Die beiden Spieltage 9 und 10 der südamerikanischen Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2026 sind geschlagen. Obwohl die beiden diesjährigen Finalisten der Copa América Argentinien und Kolumbien je ein Spiel verloren und gewannen, konnten sie die beiden ersten Tabellenplätze fixieren. Dahinter steckt Uruguay in einem Formtief, wozu auch Geräusche abseits des Platzes ihren Anteil hatten. Brasilien steht indes auf Rang vier und blickt nach zwei Siegen nach oben.
Argentinien
Venezuela 1:1 Argentinien
Im ersten Spiel der Oktober-Länderspielpause, der zweiten nach der Copa América, musste der Cheftrainer der Albiceleste Lionel Scaloni einige Umstellungen vornehmen. Im Tor kam Gerónimo Rulli (Olympique Marseille) für Aston Villa-Stammkeeper Emiliano Martínez in die Startelf, nachdem dieser aufgrund von sportlichem Fehlverhalten zu einer Zwei-Spiele-Sperre verdonnert wurde. Premier-League-Kollege Cristian Romero musste aufgrund von zu vielen gelben Karten ebenfalls aussetzen. Verletzungsbedingt fehlten weiters Marcos Acuña in der Defensive sowie Valentin Carboni, Alejandro Garnacho, Paulo Dybala und Nicolas González im Mittelfeld bzw. in der Offensive.
Trotz eines sehr schlecht bespielbaren Rasens im Estadio Monumental de Maturín startete Argentinien mit dem Führungstreffer besser in das Spiel. Nach einem weiten Freistoß von Rückkehrer Lionel Messi und der Parade von Vinotinto-Einser Rafael Romo stand Nicolas Otamendi goldrichtig. Folglich spielte jedoch Venezuela immer mehr Chancen heraus, die nach einigen überragenden Rulli-Paraden im Ausgleich in der 65. Minute mündeten. Die Albiceleste arbeitete sich wieder zurück, doch Rafael Romo ging kurz vor Schluss im Eins-gegen-Eins gegen Lionel Messi als Sieger hervor und hielt den Punkt fest. Zum ersten Mal seit über fünf Jahren blieb Argentinien sieglos in zwei Spielen hintereinander.
Argentinien 6:0 Bolivien
Das wollte man nicht auf sich sitzen lassen und entbrannte anschließend im Estadio Monumental von River Plate ein Feuerwerk, dessen Urheber bereits achtmal den Ballon d’Or gewann. In der 19. Minute eröffnete La Pulga nach einem individuellen Fehler im bolivianischen Spielaufbau den Torreigen und legte seinen Kollegen Lautaro „Toro“ Martínez und Julián „Araña“ Álvarez jeweils einen Treffer auf. Chance um Chance flog in Halbzeit zwei auf Boliviens Schlussmann Guillermo Viscarra zu, der sich schließlich in Minute 69. endgültig geschlagen geben musste. Thiago Almada erzielte sein erstes Pflichtspieltor im himmelblau und weißen Trikot. Wenige Minuten vor Abpfiff vollendete Messi noch seinen Dreierpack, wodurch er aktuell Top-Torschütze (6) und Top-Scorer (8) der südamerikanischen WM-Qualifikation ist.
Players to watch: Durch die vielen Ausfälle waren Lösungen gefragt, die Lionel Scaloni und Co. auch brachten. Neben vielen bekannten Spielern nominierte man mit dem 19-jährigen Julio Soler (CA Lanús) einen spannenden Linksverteidiger, der noch in der heimischen Liga spielt – eine Seltenheit angesichts der Zustände – und zudem im vergangenen Sommer mit Javier Mascheranos U23 an den Olympischen Spielen teilnahm. Nun durfte er erstmals die Luft der A-Nationalmannschaft schnuppern.
