Im beschaulichen Vaduz, der Hauptstadt von Liechtenstein, hat man Bestrebungen, den lokalen Verein erneut in die Schweizer Super League zu führen und dort auch... Trotz österreichischer Entwicklungshilfe: Der FC Vaduz liegt weit hinter den Erwartungen zurück

Im beschaulichen Vaduz, der Hauptstadt von Liechtenstein, hat man Bestrebungen, den lokalen Verein erneut in die Schweizer Super League zu führen und dort auch zu verankern. Trotz großer finanzieller Anstrengungen und teils namhafter Spieler, gelingt es derzeit jedoch nicht, das vorhandene Potenzial umzusetzen. Auch im Vorjahr befand man sich lange Zeit in den Aufstiegsrängen, fiel durch eine sehr schwache Schlussrunde schließlich aber zurück. Die jüngere Vereinsgeschichte des FC Vaduz wird auch von Spielern und Trainern mitgestaltet, die in Österreich durchaus bekannt sind.

Der im Jahre 1932 gegründete Verein, spielt nahezu seit seinem Bestehen im Schweizer Ligasystem, der Aufstieg in die Drittklassigkeit gelang jedoch erst 1996. Fünf Jahre später gelang es erstmals der Sprung in die zweithöchste Spielklasse und damit in den Profifußball. Als weiteres Ziel wurde der Aufstieg in die Super League ausgegeben, als Tabellenzweiter scheiterte man jedoch sowohl 2004 als auch 2005 in der Barrage gegen die Vorletzten der ersten Liga. In der Saison 2007/08 gelang schließlich der große Wurf und der Einzug in die Super League konnte realisiert werden. Die Freude währte jedoch nur kurz, denn nach einer Saison erfolgte mit lediglich 22 erreichten Punkten der prompte Wiederabstieg. In dieser Zeit war auch der Österreicher Florian Sturm für die Liechtensteiner tätig. Der von Wacker Innsbruck ins Fürstentum gewechselte Tiroler brachte es auf insgesamt 51 Einsätze und erzielte dabei 14 Treffer.

Eric Orie als neuer Trainer

In der darauf folgenden Saison kam Vaduz in der zweiten Liga nicht über den achten Rang hinaus, ein Jahr später setzte man jedoch abermals zum Wiederaufstieg an. Dazu wurde als Trainer Eric Orie verpflichtet, der österreichischen Fußballfans sowohl als Aktiver als auch als Übungsleiter ein Begriff sein sollte. Vor seinem Wechsel ins Fürstentum war der gebürtige Niederländer rund sieben Jahre für den FC Lustenau tätig und betreute die Vorarlberger sowohl in der Regionalliga als auch der Ersten Liga.

Zumindest Barrage

In den ersten zehn Spielen der Saison 2010/11 kam Vaduz auf sieben Siege und drei Niederlagen, was nur einen Zähler Rückstand auf Spitzenreiter Lugano bedeutete. Diese beiden Vereine sollten es auch sein, die das zweite Saisondrittel dominierten und aus zehn Begegnungen die unglaubliche Ausbeute von je 27 Punkten erreichten. Da der Tabellendritte, Lausanne, bereits sieben Punkte zurücklag, konnte man davon ausgehen, dass zumindest der zweite Endrang und somit die Barrage erreicht werden würde.

Mario Sara verpasst Aufstieg

Doch es sollte anders kommen – sowohl für Vaduz als auch für Lugano. In den letzten zehn Saisonspielen konnten die Liechtensteiner nur mehr zwölf Punkte sammeln, Lugano ging es wenig besser und kam auf 13. Diese schlechte Bilanz, verbunden mit einem wahren Endspurt von Lausanne und Servette Genf, das nach 20 Runden noch elf Punkte hinter Vaduz gelegen hatte, führten dazu, dass am Ende gerade einmal der vierte Endrang zu Buche stand, hinter Lausanne, Servette und Lugano. Zwar verlor Vaduz auch in diesem letzten Saisondrittel nicht viele Spiele, leistete sich gegen Nachzügler allerdings deutlich zu viele Unentschieden. Negativer Höhepunkt war eine 0:5-Heimniederlage gegen Wohlen, das sich damals im Abstiegskampf befand. Teil der Leider-Nicht-Aufsteigermannschaft war auch Mario Sara, der in Österreich unter anderem für Altach, Rapid und Wacker Innsbruck tätig war.

