Der SK Rapid trifft morgen Abend im Playoff zur UEFA Europa League auf Zorya Luhansk aus der Ukraine. Das Team der Ukrainer haben wir... Vereinsportrait: Zorya Luhansk als Klub im „Kriegsexil“

Der SK Rapid trifft morgen Abend im Playoff zur UEFA Europa League auf Zorya Luhansk aus der Ukraine. Das Team der Ukrainer haben wir euch bereits in einer ausführlichen Gegneranalyse vorgestellt. Heute ist der Verein an sich dran.

Zorya Luhansk wurde 1923 gegründet und 1964 modernisiert bzw. zu einem Profiklub gemacht. Im Jahr 1972 wurde der Verein als erster „Provinz-Klub“ Meister der Sowjetunion. Entgegen des aktuellen Rufs als kleiner Klub hat der Verein also durchaus eine bewegte Geschichte.

Ostukraine-Krieg zwingt Klub zur Übersiedelung

Aktuell hat Zorya allerdings Probleme, für die man selbst nichts kann. Aufgrund des Kriegs in der Ostukraine musste der dort ansässige Klub vorübergehend in eine andere Stadt verlegt werden. Aufgrund der schlechten Sicherheitslage im Osten spielt der Klub aktuell im etwa 350 Kilometer entfernten Zaporizhzhia am Dnepr-Fluss. Auch der 150 Kilometer von Luhansk entfernte Großklub Shakhtar Donetsk musste zuletzt ausweichen und übersiedelte nach Kharkiv.

Zorya stabilisiert sich im Spitzenfeld

Im Jahr 2006 schaffte Zorya Luhansk nach zehn Jahren den Wiederaufstieg in die höchste ukrainische Spielklasse. In den ersten Jahren stemmte man sich gegen den Abstieg, phasenweise schaffte man knapp den Klassenerhalt. 2009 übernahm mit Yevhen Heller ein Ökonom aus Donetsk den Verein. Der Besitzer eines Metallrecycling-Unternehmens führte den Klub in ruhiges Fahrwasser und in der fünften Saison nach dessen Amtseinführung als Klubpräsident holte Zorya einen einstelligen Tabellenplatz – erstmalig seit 1977.

Verfolger hinter dem uneinholbaren Duo

Damit setzte sich das Team aus dem äußersten Osten der Ukraine oben fest: Auf Platz sieben folgten zwei vierte Plätze, danach Platz 3 und damit die beste Platzierung seit dem Sowjet-Meistertitel 1972. Seit 2015 fiel Zorya nicht mehr aus den Top-5 der ukrainischen Liga heraus. Die Schwarz-Weißen zählen also mit Teams wie Oleksandriya, Vorskla oder phasenweise Mariupol und Karpaty Lviv zu den besseren, oben mitspielenden Teams der Liga. Gegen die großen Zwei, Dynamo Kiev und Shakhtar Donetsk, ist aber natürlich kein Gras gewachsen. Diese sorgen schon alleine wegen der Infrastruktur und ihrer Finanzkraft für eine massive Zweiklassengesellschaft in der ukrainischen Liga, in der Zorya aber – zumindest derzeit – nichts mehr mit dem Abstieg zu tun hat.

Ungeschlagen gegen Shakhtar Donetsk

In der vergangenen Saison gelang Zorya allerdings ein großer Achtungserfolg. Als Dritter lag das Team nur vier Punkte hinter Vizemeister Shakhtar und blieb über beide Saisonspiele gegen den Großklub aus Donetsk ungeschlagen. Zu Hause holte man ein 1:1, auswärts konnte man dank eines Treffers in der Nachspielzeit durch den mittlerweile abgewanderten Sechser Ivanisenya mit 1:0 gewinnen. Auch gegen Dynamo Kiev holte man ein Remis, verlor das andere Spiel und schlussendlich auch das Cup-Finale, das man erst zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte erreichte.

Heimsieg gegen Leicester City in der Europa League

Auf europäischer Ebene war Zorya in den letzten Jahren Stammgast und auch einige Achtungserfolge wurden gefeiert: In der vergangenen Spielzeit nahm man zum dritten Mal an der Europa-League-Gruppenphase teil, holte sechs Punkte, gewann das Heimspiel gegen Leicester City (allerdings mit B-Elf) mit 1:0 und auswärts bei AEK Athen mit 3:0. Da man allerdings gegen Sporting Braga keine Punkte holte, stand am Ende das Ausscheiden.

Knappes Scheitern an Leipzig, Auswärtssieg in Bilbao

In der Saison davor schied Zorya im Playoff knapp gegen RB Leipzig aus und noch ein Jahr zuvor schied man ebenfalls mit sechs Punkten aus der Gruppe aus, obwohl Hertha BSC zu Hause mit 2:1 besiegt wurde und Athletic Bilbao auswärts mit 1:0. Beim Erstantritt in der Saison 2016/17 blieb Zorya gegen Manchester United, Fenerbahce und Feyenoord sieglos, holte aber gegen letztere beide Teams immerhin je ein Remis. In den beiden Jahren vor der ersten Gruppenphase scheiterte man jeweils im Playoff an Legia Warschau und Feyenoord.

Rekordverkauf ging an die „Königlichen“

Die ganz großen Transfers blieben in der bisherigen Vereinsgeschichte der Ukrainer bisher aus. Bemerkenswert war dennoch der Verkauf des damals 19-jährigen Torhüters Andriy Lunin zu Real Madrid im Jahr 2018. Die Madrilenen überwiesen damals 8,5 Millionen Euro nach Luhansk, was bis heute der eindeutige Rekordverkauf vor Oleksandr Karavaevs Wechsel zu Dynamo Kiev ein Jahr später um 2,5 Millionen ist.

LASK kaufte ein, Altach gab ab

Spiele gegen österreichische Mannschaften bestritt Zorya Luhansk übrigens noch nicht. Auf dem Transfermarkt hatten allerdings schon zwei ÖFB-Klubs mit den Ukrainern zu tun: Der LASK kaufte letztes Jahr den Innenverteidiger Yehven Cheberko aus Luhansk. Und aus Österreich nach Luhansk wechselte im Jahr 2007 der kroatische Innenverteidiger Jurica Puljiz. Der spielte davor ein halbes Jahr für den SCR Altach in der Bundesliga.

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen