Um so manchen Legionär ist es verhältnismäßig ruhig geworden. Abseits.at wirft einen Blick auf jene ÖFB-Profis, die weniger im Rampenlicht stehen, also in keiner... Wie geht es den Legionären? – Die Kicker, um die’s ruhig wurde…

Um so manchen Legionär ist es verhältnismäßig ruhig geworden. Abseits.at wirft einen Blick auf jene ÖFB-Profis, die weniger im Rampenlicht stehen, also in keiner großen ersten Liga oder, wie Erwin Hoffer oder Robert Almer, im Nationalteam spielen.

 

England

Johannes Ertl – Sheffield United

„Johnny“ blieb seinem Verein nach dem Abstieg treu und dieser im nach seinem Kreuzbandriss vor einem Jahr. Er verbuchte seit November wieder sieben Einsätze in der League One, der dritten Leistungsstufe in England. Der 29-jährige Freizeitmusiker und Publikumsliebling fühlt sich in England wohl. United liegt fünf Runden vor Schluss mit vier Punkten Vorsprung auf den Stadtrivalen Wednesday auf dem den Aufstieg sicher garantierenden zweiten Rang. Die Heimspiele werden vor 20.000 Fans ausgetragen. Bei Crystal Palace war er so beliebt, dass die Fans dem Musiker gerne zur Melodie des Ninja-Turtles-Songs huldigten: „We’ve got super Johnny Ertl. Bring him on at half time: ERTL POWER!!“ Unbestätigten Gerüchten zufolge ist dies auch in Sheffield der Fall. Laut eigener Aussage gehört United aber in die Premier League. Sein Vertrag läuft im Juni aus, ein Verbleib auf der Insel ist aber sehr wahrscheinlich.

 

Robert Olejnik – Torquay United

Der 25-jährige Tormann ist die Nummer eins, hat bis dato insgesamt schon 46 Ligaspiele in Händen und Füßen. Torquay liegt im Spitzenfeld der League Two und ein Aufstieg – ob direkt oder im Play Off – ist sehr wahrscheinlich. Im Südwesten Englands ist der polnisch-stämmige Keeper glücklicher als bei Falkirk und vielleicht geht mit seinem gegenwärtigen Verein die Reise bis Vertragsende 2014 noch Richtung Championship. Der Fußballfan weiß: Gute Torhüter sind in England rar gesät und 20 Mal hielt er seinen Kasten sauber.

 

Deutschland

Ümit Korkmaz – Eintracht Frankfurt

Der Wiener hat Pech: Die Offensive der Frankfurter Eintracht ist gut in Schuss, Coach Armin Veh hat wenig Grund zu wechseln. Neun Einsätze, keiner über 90 Minuten und nur zwei Mal von Beginn an sowie ein Tor und ein Assist stehen zu Buche. Der Vertrag des linken Flügelflitzers läuft aus und seit seinem Transfer vor der Euro 2008 stockt die Karriere. Die vielen Verletzungen, vor allem die zwei Mittelfußknochenbrüche, sind wohl dem zu schnellen Aufstieg aus dem österreichischen Unterhaus nach Deutschland zu schulden. Offensichtlich sind Sehnen und Knochen nicht stabil genug für die schnellen Karrieresprünge. In Wien-Hütteldorf wäre der „verlorene Sohn“ ein gern gesehener Mann, allerdings müsste da noch einer gehen. Wie praktisch, dass Christopher Drazan mit einem Auslandstransfer in Verbindung gebracht wird.

 

Benjamin Fuchs – Eintracht Braunschweig

Der 28-jähirge Rechtsverteidiger ist deutsch-österreichischer Doppelstaatsbürger, spielte im Nachwuchs der SpVgg Greuther Fürth und kam über Wehen-Wiesbaden zum Traditionsverein aus Niedersachsen. Fuchs ist Ergänzungsspieler, erkämpfte sich im Winter kurzfristig einen Stammplatz, den er wegen einer Zerrung wieder verlor. Seitdem pendelt er zwischen erster und zweiter Mannschaft. Der Vertrag des in Nürnberg geborenen Spielers läuft allerdings im Juni aus. Er absolvierte ein Spiel für die österreichische U19-Nationalmannschaft, das Mittelfeld der zweiten Bundesliga scheint aber der Leistungszenit zu sein.