Vaduz gilt als unattraktiv

Da Vaduz bei den Schweizer Fußballfans als äußerst unattraktiv gilt, war der Ärger über das schlechte letzte Saisondrittel außerhalb des Fürstentums überschaubar groß und man freute sich, die Traditionsvereine Lausanne und Servette (das sich in der Barrage gegen Bellinzona durchsetzen konnte) wieder im Oberhaus begrüßen zu können. Zwar wurde in Vaduz viel Geld in die Infrastruktur investiert und das heimische Rheinparkstadion ist mittlerweile durchaus als kleines Schmuckkästchen zu bezeichnen, jedoch verirren sich selten mehr als tausend Zuschauer in die Arena und auch als zu Zeiten der Super League die großen Schweizer Clubs anrückten, stellte sich die Kulisse zumeist äußerst schütter dar.

Mario Kienzl als neuester Österreich-Beitrag

Somit galt es erneut ein Jahr in der Zweitklassigkeit zu verbringen. Für die aktuelle Saison wurden vor allem Verstärkungen für das Mittelfeld verpflichtet, darunter auch niemand geringerer als der Kapitän des amtierenden österreichischen Meisters, Mario Kienzl, der bei Sturm Graz keinen neuen Vertrag erhalten hatte.

Den bisher größten Saisonerfolg konnte Vaduz im Sommer feiern, als man in der Europa League Vojvodina Novi Sad aus Serbien nach packendem Rückspiel, das man auswärts mit 3:1 gewann, aus dem Bewerb beförderte. Das entscheidende Tor fiel dabei in der siebenten Minute der Nachspielzeit.

Europa League wegen „Schummelcup“

Vaduz nimmt am Liechtensteiner Pokal teil und ist dort als einziger Profiverein praktisch ohne Konkurrenz und daher vierzigfacher Titelträger, weshalb man Jahr für Jahr an der Qualifikation zur Europa League teilnehmen darf. In der nächsten Runde setzte es im Hinspiel gegen Hapoel Tel-Aviv zwar eine 0:4-Niederlage, das Rückspiel im Rheinparkstadion konnte aber immerhin gewonnen werden.

Dies sollten aber nahezu die einzigen sportlichen Ausrufezeichen der bisherigen Saison bleiben, denn in der Meisterschaft verlor man gleich zum Auftakt gegen den großen Aufstiegsrivalen St. Gallen mit 2:4 und konnte erst in der fünften Runde über den ersten Sieg jubeln. Zur Winterpause befindet sich Vaduz auf dem achten Rang, angesichts von 16 Punkten Rückstand auf St, Gallen scheint der Zug Richtung Direktaufstieg bereits abgefahren zu sein und auch auf den zweiten Platz fehlen aktuell sieben Zähler.

Defensive als Schwachstelle

Während man mit 31 erzielten Toren die drittbeste Offensive der Liga stellt (Moreno Merenda traf elf Mal), sind vor allem die 30 erhaltenen Gegentore ausschlaggebend für das unbefriedigende Abschneiden. Auch Eric Orie bezeichnete die Defensive zuletzt als die große Schwachstelle, an der es im Winter zu arbeiten gelte. Ob dazu auch neue Spieler verpflichtet werden, ist noch ungewiss, denn theoretische hätte die Mannschaft das Potenzial dazu, deutlich besser dazustehen.

OoK_PS, abseits.at

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