Die britische Tageszeitung The Guardian berichtet über katastrophale und mitunter tödliche, Bedingungen auf den Baustellen, die im Zuge des Bau-Booms der kommenden WM in... WM in Katar: Immer wieder sterben Gastarbeiter

Die britische Tageszeitung The Guardian berichtet über katastrophale und mitunter tödliche, Bedingungen auf den Baustellen, die im Zuge des Bau-Booms der kommenden WM in Katar entstanden. Es stellt sich mal wieder Frage, warum ein Land wie Katar eine Fußball-Weltmeisterschaft austragen darf…

Warum ein großes Sportturnier in einem Land wie Katar ausrichten? Die Frage konnte abseits des Faktors Geld noch nicht schlüssig beantwortet werden. Die momentan laufende Leichtathletik-WM trägt auch nichts Erhellendes zu diesem Thema bei. Ganz im Gegenteil bestätigten sich alle Vorwürfe – zu heißes Klima, schlechte Organisation, wenig Begeisterung bei der Bevölkerung – bis dato.

Was jedoch schwerer wiegt als die mangelhaften Bedingungen für Sportler, sind die Zustände auf den Baustellen, die aufgrund des Bau-Booms im Zuge der kommenden Weltmeisterschaft entstanden sind. Millionen von Gastarbeiter*innen helfen in Katar aktuell bei der Errichtung von Straßen, Hotels oder Stadien.

Wie die britische Tageszeitung The Guardian in einer Untersuchung feststellte, sterben jährlich weiterhin hunderte Arbeiter*innen an Herz-Kreislauf-Versagen in Folge der Hitze. Die Temperaturen können im Wüstenstaat bis zu 50 Grad betragen.

Die Regierung von Katar hatte zwar bereits mit einem Arbeitsverbot reagiert, das sich über die Zeit zwischen den Monaten Juni und August erstreckt. Hier dürfen im Zeitraum von 11:30 Uhr und 15:00 Uhr unter freiem Himmel keine Arbeiten verrichtet werden.

Doch besonders effektiv war diese Maßnahme bislang nicht. Denn wie die Analysen der Witterungsverhältnisse zeigten, herrschen auch in kühleren Monaten Temperaturen, die von Kardiologen als gesundheitsschädlich eingeschätzt werden.

Eine zuvor getätigte Studie von Kardiologen und Klimaforschern zeigte einen Zusammenhang von den hohen Temperaturen und dem Tod von 1300 nepalesischen Gastarbeiter*innen im Zeitraum von 2009 bis 2017. Der Guardian berichtet weiter, dass auch eine große Anzahl der jährlichen Todesfälle auf das Versagen des Herz-Kreislauf-Systems zurückzuführen sind.

Wie der Kardiologe Dr. Dan Atar, einer der Co-Autoren der Studie, feststellt, kann der menschliche Körper mit dem Hitzestress nicht umgehen. Das Tragische: Eine Großzahl der Todesfälle hätte durch einfache Maßnahmen verhindert werden können.

Ein kenianischer Gastarbeiter klagt jedoch gegenüber dem Guardian, es gäbe auf seiner Baustelle noch nicht einmal sauberes Trinkwasser. Zudem wird Arbeiter*innen nach deren eigener Aussage mitunter die nötige medizinische Hilfe vorenthalten, wenn sie über Symptome von Hitzestress klagen.

Ein Sprecher der Regierung gab auf Nachfrage der Zeitung zwar an, dass die Arbeitsbedingungen im Sommer hart sein können, man hätte aber entsprechende Maßnahmen getroffen. Jedoch ergab die Recherche der Journalisten, dass die Arbeitszeitregelungen nicht immer eingehalten werden und die Arbeiter*innen nicht ausreichenden Zugang zu gekühlten Räumen hätten.

Schon zuvor wurden die teils katastrophalen Zustände auf den Baustellen der WM-Stadien durch Menschenrechtsorganisationen angeprangert. Hierbei sollen Menschen wie Sklaven behandelt worden sein, die über keinerlei Rechte verfügen, die kein Geld erhalten haben und denen man angeblich die Pässe abnahm.

Die Frage, warum ein Land wie Katar der Ausrichter einer Fußballweltmeisterschaft bleiben darf, sie steht weiterhin im Raum. Wirkliche zufriedenstellend beantwortet werden kann sie, zumindest aus humanitärer Sicht, wohl nicht.

Ral, abseits.at