Wenn das österreichische Nationalteam am Freitag um 20:30 Uhr auf Schweden trifft, werden die Augen bei unserem Gegner speziell auf einen gerichtet sein: Zlatan... Zlatan Ibrahimovic – der exzentrische Superstar der Schweden

Zlatan Ibrahimovic (AC Milan, Schweden)Wenn das österreichische Nationalteam am Freitag um 20:30 Uhr auf Schweden trifft, werden die Augen bei unserem Gegner speziell auf einen gerichtet sein: Zlatan Ibrahimovic! Der 31-Jährige kann bereits auf eine große Karriere zurückblicken, wurde bisher 7-mal zum schwedischen Spieler des Jahres gewählt und ist der teuerste Transfer, den der große FC Barcelona je getätigt hat. Doch was macht den Weltstar aus, welche Stationen hat er in seiner Karriere schon hinter sich und wie kann es den Österreichern gelingen den robusten Schweden zu neutralisieren?

Start seiner Profikarriere

1999 unterschrieb Zlatan Ibrahimovic seinen ersten Profivertrag bei Malmö FF. Er stieg mit dem schwedischen Traditionsverein am Ende der Saison nach 60-jähriger Erstklassigkeit ab, blieb dem Verein aber treu, und schaffte in der kommenden Saison den direkten Wiederaufstieg. In 40 Spielen erzielte er immerhin 16 Treffer. Bereits in jungen Jahren machte er auf sich aufmerksam und so wechselte er 2001 für eine Ablösesumme von knapp acht Millionen Euro nach Amsterdam zu Ajax. Damit war er bereits zu diesem Zeitpunkt der teuerste Schwede. Bis 2004 kickte er beim holländischen Traditionsverein, erzielte dabei in 71 Spielen satte 32 Treffer und wurde zugleich zweimal Meister und Cupsieger mit Ajax Amsterdam. Zudem kam er in den Niederlanden zu seinen ersten Champions-League Einsätzen.

Juventus Turin und anschließender Wechsel zu Inter Mailand

2004 klopfte schließlich niemand geringerer als die „Alte Dame“ Juventus Turin an der Tür. Für die beachtliche Ablösesumme von 19 Millionen Euro kickte er ab sofort in Italien. Bis 2006 spielte er in Turin und erzielte in 70 Spielen 23 Treffer. Während seines Engagements bei der alten Dame wurde er auch zum Weltfußballer des Jahres 2005 nominiert und erreichte dabei den 8. Platz. In der Champions-League-Saison 2005 machte auch der österreichische Rekordmeister Rapid Wien Bekanntschaft mit dem baumlangen Schweden. In den beiden Spielen der Gruppenphase erzielte er zwei Treffer gegen die Hütteldorfer. Die beiden Partien endeten jeweils mit Siegen für Juventus (3:0 in Turin, 3:1 in Wien). Mit Juventus wurde die „Kobra“, wie er liebevoll aufgrund seines Spielstils und seiner Kaltschnäuzigkeit genannt wird, zweimal italienischer Meister.

Aufgrund des Zwangsabstiegs von Juventus Turin 2006, konnten die Italiener den Schweden nicht halten und so zog er zu einer seiner erfolgreichsten Station weiter. Er wechselte nach Mailand zu Inter. Bis 2009 kickte er dort und konnte in 88 Spielen beachtliche 57 Treffer erzielen. Er wurde mit Inter Mailand dreimal italienischer Meister und galt bei den Mailändern mit einem Nettojahresgehalt von 13,5 Millionen Euro als bestbezahlter Fußballspieler der Welt.

