Jeden Sonntag wollen wir in dieser neuen Serie einen Blick in die Vergangenheit werfen: Wir spielen sozusagen einen Zuckerpass in den Rückraum und widmen... Wiederholung in Zeitlupe (22) – Ein Paradise in Grün-Weiß (KW 33)

Jeden Sonntag wollen wir in dieser neuen Serie einen Blick in die Vergangenheit werfen: Wir spielen sozusagen einen Zuckerpass in den Rückraum und widmen uns kurz und bündig legendären Toren, Spielen, Fußballpersönlichkeiten, Ereignissen auf oder neben dem Platz und vielem mehr. Wir wollen Momente, Begebenheiten, Biografien im Stile von Zeitlupenwiederholungen aus dem TV nochmals Revue passieren lassen. Gedanken machen wir uns dabei über Vergangenes, das in der abgelaufenen Kalenderwoche stattgefunden hat: Heute reisen wir lange Zeit zurück, ins Jahr 1892, zur Eröffnung des legendären Celtic Park am 20. August …

Das Kleeblatt, das in Bridgeton/Parkhead zuhause ist

Celtic Glasgow gehört zu den Kultclubs dieser Welt, zwar besitzen die Schotten keine Stammplatzgarantie für die Spitzenplätze des internationalen Geschäfts mehr, dennoch sorgen ihre Fans und ihre Geschichte immer wieder für Gänsehaut.

Bereits die Gründung des Vereins ist mehr als speziell: Aus der Taufe gehoben wurde Celtic nämlich von einem Ordensbruder, dem 1840 geborenen Bruder Walfrid. Der gebürtige Ire war nach Glasgow gezogen und hatte Jahre später die Idee einen Fußballverein zu gründen um den Armen des Glasgower East Ends (vorwiegend irische Einwanderer) zu helfen. Celtic spielte am 28. Mai 1888 ihr erstes offizielles Match gegen den späteren Erz-Rivalen Rangers Glasgow. Bereits in ihrer Anfangszeit nannten sie jene Wiese an der Dalmarnock Street „Celtic Park“. 1892 mussten die Grün-Weißen aufgrund einer Erhöhung der Platzmiete 200 Meter weiterziehen. Ein Journalist meinte, dieser Umzug sei wie den Friedhof zu verlassen und ins Paradies zu kommen („leaving the graveyard to enter paradise“), da Celtic nun etwas weiter vom angrenzenden „Glasgow Necropolis“ entfernt war. Das aus Ziegelsteinen erbaute Stadion behielt deshalb den Spitznamen „Paradise“. Der neue Celtic Park wurde am 20. August 1892 mit einem Spiel gegen Rento eröffnet. Im selben Jahr gewann Celtic erstmals den Schottischen Cup und wurde im Folgejahr Meister. Die Heimstätte der Grün-Weißen galt als beste Stadion in ganz Groß Britannien. Fünf Jahre später erwarb Celtic den Grund und begann die Anlage Schritt für Schritt auszubauen: So wurde die erste Pressetribüne errichtet und Sitze überdacht.

Nachdem ein Feuer 1929 die Spielstätte fast komplett zerstört hatte, wurde die Haupttribüne des „Celtic Park“ u.a. von den Architekten Duncan and Kerr neu konzipiert. 1944 erfolgte eine komplette Neuerbauung. Der nunmehrige Celtic Park hat – bis auf den Standort – nicht mehr viel mit dem ursprünglichen Fußballplatz gemeinsam: Mittlerweile ist das Stadion nicht mehr rund, es gibt auch keine Laufbahn mehr, viele Erinnerungsstücke sind verloren gegangen. Trotzdem versprüht das Stadion Fußballnostalgie: Die Kabinen sind holzvertäfelt und dunkel. Im engen Spielertunnel konnte sich die Anhängerschaft mit grün-weißen Tafeln verewigen. 60.000 Zuschauer haben Platz, die Atmosphäre ist unvergleichlich. So wurden die Fans bereits mehrfach von der FIFA ausgezeichnet, wie etwa 2017 für eine Zettelchoreografie, die alle Tribünen miteinbezog oder 2003 mit dem FIFA‑Fairplay‑Preis für ihre lautstarke, aber friedvolle Unterstützung. Celtic ist in der Fußballwelt festverwurzelt und das nicht nur, weil sie (fast exakt) an ihrem Gründungsort geblieben sind.

Marie Samstag, abseits.at

Marie Samstag