WM-Qualifikation: Südamerikas Top-Nationen im November-Rückblick
Weitere Länder 24.November.2024 Tim Bosnjak
In der letzten Länderspielpause des Jahres herrschte wieder reger Betrieb in der südamerikanischen Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2026. Während Argentinien trotz einer Niederlage die Tabellenführung verteidigte, gab es zahlreiche Änderungen auf den Rängen dahinter. So konnte Uruguay weiter vormarschieren, während Kolumbien und Brasilien enttäuschten und mit Ecuador ein weiteres Land vorne mitmischt. So schlugen sich die vier Top-Nationen Argentinien, Kolumbien, Uruguay und Brasilien im November.
Spieltag 11
Venezuela 1:1 Brasilien
Zur Eröffnung der November-Länderspiele traf Venezuela im Estadio Monumental von Maturín auf Brasilien. Auch wenn die Vinotinto seit der Copa América kein Spiel mehr gewann, setzte sie auf die Fortsetzung der niederlagenfreien Serie in jenem Stadion, in welchem man beispielsweise Uruguay und Argentinien jeweils ein Remis abrang. Außerdem möchte Venezuela Bolivien hinter sich lassen, gegen die man um die Teilnahme am interkontinentalem Play-Off kämpft, oder womöglich sogar auf einen direkten Qualifikationsplatz springen.
Demgegenüber reiste die Seleção, die auf Uruguay und Kolumbien aufschließen möchte, ohne den wieder verletzten Neymar, dafür mit deutlich mehr Selbstvertrauen an, nachdem man Chile und Peru im Oktober besiegen konnte. In seiner Geschichte verlor Brasilien lediglich eines von 29 Spielen gegen Venezuela, wodurch die Favoritenrollte mehr als gerechtfertigt war.
So trat Brasilien dominant auf und erarbeitete sich die erste Chance durch Raphinha, der bei Barcelona in Top-Form ist, hier allerdings eine Vorlage des Ballons d’Or-Zweiten Vinicius Junior über das Tor beförderte. Der Real Madrid-Star selbst verpasste die Führung ebenfalls selbst, als er den Ball nur an den Pfosten spitzeln konnte. Weitere Gelegenheiten boten sich Flamengo-Mittelfeldmann Gerson, dessen zwei Versuche allerdings erfolglos blieben, auch dank Vinotinto-Keeper Rafael Romo. Das Heimteam selbst war nicht chancelos, kam aber vor allem durch gegnerische Abwehrfehler zu Chancen, die man nicht nutzte. Für die brasilianische Führung sorgte anschließend Raphinha, der Rafael Romo in der 43. Minute mit einem Freistoß in das Torwarteck überlistete und damit sein zehntes Länderspieltor erzielte.
Das 1:0 hielt allerdings nicht lange. Lediglich 40 Sekunden brauchte Casa Pia-Mittelfeldspieler Telasco Segovia nach Wiederanpfiff, um seine Einwechslung zu rechtfertigen und mit einem satten Rechtsschuss vom Strafraumrand den Ausgleich herzustellen. Der brasilianische Gegenschlag sollte in Minute 62 erfolgen, als Keeper Romo ein Foul an Vinicius Junior beging, welches im Strafstoß für die Seleção endete. Der Gefoulte trat selbst an, doch Romo konnte den zu unplatzierten Versuch parieren, bevor der Real Madrid-Star auch den Nachschuss am Tor vorbei setzte. Das venezolanische Abwehrbollwerk hielt trotz eines Platzverweises für Verteidiger Alexander González bis Spielende statt, wobei auch die Sprinkleranlage in den Schlussminuten kurzzeitig mitverteidigte.
Das Remis ist ein hart erarbeiteter Punkt für Venezuela, das sich nicht versteckt hat und mit dem sechsten Unentschieden das Team ist, welches die meisten Punkteteilungen herbeiführte. Die Vinotinto gewann zudem 67% der Luftzweikämpfe und verzeichnete einen Schuss mehr auf das Tor als die Gastmannschaft (5:4).