Weniger erfolgreiche Station FC Barcelona

Aufgrund seiner mittlerweile weltweit bekannten Qualitäten, wechselte er schließlich 2009 zu einem der weltbesten Fußballteams, dem FC Barcelona, nachdem dieser im Jahr zuvor das Triple (Anm.: Meistertitel, Cupsieg, CL-Titel) geholt hat. Barcelona schickte im Gegenzug Samuel Eto’o nach Mailand und überwies noch an die 50 Millionen an Inter. Dieser Transfer kostete die Katalanen umgerechnet ca. unfassbare 75 Millionen – bis heute der teuerste Transfer Barcelonas. Die fixe Ablösesumme wurde auf 250 Millionen Euro festgelegt, Zlatan avancierte mit diesem Hammertransfer zum zweitteuersten Fußballtransfer der Fußballgeschichte. Das Engagement sollte sich für den FC Barcelona nicht rentieren. Nach starkem Beginn, ließen seine Leistungen mit Fortdauer der Saison immer mehr nach. Er kam mit seinem damaligen Trainer Pep Guardiola nie zurecht und fand sich vor allem gegen Ende der Saison eher auf der Ersatzbank, als auf dem Rasen wieder. Zwar wurde er mit Barcelona spanischer Meister, nach dieser Saison suchte er jedoch eine neue Herausforderung und Barcelona gab ihn frei. Das 1-jährige Engagement brachte den Katalanen ca. 37 Mio. € Verlust ein.

Zunächst AC Mailand und dann Paris Saint-Germain

Von 2010 bis 2012 spielte der baumlange Stürmer wieder in der Serie A, diesmal für den AC Mailand. Er fand wieder zu alter Stärke zurück, in 60 Spielen erzielte er 42 Treffer und wurde zudem 2011 mit den Rossoneri italienischer Meister.

2012 wechselte er schließlich zu seinem aktuellen Arbeitgeber Paris Saint-Germain. Dort kassiert er jährlich um die 15 Mio. € netto und ist somit der bestbezahlte Spieler Frankreichs. Mit PSG feierte er 2013 den französischen Meistertitel und wurde zugleich mit 30 Treffern Torschützenkönig in der aktuellen Spielzeit. Bei den Franzosen steht der Schwede noch bis 2015 unter Vertrag. Insgesamt wurden für Zlatan Ibrahimovic ungefähr 168 Mio. € Transfergelder überwiesen, was derzeit einen Rekord darstellt.

Das schwedische Nationalteam

Kickt er sonst mit anderen Weltstars zusammen, ist er im schwedischen Nationalteam der absolute Star. Er debütierte bereits 2001 fürs Team und ist aktueller Teamspieler. Bislang absolvierte er 85 Spiele und erzielte dabei 39 Treffer, bei denen es hoffentlich auch nach dem nächsten Länderspiel bleibt. Bei der Europameisterschaft 2004 erzielte er zwei Treffer, bei der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland sollte er ohne Torerfolg bleiben. Bei der EM 2008 in Österreich und der Schweiz, erzielte er wiederum zwei Treffer, seine Mannschaft schied dennoch in der Vorrunde aus. Ab 2010 übernahm er die Kapitänsschleife im Nationalteam und sollte die Schweden bei der EM 2012 in Polen und der Ukraine als Kapitän aufs Feld führen. Er erzielte erneut zwei Treffer und war somit der erste Nationalspieler, der bei drei Europameisterschaften jeweils zweimal scorte.

Persönlichkeit und Eskapaden

Zlatan Ibrahimovic wird von vielen Seiten als arrogant bezeichnet. In Interviews macht er sich häufig über Gegenspieler lustig. So sagte er einst über den Norweger John Carew: „Was er mit dem Ball kann, kann ich mit einer Orange!“ Auf die Kritik seines Nettogehalts bei Paris Saint-Germain sagt er kurz und bündig: „Qualität hat nun mal ihren Preis!“

Ibrahimovic provoziert und polarisiert. Auf die Frage eines schwedischen Reporters nach den Kratzern in seinem Gesicht, antwortete er „Fragen Sie doch mal ihre Frau!“. Doch auch mit Fans legt er sich gerne an: Als er mit dem FC Barcelona in einem Champions-League-Spiel gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber Inter Mailand antrat, sagte er vor der Partie, dass Barcelona klar stärker als Inter sei und brachte dadurch die Inter-Fans in Rage. Die Antwort bekam er während der 90 Minuten zu spüren, als er bei jedem Ballkontakt gnadenlos ausgepfiffen wurde.

