Diesen Sommer zahlte der AS Monaco Unsummen für neue Spieler. Insgesamt über 166 Millionen Euro haben die Monegassen ausgegeben, davon war der Falcao-Einkauf mit... Videoscout: James Rodriguez vs. AS Saint-Étienne

Videoüberwachung, Kamera, CCTVDiesen Sommer zahlte der AS Monaco Unsummen für neue Spieler. Insgesamt über 166 Millionen Euro haben die Monegassen ausgegeben, davon war der Falcao-Einkauf mit 60 Millionen einer der spektakulärsten des ganzen Sommers – und der Transfer von James Rodriguez wurde dabei wohl am Kritischsten betrachtet. Kaum einer kannte den 21-jährigen Kolumbianer hierzulande, dennoch wurde für ihn die stattliche Ablösesumme von 45 Millionen Euro auf den Tisch gelegt. Diese Transfers wurden schon vor einigen Wochen erläutert.

Perfekt eingelebt hat er sich noch nicht, viermal wurde er eingewechselt, dreimal spielte er von Beginn an. Doch neben seinem Talent gibt auch die letzte Partie Grund zur Hoffnung – so wollen es die Statistiken zumindest. Er wurde zum Spieler des Spiels gewählt, hatte eine hohe Anzahl von Dribblings und nahm einen wichtigen Part in der Mannschaftstaktik ein.

Fast 47% der Angriffe, eine extreme Anzahl, kamen über die rechte Seite, auf der Rodriguez spielte. Dabei war auch gut zu sehen, dass die Mannschaft auf ihn ausgerichtet war; sowohl der rechte Sechser Mounir Obbadi ging viel nach vorne und unterstützte ihn, ebenso wie der nominelle Zehner Joao Moutinho und sogar Linksaußen Yannick Ferreira-Carrasco suchte die Nähe zu Rodriguez. Dieser bereitete beide Tore vor und war der spielentscheidende Akteur beim 2:1-Auswärtserfolg.

Betrachten wir seine Leistung gegen den AS Saint-Etienne also genauer, um herauszufinden, ob und wieso er noch wichtig für die Monegassen werden könnte, die sich aktuell mit PSG um Platz 1 in der Tabelle streiten (und knapp vorne liegen).

Spielanalyse: Rodriguez gegen Saint-Etienne

Bereits die erste Aktion zeigt Rodriguez‘ Stärke: Reaktionsstark, wendig, technisch gut. Selbst unter großem Druck und in einer Enge gelingt ihm damit der Pass. In der folgenden Szene schiebt er nach innen und zeigt, was er außerhalb von Engen kann. Er erkennt die Möglichkeit für einen langen Pass vor das Tor und spielt diesen, sein Mitspieler wird allerdings Abseits gestellt. Hält man das Bild bei 0:06 an, erkennt man aber auch die Bewegungsintelligenz von Rodriguez.

Saint-Etienne steht in dieser Szene enorm offen in der Mitte und im rechten offensiven Halbraum. Der Rechtsverteidiger von Monaco macht das Spiel breit und drückt die Abwehr nach hinten, bei Saint-Etienne entsteht kurzzeitig eine Fünfer- bzw. fast eine Sechserreihe. Wegen des 4-3-3 und dem stark ballorientierten Verschieben ist der zuvor ballferne Raum weit offen, Rodriguez lässt sich intelligent dorthin fallen und sorgt damit erst dafür, dass er Zeit und Raum hat.

Ähnliches versucht er auch in den nächsten Szenen im Aufbauspiel zu tun, indem er sich in den rechten defensiven Halbraum fallen lässt. Hier zeigt sich aber auch seine Inkonstanz im Kombinationsspiel und der Präzision in seinen Pässen; nicht jeder Pass kommt an, oftmals scheint es an Konzentration zu mangeln. Dass er die Präzision besitzt, zeigt sich allerdings bei der Vorlage, die ab 0:32 zu sehen ist.

Saint-Etienne erzeugt Enge auf dem Flügel, Rodriguez bietet sich für die beiden Mitspieler etwas höher im Zwischenlinienraum an. Dort erhält er den Ball, es wird kein Druck auf ihn ausgeübt und es scheint, als müsste er ins Dribbling gehen. Doch der hohe Linksaußen Ferreira-Carrasco bietet sich neben der Viererkette an, welche zu viert einen Spieler deckt, da sich Falcao im Mittelfeld aufhielt. Rodriguez zeigt die nötige Übersicht und spielt einen schnellen und technisch hochwertigen Pass hinter die Abwehr, bevor diese auf Abseits spielen oder Druck erzeugen kann. Durch das Anschneiden mit dem linken Fuß dreht er sich seinem Mitspieler in den Lauf hinein, fällt nicht zu lang aus und ist auch spektakulär anzusehen.