Der 20-jährige Nico Paz hingegen feierte gegen Bolivien schon sein Debüt und zelebrierte dies mit der Vorlage zum dritten Messi-Tor. Nico Paz wurde zwar in Spanien geboren und wuchs auch dort auf, soll allerdings nie von der RFEF (Anm.: spanischer Fußballverband) kontaktiert worden sein. In der Jugend von Real Madrid wurde er groß und sammelte bei den Königlichen auch erste Profierfahrungen, wechselte vor wenigen Monaten aber zum Serie A-Aufsteiger Como, der von Cesc Fàbregas trainiert wird. Dort erzielte er nun gegen Parma nun seinen ersten Treffer in Italien. Nach seinem Einsatz gegen Bolivien urteilten Kapitän Messi und Trainer Scaloni positiv über Paz, der sich sicherlich noch öfter im argentinischen Trikot wiederfinden wird.
Kolumbien
Fast zwei Jahre ohne Niederlage und währenddessen Siege gegen Deutschland, Spanien und Brasilien. Ein Land, das solche Ergebnisse einfährt, muss eine Top-Nation sein. Und genau zu dieser hat Nestor Lorenzo Kolumbien gemacht. Nach der verpassten WM-Qualifikation unter Reinaldo Reuda übernahm der Argentinier die Cafeteros im Juli 2022 und schuf Großes. 28 Spiele in Serie blieb man ohne Niederlage, erst im Finale der Copa América 2024 musste man sich dem Titelinhaber und Weltmeister Argentinien geschlagen geben. Die zweite Niederlage gab es nun gegen Bolivien.
Bolivien 1:0 Kolumbien
Im ersten Spiel der Oktober-Länderspiele reiste Kolumbien in das Estadio Municipal von El Alto, das sich auf über 4000 Metern über Meereshöhe befindet. Diesen Heimvorteil machte sich Bolivien in der Anfangsphase zu nutze und testete mit ein paar Chancen den kolumbianischen Schlussmann Camilo Vargas, der seinen Kasten jedoch sauber hielt.
Nach 20 Minuten konnten die Gäste endlich aufatmen, denn der der 24-jährige Mittelfeldspieler Héctor Cuellar sah nach einer Notbremse an Stürmer Roger Martínez die rote Karte. Kolumbien kam folglich zu mehr gefährlichen Situationen, der für den verletzten Martínez eingewechselte Jhon Córdoba hatte die Führung auf dem Fuß, brachte den Ball aber nicht im Netz unter. Torlos ging es in die Kabinen.
Auch Palmeiras-Star Richard Ríos durfte sich in Halbzeit zwei versuchen, erfolglos. In der 58. Minute brachte hingegen der 20-jährige Miguel Terceros Bolivien in Führung, nachdem er sich gegen zwei Cafeteros ins Zentrum durchdribbelte und mit einem sensationellen Strahl in das linke Kreuzeck das 1:0 erzielte. Boliviens Keeper Guillermo Viscarra zeigte anschließend seine Klasse und vereitelte Chancen von Liverpool-Star Luis Díaz und Kapitän James Rodríguez. Mit neun Paraden hielt er damit den Sensationssieg von La Verde fest, Kolumbiens Siegesserie in der regulären Spielzeit fand nach 32 Partien somit ein Ende. Es war nach dem verlorenen Copa América-Finale gegen Argentinien die erst zweite Niederlage in der Amtszeit von Trainer Nestor Lorenzo.
Kolumbien 4:0 Chile
In wunderschönen Jubiläumstrikots empfingen die Cafeteros in Barranquilla mit Chile das Schlusslicht der südamerikanischen Qualifikationsspiele. La Roja konnte erst fünf Punkte erringen, wobei der bisher einzige Sieg aus dem Oktober 2023 stammt (2:0 gegen Peru). Ricardo Gareca, seit Jänner 2024 im Amt, konnte zudem noch kein einziges Pflichtspiel für sich entscheiden. Die Ausgangslagen und Erwartungen könnten also kaum unterschiedlicher sein.