Neben seinen verbalen Entgleisungen, kam es auch zu Eskapaden des Exzentrikers. So wurde er 2006 kurzzeitig aus dem schwedischen Nationalteam ausgeschlossen. Vor einem Länderspiel in Liechtenstein verließ Ibrahimovic mit seinen damaligen Teamkollegen Olof Mellberg und Christian Wilhelmsson unangemeldet das Hotel,  um sich in einem Nachtklub zu vergnügen. Daraufhin wurden sie vom Trainer nach Hause geschickt. Seine beiden Teamkollegen akzeptierten die Strafe, nur Ibrahimovic fühlte sich ungerecht behandelt und wurde für die kommenden Länderspiele nicht berücksichtigt. Im März 2007 feierte er schließlich sein Comeback.

2011 erhielt er einem Ligaspiel der Serie A die rote Karte, weil er seinem Gegenspieler mit der Faust in die Magengegend schlug. Nachdem er von seiner Sperre zurückgekehrt war, erhielt er im darauffolgenden Spiel kurz vor Abpfiff erneut die rote Karte, weil er den Schiedsrichterassistenten beleidigte.

Sein Spielstil

Doch unabhängig von seiner exzentrischen Art ist er ein Weltklassekicker und fällt immer wieder mit traumhaften Spielaktionen auf. Trotz seiner Größe von 195cm ist er ein hervorragender Techniker, beidbeinig und besitzt ein ausgezeichnetes Kopfballspiel. Er deckt den Ball enorm gut ab, sodass man ihn kaum davon trennen kann. Er ist bekannt für seine strammen Schüsse und gut getretenen Freistöße, so jagte er im Dress von Inter Mailand einen Freistoß mit 124 km/h in die Maschen. Ibrahimovic ist bekannt für unfassbare Tore, bei denen man selbst in der 3. Wiederholung noch nicht fassen kann, wie er sie gemacht hat. So erzielte er bei der Europameisterschaft 2004 gegen Italien ein wunderschönes Tor, in dem er den Ball – mit dem Rücken zum Tor stehend – mit der Ferse über die Linie bugsierte. Im Dress von Ajax umkurvte er einmal fünf Gegenspieler, ehe er noch den Goalie bezwang. Eines der wohl genialsten Tore der Fußballgeschichte erzielte er in einem freundschaftlichen Länderspiel 2012 gegen England. Beim 4:2-Sieg der Schweden erzielte er alle Treffer für sein Team. Beim entscheidenden 4:2 war der Goalie Englands Joe Hart aus dem Tor geeilt, um den Ball mit dem Kopf zu klären. Diese Rettungstat misslang jedoch und Ibrahimovic setzte aus 25 Metern einen Fallrückzieher (!) in hohem Bogen ins Tor. Ein Tor für die Ewigkeit! Aufgrund seines aufreizendes Spielstils und seiner spektakulären Treffer wird er auch liebevoll als „Ibrakadabra“ bezeichnet. Der Schwede hat es 2012 mit einem eigenen Wort in den schwedischen Duden geschafft. Dort findet man nun das Wort „zlatanieren“, gleichbedeutend mit „stark dominieren“.

Länderspiel am Freitag: Respekt ja, Angst nein

Einen Mann wie Ibrahimovic kann man unmöglich 90 Minuten aus dem Spiel nehmen, er kann mit einer Einzelaktion, für die er immer gut ist, ein Spiel auf den Kopf stellen bzw. zugunsten seines Teams entscheiden. Die österreichischen Verteidiger müssen am Freitag über 90 Minuten hellwach sein und versuchen jede Aktion des schwedischen Ausnahmestürmers bereits im Anfangsstadium zu stören und ihn so oft es geht doppeln. Das beste Rezept wird sein, Ibrahimovic mit seinen eigenen Mitteln zu schlagen, sprich robustes und kompromissloses Zweikampfverhalten und sich nicht provozieren lassen. Die ÖFB-Kicker dürfen Respekt haben, aber auf keinen Fall Angst. Wichtig wird sein, dass man gleich die erste Aktion des schwedischen Angreifers souverän unterbindet und somit Selbstvertrauen für die restliche Spieldauer tankt. Unsere Spieler dürfen natürlich auch nicht den Fehler begehen, wie auch bereits Teamchef Koller gesagt hat, sich nur auf den Angreifer zu konzentrieren und die anderen Spieler, die zwar nicht den Bekanntheitsgrad Ibrahimovics haben, aber dennoch allesamt Qualität besitzen, außer Acht zu lassen.

Martin Sein, abseits.at

Martin Sein

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