Die nächste nennenswerte Szene gibt es dann bei 1:10, wo Rodriguez enge Ballführung im Dribbling zeigt, aber unnötig einen Abschluss aus schwieriger Distanz versucht. Dies hätte zwar mit einem Tor enden können, die Wahrscheinlichkeit ist aber gering – besonders, wenn kein ordentlicher Anlauf genommen wird, um Wucht hinter den Schuss zu bringen. Die Schrittkoordination beim Schuss war zu gering, es entstand nur scheinbar Dynamik, was sich im Schuss zeigte, der dennoch relativ gefährlich wurde.

Generell besitzt Rodriguez etwas zu viel Fokus auf das Tor. Dadurch verliert er viele Bälle, aber bei ordentlicher Absicherung oder passenden Gegnern kann er enorme Durchschlagskraft entwickeln. Bei 2:16 schlägt der Pass fehl, er holt sich dann aber den Ball wieder und zeigt wieder seine Stärke: Reaktionsschnelligkeit, einen starken Antritt und schnelle Auffassungsgabe für Pässe, obgleich dieser abermals sofort in die Tiefe kommt und nicht funktioniert.

Die meisten Folgeaktionen zeichnen ein ähnliches Bild: Teilweise sehr gute Technik, sehr gutes Freilaufen und intelligentes Bewegungsspiel (beispielsweise intelligente Abstände zu Falcao bei langen Bällen auf diesen oder eben Positionierungen in den Halbräumen), aber schlampige Pässe oder Ungenauigkeiten. Sinnbildlich ist die Aktion ab 3:40.

Hier postierte er sich in der Mitte und erhält den Ball von rechts, woraufhin er sich in einer Enge zwar behaupten kann, aber keine ordentliche Passoption findet und den Rückpass ungenau spielt. Ab 3:55 macht er es besser: Durch sein Dribbling entsteht erst die Passoption und er spielt dann in den Raum, Monaco kann nachrücken.

Generell findet sich Rodriguez immer öfter rechts oder in der Mitte, da er durch Obbadi und den offensiven Rechtsverteidiger Raggi seine Position verlassen darf und abgesichert wird. Hält man das Bild z.B. bei 4:46 an, sieht man, dass Rodriguez den Ball in der Mitte erhält, Obbadi und Raggi bilden ein Dreieck mit ihm; Raggi steht dabei so hoch wie ein nomineller Rechtsaußen, Obbadi sichert dahinter ab.

Die beste – und in dieser Analyse abschließende – Szene kommt allerdings zum Schluss. Sie fasst Rodriguez und seine Spielweise auch sehr gut zusammen. Bei 5:14 erhält er den Ball in der Mitte und spielt den heranstürmenden Gegner mit einer schnellen Veränderung der Ballposition aus. Danach versucht er einen Lochpass, der aber nicht ankommt. Rodriguez sprintetaber daraufhin dem Ball hinterher und dank seiner Antrittsschnelligkeit ist sein Nachsetzen erfolgreich. Ein potenziell hervorragender Gegenpressingspieler!

Er kann den ersten Konterversuch unterbinden, der Ball flippert umher und kommt über Umwege bei 5:23 zu ihm. Rodriguez spielt einen langen Ball auf den zweiten Pfosten – instinktiv und doch strategisch intelligent, möchte man sagen. Es fällt das 2:1 und somit der Siegestreffer.

Fazit

Auch wenn die vermeintlich wichtigen Statistiken – Vorlagen, gezogene Fouls, Dribblings, Bewertung – sehr gut klingen, war es keineswegs eine berauschende oder gar fehlerfreie Leistung von Rodriguez. Zwei Ballverluste, zu voreilige Torabschlüsse und eine schwache Passquote von unter 70% zeigen, wieso er sich trotz der hohen Ablösesumme noch nicht in der Stammelf festspielen konnte. Das Potenzial ist da, seine Fähigkeiten auf engem Raum, seine Auffassungsgabe von Situationen und seine Technik und Antrittsschnelligkeit sind hervorragend, doch werden nur inkonstant umgesetzt. Doch für einen Spieler in seinem Alter ist dies kein Problem – er hat noch Zeit, diese Mankos abzulegen.

Rene Maric, abseits.at

Rene Maric

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