Brasilien zeigte vor allem im ersten Spieldurchgang positive Ansätze, schaffte es aber erneut nicht, sich das Spiel vollends anzueignen, was nicht das erste Mal in der Ära Dorival passiert. Schließlich gewann man im Oktober gegen den Tabellenletzten Chile nur in der letzten Minute. Nichtsdestotrotz ist zu beachten, dass die Verde-Amarela aktuell nur ein Schatten ihrer vergangenen selbst ist, wobei Dorival Junior wieder den Weg zu Erfolgen ebnen soll. Dass man dabei Schwierigkeiten durchläuft, ist selbstverständlich.
Paraguay 2:1 Argentinien
Mit Paraguay hatte Argentinien einen nicht zu unterschätzenden Gegner vor sich. Fußballprofessor und Trainer der Albirroja Gustavo Álfaro wusste sich auf den Weltmeister einzustellen und war auch dieses Mal für einen Spruch gut: „[Argentinien] ist wie die Feuchtigkeit und kommt irgendwie durch.“ Das Team von Lionel Scaloni hingegen musste sich nicht verstecken, konnte man doch wieder auf Emiliano Martínez im Tor setzen, der seine Zwei-Spiele-Sperre absaß.
Eine schwierige Partie stand der Albiceleste bevor. Nach elf Minuten stand es zwar bereits 1:0 für Argentinien, nachdem ein Tor von Inter Mailand-Stürmer Lautaro Martínez vom VAR bestätigt wurde. Paraguay konnte aber mehr als nur mithalten und hatte in der Anfangsphase gleich drei Chancen, wobei man vor allem über Eckbälle gefährlich wurde. So war Antonio Sanabrias „chilena“, wie ein Fallrückzieher im Spanischen genannt wird, in Minute 19 die perfekte Reaktion auf eine eher maue argentinische Halbzeit. Auch Lionel Messi, mit dessen Trikot der Einlass ins Stadion nicht erlaubt war, konnte keine gefährliche Chance erspielen. Dafür stand er aber bei einem Foul von Omar Alderete im Vordergrund. Dieser war bereits gelbverwarnt und foulte den Kapitän der Albiceleste, wurde aber nicht vom Platz gestellt, was die Gemüter Messis & co. deutlich erhitzte.
Wie das Schicksal es wollte, war es nach Wiederanpfiff jener Omar Alderete, der nach einem langen Freistoß richtig stand und zur weiß-roten Führung einköpfte. Folglich war Argentinien heiß auf den Ausgleich, doch die Chancenverwertung ließ zu wünschen übrig. Dem Atletico Madrid-Star Rodrigo de Paul gelang es in Minute 69 nicht einen Konter zu verwerten, auch Messi sowie die eingewechselten Leandro Paredes und Valentin „Taty“ Castellanos blieben erfolglos. Somit sicherte sich Paraguay zum ersten Mal seit 15 Jahren einen Heimsieg gegen Argentinien, wobei man auch damals Estadio Defensores del Chaco gewann.
Unter Gustavo Álfaro scheint sich Paraguay nun zum Favoritenschreck zu entwickeln. Bei seinem Amtsantritt im September rang man Uruguay ein Remis ab, bevor man sich drei Punkte bei den Nachbarn in grün-gelb und himmelblau-weiß abholte. Die Albirroja verlor nach der Copa América kein Spiel mehr und machte einen guten Schritt in Richtung direkte WM-Qualifikation.
Aus der argentinischen Perspektive ist festzuhalten, dass man sich in einer turbulenten Zeit befindet. Gegner egalisieren die Stärken der Scaloneta immer öfter und besser und es ist immer mehr Kraft für einen Sieg erforderlich, wobei sich auch der Rücktritt von Ángel di Maria bemerkbar macht. Als Mittelstürmer scheint sich Julián Álvarez auf links (noch) nicht ganz zurecht zu finden, andere Flügelspieler sind noch nicht auf dem Niveau. Immerhin konnte Kolumbien kein Kapital aus dem argentinischen Misserfolg schlagen und gegen Peru war mit einem besseren Resultat zu rechnen.