Wie erwartet dominierte die Lorenzo-Auswahl das Geschehen und erarbeitete sich in Halbzeit eins Chancen durch Jhon Córdoba und Jhon Arias, die jedoch nicht vollendet werden konnten. So war es der reinrotierte Davinson Sánchez, gegen Bolivien noch auf der Bank, der bei Standards richtig stand. Nach einem weiten Freistoß brachte der Galatasaray-Verteidiger bereits den Ball per Kopf auf das Tor, erfolgreich war er allerdings erst in der 34. Minute, als er einen Córdoba-Kopfball nach einer James-Ecke ins Tor lenkte.
Sieben Minuten nach dem Wiederanpfiff bauten die Cafeteros ihre Führung aus, als James einen Fehler der chilenischen Defensive nutzte und die Vorlage für Luis Díaz gab, der nur noch vollenden musste. Chile zeigte sich nun auch öfter offensiv, sieben der acht abgegebenen Schüsse stammen aus dem zweiten Durchgang, doch der eingewechselte Jhon Durán machte mit seinem 3:0 in der acht Minuten vor Abpfiff alles klar und zeigte, warum auch sein Klub Aston Villa auf ihn baut. Das 4:0 von seinem Vorlagengeber Luis Sinisterra (Bournemouth) setzte dem Spiel den Hut auf. Die Wiedergutmachung war gelungen.
Players to watch: Der Spieler, der sich in den letzten Wochen in das Rampenlicht befördern konnte, ist zweifelsohne Jhon Durán. Bereits sechs Tore gelangen dem 20-jährigen Mittelstürmer von Aston Villa in zehn Saisonspielen, am wichtigsten davon der Siegestreffer in der Champions League gegen den FC Bayern München am. Wenige Tage nach dem Spiel wurde sein Vertrag bis 2030 verlängert und gegen Chile gelang ihm nun sein zweites Länderspieltor. Im Trainingslager der Nationalmannschaft ist er aber zuletzt durch fehlende Disziplin aufgefallen.
Gegen Bolivien kam mit Yaser Asprilla ein weiteres spannendes Talent auf den Rasen. Der 20-Jährige Flügelspieler kommt wie Durán aus der Jugend des Envigado FC, für den sie gemeinsam 17-mal auf dem Platz standen, und wechselte im vergangenen August zum FC Girona. Dort kam er bereits achtmal zum Zug und erziehlte im letzten Spiel vor der Länderspielpause gar sein erstes Tor für den katalanischen Klub.
Uruguay
Bei der Weltmeisterschaft 2022 schied Uruguay enttäuschend in der Gruppenphase aus. Für Diego Alonso, dem Nachfolger des langjährigen Nationaltrainers Oscar Tábarez, war somit nach 12 Spielen wieder Schluss. Im Mai 2023 präsentierte man mit Marcelo Bielsa den neuen Chefcoach. Für den Argentinier ist es das erste Engagement seit seiner Entlassung bei Leeds United, doch nachdem er La Celeste zunächst wieder stabilisieren konnte, ist Uruguay nun in einem Formtief. Auch hinter den Kulissen scheint es zu bröckeln, wie Luis Suárez vor wenigen Wochen in einem Interview bekannt gab.
Peru – Uruguay 1:0
Mit Peru traf Uruguay auf die einzige Mannschaft, die noch keinen Sieg in der aktuellen Ausgabe der WM-Qualifikation erringen konnte. Als Drittplatzierter war man also klarer Favorit bei der Partie im Estadio Nacional de Lima.
Die erste Halbzeit startete besser für das Team von Marcelo Bielsa. Die Celeste näherte sich durch einen Kopfball von Liverpool-Stürmer Darwin Núñez, auch Manchester Uniteds Manuel Ugarte und Real Madrids Federico Valverde versuchten sich erfolglos. Auf der Gegenseite testete Sergio Peña den uruguayischen Schlussmann, der sich jedoch mit einer Parade beweisen konnte. Trotz eines Verhältnisses von 7:5 Schüssen endete der erste Durchgang torlos ohne Großchancen.