 

Denis Berger – VfLBochum

Von 2001 bis 2006 spielte der linke Mittelfeldspieler im Nachwuchs des VfB Stuttgart, es reichte aber nicht gänzlich für die erste Mannschaft. Über die Sportfreunde Siegen und Hessen Kassel kam er 2008 zur SV Ried, die der heute 29-Jährige aber nach 20 Einsätzen im Juli 2009 nach einem Jahr wieder verließ. Nach einem Jahr bei Jahn Regensburg ging es zu den Kickers Offenbach, im Juli 2011 streifte er dann das Trikot des Ruhrpottklubs über. Dort klappte es zunächst recht gut, ein Muskelfaserriss im Herbst 2011 stoppte ihn aber. Seit der 23. Runde hat er aber seinen Stammplatz. Dass er in der kommenden Spielzeit, und somit der letzten seines Vertrags, weiterhin zweitklassig spielen wird, ist fast gesichert. Sechs Punkte sollten dem Ex-Klub von Marcel Koller drei Runden vor Schluss zum Klassenerhalt reichen.

 

Clemens Walch – Dynamo Dresden

Der schon 24-jährige Dribbler hat beste Anlagen und einen Vertrag bis 2013 beim 1. FC Kaiserslautern, verdingt sich nach fünf Bundesligaspielen im Herbst seit dem Winter beim traditionsreichen Ostklub. Dort absolvierte er insgesamt fünf Spiele, vier Einsätze als Wechselspieler in der Schlussphase. Einmal durfte er von Beginn an spielen, wurde aber ausgetauscht. Der ehemalige Tirol-Akademiespieler setzte sich bei Red Bull Salzburg nicht durch, ging zu Stuttgart, scheiterte dort aber auch. Seinem großen Talent steht er wohl selbst im Weg. Im Sommer wird sich bei den „roten Teufeln“ weisen, ob die Anlagen doch noch für eine respektable Karriere reichen oder nicht.

 

Christoph Knasmüllner – FC Ingolstadt

Es ist wohl noch zu früh, die Karriere des 19-jährigen Ausnahmekickers zu bewerten. Beim FC Bayern München hielten die Trainer große Stücke auf ihn, er ging lieber zu Inter Mailand, um dann beim weniger großen FCI bis 2014 zu unterschreiben. Beim Mittelständler spielt er aber im Frühjahr nicht einmal mehr in der zweiten Mannschaft. Woran es (noch) fehlt: „Von der Qualität her ist er um nichts schlechter (Anm.: als David Alaba). Aber er hat nicht diese Beißer- Qualitäten“, sagte Bayern-Nachwuchschef Werner Kern über den zentralen Mittelfeldspieler. Dieser attestierte ihm auch ein „Weglaufen vor Problemen“. Noch ist Zeit für Knasmüllner, aber nicht ewig. Wie Karrieren auch verlaufen können, wenn es mental nicht passt, steht im Absatz über diesem.

 

Ramazan Özcan – FC Ingolstadt

Lang hing das Spiel gegen Italien im Sommer 2008 über dem Torhüter, als er heftig patzte. Doch der 27-jährige Hohenemser kämpfte sich nach der Ausmusterung in Hoffenheim, einem halben Jahr bei Besiktas Istanbul und einem Jahr des Mittrainierens im Kraichgau in der Audi-Stadt wieder zurück. Er ist seit Ende November 2011 die Nummer eins und trug mit tollen Spielen dazu bei, dass die Ingolstädter nicht absteigen. Dies brachte ihn zuletzt auch wieder in den Dunstkreis des Nationalteams. Durchbeißen und nicht loszulassen ist eine Eigenschaft, die für „Rambo“ spricht: „Ich habe an mich geglaubt, konnte immer in den Spiegel schauen!“ Darüber hinaus ist Ingolstadt seit dem 18. Spieltag, also wenige Runden nach seiner Ernennung zur Nummer eins, ungeschlagen.