Uruguay 3:2 Kolumbien
Das Topspiel des elften Spieltages trug sich in Montevideo zu. Marcelo Bielsas Uruguay traf in einem argentinischen Trainerduell auf Néstor Lorenzos Kolumbien, welches als Favorit in das Spiel ging. Unschlagbar waren die Cafeteros aber nicht, was Bolivien mit einem 1:0-Heimsieg einen Monat zuvor bewies. Demgegenüber schienen die Chancen der Celeste geringer, konnte man doch in den letzten vier Spielen keinen Treffer erzielen und musste sich sogar dem Tabellenvorletzten Peru mit 0:1 geschlagen geben.
Den Beginn des Topspiels konnte Kolumbien in Form von Aston Villa-Angreifer Jhon Durán prägen, der eine Flanke von Palmeiras-Star Richard Ríos an den linken Pfosten köpfte. Uruguay kam hingegen in Minute 26 durch Sportings Maximiliano Araújo zwar zu einer vielversprechenden Chance, doch Juanfer Quintero brachte die Gäste wenig später in Führung. Bei einem Freistoß von halblinks überlistete er den uruguayischen Schlussmann Sergio Rochet, der eine Flanke ins Zentrum erwartete, auf dessen rechter Seite. In der nächsten Situation gelang es Rochet jedoch, schlimmeres zu verhindern, während sich sein Kollege Camilo Vargas bei einem Freistoß von Darwin Núñez auszeichnete und das 1:0 sicherte.
Für den zweiten Durchgang schien Marcelo Bielsa die richtigen Worte gefunden zu haben und Uruguay brachte sich aktiver in das Geschehen ein. So profitierte man in der anfänglichen Druckphase von einem kommunikativen Missverständnis in der kolumbianischen Hintermannschaft, das zu einem Eigentor von Galatasaray-Verteidiger Davinson Sánchez in der 57. Minute führte. Lediglich drei Minuten später kombinierten sich die Charrúas nach einem Freistoß am Mittelkreis bis in den gegnerischen Strafraum durch, wo der 30-jährige Angreifer Rodrigo Aguirre die Aktion mit einem Tor bei seinem Debüt für die Celeste krönte.
Anschließend ergab sich ein ausgeglichenes Spiel. Jhon Durán verwertete die zwei Chancen vor seiner Auswechslung aber ebenso wenig, wie Facundo Pellistri die Führung nicht ausbauen konnte. Erst in der Nachspielzeit kehrte die Lebhaftigkeit zurück, wobei sich auch die Erfahrung der beiden Trainer bezahlt machte. So schockte der eingewechselte Carlos Andrés Gómez in Minute 96 Zehntausenden Fans und deutlich mehr vor den Fernsehbildschirmen, als er bei seiner Direktabnahme goldrichtig stand und für den sensationellen Ausgleich sorgte.
Es muss wohl genau da gewesen sein, als sich die Celeste auf ihre legendäre „garra charrúa“ (wörtlich „die Kralle der Charrúa“, dem indigenen Volk Uruguays und Umgebung), also den uruguayischen Kampfgeist besinnte, der für das geografisch kleine Land keine bloße Phrase ist, sondern eine Philosophie und Teil der nationalen Identität, und mit dem vergangene Generationen große Erfolge feiern konnten.
Mittlerweile schlug es die 101. Spielminute, im letzten Verzweiflungsangriff warf Uruguay alles nach vorne und spielte sich bis in den kolumbianischen Strafraum vor. Manchester United-Akteur Manuel Ugarte, eigentlich im defensiven Mittelfeld beheimatet, zog mit und brachte letztendlich das ganze Estadio Centenario zum Beben, als er die Vorlage von Facundo Pellistri mit einem satten Rechtsschuss zum 3:2 und damit zum Heimsieg verwandelte, was selbst den stoisch reagierenden Marcelo Bielsa von seiner Kühlbox aufspringen ließ.
Mit diesem Triumph in der Tasche beendete Uruguay nicht nur seine Sieglosserie, sondern gewann auch das erste Qualifikationsspiel seit knapp einem Jahr. Zudem stellte Bielsa einen neuen Rekord auf und ist nun der Trainer, der die meisten Qualifikationsspiele in Südamerika gewann (32), womit er Uruguays Rekordtrainer Óscar Tábarez überbot, der 31 Siege zählt. Die erste Hürde der Länderspielpause war gemeistert. Mit Brasilien wartete aber ein nicht leichterer Gegner.
