WM-Qualifikation 2018 in Südamerika: Argentinien patzt, Brasilien schlägt Kolumbien
Weitere Länder 7.September.2016 David Goigitzer 0
Nicht nur in Europa werden die Plätze für die WM-Qualifikation ausgespielt, auch in Südamerika duellieren sich die Nationalteams um einen Startplatz in Russland. Da in Europa nur wenig über diese Spiele berichtet, wollen wir einen Blick über den Tellerrand werfen und euch über die interessantesten Begegnungen informieren.
Venezuela – Argentinien (2:2)
Ohne den angeschlagenen Messi traten die Argentinier im Estadio Metropolitano in Mérida an. Dennoch war man wie immer bestückt mit zahlreichen Stars, was die Venezolaner nicht von sich behaupten konnten. Einigen wird vielleicht noch Tomas Rincón ein Begriff sein, ehemals HSV und nun bei CFC Genoa.
Die Gastgeber formierten sich im Ballbesitz in einem 4-2-3-1, verzichteten jedoch weitestgehend auf einen kontinuierlichen Aufbau und versuchten das Angriffsspiel so direkt wie möglich zu gestalten, um den physisch starken, ausweichenden Rondón von West Bromwich sowie den dribbelstarken, jedoch im Passspiel unsauberen (vielleicht lag dies auch am Platz) Adalberto Peñaranda einzusetzen. So kam es zu vielen frühen hohen Bällen, die jedoch selten ankamen und nur schwierig zu verarbeiten waren.
Im 4-2-3-1 der Argentinier kam jedoch ebenfalls wenig Kombinationsspiel zustande, da der Platz sehr schlecht oder kaum bearbeitet war und sauberes, flaches Passspiel ein Ding von großer Schwierigkeit war. So gab es vor allem zu Beginn der ersten Halbzeit primär nur hohe Bälle auf beiden Seiten zu sehen, es ging Hin und Her wie bei einem Tennismatch.
Mit fortlaufender Spielzeit forcierten die Argentinier das Flankenspiel, vor allem über den aktiven Linksverteidiger Rojo konnte man immer wieder vorstoßen. Auffällig war jedoch auch, dass man oft unverbunden zueinander war, die Anbindung ins Zentrum fehlte zu oft bei den argentinischen Angriffen wenn man auf der Seite angelangt war. Die Venezolaner hatten jedoch leichtes Übergewicht, konnten immer wieder gefährliche Schnellangriffe nach Ballgewinnen fahren. So konnte Juanpi, der Malaga-Legionär, die Gastgeber in Minute 35 1:0 in Führung bringen.
Nur wenige Minuten nach Wiederanpfiff konnte Venezuela sogar auf 2:0 erhöhen, das Stadion tobte. Josef Martínez vom FC Torino profitierte von einem simplen Querpass von Rondón, der sich mit seinem Körper nach einem hohen Ball durchsetzte und im Strafraum für den Italien-Legionär ablegte.
Argentinien hatte jedoch etwas angepasst, der Zentrumsfokus wurde durch verstärktes Einrücken von Lamela und Di María in den Mittelpunkt gestellt, damit Ballungen um diese zwei und den oft mit dem Ball aufrückenden Ever Banega entstanden und man effektiver kombinieren konnte. Dies verbesserte das Spiel der Argentinier zwar, wurde jedoch nicht konstant ausgeführt. Vor allem nach Ballgewinnen war man unverbunden und führte dann schwierig auszuspielende Schnellangriffe im 4-2-0-4 aus. Nach der venezolanischen Führung zogen sich diese auch noch etwas mehr zurück, durch die mannorientierte Verfolgung auf den Flügeln waren die ballfernen Halbräume öfter offen und durch die tiefe Stellung war Argentinien gezwungen langsamere Angriffe zu spielen, was ihnen jedoch entgegen kam. Sie waren ja, wie bereits erwähnt, oft unverbunden und staffelten sich allzu flach, wenn sie schnelle Konter fahren wollten.
In Minute 58 konnte Lucas Pratto den Anschlusstreffer erzielen. Nach tollem Pass von Lamela traf der Brasilien- Legionär aus 13 Metern ins Tor. Die nun deutlich dominanten Argentinier konnten kurz vor Schluss sogar den Ausgleich erzielen, Otamendi traf nach Corner von Di María, 2:2 war dann auch der Endstand.
Brasilien – Kolumbien (2:1)
Es dauerte nur eine Minute, bis die Brasilianer in Führung gingen. Miranda köpfte eine Neymar- Ecke zur 1:0 Führung ein. Der Innenverteidiger war durch die Manndeckung der Kolumbianer geschlüpft und da jeder auf seinen Gegenspieler achtete und nicht auf den Ball, wie dies bei der Raumdeckung eher nötig ist, konnte er frei einköpfen.
Das brasilianische 4-2-3-1 war vor allem von den flexiblen Bewegungen von Neymar und Willian geprägt, die immer wieder Positionswechsel initiierten. Dies stellte die kolumbianischen Mannorientierungen vor herbe Probleme, ganz abgesehen von der individuellen Qualität, die Superstar Neymar mitbringt. Die Heimischen waren von Beginn an deutlich überlegen, einzig Marqinhos Eigentor in der 37. Minute machte den Kolumbianern Hoffnung. Man war jedoch zu sehr auf individuelle Aktionen auf den Flügeln fokussiert, deren Anbindung und Erfolgsstabilität nicht zu vervielfältigen war.
In der zweiten Halbzeit sah man ein ähnliches Bild, Brasilien drängte auf die erneute Führung. Gabriel Jesus und Miranda hatten die Chance auf das 2:1, es war jedoch Neymar, der nach toller Auflage von Coutinho das entscheidende Tor erzielte und seinem Heimatland den Sieg brachte.
Die Gäste aus Kolumbien konnten kaum über längere Phasen das brasilianische Angriffsspiel in Grenzen halten, trotz eines an sich zentrumsverdichtenden 4-1-4-1. Die zuvor bereits erwähnten Mannorientierungen sorgten jedoch immer wieder für Lücken in der Pressingformation der Gäste, die einfach zu bespielen waren und maßgeblich zur Dominanz der Gastgeber beitrugen.
David Goigitzer
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