 

Michael Langer  – FSV Frankfurt

Der Torhüter wurde 2007 deutscher Meister. Beim einzigen Saisonspiel als Vertretung von Timo Hildebrand hielt er seinen Kasten sauber, das Spiel gegen Wolfsburg endete 0:0. Im Jänner 2008 wechselte er zum SC Freiburg, wo er sich aber nicht durchsetzen konnte. Seit Juli 2010 ist er beim kleineren Verein aus der Börsenstadt unter Vertrag, ist aber nur eine Kaderergänzung. Im Juni läuft der Vertrag des 27-jährigen Tormannhünen aus, wohin die Reise geht, ist ungewiss. Es wäre schön, wenn ihm ein Verein einmal über einen längeren Zeitraum das Vertrauen als Nummer eins schenken würde. Ob dies aber auf dem Niveau der zweiten deutschen Bundesliga sein wird, ist fraglich.

 

Italien

Thomas Pichlmann – Hellas Verona

Bis 2014 steht der ehemalige Pasching- und Austria-Wien-Stürmer noch bei Verona unter Vertrag. Mit 30 Jahren wird es wohl ab nächster Saison Serie A für den Wiener heißen. Hellas liegt auf dem zweiten Platz und kann sich eventuell sogar direkt für die höchste Spielklasse qualifizieren. Zehn Punkte beträgt der Vorsprung auf Rang sechs, der zur Teilnahme am Playoff berechtigt. Und was sind schon 30 Jahre in Italien? 16 Ligaspiele, fünf Tore und ein Assist stehen zu Buche, Pichlmann ist ein verlässlicher Spieler, der von der Bank kommend Spielen noch eine positive Wendung geben kann. Möglicherweise scheint sein Name ab Sommer auch auf den Anzeigetafeln des Giuseppe-Meazza-Stadions oder des Stadio San Paolo auf – vielleicht sogar als Torschütze.

 

Jürgen Prutsch – AS Livorno

Im Sommer 2011 wollte der 22-jährige Mittelfeldspieler das Kapitel Italien schließen, zur Admira wechseln. Ein Mittelfußknochenbruch verhinderte dies. Bis 2014 hat er noch seinen Vertrag beim linken Klub, die Zeichen stehen aber im Grunde genommen auf Abschied. Sobald er wieder fit ist, wird er vermutlich nach Österreich zurückkehren.

 

Marcel Büchel – AS Gubbio

Im November 2010 feierte der Offensivspieler sein Debüt für Juventus Turin in der Europa League gegen Salzburg. Seit 2009 gehört der dem AC Siena, Vertrag und Leihgeschäft mit Gubbio enden im Juni. Seit November spielt er beim Vorletzten der Serie B regelmäßig, traf sogar einmal. Wohin die weitere Reise geht, ist unklar. Mit 21 Jahren sollte es auf jeden Fall ein Klub sein, bei dem er spielen kann, wie bei Prutsch oder Knasmüllner. Die Visitenkarte mit einigen Serie B-Spielen sollte für einen Bundesliga-Klub in Österreich oder der Schweiz ausreichen, sollte sich in Italien kein Arbeitgeber finden.

 

Schweiz

Manuel Suttner – FC St. Gallen

Der Wolfurter gehört zum Kader der Ostschweizer und ist dort Einwechselspieler. Bei 18 Einsätzen erzielte er zwei Tore. Beim designierten Aufsteiger in die Super League arbeitet Heinz Peischl als sportlicher Leiter. Das hilft eventuell bei den Verhandlungen um einen neuen Vertrag ab Juni 2012. Immerhin kam der 21-jährige linke Mittelfeldspieler über die zweite Mannschaft ins Team. Ein Verbleib wäre gut, mehr Einsatzminuten noch besser.

Des Weiteren ist Michael Gspurning, ehemaliger ÖFB-Tormann, von Griechenland in die USA zu den Seattle Sounders gegangen und ist dort Nummer eins und sehr beliebt.

 

Georg Sander, abseits.at

Georg Sander

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