Kolumbien hingegen verlor erst zum dritten Mal in der Ära Néstor Lorenzo, zum zweiten Mal im aktuellen Qualifikationszyklus nach der 0:1-Niederlage gegen Bolivien im Oktober. Dass die Mannschaft aber nicht nur mit spielerischen Aspekten unzufrieden war, erklärte der 58-jährige Cheftrainer nach der Partie, als er die Schiedsrichterleistung „sehr frustrierend“ bezeichnete. Innenverteidiger Yerry Mina machte seinem Frust Luft, als er einem Kameramann wegdrückte, was an die Handgreiflichkeit von Dibu Martínez im September gegen Kolumbien erinnert, als er einen Kameramann anging und dafür zwei Spiele gesperrt wurde. Nichtsdestotrotz sind die Fehler Kolumbiens auf dem Platz zu suchen und mit Ecuador traf man auf einen machbaren Gegner.
Spieltag 12
Kolumbien 0:1 Ecuador
So suchte man drei Tage nach der Niederlage in Montevideo die Leistungssteigerung zuhause im Estadio Metropolitano Roberto Meléndez gegen Ecuador, das seit September vom Argentinier Sebastián Beccacece (zuletzt FC Elche) betreut wird. Vor 59 Jahren verloren die Cafeteros das letzte Mal zuhause gegen La Tri, die Bolivien in der vorherigen Partie mit 4:0 besiegte und daher mit einem guten Momentum in Barranquilla ankam.
Dies zeigte sich gleich zu Spielbeginn, als die kolumbianische Hintermannschaft nach vier Minuten zwar einen Versuch von Gonzalo Plata blocken konnte, drei Minuten später allerdings von Enner Valencia ausgedribbelt wurde, der für das frühe ecuadorianische Führungstor sorgte. Nach und nach wachte Kolumbien aber auf und hatte in der 28. Minute die größte Ausgleichschance in Form von Jhon Córdoba, der nach einer James-Vorlage das leere Tor verfehlte. Wenig später stand der Stürmer vom FK Krasnodar erneut im Vordergrund, als er von Leverkusen-Verteidiger Piero Hincapié gefoult wurde, der daraufhin die rote Karte sah. Folglich lag die Mehrheit der Spielanteile bei den Cafeteros, die Ecuadors Schlussmann Hernán Galíndez mehrfach testeten. Dieser zeichnete sich mit drei Paraden aus und war gemeinsam mit dem Torrahmen dafür hauptverantwortlich, dass man das 1:0 mit in die Kabine nehmen konnte.
Nach dem Seitenwechsel stellte Trainer Beccacece auf eine Fünferkette mit drei Mittelfeldspielern davor um, während Kolumbien seine Überlegenheit weiter ausbaute. Dabei brachten James (53. Minute), Jhon Arias (59.) sowie der eingewechselte Jhon Durán (70.) und Liverpool-Angreifer Luis Díaz (73.) zwar ihre Bälle auf den Kasten, doch Galíndez war immer zur Stelle. Während Kolumbien 77% Ballbesitz und 13 Schüsse in Halbzeit zwei nicht zu verwerten wusste, gab Ecuador keinen einzigen Schuss ab und konnte 47 Bälle klären. Somit hielt das Abwehrbollwerk der Gäste, die drei Punkte aus Barranquilla entführen.
Zum ersten Mal in der Ära Néstor Lorenzo beendete Kolumbien eine Länderspielpause ohne Punkteausbeute, was nicht der Anspruch der Mannschaft ist, die dem Weltmeister Argentinien noch vor vier Monaten im Finale der Copa América ein nervenaufreibendes Spiel bot. Die zwei Niederlagen haben nun zur Folge, dass Kolumbien nicht nur in der FIFA-Weltrangliste aus der Top zehn fällt, sondern auch in der Qualifikationstabelle auf Platz vier abgerutscht ist, punktegleich hinter Ecuador mit 19 Zählern.