Im zweiten Spielabschnitt zeigten sich die Hausherren besser, die uruguayische Hintermannschaft ließ durch Missverständnisse gegnerische Chancen im Grunde selbst zu. Es versuchte sich das Angriffsduo Edison Flores und Andy Polo von Universitario sowie erneut Sergio Peña, jedoch ohne Erfolg. Uruguay konnte sich lediglich durch einen flachen Ugarte-Schuss zeigen, blieb aber trotz eines Ballbesitzes von über 60% ungefährlich. Für die peruanische Erlösung musste ein Standard her. In Minute 88 konnte die Peña-Ecke sowie der anschließende Schuss von Miguel Araujo geklärt werden. Der Verteidiger blieb jedoch vorne und köpfte La Bicolor nach einer Flanke von Piero Quispe (Pumas) zum ersten Sieg in der WM-Qualifikation. Ein bitteres Ergebnis für Bielsas Team.
Uruguay 0:0 Ecuador
Mit einem besseren Ergebnis wollte La Celeste nun zuhause im legendären Estadio Centenario zu Montevideo aufwarten. Man empfing Ecuador mit Neo-Nationaltrainer Sebastián Beccacece, der selbst ein großer Fan von Marcelo Bielsa ist und diesen als Inspiration für seine eigene Karriere sieht.
Beccacece konnte sein Team besser in das Spiel schicken, doch die Partie prägten vor allem die Torhüter. Bereits in der ersten Minute verzeichnete El Tri in Form von Pervis Estupiñán den ersten Torschuss, den Torwart Sergio Rochet ebenso leicht aufnehmen konnte, wie einen Kopfball von Enner Valencia (Internacional) wenige Momente später. Auch Ecuadors Keeper Hernán Galíndez konnte sich nach einem Versuch von Darwin Núñez und einem Federico Valverde-Freistoß auszeichnen. La Celeste nahm anschließend das Zepter in die Hand, ein Tor sollte aber nicht gelingen.
In Halbzeit zwei ebbte die Chancenflut enorm ab und keines der beiden Teams konnte sich eine Großchance erarbeiten. Chelsea-Star Moises Caicedo überlistete zwar Rochet bei einem langen Freistoß, der Ball landete aber dennoch nicht im halbleeren Tor. Auch Uruguays drei Versuche endeten torlos. Eine enttäuschende zweite Halbzeit besiegelte das Unentschieden, das von den Tribünen mit Pfiffen quittiert wurde.
Somit beendete Uruguay lediglich mit einem Punkt mehr die Länderspielpause und konnte erneut nicht gewinnen. Bereits seit sieben Spielen konnte La Celeste in regulärer Spielzeit eine Partie nicht gewinnen. Das letzte Mal, als das gelang, war ein 1:0-Sieg gegen die USA bei der Copa América. In WM-Qualifikationsmatches sieht es noch düsterer aus. Da stammt der letzte Sieg aus dem November 2023, ein 3:0 gegen Bolivien. Zudem ist man seit vier Spielen ohne Tor.
Zu der sportlichen Krise gesellen sich auch Themen abseits des Rasens. So kritisierte der mittlerweile von der Nationalmannschaft zurückgetretene Altstar Luis Suárez seinen Nationaltrainer Marcelo Bielsa sehr hart. Seit seiner Ankunft soll sich das Klima zwischen Staff und Spielern sowie Verbandsmitarbeitern drastisch verschlechtert haben, während der Copa América soll er auch Angreifer Agustín Canobbio im Training sehr niedergemacht haben.
Bielsa selbst gab zu, dass seine „Autorität [darunter] leidet“. Während die Ereignisse die Geister spalten, stellte sich Verbandspräsident Ignacio Alonso hinter Bielsa und bestätigte das Weitermachen des Argentiniers. Nichtsdestotrotz muss man bald wieder Spiele gewinnen.
