Wiener mit rumänischen Wurzeln: Ex-Ausnahmetalent Daniliuc wechselt nach Frankreich
Weitere Länder 15.Juni.2020 Daniel Mandl
Österreich bekommt einen neuen Frankreich-Legionär: Der Innenverteidiger Flavius Daniliuc ist hierzulande zwar nur Fußball-Feinspitzen bekannt, hat aber eine bewegte Karriere hinter sich. Nun wechselt er nach Nizza.
Flavius Daniliuc ist 19 Jahre alt, rumänisch-stämmiger Wiener, Innenverteidiger. Aber Letzteres war er nicht immer. Als er im Alter von neun Jahren aus der Südstadt in den Rapid-Nachwuchs wechselte, wurde ihm Weltklassetalent nachgesagt, Daniliuc dribbelte nach Belieben durch die Reihen, ging von vorne bis hinten praktisch alle Positionen durch. Es war seinerzeit sowieso egal, wo genau er spielte – Daniliuc überstrahlte alles.
Der zu frühe Sprung
Der Sprung ins Profigeschäft war schon damals der große Traum. Nicht nur der des Spielers, sondern auch der der Familie, die großen Ehrgeiz entwickelte und (vor)schnell den nächsten Schritt für den jungen Flavius einfädelte. Nach nicht mal einem Jahr in Hütteldorf zog es Daniliuc nach Spanien weiter – in den Nachwuchs von Real Madrid.
In Madrid kein Land gesehen
Insgesamt stand der junge Allrounder vier Jahre bei den Königlichen unter Vertrag, wurde aber schon als Kind immer wieder verliehen, etwa in die Nachwuchsakademie in Liefering oder ins deutsche Bad Aibling. Das einstige Megatalent vollbrachte den erhofften, kometenhaften Aufstieg nicht und im Jänner wurde das Kapitel Madrid in den Geschichtsbüchern abgelegt.
Stabilität in München
Doch der nächste Transfer konnte besser kaum sein, denn Daniliuc wechselte in den Nachwuchs von Bayern München, wo Beständigkeit in seine Karriere kam und wo er mit David Alaba einen österreichischen Kollegen vorfand, der den jungen Kicker unter seine Fittiche nahm. In den ersten Jahren in München wurde auch schnell klar, dass der heranwachsende Daniliuc nach hinten wandern würde. Er kam als zentraler Mittelfeldspieler, ist heute 188cm groß und dank seiner Qualitäten im Aufbauspiel Abwehrorganisator. Dass er mit Alaba ebenfalls einen Abwehrspieler als „großen Bruder“ vorfand, half Daniliuc in der Anfangszeit in München sehr weiter.
Bayerns U19-Kapitän
Der heute 19-Jährige durchlief alle Nachwuchsmannschaften der Bayern, spielte parallel auch in Österreichs Nachwuchsauswahlen, wenngleich nicht immer als Stammspieler. Die meiste Zeit pendelte er zwischen zwei Jugendteams der Bayern, nachdem er bereits mit 16 Jahren in der U19 debütierte und mal da, mal in der U17-Elf auflief. Der aktuelle Stand: Daniliuc ist Kapitän der FC Bayern München U19, spielte bereits viermal für die zweite Mannschaft der Bayern in der 3.Liga, saß weitere elf Male auf der Bank.
Schwierige Konkurrenzsituation
Der Vertrag von Flavius Daniliuc läuft am 30.Juni aus, zuletzt stand er in der B-Mannschaft der Bayern in keinem Matchkader mehr. Der junge Österreicher sah sich anderweitig um, obwohl der FC Bayern ihm einen Profivertrag in Aussicht stellte. Die Perspektive in München war dennoch düster, denn neben den etablierten Innenverteidigern – zu denen seit neuestem auch David Alaba zählt, der in die Dreierkette rutschte – gibt es mit Lars Lukas Mai und Chris Richards zumindest zwei Innenverteidiger in der U23-Elf, die hierarchisch über Daniliuc anzusiedeln sind. Zudem wird auch Niklas Süle im Herbst zum Team zurückkehren. Nicht viel Land in Sicht…
Heute zum Medizincheck in Nizza
Für Daniliuc geht es nun weiter nach Frankreich, um erstmalig Profiluft zu schnuppern. Bereits heute wird er zum Medizincheck bei OGC Nizza erwartet, um danach – so französische Medien – einen „langfristigen Vertrag“ zu unterschreiben. Bei Nizza sieht man sich bereits langfristig um neue Innenverteidiger um, weil Malang Sarr mit mehreren Bundesligaklubs in Verbindung gebracht und schwer zu halten sein wird und auch, weil Kapitän Dante (36), dessen Vertrag noch ein Jahr läuft, nicht jünger wird.
Sporen verdienen, mit Aussicht auf mehr
Anfänglich wird sich Daniliuc auch in Nizza seine Sporen in der zweiten Mannschaft verdienen müssen. Das wäre (aller Voraussicht nach, da es noch corona-bedingte Auf- und Abstiegs-Fragezeichen gibt) in der vierten Spielklasse Frankreichs. Die positive Nachricht ist, dass Nizza stark auf den Einbau seiner jungen und Eigenbauspieler setzt und regelmäßig Talente aus der B-Elf hochzieht. Und dazu gehörten in der Vergangenheit eben Spieler wie Malang Sarr.
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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