Hätte La Tri hingegen keinen Abzug von drei Punkten wegen der Kontroverse rund um die gefälschte Geburtsurkunde von Byron Castillo kassiert, würde man bis März sogar auf Platz zwei mit 22 Zählern ruhen. Nichtsdestotrotz kann das Team von Sebastián Beccacece, der von seinen bisherigen sechs Partien nur das Debüt gegen Brasilien verlor, stolz auf die beiden Siege sowie Rang drei sein. El Comercio, eine der historisch größten Zeitungen Ecuadors, sprach von einem „historischen Sieg“, den man gegen die Cafeteros erringen konnte. Der Aufschwung des ecuadorianischen Fußball lässt sich auch auf Klubebene beobachten, beispielsweise mit den internationalen Titel von Independiente del Valle sowie den Transfers Kendry Páez und Justin Lerma, die zum FC Chelsea bzw. zu Borussia Dortmund wechseln werden.
Argentinien 1:0 Peru
In Jubiläumstrikots zur 50-jährigen Zusammenarbeit zwischen adidas und dem argentinischen Verband AFA empfing Argentinien die Mannschaft von Jorge Fossati, der neben Óscar Villegas (Bolivien) und Dorival Junior (Brasilien) einer von drei nicht-argentinischen Trainern eines südamerikanischen Landes ist. Für die Albiceleste ging es nicht nur um die Wiedergutmachung nach der 1:2-Auswärtsniederlage gegen Paraguay, sondern auch um den ersten Platz der FIFA-Weltrangliste, den man gegen Frankreich verteidigen wollte. Peru indes steckt weiterhin in der Krise und belegt mit Chile abgeschlagen die letzten beiden Plätze, konnte im Oktober aber Uruguay schlagen.
Besser in die Partie, die im legendären La Bombonera-Stadion von Boca Juniors ausgetragen wurde, startete erwartungsgemäß die Heimmannschaft. Die erste Gelegenheit ergab sich bereits in der vierten Minute für Linksverteidiger Nicolás Tagliafico, der eine Rückraumvorlage seines Kollegen auf der rechten Seite Gonzalo Montiel über den Kasten beförderte. Während Liverpool-Mittefeldspieler Alexis MacAllister anschließend bei zwei Kopfbällen erfolglos blieb, kam Atlético Madrid-Angreifer Julián Álvarez der Führung mit einem Schuss an den linken Pfosten noch am nähesten. Auch Kapitän Lionel Messi blieb bei zwei weiten Freistößen vom rechten Flügel erfolgslos, wodurch das offensiv nicht anwesende Peru sich mit dem 0:0 in die Pause rettete.
Auch im zweiten Durchgang dominierte die Albiceleste. Mit der ersten Chance nach Wiederanpfiff gelang endlich die Führung. In der 61. Minute nutzte Inter Mailand-Kapitän Lautaro Martínez eine Messi-Flanke und sorgte mit einem wunderschönen Seitfallzieher nicht nur für die verdiente Führung, sondern zog mit seinem 32. Tor auch mit Diego Maradona auf Platz fünf im Torranking der argentinischen Nationalmannschaft gleich (Anm.: Maradona erzielte noch zwei Tore mehr, deren Status als offizielle Tore allerdings umstritten ist.). Nachdem „El Toro“ Martínez wenige Minuten später seinen Doppelpack verpasste, kam Peru immerhin durch Gianluca Lapadula und Sergio Peña zu zwei Fernschüssen, die aber beide das Tor verfehlten. Bis Spielende gelang es dem Team von Lionel Scaloni nicht, mehr Gefahr zu generieren, doch der 46-Jährige gab immerhin dem 21-jährigen Giuliano Simeone, Sohn von Atleti-Coach Diego, sein Debüt in der A-Nationalmannschaft. Er ist der achte Debütant seit der Weltmeisterschaft 2022.
