Vaarwel Twente – Ola´ Porto!
Weitere Länder 6.Februar.2012 Archimedes 2
Es war der spektakulärste Transfer eines Österreichers im Winter: Marc Janko wechselte für drei Millionen Euro von Twente Enschede zum portugiesischen Spitzenklub FC Porto. Dort soll er den Kolumbianer Falcao vergessen machen.
Gemischte Gefühle in den Niederlanden
Der Wechsel des österreichischen Teamkapitäns kam zwar nicht völlig aus dem Nichts, überraschte aber dennoch viele Kenner der Szene. Dass Janko in den Niederlanden bereits seit längerer Zeit etwas unzufrieden war, ist ein offenes Geheimnis. Nachdem der Mittelstürmer im Sommer 2010 zu Twente gekommen war, befand sich der Klub in einem regelrechten Euphorie-Zustand. Der damals frischgebackene Meister holte sich den ersten Titel der Vereinsgeschichte und leistete sich mit dem sieben Millionen Euro teuren Janko den kostspieligsten Transfer in der Geschichte des Klubs, um den Abgang von Vereinslegende Blaise Nkufo zu ersetzen. Trotz, oder gerade aufgrund des Meistertitels, verließ Trainer Steve McClaren Enschede in Richtung Wolfsburg, sein Nachfolger Michel Preud´homme gab Janko von Anfang an zu verstehen, dass er auf den 1,96 Meter-Mann setzen wird. Und das machte sich bezahlt: Janko gab das Vertrauen in Form von 14 Toren in 29 Meisterschaftsspielen zurück. 2011 musste Preud´homme aber schon wieder gehen, statt ihm kam ein alter Bekannter nach Enschede: Co Adriaanse, mit dem Janko bereits in Salzburg zusammengearbeitet hatte, übernahm das Kommando. Ein gutes Omen, hatte der Blondschopf doch unter Adriaanse in Salzburg den Uralt-Torrekord von Hans Krankl gefährdet und mit 39 Toren in der Meisterschaft für Aufsehen gesorgt. Und auch unter Adriaanse ließ sich Jankos Torquote durchaus sehen. In 16 Partien durfte der Niederösterreicher zehn Mal jubeln. Zuletzt geriet Janko aber immer mehr aufs Abstellgleis. Steve McClaren, der mittlerweile nach Enschede zurückkehrte, baute nicht hundertprozentig auf Österreichs Teamkapitän. Mit Luuk de Jong bevorzugt McClaren ein junges, aufstrebendes Talent aus den Niederlanden, das ebenfalls weiß, wo das Tor steht. Aktuell steht de Jong bei 15 Treffern in 19 Spielen – die Formkurve zeigt steil nach oben. Niederländische Experten sehen de Jong mittelfristig auch im Kader des Nationalteams.
Ein Schritt nach vorne?
Nachdem Spielsystem und Kaderdichte bei Twente Janko nicht mehr wirklich entgegenkamen, wurde ein Wechsel des auf der Bank unzufriedenen Stürmers immer wahrscheinlicher. Als der FC Porto anklopfte, musste Janko keine Sekunde überlegen. „Ich hätte es mir nie verziehen, wenn ich so eine Chance nicht genützt hätte“ versuchte Janko seine Gefühlswelt zu erklären. Konkurrenz wird es beim FC Porto zwar auch genug geben, das System scheint aber perfekt zu Janko zu passen. Porto agiert in der Offensive vorwiegend mit zwei Flügelspielern. Ihre Hauptaufgabe: flanken, flanken und nochmals flanken. Mit Falcao verfügte der amtierende Europa-League-Sieger in der Mitte über einen eiskalten Vollstrecker, der die vielen Vorlagen zu Toren verwandelte. Der Kolumbianer wechselte im Jänner allerdings zu Atlético Madrid. In Marc Janko hoffen die Portugiesen den perfekten Ersatz für Falcao gefunden zu haben. Noch ein weiterer Aspekt kommt dem Österreicher entgegen. Porto gilt in Portugal immer als Mitfavorit auf den Titel, viele Gegner stehen gegen den 25-fachen Meister sehr tief. Dadurch werden bullige Stürmer der Marke Janko noch wertvoller.
Zahlreiche Interessenten
Dabei hatte der Vollblutstürmer auch Angebote von einigen anderen Klubs. Die Liste der (angeblichen) Interessenten ist lang. Von Fenerbahce bis Fulham, von Celtic bis Hoffenheim. Doch Janko, der wohl auch in Englands Premier League ganz gut gepasst hätte, schlug alle Angebote aus und sagte bereits nach kurzer Bedenkzeit dem Offert des FC Porto zu. In Enschede holte man übrigens als Janko-Ersatz den 24-jährigen Glynor Plet von Ligakonkurrent Heracles Almelo. Damit bleiben in den Niederlanden mit Tobias Kainz (Herenveen), Marcel Ritzmaier (Eindhoven) und Andreas Lasnik (NAC Breda) drei österreichische Legionäre übrig. In Portugal ist Janko hingegen nach dem Abgang von Markus Berger nach Odessa der einzige rot-weiß-rote Export.
Auf Wetls Spuren
Marc Janko ist allerdings nicht der erste Österreicher in der Geschichte des FC Porto. Der erste rot-weiß-rote Beitrag bei Porto zauberte nicht am Feld, sondern dirigierte von der Bank aus. Hermann Stessl, ehemaliger Trainer bei Sturm, der Austria, oder dem FC Zürich, coachte das Team des FC Porto zwischen 1980 und 1982. Danach musste man sich 14 Jahre gedulden, um wieder einen Österreicher zu sehen. Arnold Wetl wechselte 1996 von Sturm zu den Portugiesen. 2012 setzt nun also Marc Janko die Reihe der Österreicher bei Porto fort. Noch wohnt der Stürmer im Hotel, will sich aber so schnell wie möglich um eine Wohnung bemühen. Sollte er auch, denn sein neuer Arbeitgeber sorgte dafür, dass andere Klubs tief in die Tasche greifen müssen, wenn sie Janko loseisen möchten. 20 Millionen Euro beträgt die festgeschriebene Ablösesumme – bietet ein Klub diese Summe, muss Porto Janko gehen lassen. Doch daran verschwendet er natürlich keinen Gedanken: „Jetzt geht es erst richtig los hier!“
Archimedes, www.abseits.at
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