Players to watch: Als größtes uruguayisches Talent gilt zweifelsohne Luciano Rodríguez. Der 21-jährige Angreifer gewann im vergangenen Jahr mit der U20 bereits die Weltmeisterschaft, wo er im Finale den Siegtreffer schoss, und den zweiten Platz bei der Südamerikameisterschaft. Zudem holte er mit Liverpool Montevideo die erste Meisterschaft der Vereinsgeschichte. Im vergangenen Sommer wechselte er zu Bahia, dessen Eigentümer die City Football Group ist, womit ein Wechsel nach Europa für einen der interessantesten jungen Spieler des Kontinents wohl vorprogrammiert ist.
Neben Luciano Rodríguez ließ Marcelo Bielsa einige junge Spieler die Luft des A-Nationalteams schnuppern. Mit Flügelspieler Joaquín Lavega ist der zweitjüngste davon zuletzt dabei gewesen, in der aktuellen Saison ist er Top-Torschütze von River Plate Montevideo. Während Nacionals Mittelfeldspieler Lucas Sanabria ebenfalls schon mittrainerte, sollte man auch Verteidiger Santiago Mouriño (Alavés) im Auge behalten, der bereits gegen Real Madrid und den FC Barcelona randurfte, sich in LaLiga aber noch zurechtfinden muss.
Brasilien
Der brasilianische Fußball ist bereits seit langem in einer Sinnkrise. Seit der Heim-WM 2014 holte man lediglich einen Titel, die Copa América 2019. Zwei Jahre später musste man sich im Finale Argentinien geschlagen geben. Nach der Weltmeisterschaft in Katar endete die Ära Tite, der zwar jene Copa gewann, aber auf internationaler Ebene zweimal im Viertelfinale ausschied.
Es übernahm Fußballquerdenker Fernando Diniz, dessen brasilianische Ideen – Stichwort Relationism – jedoch zu radikal für die europäisch ausgebildeten Spieler waren und nicht den gewünschten Erfolg brachten. Sein Nachfolger Dorival Junior konnte der Seleção zwar wieder mehr Stabilität verleihen, doch auch argwöhnische Blicke fallen auf seine Arbeit. Nichtsdestotrotz sind zwei Siege die maximale Ausbeute aus zwei Spielen.
Chile 1:2 Brasilien
Denkbar schlecht begann das Spiel für die Seleção. Bereits in der zweiten Minute köpfte Chiles Eduardo Vargas den Ball nach einer Flanke von Rechtsverteidiger Felipe Loyola an Torwart Ederson vorbei. Folglich ergab sich ein Schlagabtausch der Chancen, wobei die Dorival-Elf in Form von Rodrygo und Igor Jesus (Botafogo) gefährlicher vor das Tor kam. So war es auch letzterer, der nach einer Flanke von Savinho richtig stand und wenige Momente vor Halbzeitpfiff für den Ausgleich sorgte.
Ein ähnliches Bild setzte sich im zweiten Abschnitt fort. Die starbesetzte Offensive erarbeitete sich Möglichkeiten, erzielte in Form von Barcelonas Raphinha sogar ein Tor, das jedoch aufgrund von Abseits zurückgenommen wurde. Demgegenüber brachte Chile in Halbzeit zwei keinen einzigen Schuss auf das brasilianische Tor, was wenige Minuten vor Spielende bestraft wurde. Erneut war es mit dem eingewechselten 23-jährigen Luiz Henrique erneut ein Botafogo-Angreifer, der sich spielentscheidend beteiligte. In der 89. Minute erhielt er den Ball auf dem rechten Flügel, zog an einem Verteidiger im Strafraum vorbei und erlöste die Seleção per Linksschuss.
