeit und mehr Kreativität mit. Dadurch kann Moutinho sowohl defensiv als Sechser absichernd agieren oder als Achter für mehr Kompaktheit vor einem ebenfalls defensivstarken Sechser sorgen. Gleichzeitig kann er in der Offensive ebenfalls aus einer tiefen Position das Spiel organisieren und strukturieren oder weiter vorne die tödlichen Pässe spielen.
Moutinho dürfte also wichtig in der strategischen Ausrichtung im Mittelfeld werden. Spielt man mit ihm als offensivem Part einer Doppelsechs oder als nominellem Zehner, könnte dies eher auf eine auf den Umschaltmoment ausgelegte Ausrichtung deuten. Als defensiver Achter oder tiefster zentraler Mittelfeldspieler würde sich die von Claudio Ranieri ausgelegte Mannschaft eher um die eigene Ballkontrolle und Spieldominanz kümmern. Moutinho könnte als sehr laufstarker, technisch hervorragender und spielintelligenter Akteur in beiden Spielphilosophien eine Schlüsselrolle einnehmen.
James Rodriguez – der kommende Superstar
Neben Joao Moutinho wurde ein weiterer Spieler vom FC Porto verpflichtet – für die astronomische Summe von 45 Millionen Euro. James Rodriguez gilt als riesiges Talent für die beiden Außenbahnen im Sturm und auch auf der Position des hängenden Stürmers. Er besticht durch seine herausragenden Fähigkeiten im Dribbling, enorme Schnelligkeit und Durchsetzungsfähigkeit. Des Weiteren kann er neben starken Pässen ebenfalls sehr gute Flanken in die Mitte bringen oder von seiner Außenposition gefährliche Diagonalpässe in den Lauf der Stürmer spielen. Mit der Kombination dieser Eigenschaften kann er nicht nur mehrere Positionen, sondern auch mehrere unterschiedliche Rollen ausfüllen.
Allerdings könnte er durchaus auch als ausweichender Zehner oder hängender Stürmer agieren, denn mit Nabil Dirar und Lucas Ocampos gibt es durchaus zwei interessante Außenstürmer. Beide sind eher kreative Außenstürmer, die über ihre Dribblings kommen und dadurch sowohl invers als auch klassisch agieren können.
Mit dem eher klassischen Yannick Ferreira-Carrasco gibt es eine weitere Alternative auf der Bank, während Jacob Poulsen eine defensive Variante verkörpert. Eigentlich müsste er als dynamischer Sechser oder offensiver Außenverteidiger agieren, für ein potenzielles 4-3-3 oder einen Fokus auf die Flügel ist er wegen mangelnder Dynamik und Durchsetzungskraft zu schwach, obwohl er ein sehr guter Kombinationsspieler ist.
Rodriguez könnte also nicht nur für die Außenpositionen in einem 4-4-2 oder 4-3-3 eine Option darstellen, sondern auch zentral als hängender Stürmer. Dabei könnte er hinter einem Landsmann spielen.
Falcao – der Superstar
Der Königstransfer dieses Sommers der Monegassen dürfte womöglich auch der aufsehenerregendste Europas sein. Für eine Fabelsumme von 60 Millionen Euro kauften sie sich den Kolumbianer Falcao von Atletico Madrid, der in dieser Saison zu den besten Mittelstürmern der Welt gehörte (34 Tore in 41 Spielen). Aktuell spielt meistens Ibrahima Touré vorne als Zielspieler mit einem der Flügelstürmer, dem klassischen und schnellen Mittelstürmer Emmanuel Riviere oder Valere Germain als hängendem Stürmer neben ihm.
Diese Rolle hatte bislang Falcao bei Atletico Madrid selbst inne. Er war dort der am höchsten positionierte Spieler in deren Formation und kümmerte sich um die Ballbehauptung, die Präsenz im Strafraum und war der Abnehmer von Flanken und generell allen hohen Bällen. Mit Rodriguez und den Außenstürmern könnten die Monegassen somit auf ein 4-4-2 umstellen, indem sie gleich zwei kopfballstarke Zielspieler haben: Falcao und Touré. Moutinho könnte dann versuchen das Loch in der Mitte zu füllen.
Wahrscheinlicher dürfte aber sein, dass Ranieri mit einem 4-4-1-1 oder 4-2-3-1 spielen lässt, in welchem er inverse Flügelstürmer aufbieten wird. Zusätzlich mit einem kreativen und ausweichenden Zehner hinter Falcao dürfte eine hohe offensive Durchschlagskraft gewährleistet werden. Was dann mit Touré geschieht und wie sich Falcao in einer veränderten Aufgabenstellung und unter dem Druck der Ablöse schlägt, wird interessant zu verfolgen sein.
Falcaos Verpflichtung wurde allerdings ohnehin nicht aus rein taktischen und spielerischen Überlegungen getätigt – er war wegen seiner merkwürdigen Verzweigungen bei seinem Spielerpass und Transferrechten der einzige internationale Superstar, den sich die Monegassen für Geld holen konnten. Spieler wie Cristiano Ronaldo oder Lionel Messi sind ohnehin nicht erreichbar, aber auch andere wie Robert Lewandowski suchen eher nach der sportlichen Steigerung, als nach einer finanziellen (beziehungsweise nach beidem). Falcao war somit der einzige Name – auch wenn womöglich Torschützenkönig Touré in der nächsten Saison dann zum Rotationsspieler degradiert wird.
Man wird sehen, was die Monegassen weiter planen. Aktuell scheint es, als würden sie in die Abwehr investieren wollen. Ricardo Carvalho soll bereits fix sein, doch auch an Patrice Evra und anderen namhaften Verteidigern soll man interessiert sein. Erst Ende August wird man wohl sagen können, was Ranieri aus dem Kader wirklich machen kann.
Rene Maric, www.abseits.at
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