Mit dem Sieg schließt Argentinien das Jahr 2024 mit einem Erfolgserlebnis ab und konnte nicht nur Platz 1 im FIFA-Ranking, sondern auch dieselbe Position in der WM-Qualifikation verteidigen. Lionel Messi zeigte sich gewohnt fröhlich im Umfeld der argentinischen Nationalmannschaft, konnte mit seiner Vorlage für Lautaro Martínez mit Landon Donovan im Ranking der meisten internationalen Assists (58) gleichziehen und ist nun auch Top-Scorer der südamerikanischen WM-Qualifikation (6 Tore, 3 Assists). Keeper Emiliano Martínez wurde zudem zum Torhüter mit den drittmeisten Einsätzen für die Albiceleste.
Peru hingegen rutschte durch den 4:2-Sieg von Chile gegen Venezuela auf den letzten Platz ab mit lediglich einem Sieg und drei erzielten Toren.
Brasilien 1:1 Uruguay
Für das Team von Marcelo Bielsa war das Länderspieldoppel wahrlich kein leichtes, musste man nach dem Last-Minute-Erfolg gegen Kolumbien nun gegen Brasilien ran, das in Salvador, der Hauptstadt des nordöstlichen Bundesstaates Bahia und Austragungsort der Partie, noch nie ein Spiel verloren hatte. Nichtsdestotrotz konnte man sich gute Chancen auf Punkte ausmalen, nachdem die Seleção nur 1:1 gegen Venezuela holte. Für Brasilien hingegen käme ein Sieg einem Riesenschritt in der Tabelle gleich, könnte man doch bis zum zweiten Platz vorspringen.
Die ersten Torannäherungen gelangen Brasilien, das durch Vinicius Junior und Raphinha Gelegenheiten hatte. Für Uruguay ergaben sich die vielversprechendsten Chancen durch Vinicius‘ Real Madrid-Kollegen Federico Valverde, der einmal einen Freistoß rechts an der Mauer vorbei, aber nicht ins Tor brachte, sowie aus dem Spiel heraus mit seinem schwächeren linken Fuß ebenfalls zu unpräzise abschloss. Auch Botafogo-Stürmer Igor Jesus köpfte in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit einen Ball auf das uruguayische Tor, doch mit 0:0 mussten sich die Celeste und die Seleção, die mit einem Schussverhältnis von 7:4 sowie 65% Ballbesitz mehr Spielanteile hatte, begnügen.
Den Beginn der zweiten Halbzeit markierte Brasilien zwar mit zwei knappen Schüssen, doch die Effizienz war auf uruguayischer Seite. So überwand Federico Valverde schließlich zehn Minuten nach Wiederanstoß Man City-Keeper Ederson mit einem präzisen Treffer in die rechte untere Ecke. Die Antwort des Heimteams ließ nicht lange auf sich warten. Raphinha schlug eine Flanke vom linken Flügel in den Strafraum, die von der uruguayischen Abwehr zwar geklärt wurde, doch mit einer Direktabnahme knallte Gerson den Ball vom Strafraumrand in das uruguayische Tor und brachte die Arena Fonte Nova zum Beben. Folglich war die Seleção erneut das dominantere Team, konnte dies aber dennoch nicht in ein weiteres Tor ummünzen. 1:1 endete das Topspiel des zweiten Spieltages der November-Länderspiele.
Das zweite Remis sorgt in Brasilien für Unzufriedenheit und liefert Kritikern an Dorival weiterhin Zündstoff. So wird unter anderem ein zu langsamer Entwicklungs- und Fortschrittsprozess der Mannschaft bemängelt, wobei auch einzelne Spieler nicht die Leistung für die Nationalmannschaft, wie für den Club abrufen. Allen voran wird Vinicius Junior dabei immer wieder genannt, der mit Real Madrid bereits zahlreiche Titel gewann, für die Seleção aber nur fünf Tore und fünf Assists in 37 Einsätzen beisteuerte. Dies sollte allerdings im Kontext der Phase betrachtet werden, in der sich der brasilianische Fußball befindet. Seit Jahren steckt man schon in einer Krise, die dringende Reformen nach sich ziehen sollte, wenn man den Anforderungen des modernen Spiels gerecht werden und wieder Titel gewinnen will.