Brasilien 4:0 Peru
Glücklich aber doch gelang der Selecao ein Sieg gegen den Letztplatzierten der Tabelle. Mit Peru erwartete man im Mané Garrincha, dem Nationalstadion in der Hauptstadt Brasília, den Vorletzten. Eine Leistungssteigerung musste her.
Die Verde-Amarela trat in Halbzeit eins dominant auf. Vor allem ein Mann konnte dem Spiel seinen Stempel aufdrücken. Die Nummer elf, Raphinha. Bereits bei seiner ersten Gelegenheit stand er richtig, knallte den Ball allerdings gegen die Querlatte. Folglich holte Igor Jesus einen Elfmeter raus, den der Barcelona-Angreifer souverän verwandelte. Eine weitere Torchance ergab sich ihm, doch Perus Keeper Pedro Gallese erahnte den Lupfer. Die Gäste gaben indes nicht einen einzigen Schuss ab.
In der zweiten Hälfte ging die Raphinha-Show weiter, erneut verwandelte er einen Elfmeter. Der Angreifer überzeugte in dem Spiel vor allem auf taktischer Ebene, in dem er durch konstante Bewegung Raum für seine Mitspieler schafft. Trainer Dorival Jr. nennt diesen Kniff, den er von seinen Angreifern fordert, „trabalho sujo“ (Dt. „Drecksarbeit“). In Minute 74 machte der kurz zuvor eingewechselte Andreas Pereira mit einem Seitfallzieher und dem 3:0 alles klar. Das vierte Tor durch seinen Vorlagengeber Luiz Henrique war anschließend nur noch Ergebniskosmetik. Mit einem Verhältnis von 18:3 Schüssen endete der höchste Sieg in der Dorival-Ära, Perus einzige Versuche konnte Ederson trocken abfangen.
Somit pirscht sich Brasilien auf Platz vier, ist aber punktegleich mit Uruguay, und konnte viel aus den beiden Partien lernen. So sei auch Linksverteidiger Abner Vinícius (Olympique Lyon) erwähnt, dem ein erfolgreicher Start in seine Nationalmannschaftskarriere gelang.
Players to watch: In Brasilien ist Fußball Staatsangelegenheit. So kritisierte Präsident Lula zuletzt die Zusammenstellung des Kaders und forderte mehr Nominierung von Spielern der heimischen Liga: „Wir müssen denen, die hier sind, eine Chance geben.“ Jene Chance bekamen nun zwei Kicker von Botafogo und präsentierten sich auch bestens.
Der erste ist Stürmer Igor Jesus. Bei der Fahrstuhlmannschaft der letzten Jahre Coritiba FC wurde er groß und spielte in den höchsten beiden brasilianischen Ligen. Mit 19 Jahren verließ er seine Heimat und wechselte in die Vereinigten Arabischen Emirate, wo er bei Shabab Al-Ahli 91 Partien absolvierte und mehrere Titel holte. Erst im vergangenen Sommer kehrte der 23-Jährige nach unterschriebenem Vorvertrag nach Brasilien zu Botafogo zurück und zog mit sieben Toren und einer Vorlage in 19 Partien gleich die Aufmerksamkeit des Nationaltrainers auf sich. Mit einem Tor, einem Assist und einem herausgeholten Elfmeter zahlte er das Vertrauen zurück.
Für den zweiten interessanten Spieler musste Dorival nicht weit schauen. Denn Jesus‘ Mannschaftskollege Luiz Henrique spielt bei Botafogo ebenfalls auf. Im Frühjahr 2024 holte man den ebenfalls 23-Jährigen nach eineinhalb Jahren bei Betis Sevilla nach Brasilien zurück und seitdem läuft es. Neun Tore und vier Vorlagen in 44 Einsätzen, dazu die Auszeichnung des besten Spielers des Monats August verdienten sich bereits im September eine Nominierung. Nun empfahl er sich mit zwei Treffern und einem Assist in lediglich 43 Einsatzminuten für weitere Nominierungen.
Tim Bosnjak, abseits.at
Tim Bosnjak
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