Für Uruguay ist das Unentschieden ein wichtiger Punkt in der Qualifikation und beruhigt gemeinsam mit dem Sieg gegen Kolumbien die Gemüter, nachdem es neben der sportlichen Misere auch Unruhen abseits des Rasens gab, was die Stürmerlegende Luis Suárez nach seinem Rücktritt bekannt gab. In der Qualifikationstabelle zog man dadurch an Ecuador und Kolumbien vorbei und hat nun Rang zwei inne.
Players to watch
Aus dem großen Talentepool in Südamerika waren auch im November wieder ein paar interessante Spieler bei den Nationalmannschaften dabei. So hat Argentiniens Nationaltrainer Lionel Scaloni vor allem im Mittelfeld drei junge Akteure mitgenommen, die noch öfter das himmelblau-weiß gestreifte Trikot tragen werden. Während der 23-jährige defensiven Mittelfeldspieler Enzo Barrenechea, der von Aston Villa an Valencia verliehen ist, zum ersten Mal die Luft der A-Nationalmannschaft schnuppern durfte, waren auch Nico Paz von US Como (20 Jahre alt) und Leicester Citys Facundo Buonanotte (19) dabei, die bereits in der Vergangenheit debütierten. Das Trio kam im November allerdings nicht zum Einsatz.
Der Neuling bei Brasilien war Murillo, der im Sommer 2023 von Corinthians zum Premier League-Klub Nottingham Forest wechselte und sich dort seitdem in der Abwehr als Stammkraft etablierte. Gespielt hat aber auch er nicht. Insgesamt 18 Minuten Einsatzzeit gab es dafür aber für den zukünftigen Chelsea-Spieler Estêvão (17), der aktuell mit Palmeiras noch im Titelrennen der brasilianischen Liga steckt. Auch das Botafogo-Angriffsduo bestehend aus Igor Jesus und Luiz Henrique (beide 23) war wieder dabei, konnte aber nicht an den erfolgreichen Zahlen im Oktober (drei Tore und zwei Vorlagen) anknüpfen.
Bei Kolumbien sind zwei spannende Namen zu nennen. Zum einen: Gustavo Puerta (21). Der Mittelfeldakteur ist aktuell vom deutschen Meister Bayer Leverkusen an Hull City in die englische Championship verliehen und bekommt seit seinem Debüt regelmäßig Spielzeit, stand für Kolumbien allerdings noch nicht auf dem Platz. Ein paar Minuten bekam immerhin Carlos Andrés Gómez (22), der bis Juli noch in der MLS aufspielte und sich aktuell bei Stade Rennes einfindet.
Die Überraschung in der Liste von Marcelo Bielsa war mit América-Stürmer Rodrigo Aguirre (30) zwar kein junger Spieler, doch immerhin erzielte er bei seinem Debüt gegen Kolumbien das 2:1-Führungstor. Schon länger auf dem Schirm Marcelo Bielsas ist hingegen Innenverteidiger Juan Rodríguez (19). Bereits im Oktober 2023 war er als Sparring-Spieler dabei, erhielt im Mai sein Debüt und durfte auch dieses Mal mittrainieren.
Für Ecuador nominierte Sebastián Beccacece in seiner kurzen Amtszeit ganze zwölf U23-Spieler., von denen Piero Hincapié die meisten Einsätze bekam. Neben Megatalent Kendry Páez (17) sind dabei sein Independiente del Valle-Teamkollege Keny Arroyo (18), sowie die beiden Legionäre Joel Ordóñez (21, FC Brügge) und Alan Minda (21, Cercle Brügge) zu nennen.
Die Tabelle
- Argentinien, 25 Punkte
- Uruguay, 20 Punkte
- Ecuador, 19 Punkte (vorgereiht wegen Tordifferenz)
- Kolumbien, 19 Punkte
- Brasilien, 18 Punkte
- Paraguay, 17 Punkte
- Bolivien, 13 Punkte
- Venezuela, 12 Punkte
- Peru, 9 Punkte
- Chile, 7 Punkte
Platz eins bis sechs qualifizieren sich direkt für die Weltmeisterschaft, Platz sieben spielt ein interkontinentales Play-Off.
Tim Bosnjak, abseits.at
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